Amazon: Videomaterial aus den Lieferfahrzeugen sickert durch

Amazon hat in seinen Lieferfahrzeugen in den USA auch Kameras verbaut. Fahrer wies man darauf hin, dass alles abgesichert sei. Doch mittlerweile sind Videos durchgesickert, die zeigen, wie sehr die Lieferanten offenbar unter Beobachtung stehen. In einem Video sieht man, wie jemand im Büro die Fahrgeschwindigkeit des Lieferanten sehen kann und über einen Algorithmus dessen Bewegungen erfasst werden.

Die Überwachenden sind laut Vice hier sogenannte Amazon Delivery Service Partner (DSP), die als Subunternehmer für Amazon arbeiten und für die Fahrer etwa die Routen planen, Fahrer einsetzen und über die Kameras auch Einblicke ins Fahrzeug erhalten. Aktuell sind nun viele Videos online gepostet worden, die zeigen, dass die Fahrer offensichtlich permanent überwacht werden.

Das obige Video etwa wurde ursprünglich nicht anonymisiert veröffentlicht, in diesem Fall zwar mit Einverständnis der Fahrerin, es ist aber leider nur ein Beispiel von vielen. Amazon verlangt da von den Fahrern, vorm Arbeitsantritt ein Formular zu unterschreiben, das im Wesentlichen die Überwachung rechtlich absegnet. Laut dem Unternehmen gehe es dabei aber ausschließlich um Sicherheitsbelange. Doch wie die veröffentlichten Videos zeigen, missbrauchen die Mitarbeiter offenbar oft ihre Möglichkeiten zur Aufzeichnung.

Amazon setzt dabei Kameras des Anbieters Netradyne Driver-i ein, welche auch den Standort erfassen können. Sie können sowohl die Straße als auch das Innenleben des Fahrzeugs aufnehmen. Laut einem Fahrer, der anonym bleiben will, überwache Amazon so unter anderem, ob ein Fahrer über rote Ampeln fährt, den Sicherheitsgurt trägt oder sein Smartphone zückt.

Unklar ist, warum eine immer größere Flut von Videos aus den Amazon-Fahrzeugen jetzt online auftaucht. Das Teilen solchen Materials ist laut Amazons Richtlinien eigentlich nicht erlaubt. Ein Fahrer gibt an, er habe keinerlei Zugriff auf das aufgezeichnete Material. Das obliege Amazon, den DSPs und Netradyne. Unschön ist das alles natürlich dennoch, denn was mancher vielleicht zunächst als amüsante Kurzvideos einordnet, deutet auf dystopische Zustände hin.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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21 Kommentare

  1. Ich habe mein Amazon Konto heute gelöscht. Nach ungefähr 20 Jahren. Das war nicht der ausschlaggebende Punkt aber der letzte Tropfen. Wer sowas unterstützen und sich schönreden will, weil’s gar so bequem ist, bitteschön. Aber ich kann das nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren.

    Danke an euren Blog, dass ihr davon berichtet. Die Menschen müssen davon erfahren.

    • Hallo Michael, „Fahrer, der anonym bleiben will, überwache Amazon so unter anderem, ob ein Fahrer über rote Ampeln fährt, den Sicherheitsgurt trägt oder sein Smartphone zückt.“ Kann man aus anderer Perspektive auch viel positiver sehen. diese maßnahme dient sowohl der Sicherheit der Fahrer wie auch – man denke nur an das thema Smartphone am Steuer – anderer Verkehrsteilnehmer. Denn ein Lieferwagen der im Auftrag von Amazon oder irgendeiner anderen Firma fährt, ist kein Privatfahrzeug, sondern ein Arbeitsplatz. Und natürlich hat m. E. der Arbeitgeber ein berechtigtes Interesse an der Kontrolle, ob ein Arbeitnehmer Sicherheitsvorschriften am Arbeitsplatz einhält. Ob das online mitgeguckt werden muß, ist dann eine andere Frage, evtl. könnte hier das „Dash-Cam“Prinzip greifen – löschung der Aufnahme nach kurzer Zeit und Speicherung z. B. nur im Falle eines Ereignisses wie eines Unfalls. Aber ich würde mich als fußgänger auch wohl fühlen, wenn viel stärker überwacht und dann auch sanktioniert würde, wie sich Fahrzeugführer in ihrem Gefärht z. B. an Ampeln oder in Sachen Smarpphone am Steuer verhalten. Immerhin ist ein Fahrtenschreiber in gewerblich genutzten Fahrzeugen selbstverständlich . Auch da wird individuelles Verhalten – Einhalten von lenk- und Pausenzeiten z. B. – erfaßt – anders als eben im privaten PKW.

      • Ansatzlose Überwachung zum Wohle des Arbeitgebers und des Mitarbeiters. Selten so gelacht. Bis auf das Handy am Steuer könnte man auch alles ohne die dämliche Cam kontrollieren. Die dient wohl eher zu anderen Zwecken. Zum Glück ist sowas in Deutschland nicht erlaubt.

