Bahn: Administrator für Windows 3.11 gesucht

Aus dem Bereich der Kuriositäten, die wir aber gerne mal erwähnen. Eine aktuelle Stellenausschreibung spricht davon, dass ein Administrator für Windows 3.11 gesucht wird. Zur Erinnerung: Windows 3.11 wurde am 8. Dezember 1993 veröffentlicht und hat damit also schon etliche Jahre auf dem Buckel. Konkret scheint es sich wohl um eine Stellenausschreibung der Bahn, bzw. Siemens zu handeln. Beschrieben wird die Stelle wie folgt:

Das Ergebnis Ihrer Arbeit ist eine hochwertige Anzeigesoftware, deren Schnittstellen zur Fahrzeugsteuerung reibungslos funktionieren. Das Führerstandsanzeigesystem in Hochgeschwindigkeits- und Regionalzügen zeigt dem Fahrer die wichtigsten technischen Daten in Echtzeit an.

Der Bewerber soll über Kenntnisse in Windows 3.11 und ältere Betriebssysteme und Windows-Manager (insbesondere MS-DOS und Windows for Workgroups) verfügen, wie es heißt. Anscheinend geht es da um die Anzeigen in den von Siemens realisierten Zügen, da als Standort Erlangen angegeben ist und ferner noch Sibas erwähnt wird, das „Siemens Bahnautomatisierungssystem“.

Sicherlich nicht das einzige Uralt-System in Unternehmen. Oft gilt das Motto „Wenn es nicht kaputt ist, repariere es nicht“. Anfang der 2000er hatte der Bahnhof in Dortmund beispielsweise auch ein Problem. Dort lief ein uraltes Intel-310-System auf Xenix-Basis mit einem 80286-Prozessor. Die Festplatte fiel aus, das Gerät konnte nicht mehr in Gang gebracht werden und so standen Anzeigen und Info-Monitore still. Damals hieß es fälschlicherweise, dass die Bahn zur Steuerung einen C64 eingesetzt habe.

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77 Kommentare

  1. Die Fahrzeugsoftware auf der ICE Baureihe 411/415 (Baujahr 1999-2005) basiert auf Win 3.11
    Immer lustig beim Systemstart…
    Vermutlich gehen da die Experten aus. Oder so langsam in Rente.

  2. Ein C64 als Steuerungscomputer ist gar nicht so übel, da werden potentielle Hacker wahrscheinlich vor unlösbaren Schranken stehen. Zur Steuerung von Anzeige-Displays sind 286er und C64er vollkommen ausreichend geeignet. Nur ginge das heute wesentlich einfacher und günstiger im Service mit Raspberries oder Arduino.

  3. Das ist ja wirklich kurios. Vielleicht wurde auch versehentlich eine uralte Stellenanzeige im System wieder freigeschaltet. Oder jemand hat sich einen Scherz erlaubt.

    Aber soviel zu: „never change a running system“. Klar, solange es läuft und keine Änderungen zwingend notwendig sind, fällt es nicht negativ auf. Sobald dann aber mal doch etwas Gravierendes passiert, wird es umso schmerzhafter. Sieht man in allen Lebenslagen, u.a. auch häufig genug in der Politik. Man muss eben seine Systeme auch pflegen und fortlaufend modernisieren. Kontinuierlich in kleinen Schritten und nicht radikal auf einmal. Ist auch wie im Sport: „consistency beats intensity“.

    • Blacky Forest says:

      Nein, man muss nur bedenken, dass in der Wirtschaft die Systeme für eine Laufzeit von 15 bis 20 Jahren oder länger angeschafft werden. Da dreht sich in der Computerwelt mittlerweile viel, aber die Systeme sind stark aufeinander abgestimmt und können nicht einfach ausgewechselt werden. Bzw. die haben ne Meng Geld gekostet, Neuentwicklungen sind für die Altsysteme nicht vorgesehen…

