Breitbanddienste in Europa: weniger drin als gedacht
Die Europäische Kommission hat am gestrigen Donnerstag eine Pressemitteilung zum Thema Breitbanddienste in Europa veröffentlicht. Der Inhalt ist nicht wirklich überraschend, aber es schadet nicht, bestimmte Dinge immer mal wieder vor die Augen zu bekommen. So heißt es, das die europäischen Verbraucher bei Breitbanddiensten nicht die Geschwindigkeiten erhalten, für die sie bezahlen.
Im Durchschnitt verfügen sie lediglich über 74 Prozent der angegebenen Geschwindigkeit, für die sie bezahlt haben. Diese Zahl leitet sich aus einer Studie der Europäischen Kommission über feste Breitbandanschlüsse ab. Wir in Deutschland schneiden nicht einmal besonders schlecht ab.
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Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, äußert sich hierzu wie folgt: „Dies ist das erste Mal, dass die Differenz zwischen den beworbenen und den tatsächlichen Breitbandgeschwindigkeiten durch vergleichbare und zuverlässige Daten aus allen EU-Mitgliedstaaten bestätigt wird.“ Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den nationalen Märkten in Europa, die höchstwahrscheinlich auf unterschiedliche Werbepraktiken zurückzuführen sind. „Die Verbraucher brauchen mehr Informationen dieser Art, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Deshalb werden wir eine weitere Studie dieser Art in Auftrag geben. Wir sehen diese ersten Ergebnisse als weiteren Beleg für die Notwendigkeit eines echten vernetzten Binnenmarkts“, sagt Neelie Kroes.
Wichtige Ergebnisse, die diese Studie noch so liefern soll?
* Kabel bietet die zuverlässigsten Download-Geschwindigkeiten: Im europäischen Durchschnitt von 74 Prozent verbergen sich erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Leistung der einzelnen Technologien. xDSL-gestützte Dienste erreichten nur 63,3 % der versprochenen Download-Geschwindigkeit, gegenüber 91,4 % bei Kabel- und 84,4 % bei FTTx-Anschlüssen.
* In absoluten Zahlen lag die durchschnittliche Download-Geschwindigkeit aller Länder und aller Technologien bei 19,47 Mbit/s in Spitzenzeiten. FTTx-Dienste erreichten mit 41,02 Mbit/s die höchsten Geschwindigkeiten. Bei Kabeldiensten lag die Geschwindigkeit bei 33,10 Mbit/s, während xDSL-Dienste mit durchschnittlich 7,2 Mbit/s deutlich hinterher hinkten.
Übrigens: die Europäische Kommission sucht Freiwillige.
Diese Studie wird bis Ende 2014 laufen, d. h. zwei weitere jährliche Messungen sind geplant. Die europäischen Verbraucher können die Leistung ihres jeweiligen Internetanbieters messen, wenn sie sich einer Freiwilligengemeinschaft anschließen, in der alle 27 Länder der EU plus Kroatien, Island und Norwegen vertreten sind. Ausgewählte Verbraucher erhalten ein kleines Gerät, das sie mit ihrem privaten Internetanschluss verbinden. Über dieses Gerät wird eine Reihe automatisierter Tests durchgeführt, wenn die Verbindung nicht genutzt wird. Es erfasst Geschwindigkeit und Leistung des Breitbandanschlusses. Weitere Informationen findet ihr hier.
Hintergrundinformationen:
Die Geschwindigkeiten von Breitbandprodukten werden in der Werbung mit „bis zu XX Mbit/s“ angegeben. Dabei handelt es sich um die „beworbene“, „nominale“ bzw. „versprochene“ Geschwindigkeit. Die Unterschiede zwischen der angegebenen Geschwindigkeit und der Geschwindigkeit beim Verbraucher können jedoch beträchtlich sein.
Laut Studienergebnissen erklären zwischen 27 % und 41 % der europäischen Internetkunden, dass ihre Download-Geschwindigkeiten nicht mit den in ihren Verträgen angegebenen Geschwindigkeiten übereinstimmen. Fast die Hälfte der Kunden in der EU verweist auf gelegentliche Schwierigkeiten beim Zugang zu Online-Inhalten und -anwendungen aufgrund ungenügender Geschwindigkeiten oder Kapazitäten.
Screenshot 1: Download DSL
Screenshot 2: Download Kabel
Ich glaube, da werde ich mitmachen, wir haben bei uns in Reichenbach u.R. LTE 16000 Leitungen bekommen. Es war von vornerein klar, dass kaum jemand die vollen 16000 reinbekommt, jedoch ist es so, das voda***e, also der Anbieter, der eine Monopolstellung bei uns hat, die Leistung drosselt. Teilweise führt das nicht nur zu langsamen Internet sondern sogar zu aussetzern, bei denen die mitgelieferte Box erst wieder aus und eingeschaltet werden muss. Von einer Kostenexplosion brauch ich gar nicht erst anfangen…
LTE Leitung? Ist das so etwas wie ein WLAN Kabel?
bei Kabel (Deutschland) kann man sich echt nicht beschweren, auch wenn es viele nicht glauben meine Geschwindigkeit ist tatsächlich schneller als die, die ich offiziell bestellt habe 🙂
Ich bin auch seit 2 Jahren bei Samknows dabei (T-Com 16Mbit) und bei mir lag die versprochene Rate bei exakt 99% (über 2 Jahre).
Nur einmal (1 einzelnen Tag) lagen bei mir keine 16Mbit/s an. Da habe ich wohl echtes Glück gehabt wenn ich mir so die durchschnittlichen Zahlen anschaue.
Mitmachen lohnt sich!
Dass das Kabel so viel besser abschneidet als DSL, liegt vielleicht auch daran, dass es Kabel vor allem in Städten gibt wo die Leitungen kurz sind. Auf dem Land wo sich kein Kabelanbieter hin traut, und zum Teil marode Leitungen liegen, sehe ein direkter Vergleich sicher anders aus.
Bei uns im Dorf bekomme ich beim DSL mehr als die 35000 die im Vertrag stehen. Natürlich nicht von der Telekom 😉
Wie kommen die bitte auf 60,3% Durchschnitt in der ersten Grafik? Da sind 3 werte kleiner als 60 % und der Rest ist größer…
Im Text steht ja auch was von 74%…