Brasilien: Verlage verabschieden sich aus Google News
Vor zwei Tagen habe ich hier über die Situation in Frankreich berichtet, wo ein Gesetzentwurf vorsieht, dass Google an News-Seiten Geld ausschütten soll, die im Index der Suchmaschine auftauchen. Googles Reaktion dort: man droht schlicht damit, die Seiten aus dem Index zu kicken, um diese Zahlungen zu umgehen. In Brasilien gibt es die gleiche Debatte zwischen Google und den Verlagen, dort entwickelt sich die Geschichte jedoch völlig anders.
In dem südamerikanischen Land sind es nämlich die Verlage, die die Konsequenzen ziehen und nicht der Suchmaschinen-Gigant. Der nationale Zeitungsverband ANJ hat die Verlage aufgefordert, sich aus den Google News zu verabschieden und gleich 154 brasilianische Zeitungen sind dieser Aufforderung nachgekommen.
Wie schon in Frankreich und auch hierzulande wird in Brasilien eine Debatte geführt, wie legitim das Werbemodell Googles ist. Die Zeitungen vertreten den Standpunkt, dass Google immerhin Geld damit verdient, dass man seine Suche auch mit den Links auf Zeitungsinhalte füllt. Meine Meinung hab ich dazu ja bereits kundgetan: ich glaube einfach nicht, dass man das Pferd so rum aufzäumen kann/soll. Der Präsident des ANJ erklärt, dass die Reichweite nicht erhöht würde durch die Listung bei den Google News. Im Gegenteil – durch die angeteaserten Texte fühlen sich mehr und mehr Leser so weit informiert, dass sie dem Link dann gar nicht mehr folgen. Ich kann das nur aus meiner persönlichen Sicht sagen und zumindest für uns Blogger ist es ein Segen, dort aufzutauchen und ich lasse mir auch ehrlich gesagt nicht erzählen, dass man mit seinen Inhalten Nachteile durch Google hat. Eure Meinungen?
Quelle: heise.de
Was den Verlagen auf den Keks geht: Der Leser kann entscheiden, was er lesen will, noch bevor er auf der Seite des Verlages ist. Der Leser soll gefälligst ganz auf die Seite des Verlages kommen, dort, wo das Angebot nicht mit anderen konkurrieren muss. Was die Verlage stört: Dass sie auch im Internet gegeneinander konkurrieren müssen, dank Google. Und dass sie das nicht bezahlt bekommen. Was die Verlage da verlangen ist im Grunde nichts anderes als eine Wettbewerbsverzerrung zu ihren Gunsten.
So gut wie niemand der hier kommentiert hat verstanden worum es geht. Den Verlagen geht es darum daß Google ihre Seiten abgrast, das gefundene als eigenen Inhalt anbietet und nebenbei mit fremden Inhalten Werbung verkauft. Die Leute brauchen die Verlagsseiten überhaupt nicht mehr besuchen. Google macht das meiste Geld mit Anzeigen (AdSense + AdWords). Ähnliches passiert auch auf YouTube, aber da werden die Leute wenigstens bezahlt, die die Inhalte generieren.
@Andy: Dito. Google bietet doch keinen Inhalt! Wieso muss man die Verlagsseiten denn bitte schön nicht besuchen? Mit dem Argument könnte man auch sagen, dass man die Zeitung ja nicht aufschlagen muss, wenn man das Inhaltsverzeichnis gelesen hat.
Wenn der Artikel des Verlages nicht ein Mehr an Inhalt zu bieten hat, als der Überschrift bzw. dem Teaser zu entnehmen ist, dann ist es der Artikel auch nicht wert, angesurft zu werden. Somit sollte der Verlag dankbar darüber sein, zumindest im Google-Listing publik gemacht zu werden, denn qualitativ scheint er ja nicht überzeugen zu können.
Qualität setzt sich immer durch. Nur Gauner benötigen Gesetze, um ihre nutzlose Ware zwangszuverkaufen.
Neuste Meldungen:
Berliner Vergehrsgesellschaft muss pro Fahrgast, der am Zoo aussteigt Betrag an Zoo zahlen
@Alle,
die Ganze Debatte ist völlig überflüssig. Jeder Web Programmiere weiß wie er die Spider und Meta – Suchmaschinen „Draußen“lassen kann. Und so das Indexieren der Inhalte unterbinden kann.
Meiner Meinung nach ist es eine Neid-Sache. Die Verleger und anderen Content-Anbieter sind nicht in der Lage Ihre Leser wirklich zu fesseln und so mehr Werbeeinnahmen zu genieren. Somit sparen Sie sich dann auch den verkauf sprich Mitarbeiter.
Das Szenario ist jetzt vielleicht etwas überzeichnet aber realistisch.
@vlad_tepesch: Schöner Vergleich. So sehe ich das auch.
Wieso behaupten einige Kommentierende wieder und wieder, Google nutze die Headlines und Snippets, „um drum herum mit Werbung Geld zu verdienen“??
Ein Blick in die GoogleNews zeigt doch: DA IST KEINE WERBUNG!!!
Wie kommt man also dazu, so ein Mem immer weiter zu kolportieren??? Bewusste Verdummungsabsicht? Total merkbefreit?
Ich würde es wirklich gerne erklärt bekommen!
Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass Google News Mist ist. Ich bekomme zwar eine gute Übersicht darüber, was in der Welt so passiert, aber habe dazwischen oft auch die Bild-Zeitung oder Berliner Morgenpost oder irgendein anderes Käsemagazin.
Ich habe mir im Laufe der Zeit ein paar gute Blogs und Nachrichtenseiten mit Niveau rausgesucht und bekomme dort alle Informationen, die ich brauche und zwar in einer Qualität wie ich sie gerne habe.
Die fehlende Qualitätskontrolle bei Google News merkt man einfach. Da wird alles einen Topf gehauen. Die Verlage sollten sich erheben und ihre Text nicht einfach für Umme raushauen. Ich finde das Verhalten der brasilianischen Verlage daher top! Kostenlose Texte wirken sich nämlich auch bei eigentlich guten Magazinen leider negativ auf die Qualität aus. So zum Beispiel Spiegel Online vs. Spiegel (Print).
Müsste man die Leute nicht mehr mit Bild-ähnlichen Schlagzeilen auf die Seite locken, um irgendwie ein bis zwei Clicks mehr zu haben, würde sich die Ganze Medienlandschaft vielleicht auch mal wieder etwas beruhigen 🙂
Hi,
wie es scheint, hat Google unter http://www.google.com.br/ auch das `News´ aus der Startseitennavigation entfernt. Da bin ich mal gespannt, wie lange die Verlage den Trafficschwund standhalten…
Grüße
Gretus
@Jens: Entspricht auch meiner Erfahrung. Ich habe Google News einpaar mal angeschaut, fand es aber wenig hilfreich. Wenn ich gezielt Informationen suche, dann direkt per Web-Suche und wenn ich Zeitung lesen will nehme ich den RSS-Feed von Zeitungen — ich kenne bisher leider keine andere Möglichkeit die Artikel als „gelesen“ zu markieren.