      • In Produktionsumgebungen haben wir das in der Firma recht oft, dass da noch Win 7 oder XP läuft, eventuell mal ein Win 95. Die laufen aber in speziellen Netzwerkzonen oder sogar mit Proxy-Rechner davor. Win 3.11 habe ich noch nicht gesehen, mag es aber auch geben. Produktions- oder auch Leitsysteme werden ja auf eine lange Laufzeit gerechnet, den Austausch der PC-Hard- und Software alle paar Jahre hatte vor 20-30 Jahren niemand auf dem Schirm. Nachträglich macht das die Rentabilität kaputt, also werden nur Sicherheitslücken mitigiert. In den letzten Jahren hat sich das geändert, mittlerweile haben auch die Anlagenplaner auf dem Schirm, dass man das von Anfang an einkalkuliert, auch die IEC 62443 adressiert den Lifecycle und setzt sich mehr und mehr durch.
        Manchmal scheitert ein Update allerdings auch einfach an gierigen Herstellern. Vor längerer Zeit hatte ich einen Fall mit einer speziellen Messmaschine, die Software lief auf Win95. Ein einziger Rechner, die Software war eine Eigenentwicklung des Herstellers und es gibt weltweit nur diesen einen Hersteller für sowas. Die wollten für ein Softwareupgrade, das sie extra hätten entwickeln müssen, eine siebenstellige Summe. Keine Chance, das macht kein Produktionsverantwortlicher mit, die Kosten kommen nie wieder rein. Der Hersteller bekommt allerdings auch nie wieder einen Auftrag…

        • „Die wollten für ein Softwareupgrade, das sie extra hätten entwickeln müssen, eine siebenstellige Summe.“

          Also wenn das wirklich so ist mit dem extra entwickeln, ist das nicht gierig, sondern das sind normale Projektkosten. Eine Applikation von Win95 auf ein aktuelles Windows zu heben, entspricht im Prinzip einer Neuentwicklung.
          Und mit entsprechender Komplexität in den Usecases und der Sorgfalt in der Entwicklung und Qualitätssicherung (schließlich muss man dann ja Gewährleistung für die neue Software übernehmen) ist ein siebenstelliger Betrag – sprich über eine Million Euro – für so ein Entwicklungsprojekt keineswegs übertrieben angesetzt.

          Interessant wäre höchstens noch, ob ihr der einzige Kunde wart oder ob dieser Hersteller jedem seiner Kunden das Projekt für einen siebenstelligen Betrag verkaufen wollte (und im Hintergrund nur ein mal entwickeln – DAS wäre dann tatsächlich gierig 😉 ).

          • Für den Umfang der Software war es in der Tat übertrieben. Wir haben selbst große Entwicklungsabteilungen im Haus und für eine Million stellen die mehr auf die Beine als eine relativ simple Software, die Daten einer Messmaschine in ein bestimmtes Format umschreibt. Die hatten einfach keinen Bock.

            • Klar, das kann ich natürlich aus der Ferne nicht beurteilen, deshalb meinte ich ja „mit entsprechender Komplexität in den Usecases“…
              Generell muss ein siebenstelliger Betrag halt nicht übertrieben sein, denn incl. Lizenzen für verwendete Basisprodukte und einem sagen wir mal Team von einer Handvoll Entwickler plus PM für ein paar Monate ist man sehr schnell in so einem Bereich.

              Wenn Du meinst, sie wollten einfach einen prohibitiven Preis setzen, glaube ich das aber auch 🙂
              Weil oft will man auch als Hersteller so alten Kram gar nicht mehr anfassen.

            • Ja, das erinnert mich an den Spruch: „Never say no to a customer, let him say no“

        • Hier gibt es auch eine Messmaschine, die technisch noch immer auf dem Stand der Dinge ist – mechanisch und elektronisch absolut in Ordnung und ohne Alterserscheinungen.
          Allerdings läuft der dedizierte Rechner, der die Steuerungsbefehle an die Elektronik senden, mit Win7. Ein Upgrade auf Win11 soll 20.000 € kosten – obwohl die Maschine derzeit genauso neu gebaut wird.
          Im Grunde muss also nur ein neuer Rechner und die Win11-Lizenz her – die Messmittelsoftware ist die gleiche. Dazu ein wenig Arbeitszeit um einige Daten zu migrieren. Dennoch soll der Spaß 20.000 € kosten.

    • „never change a running system“ ist richtig und wichtig. Man muss die Systeme nur hardwareunabhängig machen (in der x86-Welt am Einfachsten durch Virtualisierung), um Kontinuität zu gewährleisten. Dann kann man bedenkenlos auch MS-DOS-basierte Steuerungen weiter betreiben (RS-232 und Centronics Schnittstellen dann halt über USB-Adapter), denkbar wäre sogar Betrieb im lokalen RZ und USB-over-IP zu den Maschinen.

