Ausprobiert: Microsoft Surface Pro

Das Microsoft Surface Pro. Für die einen ein tolles Gerät, für die anderen ein Flop. Doch was ist es denn nun? Wer nicht auf längere Texte steht, dem sei gesagt: selber anschauen ist Pflicht, denn jeder arbeitet anders. Ich hatte nun etwas länger Gelegenheit, mich mit dem Gerät aus dem Hause Microsoft zu befassen – und dies ist auch gut so, denn durch Windows 8.1 ist das Gerät schon angenehmer zu bedienen, als es noch unter Windows 8 der Fall war. Spezielle Funktionen von Windows 8 und Windows 8.1 lasse ich aus, hier soll es um das Gerät gehen. Nur eins: Windows 8.1 ist Pflichtprogramm, macht mehr Spaß.

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Optisch erinnert das Surface Pro von Microsoft an den beschnittenen und ungeliebten Bruder Surface RT. Doch das Surface Pro hat einen Vorteil für mich: ein vollwertiges Windows 8 Pro. Das finde ich gut, denn im Windows Store habe ich nicht die Apps gefunden, die mich zum Surface RT greifen lassen würden. Ich kann natürlich einen Bericht nur aus meiner Warte schreiben, denn es wird sicherlich viele Menschen geben, denen ein Surface RT ausreicht – entweder als Zweitgerät oder als Hauptgerät.

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Ich passe jedenfalls nicht in den RT-Rahmen, weshalb ich mir auch das Surface Pro vorgenommen habe. Viele Menschen denken bei einem Surface Pro an ein Tablet. Richtig und falsch zugleich. Das Surface Pro ist ein ausgewachsenes Gerät. Tablet und irgendwie auch Ultrabook. 907 Gramm schwer, Glasfront und ein Unibody aus VaporMG (Magnesium). Die Verarbeitung und das „Anfass-Feeling“ meines Gerätes darf sich durchaus als gut bezeichnen lassen. Da ich gerade den Vergleich mit dem Ultrabook und dem Tablet zog, hier gleich erst einmal mein erster Kritikpunkt, der sich zumindest bei meiner Nutzung bemerkbar machte.

Als Ultrabook taugt das Surface Pro aufgrund seines Gewichtes, als Tablet auf der Couch muss man schauen, wie man es hält – 907 Gramm hören sich wenig an, können aber beim Lesen oder Spielen ganz schön auf die Arme gehen. Das Microsoft Surface Pro verfügt wie das Surface RT über einen Kickstand. Dies ist ein integrierter Fuß, sodass das Surface Pro halt beim Arbeiten anständig steht und ein halbwegs vernünftiger Betrachtungswinkel vorhanden ist.

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Dieser Kickstand ist dabei, was gut ist – löst aber ein Problem nicht: ich kann das Surface Pro nicht auf dem Schoß benutzen, da der Kickstand nur sehr begrenzt flexibel ist. Hier ist man dann wieder weit weg vom Ultrabook-Gedanken, der auf eine feste Unterlage setzt und das Teil mit dem Monitor quasi auf einer festen Unterlage benutzbar macht. Man stelle sich vor was passieren würde, wenn Microsoft das Touch Cover so stabil machen würde, dass es das Gerät variabel hält – alternativ wäre ein anderer Kickstand eine tolle Sache.

Am Schreibtisch arbeiten im Ultrabook-Stil ist also machbar, Tabletnutzung auch, aber sobald man in der Bahn sitzt und auf den Schoß angewiesen ist, macht es keinen Spaß mehr. Das Surface hat dann keinen Halt und auch die Tastatur neigt bei nicht ebenen Untergrund zu einem nervigen Nachfedern der Buchstaben. Grundsätzlich positiv dürften Menschen das Surface bewerten, die ihr Computerleben auf ein Maximum minimieren wollen.

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Externer Monitor (max. 2560 x 1440 Pixel), Maus und Tastatur machen das Surface Pro zur Windows-Schaltzentrale in eurem Haus. Sämtliche Peripheriegeräte funktionieren eh, da es sich um ein vollwertiges Windows 8.1 Pro handelt. Das Surface Pro ist im besten Falle das eine Gerät, welches ein Mensch besitzt, wenn es nach Microsoft geht. Und die Denke ist noch nicht einmal schlecht. 99 Prozent meines Bekanntenkreises könnten mit diesem Gerät alles machen, was sie jetzt mit ihren großen, hässlichen und lauten Kisten machen. Und sie könnten sogar noch mehr machen, wenn ich mal wieder den Tablet-Effekt des Surface Pro raus hole. Zwei Arten der Tastatur bietet Microsoft an, einmal das Touch Cover und einmal das Type Cover.

