Bill Gates würde iPhone im San Bernardino-Fall entsperren

artikel_appleNachdem Apple nun mehrmals betont hat, den Behörden im Fall des gesperrten iPhones eines der San Bernardino-Killer nicht helfen zu wollen, gibt es nun auch eine Stimme einer anderen Techgröße. Bill Gates, Gründer von Microsoft und nach seinem Ausscheiden bei Microsoft als fleißiger Weltverbesserer unterwegs, würde nämlich an Apples Stelle nachgeben und den Behörden in diesem Fall helfen, da es sich nicht um eine generelle Backdoor handelt, die hier gefordert wird, sondern um einen Einzelfall. Dass es sich vielleicht gar nicht um einen Einzelfall handelt, wurde kurz nach der Veröffentlichung des Interviews mit Bill Gates in der Financial Times klar.

Denn wie das Wall Street Journal berichtet, versucht das Department of Justice (DOJ) in ungefähr 12 Fällen eine Herausgabe der Daten von iPhones durch Apple zu erwirken. Die Fälle sollen ähnlich gestrickt sein wie der San Bernardino-Fall. Von einer Ausnahme kann man dann also nicht mehr sprechen. Und man kann wohl davon ausgehen, dass auch dieses Dutzend Fälle dann bearbeitet wird, wenn Apple einmal zum Umgehen der eigenen Sicherheitsmechanismen gezwungen wird.

Ein entsprechendes Tool, das erst angefertigt werden müsste, kann nicht wie vom FBI vermutet, für einen konkreten Fall erstellt werden, es ließe sich dann auf alle iPhones anwenden. Auch lässt sich Software nicht so einfach zerstören, wie ein physikalischer Gegenstand. Ist eine Lücke oder ein Tool einmal da, kann es immer wieder genutzt werden, und das nicht nur für den bestimmten Zweck. Wenn nun schon weitere Fälle kauern, die nur auf einen Ausgang des San Bernadino-Falls warten, ist das kein gutes Zeichen.

Das Ganze hat auch nichts mit Apples Verpflichtung zu tun, Behörden bei Ermittlungen zu unterstützen. Denn auch das macht Apple, wie jeder andere Konzern eben auch. Allerdings sind dies alles Daten, die nicht „geknackt“ werden müssen, um sie herauszugeben, so wie es hier nun der Fall ist. Es geht hier um private, verschlüsselte Daten eines Nutzers, das FBI hat bereits alle Inhalte, die Apple zugänglich waren oder vom FBI selbst gesichert wurden.

Zum Thema Kommentare: Ich weiß, dass Apple ein sehr polarisierendes Thema ist, das nicht jedem in den Tag passt. Sollte es Euch nicht möglich sein, ordentlich zu diskutieren, wundert Euch nicht, wenn Euer Kommentar plötzlich nicht mehr da ist. Sexuelle Vorlieben von Apple-Mitarbeitern sind hier genauso irrelevant wie Schaf-Kommentare oder der Geistesblitz, Apple zieht dies nur als PR-Masche ab. Wer sich vor dem Kommentieren noch einmal einlesen will, findet den Anfang der Story hier, die Fortsetzung hier und die beiden Beiträge von gestern hier und hier.

(via Re/Code)

Apple

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44 Kommentare

  1. Nein Sasha, ich will nicht gegen Aplle nölen – also nix löschen bitte. Allerdings erlaube ich mir die Meinung, dass ich von Apple und Herrn Cook für meine Peron bislang wenig hielt. … Hier könnte man nölen wieso dem so ist … ich lasse es.
    Denn relevant ist, verdammt nochmal, dass da endlich mal einer über seinen grossen Schatten springt und sagt: NEIN, machen wir nicht. Und das sagt Cook nicht nem Sheriff, sondern DEM FBI. Ein klares Njet mit guten Gründen, siehe dazu meine Vorposter und Saschas Artikel. Cook weigert sich und fordert eine politischer Debatte zu diesem Ansinnen.
    Bravo — der Mann hat Charakter und Rückgrat, mehr als ich dachte. Tolle Leistung. Aber nun hart blieben – verweigern. Wenn ich nur schon denke, was die Amis alles tun, dann wird mir übel… Die NSA hört heute schon jeden Rülpser am Telefon live mit. Wie ein Geheimdienstler schon damals in causa Ed Snowden schrieb, die Geheimdienste haben heute alle schon viel zu viel Daten. Und zuwenig Personal, um diese Daten kontextsensitiv auszuwerten.
    Also wozu jetzt noch jedes iPhone auf der Erde mit einer Backdor-Gefahr ausstatten, wenn die Jungs mit dem Datenwust nicht zu Rande kommen?
    Eine absolute Enttäuschung ist Bill Gates, welcher hier mit seinem Vorschlag mehr als neben den Schuhen geht. Unglaublich. So unglaublich, dass der Verdacht aufkommt, der Mann sei gekauft worden, um die Zechie-Front zu spalten und zu zergliedern.

