Das ist Facebook Graph Search und vielleicht solltet ihr euer Profil einmal überprüfen
Im Januar 2013 stellte Facebook die Graph Search der Öffentlichkeit vor. Facebooks Idee, alle öffentlichen Informationen von Menschen, Musik, Fotos und Videos zu verknüpfen. Eine bessere Suche für Facebook: Wer sind meine Freunde in Dortmund, die gerne Depeche Mode hören? Oder: “Freunde von Carsten, die Andi heissen und ebenfalls aus Dortmund kommen”.
Ebenfalls kann der Graph Orte finden, so könnte ich nach einem Italiener in Bremen suchen und Facebook würde mir unter Umständen Bewertungen und Benutzermeinungen an einem Ort präsentieren. Dies bietet Chancen für den Benutzer, appelliert aber auch an unseren Umgang mit dem sozialen Netzwerk.
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Ich schrieb es heute schon spaßeshalber bei Facebook. Wie würden Männer wohl die Facebook Graph Search nutzen? Der Suchterm „Single women who live nearby“ oder „Photos of single women who live nearby“ bringt unter Umständen nette Ergebnisse und machen Facebook so zum digitalen Ball der einsamen Herzen.
Wir sehen: die Suche kann man natürlich eingrenzen. Wann wurden die Fotos geschossen? Wer hat diese Fotos geliked? Wir können viel finden, aber auch gefunden werden. Mit der Graph Search ist es zum Beispiel möglich, dass ich schaue, welcher von meinen Freunden die Fotos der Single-Mädels geliked hat.
Ich habe hier natürlich erst einmal nur Offensichtliches demonstriert, doch die Graph Search hat natürlich Vorzüge. Ich kann Restaurants suchen, die von Freunden besucht und bewertet worden, als neu Zugezogener in einer Stadt kann ich vielleicht Anschluss finden, indem ich bestimmte Bars oder Clubs aufsuche, die von Menschen besucht werden, die gerne Depeche Mode oder Pet Shop Boys hören. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Die Chancen sind groß – die Diskussion um die Privatsphäre sicherlich auch. Doch was will man sagen? Die Suchergebnisse spiegeln das wieder, was der Benutzer für alle freigegeben hat. Also ich heute morgen den Screenshot postete, der die Möglichkeit zeigte, nach Singles zu suchen, kam gleich die Anfrage einer alten Freundin. Was dies denn wohl sei und wie der Spaß funktioniert. Ich erklärte es ihr.
In der Welt von Facebook herrscht viel Unwissen und Panikmache. Während der hier mitlesende Benutzer sicherlich weiss, wie er seine Bilder und Mitteilungen nur Freunden zeigt, sieht es bei einer großen Masse von Menschen sicherlich ganz anders aus. Bilder und Co durchsuchbar – auch für Nicht-Freunde.
Ich sehe Menschen, die in meiner Nähe wohnen und die DVU und die NPD gut finden – aber gleichzeitig Fan der Dönerbude am Eck sind – denn Suchen lassen sich natürlich verknüpfen.
Mit dem Graph Search kommt eine umfassende Suche und die Verpflichtung an den Benutzer, seine Daten – sofern er dies will – nicht für die Öffentlichkeit freizugeben. Dies gilt nicht nur für private Angaben, sondern auch für Apps. Ihr nutzt Let’s date oder Bang with friends? Ich kann es sehen, denn standardmäßig fragen viele Apps Berechtigungen ab, die sie öffentlich auffindbar machen. Ich verfahre meistens so, dass ich die Aktivitäten auf „nur ich“ eingrenze, womit andere Benutzer nicht sehen können, was ich so nutze.
Ja, die Graph Search ist eine tolle Funktion mit massig Potential. Taugt sogar als Singlebörse. Mitglieder suchen, die in Gruppen namens „Singles in $Stadtname“ sind. Auf der anderen Seite birgt so etwas natürlich Diskussions-Potential. Was darf man durchsuchen, was nicht? Ist der Nutzer immer seines eigenen Glückes Schmied? Ein Eldorado für Stalker und andere geisteskranke Spinner scheint die Graph Search unter Umständen auch zu sein.
Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie man sich schützen kann, sofern man dies will. Facebook Graph Search besitzt Potential und bald werden viele Menschen merken, dass sie in der Vergangenheit vergessen haben, ihre digitalen Spuren zu verwischen, beziehungsweise zu tölpelhaft durch das digitale Feld gelaufen sind. Die Graph Search offenbart nicht nur die Aussagen, die öffentlich auf der Pinnwand stattfanden, sie zeigt auch Likes und Co, die ein umfassendes, unter Umständen nicht gerade schmeichelhaftes Bild vom Benutzer zeichnen.
Hier in Deutschland ist Graph Search ja (noch) ganz anders zu bewerten, als vielleicht im Ausland. Überlegt vielleicht einmal, was weniger liberale Länder mit Menschen machen könnte, die via Facebook etwas gutheißen, was in dem Land verboten oder verächtet ist? Free Speech in Nordkorea, Homosexualität in arabischen Ländern und und und…
Ob ich Tipps für euch habe?
Einfach mal eure Aktivitäten (Activity Log) überprüfen. Dieses Log zeigt an, was ihr so treibt. Hier vielleicht die euch peinlichen Likes entfernen. Wo man das Activity Log findet? Hier: https://www.facebook.com/Euer_FB_Kurzname/allactivity
In der linken Sidebar findet ihr eure Postings, Postings von anderen, die euch markieren, Bilder, Likes, Fotos und Co.
Auch ein Blick in die Privatsphäre-Einstellungen soll lohnen. Hier kann man zurückliegende Postings eingrenzen, ebenfalls die Durchsuchbarkeit nach Mail-Adresse einschränken.
Auch wichtig: schmeißt Apps raus die ihr nicht braucht oder beschränkt deren Sichtbarkeit. Hier findet ihr die Einstellungen. Denkt auch bei neuen Apps an die Sichtbarkeit und schaut, was die App so an Daten absaugen will.
Externe Tools? Simple Wash kann unangemessene Wörter in euren Status-Mitteilungen finden und diese reinwaschen. Ebenfalls versucht Privacy Fix eine Idee zu vermitteln, was ihr so teilt und versucht, euch Tipps zu geben.
Was sagte Ben Parker seinerzeit? Mit großer Macht kommt große Verantwortung. Facebook ist für uns eine Macht. Ich bin dankbar, mit Menschen in Kontakt bleiben zu können, zentral an einem Ort – ja, ich als reiner Onliner (ich arbeite ja online) ist Facebook das Kontakt-Tool Nummer 1 um Dinge virtuell als auch reell zu erledigen. Doch die Verantwortung muss auch vom Benutzer getragen werden, Verantwortung für das Geteilte, Gepostete und Gesagte. Hier im Blog muss ich das niemanden erzählen, doch es gibt genügend Menschen, die etwas unvorsichtig mit dem öffentlich Geteilten umgehen.
Ich bin unwahrscheinlich großer Facebook-Fan und möchte vielleicht noch einen etwas unbequemen Gruß an die richten, die sich durch das inhaltslose Bashen gegen einige Dienste auszeichnen: Schön, dass ihr Facebook nicht nutzt – aber erzählt uns doch bitte nichts in leeren Worthülsen davon. Bedenken, Chancen und Erfahrungen kann man gerne austauschen, alles andere ist verlorene Zeit.
Ich steh da drüber, aber ich finde es trotzdem krass, dass man sich auf der Straße einfach nicht mehr kennt. Wegen sowas. Soll ja nur zeigen, dass sowas schon Auswirkungen haben kann 🙂
Der Search Graph macht vor allem dann Sinn, wenn man an eine bestimmte Zielgruppe posten will, die mit einem speziellen Stichwort garantiert nie in Berührung kommt. So kann man seine News noch viel präziser verteilen – und man muss nicht ständig checken: Wer hat denn welche Ansicht und wer hat diese etwa gerade eben geändert! Ich führe zwar eigene Listen, aber das ist alles frickelige Handarbeit!
Ergänzend zu diesem Artikel vielleicht noch ganz interessant: Auf Blog IT-Solutions findet sich eine zweiteilige Artikelserie zum Thema „Facebook: Privatsphäre richtig einstellen“: http://www.blog-it-solutions.de/2013/facebook-privatsphaere-1