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Das Touch Cover ist relativ dünn und gibt euch beim Anschlag kein haptisches Feedback, der Viel-Tipper greift zum Type Cover, welches eine Ecke besser als Tastatur geeignet ist – wobei ich mir sicher bin, dass das alles auch eine Sache der Gewöhnung ist. Aufgrund der Tatsache, dass das Surface Pro 10,6 Zoll groß ist, hat das Type- oder Touch Cover auch nur begrenzte Abmaße. Das Touchpad ist verhältnismäßig klein und arbeitet nicht so genau, wie ich es gewohnt bin. Hier ist dann wieder Touch erfreulich, denn bis man sich an das kleine Touchpad gewöhnt hat, greift man in manchen Fällen sicherlich zum Touchscreen, der sich erstaunlich präzise bedienen lässt. Dafür klasse bei beiden Tastatur-Arten: der Schnellzugriff auf die Charmbar, die Media-Kontrolle und die Suche via einzelner Tasten.

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Gerade unter Windows 8.1 ist das Ganze noch einmal besser realisiert, da hier Wisch nach oben sämtliche Apps eingeblendet werden. Ob ich unter Windows 8.1 das Startmenü vermisse? Ach was – die komplette UI ist ein großes Startmenü mit Mehrwert durch die Live-Kacheln. Wer auf dem Screen nicht herumfummeln will, der kann auch den im Lieferumfang enthaltenen Digitizer nutzen, gerade als digitaler Filofax macht das Surface Pro dann einen ganz schlanken Schuh.

Nicht nur der Digitizer ist ein erfreuliches Ausstattungsmerkmal, Microsoft hat dem Surface Pro auch einen Slot für eine micro SD-Karte spendiert, auch USB 3.0 und Bluetooth 4.0 sind dabei. Ferner gibt es noch einen Mini-DisplayPort, über den ihr dann das Surface Pro mit Monitoren, TV-Geräten oder Beamern verbinden könnt. Entsprechende Adapter auf HDMI oder VGA lassen sich zukaufen. Wer das Surface Pro unterwegs auflädt, der sollte mal einen Blick auf das Netzteil werfen – kleines aber feines Detail: USB-Anschluss im Netzteil.

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Weiterhin findet man am Surface auch noch WLAN vor, ein 3G-Modul fehlt leider – das wäre richtig schick gewesen. Der Prozessor ist ein Intel Core i5-3317U Dual-Core (1,70 GHz), volle Rechen-Power also. 4 GB RAM sind verbaut, das 10,6 Zoll Display löst mit satten 1920 x 1080 Pixeln auf, Full HD-Wiedergabe ist also möglich. Das IPS-Display besticht mit knackigen Farben und durch einen grandiosen Blickwinkel. Hier gibt es für mich nichts zu meckern.

Dennoch muss man dieser Ausstattung Tribut zollen, je nach Anwendungsbereich kann das Surface Pro bei knapp 4 Stunden Akkulaufzeit schon nach dem Netzteil krähen. Wer nur surft und gut haushaltet, der kann natürlich noch ein wenig mehr aus dem Gerät holen. Kleiner Tipp am Rande: ihr werdet zum Internet Explorer greifen, denn Chrome hat derzeit ein absolut schlechtes Font-Rendering, das sind Unterschiede wie Tag und Nacht. Die Oberfläche von Windows 8 reagiert sehr flüssig und auch Apps und Anwendungen funktionieren auf der Intel-Plattform wunderbar. Kritisch wird es bei Spielen, kleine Casual Games machen keine Probleme, während andere Spiele, die auf 3D setzen, schon bei geringeren Auflösungen keinen Spaß mehr machen. Das hat mich bei der Intel HD4000 doch etwas überrascht.

