Asus ROG Phone 5 im Test: Kraftvoll und ausdauernd, aber auch teuer
Mobile Gaming ist für viele Gamer eine Sparte, die man am liebsten nicht zum „echten“ Gaming dazu zählen möchte. Dabei empfinde ich es als jemand, der mit Atari, Amiga, Sega, Nintendo und später dann Sony und seinem PC (LAN-Partys yeah!) groß geworden ist, als ziemlich traurig, dass man da immer noch Diskussionen starten muss. Wer sich Gamer nennen will, der soll das tun, unabhängig davon, auf welcher Plattform er spielt. Doch ich drifte ab. Asus hatte vor kurzem sein neues Gaming-Smartphone, das ROG Phone 5, auf den Markt gebracht, welches als einfache Variante, als Pro-Modell und sogar in einer limitierten Ultimate Edition zu bekommen ist. Das „normale“ ROG Phone 5 in der Ausführung mit 16 GB RAM und 256 GB Speicher durfte ich mir nun mal ausführlicher anschauen.
Ohne zu spoilern: Wer ein Smartphone sucht, dem kein Spiel mehr etwas vormachen kann und das auch gleich noch 5G und Wi-Fi 6E unterstützt, dem sei das ROG Phone 5 wirklich ans Herz gelegt. Vorausgesetzt, ihr bringt das nötige Kleingeld mit.
So kostet das Modell mit der kleinsten Ausstattung bereits 799 Euro. Die Ultimate Edition wird inklusive 18 GB RAM und einem AeroActive Cooler 5 dann später 1.299 Euro kosten. Falls ihr einen Überblick über sämtliche Spezifikationen haben möchtet, jene hatte ich hier schon einmal aufgelistet.
Wer das Asus ROG Phone 5 auspackt, der wird sofort überrascht sein, wie schwer das Gerät eigentlich ist. 238 Gramm sind hier vom Hersteller aus angegeben. Das liegt aber nicht nur am 6,78 Zoll großen Display, sondern auch an der ganzen Technik im Inneren. So sind allein zwei Akkus verbaut, jeweils 3.000 mAh stark, von denen einer oben, der andere unten im Gerät verbaut ist. Hintergrund ist, dass der neue Snapdragon 888 als SoC genau mittig seinen Platz bekommt, um ideal gekühlt zu werden bzw. optional mit dem AeroActive Cooler 5 um etwa 10 Grad Celsius heruntergefahren zu werden.
Das Gewicht und die Größe sind zwei Faktoren, weshalb das Handy keineswegs für jedermann gedacht ist. Für viele Hosentaschen ist es zu üppig. Auch beim Zocken spürt man das Gewicht nach einer Weile doch sehr. Das sollte man auf jeden Fall wissen, bevor man sich hierfür entscheidet.
Die Optik des Geräts verrät schnell, dass es sich um ein ROG-Phone (Republic of Gamers) handeln muss. Asus spart nicht mit entsprechenden Logos und Schriftzügen auf der Rückseite. Die Optik des Kameramoduls gefällt mir persönlich weniger, der Rest des Designs sieht hingegen stylisch und futuristisch aus. Das große ROG-Logo ist dann auch mit LEDs beleuchtet und pulsiert je nach Einstellungen und Benachrichtigungen in unterschiedlichen Farben.
Davon hat man nur als Nutzer in den meisten Fällen selbst nicht viel, weil man ja nun mal den Blick auf das Display und nicht auf die Rückseite richtet. Bei der Ultimate Edition treibt es Asus dann sogar so weit, dass man dort ein monochromes Mini-Display vorfindet, welches sich mit eigenen Logos belegen lässt und so weiter. Aber auch hier sehe ich mehr witziges Gimmick als nützliches Feature.
Ebenfalls auffällig ist, dass das Gerät neben einem Klinkenanschluss gleich zwei USB-Typ-C-Anschlüsse besitzt. So findet ihr einen davon an der linken Geräteseite und einen weiteren an der Unterseite. Das liegt daran, dass es sich bei dem links angebrachten Anschluss um den „primären“ Ladeport handelt, über den ihr das Gerät zum Aufladen überredet, wenn der Akku komplett entleert worden ist.
Über den unteren Anschluss geht das Laden zwar auch, dann aber nur, wenn mindestens ein Prozent Kapazität vorhanden und das Gerät damit erreichbar ist.
