Anne Frank: Der Holocaust als Virtual-Reality-Erfahrung
Ich gebe es zu: In der Schule (lang, lang ist es her) habe ich „Das Tagebuch der Anne Frank“ gehasst. Das lag weniger am Inhalt an sich, sondern daran, dass eine Zeit lang jedes Buch, das im Deutschunterricht gelesen wurde, den zweiten Weltkrieg und den Holocaust thematisiert hat. Bei mir erreichte unser Bildungssystem deswegen wohl das Gegenteil von dem, was anvisiert war: Auf Bücher wie „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, „Der gelbe Vogel“ und Co. reagiere ich bis heute allergisch. Doch Aufklärung über die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte ist an sich sehr wichtig. Wie hätte man es besser machen können? Vielleicht erreicht man gerade Jugendliche besser als mit trockener Literatur über moderne Technik. In genau diese Kerbe schlägt der kommende VR-Film „Anne“.
Hinter dem Projekt stecken Danny Abrahms und Jonah Hirsch. Letzterer fungierte bereits als Produzent des Virtual-Reality-Films „First“. Für die nötige Finanzspritze haben CGO Studios gesorgt, eine Produktionsfirma aus Los Angeles. Die visuellen Effekte übernehmen die ebenfalls aus Los Angeles stammenden Dilated Pixels. Ziel sei es dann auch, mit „Anne“ die Geschichte von Anne Frank mithilfe moderner Erzähltechniken und Medien für eine neue Generation greifbar zu machen.
Im VR-Film soll der Zuschauer direkt in Anne Franks verstecktes Zimmer des Jahres 1942 gelangen. Der obige Screenshot zeigt eine frühe Version. Durch das Erlebnis in Virtual Reality hoffen die Macher die Geschichte von Anne Frank bei den Zuschauern zu verankern und sie deutlich mehr zu bewegen, als es die bloße Behandlung im Unterricht könnte.
Ich persönlich finde die Idee sehr gut. Wie eingangs erwähnt, wurde in meinem Fall die Aufklärung über den zweiten Weltkrieg, das Dritte Reich und den Holocaust sehr unglücklich angegangen, da ich als Schüler fortwährend mit Literatur bombardiert wurde. Dazu muss man sagen: So bewegend Geschichten wie „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ thematisch sind – für mich ist es noch heute ein sehr hölzern geschriebenes Buch. Jugendliche, will man sie emotional berühren und Inhalte langfristig verankern, sollte man direkt aus ihrer Lebenswelt abholen, provozieren und zum Nachdenken bringen. Und da sind natürlich auch moderne Medien und neue Techniken ein willkommenes Mittel. Das kann und soll traditionelle Lern- und Lehrmethoden oder gar Bücher nicht ersetzen. Aber Virtual-Reality-Filme wie „Anne“ bieten sicherlich neue Chancen.
Die Tagebücher von Anne Frank sind nicht unbedingt trocken. Ihre Gefühle kommen mit den Worten rüber, wie soll das stattdessen visuell gehen?
Vielleicht eine gute Art um der heutigen Jugend so etwas näherzubringen.
Mehr als fie enge Bude zeigen mit Leutchen drin, dürfte nicht reichen.
Gott sei dank nie den scheiß lesen müssen!
Wer den folgenden VR-Film von The Guardian gesehen hat, der wird mir zustimmen, wie sehr man eintauchen kann in eine solche Simulation eines beengten Raumes:
http://www.theguardian.com/world/ng-interactive/2016/apr/27/6×9-a-virtual-experience-of-solitary-confinement
Bin gespannt, was daraus wird!
Bekanntlich ist das TAF sogar an vielen Schulen in Amerika verboten. Aber ist Amerika damit „zu prüde“? Fakt ist, dass das TAF sogar unter das kirchliche Bücherverbot fällt, namentlich wegen der darin enthaltenen Aussagen bzgl. Sexualität.
Die permanente Bearbeitung der Bevölkerung mit dem Begriff Holocaust wird n.b. nicht nur vom Artikel-Autor bemängelt: Sogar Anna Rau, Tochter des Bundespräsidenten Johannes Rau, meinte, der Holocaust werde in der Schule „einfach zu viel“ thematisiert (Max, April 2001).
Ich beschäftige mich beruflich trotzdem viel mit Holocaust, u.z. wegen der diesbzgl. Verleumdungen gegen die Kirche. Natürlich informiere ich mich dafür anhand von Material, das statt auf Gefühle auf Argumente setzt. Bezeichnenderweise ist solches Material oft nur mit VPN zugänglich.
Die Kirche ist für mich absolut KEIN MAßSTAB hinsichtlich meiner Bücherauswahl, eher bezüglich Schule, Kindergarten, Internat usw.
die entsprechenden (katholischen) Schulen, Kindergärten, Internate usw. ZU MEIDEN.
„Sogar Anna Rau, Tochter des Bundespräsidenten Johannes Rau, meinte, der Holocaust werde in der Schule „einfach zu viel“ thematisiert.“
Eine noch irrelevantere Person zu dem Thema hast du nicht gefunden?
Ich finde den Titel des Artikels stark überdenkenswürdig!
Alles was ich über den Holocaust weiß, habe ich mir nach der Schule selbst angelesen. In der Schule fand ich das Thema einfach nur nervig, langwierig und trocken. Mein Vater kam immer mit seinem „Ich durfte das nie lernen!“. Mich interessiert die Thematik auch heute noch. Und ich fände es super, wenn das Thema durch die neuen Medien für Schüler etwas zugänglicher gestaltet werden würde. LG
Ich stimmen dem ersten Absatz voll zu. Bei uns wurde das Thema (auch wenn es wichtig war) zu oft thematisiert. Ich denke so erreicht man die Jugend besser, als nur über Bücher bzw Kopien von Artikeln 🙂