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Zum Speicher: Bei der 64 Gigabyte-Variante ist weniger Speicher vorhanden, bei der 128 Gigabyte-Variante natürlich auch – WIndows ist eben drauf. Es wurde damals bekannt, dass die 128 Gigabyte-Variante des Microsoft Surface Pro lediglich 83 Gigabyte freien Speicher aufweist. 45 Gigabyte gehen also für das Betriebssystem und die integrierte Sicherheitslösung verloren, bekanntlich verfügt Windows 8 über eine Notfall-Partition, die das komplette System enthält. Das Notfallsystem kann man übrigens auf einen externen Datenträger frickeln, dann hat man wieder Speicher frei, weiterhin hat man ja die Möglichkeit der microSD-Karte. Ebenfalls wird euch das Update auf Windows 8.1 noch einige freie GB bescheren.

Die hinteren Lautsprecher lassen sich als ok bezeichnen, wenn man deren Ausmaße in diesem Gerät bedenkt. Die Lautstärke lässt sich schnell über die Tastatur regeln, das passt alles soweit. Die Lautstärke sollte man auch ein wenig höher regeln, wenn man sich bei rechenintensiven Arbeiten vom Lüfter gestört fühlt – der ist dann nämlich deutlich hörbar. Die Frontcam eignet sich für die Videotelefonie, für mehr aber nicht, auch die rückseitige Kamera verfügt über 720p und reißt mich persönlich nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Zu hell, zu unschön- zu blass. So arbeitete meine Handy-Cam vor Ewigkeiten. Aber wer arbeitet schon mit einer Tablet-Cam?

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Das Microsoft Surface Pro ist im Tablet-Bereich so ziemlich das leistungsstärkste, was man so bekommen kann – doch auch hier muss ich immer wieder mal den Windows Store ansprechen, dem meiner Meinung nach die vielen kleinen Apps fehlen, für die ich auf Android und iOS so gerne Geld ausgebe. Hier investiert Microsoft zwar kräftig und einige Entwickler setzen nun auch Apps für Windows 8 um, mir persönlich fehlt da aber das experimentelle Potential, welches mir andere Plattformen bieten. Wer jetzt mit der Aussage kommt, dass Tablet-Nutzer eh nur 10-20 Apps nutzen, der wird mit der Auswahl im Windows Store aber gut bedient sein. Das sind ja Dinge, die man im Vorfeld für sich herausfinden kann, sofern man einen Windows 8-Rechner sein Eigen nennt.

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Ein Fazit? Eine Empfehlung? Die könnte ich euch geben, wenn ich eure Arbeitsweise kennen würde. Ich kenne Menschen, die erledigen alles mit ihrem Surface, ich kenne aber auch Menschen, denen ist das Microsoft Surface zu wenig. Wie ich oben erwähnte: es handelte sich um einen kompletten PC mit vollwertigem Windows, der sogar in die gepflegte Herrenhandtasche passt. Den kann man einfach irgendwo hin mitnehmen, man hat wirklich alles dabei, was man zum Arbeiten braucht. Durch diese Schnittstellen-Tatsache erweitere ich das Surface in Windeseile um Tastatur, externen Monitor und andere Geräte wie Scanner, Drucker und Co. Microsoft hat es (trotz meiner Kritikpunkte) geschafft ein Gerät zu produzieren, welches ich als evolutionären Meilenstein in der Geschichte des mobilen Computings bezeichne. Mit dem Surface Pro kann Microsoft im eigenen Ökosystem so ziemlich alles abdecken. Aber dies sollte man auch bei einem Preis von 879 Euro für das Grundgerät (64 GB, 128 GB = 979 Euro + 120 Euro für das Cover) mindestens erwarten.

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Mich persönlich stört die kurze Akkulaufzeit und hoffe, dass ein zweites Gerät auf den Markt kommt, welches vielleicht ein bisschen mehr Luft in den Lungen hat. Man darf das Surface Pro nicht mit Notebook oder Tablet vergleichen, denn es definiert seine eigene Klasse neu. Ich weiss nun leider nicht, inwiefern Microsoft auch Schmerzen mit dem Surface Pro hat, das Surface RT hat man aufgrund Überbestand gerade erst mit 900 Millionen Dollar abschreiben müssen, dem ging eine drastische Preisreduzierung voraus. Microsoft sollte sich auf die zweite Generation Surface Pro stürzen, denn diese hat in meinen Augen Potential, während ich nicht glaube, dass das Surface RT noch einmal die Kurve bekommt.