    BRAVO COOK, PFUI GATES.

  2. @saujung
    > Das Kernproblem ist folgendes: Apple kann diesen Mechanismus ausbauen, also wurde bei der Implementierung bei der Sicherheit gegeizt.

    Ich denke nicht dass du die Implementierung verstanden hast. Kernproblem ist dass Apple ihre eigene Backdoor erstellen und signieren müsste. Das wurde jetzt schon tausend mal überall erwähnt. Einmal erstellt existiert sie und könnte in späteren Fällen angefordert werden.
    Nur mit der von Apple signierten Backdoor kommt man auf das Gerät. Erst dann könnte man Bruteforce auf die Nutzerdaten anwenden. Um Hashes und Salts geht’s da nicht. Jede einzelne Datei ist mit ihrem eigenen Schlüssel geschützt, der wird mit einem Klassen-Schlüssel geschützt (Data Protection Klasse), und in die Metadaten der Datei geschrieben. Der Klassen-Schlüssel ist mit der UID des Geräts und dem Nutzerpasswort verschlüsselt und wird im System Keybag abgelegt. Um das Nutzerpasswort zu brute forcen schnappt man sich den System Keybag und geht durch Kombinationen. Hier gibt’s keine Delays und automatisches löschen, weil man sich auf Kernel-Ebene befinden und das Sicherheitsframework anspricht, welches wiederum die AppleKeyStore Kernelerweiterung anspricht.

  3. @fraggle – Daumen hoch für dein letzten Absatz!

    @Maike H. – dien Kommentar lebt gefährlich!… 😉

  4. @Kalle,

    ich anerkenne ja Deine Geduld, das alles immer und immer und _immer_ wieder zu erklären, in den betreffenden Beiträgen. Hast du da fertige Textbausteine? 😉


    Zum Thema selbst gibt es, finde ich, nicht viel zu sagen. Wer da genau welche Intentionen verfolgt lässt sich m.E. schwierig feststellen. Wir haben, denke ich, nur äußerst begrenzt Zugang zu den das Thema betreffenden, relevanten Informationen. Gut ist, dass das Ganze nun endlich mal öffentlich behandelt wird.
    Als Grundlage, sich eine Meinung zum Thema zu bilden, sollten die Informationen allemal ausreichen…

  5. @Maike H.
    „Es ist doch bereits bekannt, dass Apple das Gerät entsperrt hätte, falls das FBI nicht öffentlich gefragt hätte. Das FBI hat nur öffentlich eine Anfrage gestellt, weshalb Apple es aus PR-Gründen nicht mehr will.
    Nur immer schön vor den Jüngern den Anschein sich als Retter aufführen.“
    Aha, ist das so? Gibts dafür Belege? Welche? Links?

  6. Bei den 12 Einzelfällen wird es dann nicht bleiben. Irgendwann wird es dann Gewohnheit von den Behörden jeden Kleinverbrecher entschlüsselt zu bekommen. Am Ende haben wir bzw. die USA den Überwachungsstaat den niemand will.
    Apple müsste quasi einen Backdoor erschaffen den wirklich nur Apple für besonders, vorab ausgewiesene Fälle (müsste ganz klar definiert sein u. für jeden bekannt) nutzen kann. Aber haben Sie das nicht irgendwie eh schon? Habe mal gelesen das sie rückwirkend Apps vom Gerät entfernen können wenn Sie der Meinung sind die App wäre schädlich. Wer weiß was das Ding noch alles kann?
    Oder wars die Konkurrenz. bin mir nicht mehr sicher?

  7. Daraus lässt sich ganz einfach schlussfolgern, dass MS eng mit der NSA NASA FBI und wie sie alle heißen, zusammenarbeitet.

  8. apple will nur unser bestes…unser geld. die angebliche weigerung ist nur marketing-blabla

  9. @holgi noch nicht einmal Apple darf die Möglichkeit haben an die Daten zu kommen. Nach dem Kauf gehört das Gerät mir und nicht Apple. Apple ist nur der Hersteller. Nur ich darf damit machen was ich will, ausnahmslos.

  10. @fabi völlig unqualifizierter Kommentar deinerseit. MFST (nicht Bill Gates, sind inzwischen seit nunmehr etlichen Jahren nicht mehr das Selbe) stellt seine Serverfarmen inzwischen lieber in die EU und nach Deutschland, um sie vor dem Zugriff der US Behörden zu schützen. Zumal Windows mobile das einzige ungeknackte System in der Mobilbranche ist und somit so ziemlich den größtmöglichen Datenschutz bietet der momentan zu haben ist.