Dank dem mitgelieferten Netzteil wird das ROG Phone 5 mit maximal 65 Watt versorgt und lädt den 6.000 mAh starken Doppelakku in weniger als einer Stunde komplett auf. Das ist schon sportlich. Aber auf lange Sicht betrachtet natürlich auch nicht die gesündeste Lösung für den Akku, weshalb ihr in den Einstellungen festlegen dürft, ob sich euer Akku optional auch nur auf 80 oder 90 Prozent laden lassen soll, um längere Haltbarkeiten zu erreichen.
Wer ein QuickCharge-kompatibles Ladegerät daheim hat und jenes statt dem mitgelieferten nutzt, der kann am linken Anschluss maximal QuickCharge 5.0 erzielen, am unteren Port nur noch QuickCharge 3.0. Kabellos geladen werden, kann das ROG Phone 5 leider nicht.
Das 6,78 Zoll große AMOLED-Display liefert satte Farben und setzt auf ein Seitenverhältnis von 20,4:9 bei einer maximalen Auflösung von 1.080 x 2.448 Pixeln. Am oberen und unteren Rand ist jeweils ein schmales Kinn zu sehen, in dem neben den nach vorne gerichteten Lautsprechern unter anderem auch die Frontkamera verbaut wurde. Für den besonderen Schutz soll hier der Gorilla-Glass-6-Nachfolger, Gorilla Glass Victus, sorgen. Auf der Rückseite wird Gorilla Glass 3 verwendet – entsprechend rutschig fasst sich das Gerät auch an.
Ich behaupte mal, dass die Vorderseite zwar etwas stoß- und kratzfester sein wird, das Glas bei entsprechenden Einflüssen aber weiterhin flott kaputtgehen kann. Sowohl die Farben als auch der Kontrast und die Schärfe des Displays überzeugen, zudem ihr manuell wählt, ob ihr lieber auf 60, 120 oder 144 Hz Bildwiederholrate setzt. Wer hier lieber dynamisch unterwegs sein will, der darf das System anhand der geöffneten Apps und Dienste auch selbst wählen lassen, welche Bildwiederholrate es nutzt.
Im Display verbaut worden ist auch der Fingerabdrucksensor. Jener funktioniert zuverlässig, solange man seinen Finger nicht zu verdreht auf das Sensorfeld auflegt. Dafür braucht er meinem Empfinden nach etwas zu lange für die Erkennung und das Entsperren. Hier funktioniert die Gesichtserkennung deutlich flotter. In Anbetracht des Kaufpreises auch nicht unbedingt zu begrüßen: Das ROG Phone 5 besitzt keine IP-Zertifizierung für Schutz vor Staub und Wasser. Die kleine Gummiklappe auf dem seitlichen Anschlusspanel schützt ebenfalls nicht wirklich vor Wasser und ist schnell verloren, da sie nur lose aufsitzt.
Wie bereits erwähnt, arbeiten im Gerät nicht nur maximal 18 GB RAM, sondern vor allem auch der aktuelle Flaggschiff-SoC aus dem Hause Qualcomm, der Snapdragon 888. In Verbindung mit anspruchsvollen Spielen kann das Gerät dazu neigen, Wärme zu entwickeln. Eine spezielle Kühlkammer sorgt für passive Kühlung und funktioniert jedoch erstaunlich gut.
Der externe Kühler wiederum wird an den Pins an der rechten Seite eingeklinkt, was sich aufgrund fehlender Führungen und Einrastpunkten aber schwierig gestaltet. Der Kühler sitzt dann hinten über dem SoC, kühlt diesen und pustet die Abluft zu den Seiten raus. Zudem sind am Kühler zwei physische Tasten angebracht, die ihr über die Software für eure Games konfigurieren könnt.
Im Test erwies sich das für mich eher als frickelig in der Bedienung, obwohl meine Hände schon nicht klein sind. Nutzt man ausschließlich die beiden Lüftertasten und nicht zusätzlich die beiden Schultertasten-Sensoren an der rechten Geräteseite, dann mag es allerdings besser gehen. Außer den beiden Tasten befinden sich am Kühler noch ein Kickstand und ein 3,5-mm-Klinkenanschluss. Im Einsatz hatte ich nicht das Gefühl, dass außer einem kühleren Gerät mehr Leistung durch den Kühler zu erzielen gewesen wäre. Hier bleibt anzumerken, dass das ROG Phone 5 auch so schon sehr lange in humanen Temperaturbereichen bleibt und seine Performance aufrecht erhält.