  4. Hmm war da nicht vor ein paar Jahren ein MS Fehler der tausende Fahrkartenautomaten lahm legte?War doch auch Win 3.11

  5. „Das Ergebnis Ihrer Arbeit ist eine hochwertige Anzeigesoftware“ – suchen die tatsächlich nen Administrator, oder dann doch eher einen Entwickler?
    ( Erlangen wär jetzt nicht SO weit weg 😉 )

  6. Da wird sich jetzt wohl kaum ein 35-Jähriger bewerben können, da diese Generation nie mit Windows 3.11 in Kontakt kam, sondern jemand in fortgeschrittenem Alter. Wenn derjenige dann in wenigen Jahren in den Ruhestand geht, hat die Bahn das gleiche Problem, findet dann aber womöglich keinen Bewerber mehr, weil die anderen auch schon im Ruhestand sind.

    Alleine aus diesem Grund sollte die Bahn auf aktuellere Systeme setzen, es sei denn, man schickt die alten Fahrzeuge dann ebenfalls in den Ruhestand…

    • „Wenn derjenige dann in wenigen Jahren in den Ruhestand geht“ – die Stelle ist sowieso nur auf 7 Monate befristet wenn ich die Seite richtig interpretiere, also geht es nur ums Flickenstopfen, weil irgendwo der Hut brennt.

    • da stimme ich zu

    • Mitte 30 und zumindest in der Schule in den ersten Informatikjahren mit Windows 3.11 for Workgroups gearbeitet.

    • Bin 41 und bei mir in der Schule in der 5. Klasse gab es Win 3.11 und die PCs waren bis zur 10. auch noch da (1995 – 2000). Vielleicht ist das aber auch die Ausnahme, oder ich hab nen Denkfehler…

      • Bin 44 und hab mehr oder weniger bis zum Schulende 96 nur 3.11 gekannt. Selbst in der Berufsausbildung war 3.11 immer noch stark vertreten (bis 1999). Gerade bei Echtzeitanwendungen war eine flottere HW oft nicht optimal und musste gedrosselt werden

    • Einspruch! Ich werde dieses Jahr 35 und habe in meiner Kindheit und Jugend aktiv Windows 3.11 verwendet. Als Windows 95 released wurde, war ich schon 6 und die Rechner zu Hause hat man damals nicht sofort aufs neueste OS aktualisiert.

    • Na dann haben wir hier entgegen meiner ersten Einschätzung doch noch etliche potentielle Bewerber, hätte ich nicht gedacht, dann sollte die Stelle ja zeitnah besetzt werden können.

    • Also ich bin jetzt 36 und hab mit Win 3.11 durchaus noch Berührung gehabt

    • Das stimmt so gar nicht. Ich bin noch nicht einmal 40 und hatte sogar sehr viel Kontakt mit MS-DOS/Windows 3.1/3.11 bzw. WfW und könnte locker ein solches System warten, egal ob mit oder ohne Netzwerkerweiterung.

      Nur würde die Bahn niemals genug zahlen und dieser Posten hat ganz sicher nicht viele Zukunftschancen.

      Eigentlich wäre eine Emulation/Virtualisierung der Software unter Linux sicher sinnvoller, aber die Bahn hat sich sicher gedacht „Was läuft, das läuft“.

      • Mick R. Osoft says:

        Wird sicher lustig, wenn man versucht eine Anwendung, die in einem Fahrzeug der DB läuft, zu virtualisieren…

    • TheGametleman says:

      Naja erstmal ist die Stellenausschreibung nicht von der Bahn sondern von Siemens, das ist im Artikel bzw. in der Überschrift eher Missverständlich darstellt. Da der ICE 1-3 und der VT642 alle Systeme mit Windows 3.1 haben, ist es nicht so einfach auf neue Technik zu setzen, denn weder Siemens noch die Deutsche Bahn als Halter der Fahrzeuge können diese so schnell ersetzten. Glaub mir die Deutsche Bahn hätte sehr gerne alle ICE gegen aktuelle 4er getauscht, da Siemens aber sehr großen Rückstand hat musste der ICE 1 nochmal in die Laufzeitverlängerung, was echt teuer und aufwendig war.

  7. hach … DOS 6.22 + Win 3.11 #Dreamteam
    Ja, ich bin so alt das ich das noch kenne.
    Vielleicht sollte ich mich bewerben.