    Bin selber enttäuscht von dem Kommentar von Bill Gates. Normalerweise kommen da deutlich intelligentere Äußerungen über seine Lippen. Ich denke nur an die düsteren Zukunftsvisionen Bradbury und Co.

  11. @Erik
    Na das ist eher Reflexhandlung. Das geht mir locker flocking von den Fingern 🙂

    Ansonsten gebe ich dir Recht. Von dem was hinter den Kulissen passiert bekommen wir nur das wenigste mit, das ist mit Sicherheit die Hauptintention von Apple, Google und Co., das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen.

    @Holgi
    Es sind nicht nur 12 Einzelfälle. Ein Beamter eines anderen Bundesstaates hat nach dem Urteil erwähnt dass er über 170 iPhones rumliegen hat und sich freut an die Daten zu kommen.
    Mit der anderen Sache hast du Recht. iOS Geräte haben eine interne Blacklist die sie von Apple’s Server laden. Apple kann damit eine App deaktivieren die es wirklich schafft, Malware an der App Store Kontrolle vorbeizuschleusen. Benutzt wurde das bisher Null mal. Die Liste befindet sich hier:
    https://iphone-services.apple.com/clbl/unauthorizedApps
    Beachten sollte man dabei dass zwischen Blacklist und Backdoor ein gewaltiger Unterschied besteht.

  12. Ich weiss ja das Microsoft Kunden die am wenigsten selbst reflektierende Spezies des Planeten sind, hier mal wieder eine Chance….

  13. @Kalle: Klar, so wie es beschrieben bzw. veröffentlicht wurde geht es angeblich „nur“ um den App-Abgleich auf einem Server. Es gab auch mal Zeiten da hätte niemand gedacht Merkels Telefon würde abgehört (gerade wieder aktuelle Leaks). Meine nur: Zwischen dem was kommuniziert wird und zwischen dem was tatsächlich passiert liegt das mulmige Gefühl über das man nur spekulieren kann.

  14. Apple hätte entsperrt, wenn das FBI das Ganze unter Verschluss gehalten hätte. Nachzulesen z.B. hier:http://goo.gl/7LMZIl

    Für mich lässt das nur den Schluss zu, dass das was ihr hier als Einsatz für Privathäre feiert lediglich die fragwürdige Ansicht von Apple ist, ihr Profit sei wichtiger als Rechtsstaatlichkeit.

  15. Tim hat ja schon den entsprechenden Link gepostet. Quote: „Apple had asked the F.B.I. to issue its application for the tool under seal.“ Apple blieb in diesem Fall auch wenig anderes übrig. Bei einer öffentlichen Gerichtsentscheidung hätte wohl auch MS nicht sofort gesagt: „Klar, wir machen das!“ Natürlich nutzt ein Unternehmen erst mal alle juristischen Mittel aus und geht bis in die höchste Instanz, zumal Geheimdienste bekanntermaßen auch nicht vor Wirtschaftsspionage zurück schrecken, ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn die Lücke geleakt wird. Ich finde es positiv, dass das iPhone so eine starke Verschlüsselung mitbringt, aber trotzdem sollte man bei Forderungen von Großkonzernen schon genau hinsehen. Aus purem Altruismus passiert da wenig.

    Gates hat übrigens inzwischen dementiert.

    http://www.bloomberg.com/news/videos/2016-02-23/gates-disputes-report-that-he-backs-fbi-in-apple-dispute

  16. Die Idee, das Ganze sei eine PR-Masche, war wohl nix, die wäre wohl in die Hose gegangen – laut einer US-Umfrage sind über 50% gegen Apples Widerstand. http://www.people-press.org/2016/02/22/more-support-for-justice-department-than-for-apple-in-dispute-over-unlocking-iphone/

  17. Im von Tim erwähnten Artikel steht übrigens nicht, daß Apple entsperrt oder sonstwie hätte, lediglich die Bitte um nichtöffentliche Anfrage wird zitiert. 😉

  18. … sonstwie *geliefert* hätte. Sorry, Schon wieder blöd auf der Maus ausgerutscht… ;P

  19. Apple verkauft ja weltweit und nicht nur in den USA. Wäre Apple sofort eingeknickt, hätten sie damit allen Kunden auf der Welt, darunter auch Businesskunden kommuniziert, dass ihre Verschlüsselung fortan für die Tonne ist. Es steht dort auch nicht explizit, aber wenn er das unter das unter der Hand machen wollte, ist das ein starkes Indiz. Jeder kann selbst überlegen, was die Logik hier nahelegt.

  20. Vielschichtig. Man könnte solche Extremfälle vielleicht auch an weitere Kriterien knüpfen (zB richterliche / parlamentarische /… /… Genehmigung).

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