Ayaneo Pocket Micro Classic ausprobiert: Westentaschen-Handheld für Emulations-Fans
Ayaneo ist sehr umtriebig, was PC-Gaming-Handhelds betrifft. Ich hatte hier im Blog beispielsweise schon das übergroße Ayaneo Kun oder auch das Slide mit einer Tastatur getestet. Mit dem Pocket Micro Classic hat der Anbieter in diesem Jahr ein neues Modell auf den Markt gebracht, das eine sehr spezielle Zielgruppe anvisiert. Das kompakte Handheld im Retro-Design ist nämlich in erster Linie für die Emulation prädestiniert. Ich habe mir einmal angeschaut, für wen die Hardware lohnenswert ist.
So ist die Emulation von Retro-Spielen ja auch auf zum Beispiel dem ebenfalls von mir getesteten Ayaneo Pocket S, das bereits einen Nachfolger erhalten hat, möglich. Da bringt das neue Pocket Micro Classic jedoch einen entscheidenden Vorteil mit: Es ist offiziell für die Google-Dienste zertifiziert. Somit besteht auch uneingeschränkter Zugriff auf den offiziellen Play Store.
Technische Eckdaten des Ayaneo Pocket Micro Classic
- Display: 3,5 Zoll, IPS-LCD, 960 x 640 Pixel, Format 3:2, Touchscreen, 60 Hz
- Betriebssystem: Android 13
- Prozessor: MediaTek Helio G99
- RAM: 8 GByte LPDDR4X
- Speicherplatz: 256 GByte UFS 2.2
- Akku: 2.600 mAh
- Schnittstellen: Wi-Fi 6, Bluetooth 5.2, USB-C, microSD
- Besonderheiten: D-Pad, Schultertasten, Sondertasten, Metallgehäuse, Vibrationsmotor
- Maße / Gewicht: 156 x 63 x 18 mm / 227 g
- Preis: ca. 200 Euro
Tatsächlich ist das Ayaneo Pocket Micro Classic zum Beispiel auch zu XInput kompatibel. Das bedeutet, ihr könnt beim Xbox Cloud Gaming passende Vibrationen nutzen und den Home-Button an der rechten Gehäuseseite als Xbox-Taste einspannen. Doch ich will nicht zu weit vorgreifen, kommen wir doch direkt zu Ausstattung und Verarbeitung
Ausstattung und Verarbeitung des Ayaneo Pocket Micro Classic
Das Ayaneo Pocket Micro Classic ist ein Geschwistermodell zum Pocket Micro. Letzteres bietet zwei Analogsticks, die bei der Classic-Version fehlen. Ansonsten sind die beiden Handhelds im Grunde identisch. Vorne sitzt neben dem Display mit Touchscreen-Funktionalität rechts das D-Pad zur Steuerung. Darunter sitzen auch zwei kleine Tasten am unteren Rand. Rechts neben dem Bildschirm befinden sich vier Buttons und unten abermals zwei Zusatztasten – in diesem Fall für den AyaSpace und den regulären Homescreen. Der AyaSpace ist dabei eine Art Konfigurationsoberfläche.
Im AyaSpace könnt ihr etwa das Performance-Profil wechseln, um je nach Anforderung mehr Leistung herauszukitzeln oder die Akkulaufzeit zu maximieren. An der Oberseite des Pocket Micro Classic sitzen links und rechts zwei Schultertasten, der Powerbutton und auch die Lautstärkeregler. Auch an der rechten Seite sitzen dann noch zwei Tasten, eine davon frei programmierbar. Links findet ihr im Übrigen den microSD-Kartenslot.
Der Rahmen des Handhelds besteht aus Metall, die Rückseite allerdings aus Plastik. Insgesamt macht das kompakte Ayaneo Pocket Micro Classic aber einen sehr wertigen Eindruck. An der Verarbeitung habe ich nur in Bezug auf den USB-C-Port etwas zu meckern. Aus diesem fliegt das Ladekabel sehr leicht heraus. Obendrein dient hier noch das ziemlich betagte Android 13 als Betriebssystem, was natürlich im Hinblick auf die Sicherheit nicht mehr so das Wahre ist. Ich prophezeie aber, dass ihr an diesem Gerät ohnehin nicht allzu viel online hantieren werdet, sieht man von möglicherweise dem Cloud-Gaming ab.
Der Praxistest
Das Ayaneo Pocket Micro Classic eignet sich aufgrund des Verzichts auf die Analogsticks meiner Ansicht nach primär für die Emulation von 8- und 16-bit-Spielen. Schaut ihr euch die offizielle Produktseite an, dann erblickt ihr dort mehrfach Verweise auf den Nintendo Game Boy Advance. Etwa hebt der Hersteller hervor, dass entsprechende Spiele besonders gut auf dem Display skaliert werden können, weil die Auflösung mit 960 x 640 Pixeln genau viermal höher liegt.