Und wo ich gerade beim Thema Performance bin: Das Asus ROG Phone 5 ist ein Biest, egal was ihr damit anstellt. Beim Spielen gibt es aktuell kein Game, dass dem Snapdragon 888 mit der Adreno-660-GPU, etwas vormachen könnte. Das bestätigt sich auch in den Benchmark-Ergebnissen. Im aktuellen Wild-Life-Test von 3DMark erzielt das Gerät auch ohne den X-Modus (hält die Taktraten konstant hoch) locker seine 5.757 Punkte.
Beim PC Mark sah es dann so aus, dass der „Work Performance Score“ bei stolzen 10.049 Punkten lag. Das ist alles in Anbetracht der verwendeten Hardware wenig verwunderlich und sorgt im Alltag, ganz ohne Gaming, dafür, dass sich das System extrem flüssig bedienen lässt. Dafür sorgen auch die maximal 144 Hz des Displays, mit denen Animationen und das Scrollen von Web- und Bildschirmseiten geschmeidig vonstattengehen.
Android 11 ist von Werk aus vorinstalliert und wer Asus kennt, sollte maximal darauf hoffen, dass das ROG Phone 5 noch Android 12 erhält. Mit Ruhm hat man sich da bisher leider in Sachen Updatepolitik nicht bekleckert. Als Hersteller-Oberfläche ist auch hier das „ROG UI“ verwendet worden.
Wer das pure Android mag, der kann sich bei der Einrichtung ganz einfach auf die Classic-Oberfläche stürzen. Jene ist sehr an Stock Android angelehnt. Gamer setzen eher auf die ROG-Optik, die sich durch zusätzliche Themes gestalten lässt und mit speziellen Animationen, etc. aufwartet.
Die sogenannte „Armoury Crate“ ist eine App, die dazu genutzt wird, euch mit der ROG-Community zu verbinden, eure installierten Spiele in einer Art Bibliothek aufzulisten und euch diverse Performance-Modi auswählen zu lassen. Je nachdem, für welchen Modus ihr euch entscheidet, werden die Energieressourcen anders verteilt und der Akku hält entsprechend unterschiedlich lange durch.
Über einen Wisch von der linken Bildschirmseite aus nach rechts lässt sich der „Game Genie“ aufrufen, wo ihr ad hoc die Bildwiederholrate für jedes Spiel manuell ändert, aber auch Benachrichtigungen und dergleichen während eines Spiels deaktiviert. Ihr habt also ein Android-Gerät, welches ausreichend Optimierungseinstellungen und -Apps besitzt, um sich als Gaming-Phone zu outen. So könnt ihr selbst die LED-Farben für das kleine Logo auf der Rückseite individualisieren.
Kommen wir zum Akku. Jener fasst 6.000 mAh, aufgeteilt in zwei Akku-Einheiten mit jeweils 3.000 mAh. Der Akku kann binnen weniger als einer Stunde von 0 auf 100 Prozent geladen werden, sofern ihr das mitgelieferte Netzteil mit 65 Watt verwendet. Doch wie komme ich mit dem Akku durch den Tag? In meinem Testszenario nutzte ich das ROG Phone 5 in den ersten Tagen zum Zocken (PUBG, Call of Duty und Pokémon GO), im weiteren Verlauf konzentrierte ich mich darauf, das Gerät als Alltagshandy zu verwenden.
Als Gamer kann man Spaß haben, denn die 6.000 mAh halten selbst bei aufwändigen Spielen für 5 Stunden durch. Als Alltagshandy kann sich der große Akku noch besser beweisen. So komme ich bei normaler Nutzung, das heißt Telefonieren, Musik hören, viel Social Media und hin und wieder mal ein Foto machen, auf locker zwei Tage Nutzung, muss dann am dritten Tag erst gegen Mittag ans Stromnetz. Und dann ist das Gerät auch flott wieder geladen. Beim Akkutest des PC Marks erreicht das ROG Phone 5 satte 18 Stunden und 48 Minuten Laufzeit, um den Akku unter Last von 100 auf 20 Prozent zu bekommen, hiermit erreichen wir also gemäß Dreisatz eine Gesamtlaufzeit von sehr guten 23,5 Stunden.