    • Ja, und dann kam irgendwann der erste Versuch Windows 95 auf seiner Kiste zu installieren. Der erste Bluescreen dauerte nicht lange. 😀

    • mach das doch so schlecht zahlen soll die Bahn auch nicht …
      @Michael ick bin 37 und hab noch Erfahrung mit 3.11 allerdings aus privater frühzeitiger Spielerei

    • Auch mein Gedanke, mit meinen 61 Lenzen nochmal so ein Projekt, vielleicht Migration auf aktuelle Systeme wäre schon was. Erlangen ist auch nicht so weit weg.
      Die Anzeige ist allerdings schon weg.

    • Stundenlange Sessions, um durch Editieren der config.sys und autoexec.bat noch ein paar Byte freien Speicher herauszukitzeln…schöne Zeiten 😉

  8. An dem Beispiel zeigt sich der Stand der Digitalisierung in Deutschland.

    • Du meinst, dass auch schon vor langer Zeit digitalisiert wurde? Stimmt! Und das war auch recht robust, sonst hätte es schon lang ersetzt werden MÜSSEN. (Hätte vielleicht mal ersetzt werden SOLLEN)

    • Wenn Du wüsstest was in anderen Ländern auch für Software so läuft. Oder in Flugzeugen…

      • Mick R. Osoft says:

        oder Geldautomaten…

      • TheGametleman says:

        Jup, denn im TGV oder Shinkansen laufen auch solche Systeme, teilweise Baugleiche. Das ist auch normal und das ist modern gegen das was die ESA oder NASA hochschießt. Zulassung, Sicherheit und Zuverlässigkeit sind hier einfach die wichtigen Punkte.

    • Wir mir dieses reflexhafte und ohne Kenntnis der konkreten Hintergründe „Deutschland und Digitalisierung“-Gejammer inzwischen auf den Kecks geht…

      Wie unreflektiert das sieht man hier daran, dass es sich hier bereits um ein vor Jahren digitalisiertes System handelt. Oder handelt es sich bei Win 3.11 etwa um ein analoges System?

      Je nach Anwendungszweck- und Bereich kann das durchaus noch ausreichend sein.

      Während es bei sicherheritskritischen Anwendung sicher Sinn ergeben würde diese mit einem neueren System zu betreiben dürfte es bei irgend einer Zugzielanzeige oder einem Fahrgastinformationssystem eher egal sein ob Win 3.11 oder Win 11. hier stellt sich bei einem funktionierenden System eher die Frage nach Kosten und Nutzen einer Aktualisierung.

      • Das Gejammer kommt auch nur von Leuten, die davon absolut Null Ahnung haben. Die sind nebenbei auch alle Bundestrainer und waren vor kurzem noch Impfexperten.

  9. Sorry, aber DE kann einfach keine Digitalisierung. Das ist einfach nur noch peinlich, was hier passiert (oder auch nicht !!).
    Aber was rege ich mich auf… Der Wissing wird es schon richten…

  10. Ist ja geil… 😀

    Wahrscheinlich ist der letzte Administrator, der das mit 30 umgesetzt hat in Rente gegangen.

  11. Was zahlen die dann für ein Gehalt? 1200 DM ?
    Die Bahn macht sich doch lächerlich mit dieser Anzeige. Ich könnte den Job in übrigen machen.
    Kann noch MOS 6502 / 6510 Assembler Programmieren, und Win 3.11. auch kein Problem.
    NT4 auch kein Problem für mich. Stehe aber nur bis zum Jahre 2035 zur Verfügung. 😂

  12. Björn Schreiber says:

    Das scheint ja eine Fahrzeugsoftware zu sein – und die ändert man nicht mal eben auf etwas neueres. Schon alleine der Test- Prüf- und Zertifizierungsaufwand der Hardware übersteigt die Kosten für eine Handvoll Stellen Amins. Und dann Dutzende Fahrzeuge umzurüsten, die Wahrscheinlich in weniger als 10 Jahren ersetzt werden sollen…

    Auffallender finde ich die Luftfahrt – in der man als Diskettenhändler gerade den Reibach machen kann…

    • Es gibt auch keinen Anlass etwas zu ändern wenn das Fahrzeug eh nicht vernetzt ist. Es schwadroniert ja auch keiner der Kommentatoren hier über die Firmware-Version seiner Waschmaschine.

      • Mick R. Osoft says:

        korrekt. Selbst bei AKW war es so, dass uralte Unix Systeme liefen und da die nicht irgendwo am Netz waren, war das auch sicher.

    • Und deshalb ein Admin für ein paar Monate der einfach neue Treiber installieren soll…passt irgendwie auch nicht?!

  13. Moin

    das hat nichts mit Windows zum tun.