Im Übrigen ist der LC-Bildschirm „in Ordnung“, aber ziemlich grell und damit eher fürs Spielen tagsüber als in den Abendstunden gedacht, wenn Schwarz aufgrund der aggressiven Hintergrundbeleuchtung stets wie Grau wirkt. Die Blickwinkel sind jedoch ok und auch die Farbdarstellung ist gut. Zu kämpfen hatte ich aber ab und an mit der Oberfläche, die sich alles andere als rund anfühlt. Ayaneo hätte gut daran getan, mit größeren Icons zur Bedienung zu arbeiten, denn es ist sehr fummelig auf dem kleinen Screen etwas auszuwählen. Zwar könnt ihr auch mit dem Gamepad zwischen Objekten wechseln und Dinge über den A-Button auswählen, sonderlich intuitiv läuft das in Android aber auch nicht.
Für Erstaunen hat bei mir gesagt, dass Ayaneo das Pocket Micro Classic gegenüber Google offenbar als Fossibot DT1 ausweist. Denn auf dieses Gerät wird hingewiesen, wenn ihr euch nach der Einrichtung in eurem Google-Konto einloggt. Diese beiden Devices haben technisch eigentlich nichts miteinander gemeinsam, sodass das einigermaßen kurios ist. Ansonsten funktioniert die Emulation von GBA-Titeln, zum Beispiel via RetroArch, einwandfrei und die Steuerung könnt ihr sowohl in einer App von Ayaneo als auch in der Emulationssuite selbst perfekt konfigurieren.
Doch im Grunde könnt ihr dafür auch leistungsfähige und vielseitigere Geräte wie z. B. das Ayaneo Pocket S2 mit einem deutlich besseren Screen und wesentlich mehr Power einsetzen. Klar, da zahlt ihr mehr, aber es gibt viel mehr Spielraum bei der Emulation. Letzten Endes hat das Pocket Micro Classic also einen recht eng gesteckten Anwendungszweck und richtet sich an Anwender, die ein sehr kompaktes Gerät mit Retro-Flair suchen, um eben beispielsweise GBA- oder auch SNES-Spiele zu emulieren.
Zumal die Form des Pocket Micro Classic, die am ehesten einem NES-Controller nachempfunden ist, nicht gerade ergonomisch ist. Fürs zwischendurch mal Zocken geht das in Ordnung, stundenlang könnte ich persönlich das Gerät aber nicht in den Griffeln halten. Bluetooth-Kopfhörer sind hier übrigens Pflicht, denn die quäkenden Lautsprecher des Handhelds werden selbst von Jahre alten Smartphones locker übertroffen.
Abseits der Emulation könnt ihr natürlich auch native Android-Spiele auf dem Ayaneo Pocket Micro Classic spielen. Aktuelle 3D-Titel wie „Genshin Impact“ überfordern den MediaTek Helio G99 allerdings. Für Casual-Games ist aber freilich ausreichend Leistung gegeben. Doch da macht euer Smartphone am Ende vermutlich die bessere Figur. Der Lüfter des Handhelds ist übrigens in den meisten Modi auch bei Spielen unhörbar bis leise. Schaltet ihr aber in die maximale Leistungseinstellung, rauscht das Gerät doch so störend, dass ihr in der U-Bahn mit Sicherheit Blicke auf euch zieht.
Mein Fazit zum Ayaneo Pocket Micro Classic
Das Ayaneo Pocket Micro Classic hat ein eng abgestecktes Anwendungsgebiet: Es tut sich vor allem bei der Emulation von 8- und 16-bit-Titeln als kompakte Begleitung hervor. Abseits dieses Bereichs verliert es in Sachen Leistung, Ergonomie, Bildschirm und Vielseitigkeit aber deutlich gegenüber Alternativen wie Ayaneos eigenem Pocket S oder eurem klassischen Smartphone. Der Vorteil gegenüber Phones und Tablets liegt hier eben in den integrierten Steuerungsoptionen.
Ihr wollt nicht das Geld ausgeben, das höherwertige Gaming-Handhelds kosten, wünscht euch aber ein Gerät zur einfachen Steuerung und Emulation von Retro-Games für unterwegs? Dann könnte das Ayaneo Pocket Micro Classic etwas für euch sein. Sobald ihr aber auf weitere Anwendungsszenarien blickt, würde ich persönlich zu anderen Geräten raten.
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200 EUR? Puh.. Für die Hälfte des Preises holt man sich doch lieber einen Backbone Controller und emuliert den Spaß auf dem iPhone/Android Device. Da stimmt dann zusätzlich auch noch die Ergonomie.
Ist halt noch ein Gerät für Sammler zum in den Schrank packen. Solange die sich verkaufen?
Jeder andere kauft sich ein Aufsteck-Gamepad für Smartphone für 10 bis 20 Euro.
Na für das Geld würde ich dann eher einen Retroid Pocket 4 Pro oder sogar den 5er kaufen.
Für reines Retro Gaming bis ~N64 genügt für ein Viertel des Preises ein Handheld von Anbernic, Miyoo, Trimui und co.
Deswegen schrieb ich ja Sammler.
Ansonsten gibt es nicht wirklich mehr eine Daseinsberechtigung für solche Geräte in Zeiten von Smartphones mit Gamepad oder SteamDeck.
Vor ca. 15 Jahren hatte ich mir auch noch die Gamepark Linux Handhelds gegönnt aber heute? Der Anwendungsfall ist sehr eingeschränkt.
R36S lässt grüßen, der dürfte in etwa dasselbe und mehr können für 1/10 des Preises.