Der Sound des ROG Phone 5 hat mich überrascht. Hier bekommt man beim Zocken und Filmgucken kräftige und klare Töne entgegen gepustet. Nur in den ganz hohen Lautstärken überwiegen die Höhen, womit das gesamte Klangbild nicht mehr so sauber klingt. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Für Smartphone-Lautsprecher klingen die des ROG Phone 5 gut – basta.
Man merkt dem Gerät hingegen im Bezug auf die Kamera an, dass es primär für Spieler gemacht ist. Zwar bietet die Kamera hier alles, was man von anderen Geräten auch an Features gewohnt ist – also einen Porträtmodus, optionale Beauty-Filter, Panorama-Funktion, Auto-HDR – und der Autofokus löst auch angenehm schnell aus, dennoch hapert es bei den Bildern am Ende an der Qualität. Zwei Beispielaufnahmen:
Die Farben wirken oft blass und farbarm. Beim Hereinzoomen am großen Bildschirm sind unscharfe oder gar verwaschene Ränder zu erkennen. Die Ausschnitte für die Unschärfe in Porträtaufnahmen sind oft fehlerhaft. Hier liefert die Frontkamera bei Selfies mit und ohne Porträtmodus meiner Meinung nach sogar die besseren Bilder. Auch die Makro-Kamera ist eher das, was anderswo ein 2-fach-Zoom als Ergebnis ausspuckt. Wirklich nach „Makro“ sehen die Aufnahmen so leider nicht aus.
Mit dem Asus ROG Phone 5 habt ihr also definitiv kein Kamera-Smartphone in der Hand. Ich habe euch hier mal eine Zip-Datei verlinkt, in der ihr diverse Aufnahmen von dem Gerät einsehen könnt, die ich in den letzten Tagen angefertigt habe. Da ist zu erkennen, dass der Nachtmodus immerhin ganz gut geeignet ist, um etwas mehr Details (u.a. an der Tapete zu erkennen) hervorzubringen.
Für wen ist das ROG Phone 5 interessant? Ich befürchte, dass die Zielgruppe leider nicht willens ist, mindestens 1.000 Euro in die Hand zu nehmen, um sich ein Gaming-Smartphone zu kaufen. Das Gerät gibt es auch schon für weniger, aber in der Preisklasse sind viele vergleichbare Phones zu finden, die mit anderen Extras aufwarten und vor teilweise bessere Kameras besitzen.
Das ROG Phone 5 ist ein auf Gaming ausgelegtes Gerät, dem aktuell nichts vorzumachen ist, wenn es um Leistung geht. Fraglich ist, wie lange das Gerät von Asus mit Updates versorgt wird. Mit dem vielen Zubehör, das es da auf dem Markt inzwischen gibt, lässt sich das ROG Phone 5 definitiv gut als Ersatz-Handheld für unterwegs betrachten, der schnell aufgeladen ist und mit verträglichen Temperaturen arbeitet. Für den Alltagseinsatz wäre mir das Gerät definitiv zu groß, zu glatt und zu schwer. Wobei mir die Optik sehr gefällt und ich die 144 Hz bei anderen Geräten vermissen würde.
Ich bin der Meinung, dass der Hersteller sein neues Flaggschiff keineswegs zu verstecken braucht, sondern zeigt, wie man seine Gaming-Zielgruppe bedient. Der Preis und die bisherige Updatepolitik bleiben aber sicher für viele die Deal-Breaker.
TL; DR: Ihr wollt ein Kraftpaket als Smartphone, um damit zu daddeln und legt nicht viel Wert auf Fotos? Dann ist das Asus ROG Phone 5 ganz klar etwas für euch. Alle anderen können für ihr Geld mit etwas Recherche aber definitiv etwas passenderes finden.
Aber leider nicht unkaputtbar wie andere Smartphones oder gar die Vorgänger der ROG Serie: https://www.youtube.com/watch?v=Dqi9QGyRWGk
Wir werden sehen ob es Abnehmer findet. Es gab ja damals unter Android 2.3.3 auch Sony Ericsson Smartphones mit PlayStation Zertifikat. Der Erfolg blieb auf der Strecke.