Falls ihr Fragen zum Surface Pro habt, immer damit in die Kommentare. Sofern es darum geht, etwas kurz auszuprobieren, dann kann ich dies ja mal eben für euch machen 🙂

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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32 Kommentare

  1. @Reiner:
    Nein man muss kein MS -Mitarbeiter sein um ein Surface Pro haben zu wollen. Ich will es auch, mich schreckt nur die kurze Akku-Dauer ab. Ansonsten hätte ich bereits zugeschlagen. Und das obwohl ich seit 11 Jahren OS X nutze.

  2. Guter Testbericht caschy, und wirklich objektiv geschrieben. Einer der Gründe warum ich Deinen Blog so gerne lese ist Dein wirklich angenehmer Schreibstil.

    Ich hatte mittlerweile auch mal die Gelegenheit das Gerät zu testen, und ich finde es „ganz nett“ würde es mir aber nicht kaufen. Für mich ist ein Macbook Air die deutlich bessere Alternative, alleine schon die katastrophale Akkulaufzeit von 4 Stunden katapultieren das Surface Pro für mich ins Aus. Dazu kommt dann noch der zu kleine Bildschirm und andere Punkte. Aber das ist sehr subjektiv, kommt halt immer auf den Anwendungszweck an.

  3. @elknipso: Danke für die Blumen. Haste das neue mit Haswell?

    • @caschy
      Nein, habe noch das 2012er Modell, reicht für meine Zwecke völlig, und sehe keine derart gravierenden Vorteile für mich welche einen Wechsel auf das 2013er Modell notwendig machen würden.
      Ich werde wohl wechseln wenn es das Modell mit einer 512 GB SSD zu einem „vernünftigen“ Preis gibt, denn das habe ich wirklich schon mehrfach bereut, dass ich mir das Modell mit nur einer 128 GB SSD gekauft habe. Das ist dann doch etwas eng manchmal, und machte das auslagern meiner umfangreichen Foto Archive auf mein NAS erforderlich, wenn ich noch genügend Speicherplatz frei haben möchte um auch mal größere Downloads von Images etc. tätigen zu können.
      In meinem Fall war es aber auch so, dass ich das Macbook Air ursprünglich mit dem Hintergedanken es als Zweitgerät zu nutzen gekauft habe, eben für Couch und Co. Wurde dann aber so sehr von dem Gerät und auch OS X überzeugt, dass es mittlerweile mein Hauptgerät ist und mein PC quasi nicht mehr genutzt wird. Daraus ergab sich dann auch der Umstand, dass 128 GB Speicherplatz etwas wenig sind :).

  4. Für mich ist es einfach zu teuer um es nur privat zu nutzen. Effektiv arbeiten/bloggen/spielen geht am Besten immer noch an meinem PC. Und dank Bigtower verhält sich der Kasten auch recht leise bzw. läuft meist Musik, die den Lüfter der GraKa bei Spielsessions +1h dann doch hörbar machen. Außerdem bräuchte ich dann mein Büro zu Hause nicht mehr. Aber ein kleiner Spielzeug-Nerd wie ich braucht sein Regal für Optimus Prime, die alten Turtles, meinen ersten He-Man, G.I. Joe Figuren & Collector Editions etc. Ins Wohnzimmer dürfen die alle nicht. 😉

  5. @caschy: toller Erfahrungsbericht!, meine Fragen an dich

    wie kommst du mit der Auflösung zurecht? bei Remotesupport entfällt ja die DPI-Skalierung zB, was bei mir ab und zu vorkommt?

    wie gut ist das Type Cover auf lange Sicht?

  6. Auflösung macht mir keinen Stress, warte aber auch nicht viel fern. Type Cover macht bislang keinen Ärger, ist aber noch relativ frisch.

  7. Bin gespannt ob Microsoft seinen Konkurrenten Konkurrenz machen kann. Ich fürchte dass sein Image nicht mit dem von Apple und Co mithalten kann, um auf dem Sektor wirklich Fuß zu fassen. Außer natürlich Microsoft stellt ein wirklich gutes Produkt auf den Markt

  8. Hi, wie erreichst du beim externen Monitor eine höhere Auflösung als 1280×1024 denn da ist leider Schluss beim meinem Pro1 mit dem original VGA Adapter.

    lg und Danke

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