„Batman: The Animated Series“: Zeichentrick-Klassiker erstrahlt auf Blu-ray in HD
Ein Stückchen Kindheit… Immer mal wieder berichtet der ein oder andere darüber, was ihn in seiner Jugend geprägt hat. Das zieht sich in der Regel bis ins Altersheim durch. Doch nicht alles ist Gold was glänzt und so fragt man sich gerade bei Filmen und Serien oft im Nachhinein, welcher Teufel einen damals geritten hat. Für mich war „Batman: The Animated Series“ in den 1990er-Jahren ein fester Bestandteil meines Tagesablaufs. Jetzt ist die Serie erstmals auf Blu-ray in HD verfügbar. Lohnt sich da überhaupt ein zweiter Blick?
Spoiler: Klar tut er das! Ich besitze seit Jahren die US-DVDs als Import, da der Vertrieb Warner Home Entertainment uns in Deutschland leider nie mit einer hiesigen Fassung beglückt hat. So war dann lustigerweise auch die „Batman: The Animated Series“ vor über 10 Jahren für mich der Stein des Anstoßes, um generell auf den Originalton umzusteigen. Dabei ist auch die deutsche Synchronisation sehr gelungen und bietet ungeahnte Schmankerl.
Denn man verpflichtete damals für Schurken wie den Pinguin, den Riddler und den Joker die selben Synchronsprecher, welche jene Charaktere bereits in der bei uns erst Ende der 1980er-Jahre ausgestrahlten TV-Serie mit Adam West sprachen. Hans Sievers gibt etwa den Joker, während Rolf Becker den Pinguin spricht. Auch sonst gab man sich damals aber mit der deutschen Synchronisation ungewöhnlich viel Mühe und besetzte weitere hochkarätige Sprecher wie Marion von Stengel als Poison Ivy oder Eberhard Haar als dunklen Ritter himself.
Das verwundert aber nicht, denn man musste mit einer legendären, englischsprachigen Vertonung mithalten. So gelten Kevin Conroy als Batman und Mark Hamill („Star Wars“) als Joker bis heute als Nonplusultra für die jeweiligen Charaktere. Entsprechend nahmen beide Amerikaner die Rollen auch weit nach dem Ende der Serie beispielsweise für die Games der Reihe „Batman: Arkham“ wieder auf. Die englischsprachige Synchronisation wurde dabei, das war auch in den 1990er-Jahren untypisch, wie eine Radiosendung aufgenommen. Alle Sprecher befanden sich also gleichzeitig in einem Raum und konnten direkt miteinander interagieren. Typischerweise entstehen derartige Vertonungen leider heute nicht mehr auf jene Weise: Stattdessen nimmt man jeden Sprecher einzeln für sich auf, weil das die zeitliche Koordination natürlich erleichtert und Kosten spart.
Wo wir beim Ton sind: „Batman: The Animated Series“ nutzt einen Orchester-Soundtrack auf den heute die meisten Realfilm-Serien nur neidisch blicken können. Dabei übernimmt man auch das grandiose Theme von Danny Elfman aus den beiden Kinofilmen von Tim Burton. Viele Schurken wie der Joker, Two-Face oder Clayface erhalten eigene Leitmotive, so das der Soundtrack absolut im Gedächtnis hängen bleibt.
Selbiges gilt für die Optik: So wurde die Zeichentrickserie um den dunklen Ritter auf schwarzem Papier gezeichnet, weil sie eben visuell mit einem düsteren Art-Deco-Stil in Szene gesetzt wird. Das Design ist unverkennbar und wirkt in Bewegung noch beeindruckender als auf Screenshots. So arbeiten die jeweiligen Regisseure oft mit künstlerischen Einlagen, wenn Batman etwa nur als bedrohliche Silhouette zu erkennen ist. Der Charakter Harley Quinn, die frivole Assistentin des Jokers, wurde extra für die Serie von Paul Dini erschaffen und ist mittlerweile auch fester Bestandteil der Comics und hatte in „Suicide Squad“ sogar einen Kinoauftritt.