    Gabs da nicht bei der Bahn doch auch Systeme mit SINIX?
    Dachte diese Geschichte mit der Anzeigetafel war doch ein SINIX-System?
    Damit kennt sich heute auch keiner mehr aus.

    Oder doch?

  14. Das ist definitiv Siemens. Die Stellenausschreibung hab ich im internen Stellenportal auch gefunden 😉

  15. dann ist die Firma wohl in der Zeit stehen geblieben, wenn sie noch Windows 3.11 benutzen. ich meine ich habe auch Windows 3.11 benutzt. Aber wie alt war ich da. vielleicht 8 Jahre alt oder so.

    • GelberEngel says:

      Der ICE 1 kam 1989 auf den Markt, der ICE 2 1993. Der ICE T 1996, also Entwicklungsstart sicherlich vor Windows 95. Der ICE 3 wurde 1994 ausgeschrieben und 1998 getestet.
      Also eigentlich alles Kandidaten für Windows 3.11 als Boardsystem.

  16. Zumindest wird das System nie gehackt werden!

    Jeder Hacker wird denken:

    „Das ist doch eine Verarsche / Honeypott hier!“

  17. Hab mal aus Insiderkreisen gehört, das in manchen Stellwerken der DB noch NT 4.0 im Einsatz sei. Angeblich könnten div. ISA-Steckkarten nicht ersetzt werden …

    • NT 4 oder ein altes Unix lasse ich mir ja noch eingehen, aber nicht diesen MS-DOS/Win 3.11-Murks mit parallelem Multitasking. War damals schon keine gute Idee, genau deswegen gibt’s auch NT überhaupt. Noch schlimmer ist dann der Win16/Win32-Frankenstein von Windows 95 bis ME.

  18. Eigenartig, die Projekausschreibung ist jetzt, über den Link im Artikel, nicht mehr verfügbar.
    War euer Artikel eine gute Werbung oder wurde es zu peinlich?

  19. Das hat keine technischen Gründe. Die Systeme sind einfach so, wie sie sind, zertifiziert. Wenn man eine Komponente neu zertifizieren, muss alles neu auf den Prüfstand. Und das ist teuer.

    Es ist ja auch gar nicht nötig. Die Systeme sind komplett gekapselt und vermutlich emuliert, mit minimaler Schnittstelle nach draussen. Deswegen ist ein WIndows95 im Geldautomaten auch „sicher“. Hier wird kein Systemupdate kommen, welches Win 3.11 zerschiesst. Es läuft ja.

    Das Problem ist hier m.E. nicht, dass man eine pragmatische Vernunftslösung fährt, sondern dass wir uns in Deutschland technisch, juristisch und Betriebswirtschaftlich einmauern in Zertifizierungen, Haftung etc., aber Softwareentwicklung ist nunmal kein Brückenbau.

    • „aber Softwareentwicklung ist nunmal kein Brückenbau“

      Stimmt!
      Brücken sind für Mobilität wichtig, Software mittlerweile für ALLES.
      Brücken kann man nur vor Ort manipulieren oder zerstören, Software mit Sicherheitslücken durch die Vernetzung von überall her.
      Wenn Brücken unbenutzbar werden, kann man vielleicht eine Ausweichroute nehmen. Wenn Software unbenutzbar wird, ist oft eine ganze Firma oder Behörde oder… nicht arbeitsfähig.

      • So einfach ist das eben nicht. Eine Brücke ist irgendwann fertig und muss nur noch im Rahmen ihrer Parameter gepflegt werden. Und kommt irgendwann wieder weg, weil „durch“.

        Software ist dynamisch. Daten kommen und gehen von anderswo. Libraries änder sich, Zeichensatzdefinitionen, Formate, Methoden, Hardware. Wenn Du im Jahr 2024 versuchst, von einem Rechner mit Z80-CPU eine Textdatei zu versenden, die als MS-DOS-irgendwas kodiert ist, mit LZH komprimiert und bitteschön per esftp-Protokoll, dann hat die gleiche Software, die 1995 super funktioniert hat, jetzt ein Problem.

        Man kann Technik kaputt-updaten. Man kann Technik aber auch kaputt-vergammeln lassen. Das ist dan „Technische Schulden“, und dann hat man ein ernstes Problem: Man kommt da nicht wieder weg. Locked-in im eigenen Altmetall. Wenn der Kram dann endlich final hinüber ist, hat man garnix mehr, und astronomische Kosten.

