Bildung via Gaming: „CivilizationEDU“ hält an Schulen in den USA Einzug
In Nordamerika wagen die Publisher Take-Two, dessen Tochter 2K sowie der Entwickler Firaxis Games 2017 ein neues Experiment: In Zusammenarbeit mit GlassLab Inc. will man das Projekt „CivilizationEDU“ an Schulen bringen. GlassLab ist ein US-Institut, das erforscht, wie man Videospiele pädagogisch einsetzen kann. Bei „CivilizationEDU“ handelt es sich, wie euch der Name sicherlich bereits verraten hat, um einen Ableger der bekannten Strategiespiel-Reihe. Als Grundlage dient ganz konkret der fünfte Teil der Serie. Die Version für Schulen soll Schülern z. B. historische Konflikte und Kontexte näherbringen.
Auch sollen Schüler durch das Strategiespiel komplexere Zusammenhänge von Entscheidungen spielerisch verstehen lernen: Es geht z. B. darum, dass sich eine an der Oberfläche rein ökonomische Entscheidung geographisch weitreichend auswirken und z. B. auch die technologische Entwicklung beeinflussen kann. Schüler können im Spiel also sowohl Kausalitäten als auch Korrelationen zwischen verschiedenen Segmenten wie Militär, Technik, Politik und Sozioökonomie begreifen. Durch eigenes Ausprobieren sollen die Schüler in der Simulationen dann die Folgen eigener Entscheidungen einschätzen und reflektieren lernen.
Lehrer sollen über Analyse-Tools die Chance erhalten die Fortschritte der Schüler im Spiel auszuwerten und deren Problemlösungsfähigkeiten zu bewerten. In diesem Sinne erhofft man sich, dass „CivilizationEDU“ eventuell sogar klassische Prüfungen ergänzt. Die Einführung soll in den USA im Herbst 2017 anlaufen. Pro Schüler fallen allerdings Gebühren zwischen 2,50 bis 5 US-Dollar für die Nutzung an. Laut GlassLabs mache man dadurch aber keinen Gewinn, sondern benötige die Gelder zum Anbieten der Online-Funktionalitäten für Lehrer bzw. Entwicklung und Vertrieb.
Ich selbst habe Medienpädagogik studiert und finde die Idee aus diesem Blickwinkel lobenswert: Allerdings kann man bei derlei Projekten ohne tiefere Einblicke nie per se eine Bewertung abgeben. Jedes Medium kann Lernen fördern oder auch behindern – die Art des Einsatzes gibt ganz konkret den Ausschlag. Auf dem Papier klingt gut, was „CivilizationEDU“ bietet. Spezifische Lernerfolge werden aber enorm von der Einbindung durch Lehrer und Schüler in den Unterricht abhängen. Hier spielt auch die Infrastruktur der Schulen eine große Rolle. Ich sehe durchaus viele Potentiale für Geographie, Wirtschaft / Politik und natürlich Geschichte. Ein Problem dürfte jedoch sein, das Spiel in die knapp bemessene Unterrichtszeit zu integrieren. Auch muss an Schulen die nötige IT-Ausstattung gegeben sein.
Allgemein ist es aber natürlich klasse, dass konventionelle Unterrichtsmethoden auf diese Weise möglicherweise eine berechtigte Erweiterung finden. Spannend wir des aber erst so richtig, sobald Forschungsergebnisse zur tatsächlichen Verwendung von “ CivilizationEDU“ vorliegen. Erst dann wird man genau sagen können, ob das Spiel den Unterricht bereichern konnte.
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