Das alles würde aber wenig nutzen, wenn die Serie nicht auch tolle Geschichten zu bieten hätte. Genau das ist aber der Fall. Die Macher um Bruce Timm haben von Anfang an eben nicht nur Kinder, sondern auch als Erwachsene als Zielgruppe anvisiert. Das merkt man Episoden wie „Heart of Ice“ mit Mr. Freeze oder der tragischen Geschichte von Clayface auch an. So wollte man mit jeder Folge ein „Mini-Movie“ bieten, wie die Macher es in den Audiokommentaren nennen. Im Gegensatz zu vielen anderen Zeichentrickserien der damaligen Zeit funktioniert „Batman: The Animated Series“ deswegen vielleicht sogar noch besser, wenn man sich die Serie als Erwachsener ansieht und zwischen den Zeilen viele Nuancen wahrnimmt.
Für Kids bietet die Serie trotzdem Action, dramatische Konfrontationen und auch oftmals eine gesunde Dosis Humor. Aber für Erwachsene werden manchmal sogar psychologische und philosophische Themen angerissen. Ein Beispiel ist die Episode „Perchance to Dream“ alias „Der Alptraum“, in welcher der Mad Hatter Bruce Wayne alias Batman ohne dessen Wissen in einer Traumwelt gefangen hält, welche vermeintlich dessen Wunschvorstellungen entspricht. Hier entstehen interessante emotionale Konflikte zwischen Pflicht und Wunsch aber es werden auch Fragen aufgeworfen, die Batman an sich betreffen: Kann dieser Charakter überhaupt glücklich sein bzw. will er es? Man kommt ins Grübeln, nicht nur speziell über den Protagonisten der Serie, sondern über die Motivation herausragender Persönlichkeiten im Allgemeinen. Es braucht vielleicht einen nie zu stillenden Durst, eine extreme Sehnsucht nach etwas, um so rastlos nach etwas Größerem zu streben.
Und taugt das Blu-ray-Set etwas? Denn hier erstrahlt „Batman: The Animated Series“ schließlich, abseits des Angebots auf dem aktuell nur in den USA verfügbaren Streaming-Dienst DC Universe, erstmals in HD. Alle 109 Episoden der Serie plus die beiden Filme „Batman: Mask of the Phantasm“ und „Batman & Mr. Freeze: SubZero“ wurden aufwändig restauriert. Da die Serie damals noch auf klassischem Filmmaterial erstellt wurde, zieht sich dann auch feines Filmkorn durch alle Episoden.
Das passt optisch aber sogar perfekt zur zeitlosen Ästhetik dieses Werks. So ist die Serie nämlich auf den ersten Blick gar nicht spezifisch einer bestimmten Ära zuzuordnen. Zeppeline fliegen durch die Luft, die Autos sehen nach den 1930er-Jahren aus, es existieren aber leistungsfähige Computer. Genau diese Mischung hebt „Batman: The Animated Series“ durchaus von anderen Serien ab, denn sie ist einfach kein typisches Produkt der 1990er-Jahre.
Herbe Enttäuschung für Synchro-Fans: Auch wenn die Verpackung deutschen Ton anpreist, so ist jener nicht auf den Disks vorhanden! Ob das Set also noch hierzulande erscheinen könnte, ist damit offen. Der englischsprachige Ton liegt originalgetreu in verlustfreiem Stereo vor. Ist nicht so beeindruckend wie das meist glasklare Bild, dem Alter der Serie aber angemessen. Auch haufenweise Extras finden sich auf den Blu-rays. Das meiste Material wurde aber 1:1 von den DVDs übernommen. Besonders hörenswert sind die Audiokommentare von Bruce Timm, Paul Dini und Co. Die Macher plaudern dabei recht offen über die Hürden, welche sie gerade in den Anfangstagen der Serie zu überwinden hatten, um das Projekt getreu ihrer Vision verwirklichen zu können.
Hier im Team bin ich übrigens der einzige, der die „Batman: The Animated Series“ damals regelmäßig im Abendprogramm von ProSieben verfolgt hat. Das Blu-ray-Set wird nun die nächsten Tage und Wochen bei mir erst einmal durchlaufen. Vielleicht hat ja auch der ein oder andere von euch Interesse zum Import zu greifen. Wie gesagt, aber nochmals der Hinweis: Trotz der Angabe auf der Produktseite von etwa Amazon.co.uk sowie dem Aufdruck der Verpackung fehlt die deutschsprachige Synchronisation auf den Blu-rays. Ansonsten ist das Set zu diesem Serienklassiker aus meiner Sicht ein absoluter Kauftipp und mit 60 Pfund (umgerechnet etwa 67 Euro) für die komplette Serie plus zwei Filme auch fair im Preis.
Ich habe mich mal bei Warner Bros Deutschland erkundigt. Die Veröffentlichung in deutscher Sprache ist nicht geplant.