        Ich arbeite in einer anderen Branche, aber ich hatte in den letzten Jahren mehrere Business-Kunden, die 20 Jahre alte Warenwirtschaftssysteme hinter 3 Firewalls offline betreiben und damit dann kein Internetgeschäft betreiben können. Die hat Corona alle zerlegt. Alle haben ihre Produkte online verkauft, und die Rentnergang stand dumm da mit ihren MSDOS-Systemen.

        • Sorry, aber das ist -im Kontext- ausgemachter Quatsch!
          Nein, weder Input noch Output ändern in dieser Konstellation, schliesslich ist es ein Informationssystem, das von bestehender, unveränderter, Hardware Daten erhält und auf einem bestehenden, unveränderten, Display darstellt.

          • Denk mal kurz nach. Dein Display von 1989 ist kaputt, Du brauchst neue Displays, die alten gibt es aber nicht mehr. Du hast eine Bridge aus der VM raus zum wrappenden System, aber das wrappende System ist inzwischen 1500x performanter als damals. Du kommunizierst auf der Basis einer Verschlüsselung, die seit 10 Jahren nicht mehr als sicher gilt. Du hast im Geldautomaten Scheine, die andere Sicherheitsmerkmale haben als vor 10 Jahren. Du hast Geldautomaten, wo Du „neue“ Leitungen erbringen musst, weil das Gesetz das jetzt vorschreibt.

            Es ist zu kurzsichtig, zu sagen „Hier ändert sich nix. Wir schmeissen ja das gleiche XML rein wie vor 15 Jahren.“

            Ein System, dass kommuniziert, veraltet.

            • Denken Sie doch mal kurz nach!
              Ein Zuginformationssystem ist kein Geldautomat, da helfen auch keine an den Haaren herbeigezogenen Vergleiche.

              • Aber Du hast schon verstanden, worum es im Prinzip geht, und klebst nicht an den Beispielen?

                Von mir aus also ein Zuginformationssystem. Da ist dann ein Fahrplan auf der Diskette, mit Umlauten. „Köln“. Entweder garantierst Du den gleichen EBDIC-Zeichensatz wie vor 30 Jahren — dann schiebst Du das Problem hierarchisch nach oben, weil irgendwo der Punkt kommt, wo man den UTF-Input konvertieren muss. Dann hat halt dein zertifiziertes Zuginformationssystem kein Zertifizierungs-Problem, sondern das zuliefernde System. Oder DESSEN zulieferndes System, Oder dessen.

                Irgendwo ist in der Kette das System, das zertifiziert war und jetzt die Daten von 2024 interpretieren muss.

        • Das ist alles nicht falsch, was Du schreibst.
          Ich bin mittlerweile auch seit über 10 Jahren in Software-Entwicklungsprojekten unterwegs und glaube, ein paar Sachen mitbekommen zu haben.

          Der Punkt von oben war einfach, das Du „rantest“, also ob man zwar Brückenbau zertifizieren könne, das aber für Software-Entwicklung völliger Unsinn sei.
          Ist es meiner Meinung nach nicht. Absolut nicht, im Gegenteil: Es wird immer noch viel zu viel „hands on“ entwickelt, ohne Konzepte, Methoden und vernünftige QS.
          Und genau dann hat man Software „die doch läuft“ – aber eben auch nicht mehr. Hohe technische Schulden, keine klaren Konzepte, irgendwie mit „Tweaks“ zum Laufen gebracht… und genau sowas fliegt einem später um die Ohren.

          Von daher: Doch, Software sollte viel MEHR zertifiziert werden! Nicht unbedingt ein bestimmter Software-Stand, aber die verwendeten Methoden und Konzepte der Entwicklung.
          Und natürlich sollte ein Software-Hersteller bis zu einem bestimmten Grad auch Haftung für seine Produkte übernehmen. Denn nur dann wird er geneigt sein, QS und Sicherheit auch ernst zu nehmen.

          • Aber wer zertifiziert mir den Apache, PHP, libxml und ReactJS? Mit dem Ansatz kommt alle Software nur noch von Siemens und HochTief, und dann gar nicht mehr.

  20. Da sieht man, wie genial das menschliche Gehirn ist. Meins ist Baujahr 1966, funktioniert einwandfrei – glaube ich jedenfalls, voll auf- und abwärtskompatibel, und passt sich reibungslos der Verschleiß der restlichen Hardware, und den veränderten Rahmenbedingungen an.

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