        • Von ansatzlos kann ja wohl keine Rede sein. Der Arbeitgeber hat sogar die Plicht zu überwachen, dass die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Nur wie er das macht, ist Ermessensspielraum.

      • Verkehrsüberwachung ist Aufgabe der Polizei.
        Ich wünsche dir von Herzen, dass dein Arbeitgeber, sofern du berufstätig bist, eine ständige Videoüberwachung mit dir in Großaufnahme an deinem Arbeitsplatz einführt. Ich würde dann gerne davon erfahren und mir fällt mit Sicherheit ein vergleichbarer spin ein, wieso das doch eine gute Sache bist und überhaupt, das ist ja schließlich dein Arbeitsplatz.

        Aber vielleicht ist das dann ja auch was ganz anderes weil du dich für was besseres als so einen Mindestlöhner hälst der den ganzen Tag ackert damit es andere möglichst bequem haben? Augen auf bei der Berufswahl, stimmt’s? Angel of mercy.

        • Hallo Michael, Videoüberwachung am Arbeitspllatz ist nicht unüblich: Schalterhalle einer Bank z. B. Alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit und des Sicherheitsbeddürfnisses. Auch Polizisten tragen in einigen Bundesländern eine bocycam um Einsätze zu dokumentieren. Also auch an ihrem Arbeitsplatz. Also bitte nicht so pauschal verurteilen. In unterschiedlichen Situationen ist es nicht das gleiche, wenn man gleiche Methoden verwendet.

          • Polizei, Bank, Lieferanten. Fällt dir hoffentlich auf der Unterschied.

            • In Deutschland? Die Deutschen haben rechts auf ihrem Nachttisch die Bibel und unterm Kopfkissen das BGB. Und wenn man es mit ihnen selbst veranstalten würde … Zeter und Mordio, für anderen hat man jedoch immer eine Erklärung parat. Gott-sei-dank machen die Gesetze hierzulande noch andere.

            • Hallo Ben, „Polizei, Bank, Lieferanten. “ ja – klar – sowohl die Mitarbeitenden in einer Bank wie auch ein Lieferant ist u. a. verantwortlich für Güter die einer dritten Person gehören … ganz abgesehen davon daß sie sich dann auch noch in einem gewerblich genutzten Fahrzeug im öffentlichen Verkerh bewegen … aber klar „Amazon“ ist für manche ein „Triggerwort“ mit anderem Maß zu messen – was wäre wohl die Reaktion gewesen, wenn es sich um einen anderen Werttransportdienst, z. B. Geldtransporter, gehandelt hätte? Der Warenwert der sich in einem amahzon-Lieferfahrzeug befindet kann u. U. auch mal fünfstellig sein …

              • „Der Warenwert der sich in einem amahzon-Lieferfahrzeug befindet kann u. U. auch mal fünfstellig sein …“

                Ja, im Laderaum nicht in der Fahrerkabine mit einer auf das Gesicht des Fahrers gerichteten Kamera.

      • Naja, ach komm schon. Da kannst du auch gleich erzählen sie machen das nur, um das Gründen von terroristischen Verinigungen oder den sexuellen Missbrauch von Kindern vorzubeugen. Da sind doch alles nur Hilfsargumente um die Überwachung schön zu reden.

        • Genau so ist es! Man kann mit dem Argument der „Sicherheit“ jedes beliebige Datenschutz Gesetz aushebeln.

  2. Man hätte vielleicht auch erwähnen können, dass das obige Video nicht anonymisiert veröffentlicht wurde, weil es von der Fahrerin selbst auf reddit gepostet worden ist. Da kann man auch den Ablauf nachlesen: Sie fand die Situation niedlich und hat ihren Dispatcher gebeten das Video zu sichern. Der DSP musste wiederum einen Antrag bei Amazon stellen um auf das Video zugreifen zu können. Es ist kein Live-Video und mit Ausnahme der vom Computer ermittelten und ausgeworfenen Verfehlungen, sehen die DSPs nichts. Liest sich dann natürlich ewas sachlicher und ist nicht so herrlich tendenziös.

    • Danke, für diese nicht unwesentliche „Randinformation“! Trotzdem möchte ich auch noch hinzufügen, dass in den USA die Überwachung vom Arbeitgeber oder von Behörden eine sehr hohe Akzeptanz hat!

      Für uns Europäer kaum nachvollziehbar, aber dort ist das normal.

      • Hallo Rocket, „dass in den USA die Überwachung vom Arbeitgeber oder von Behörden eine sehr hohe Akzeptanz hat!“ m. E. ist die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht das ausschlaggebende Argument, sondern die Frage, ob sich eine Firma oder Behörde – hier Amazon – in Rahmen der im jeweiligen Land geltenden Gesetze und sonstigen Vereinbarungen – Tarif- und sonstige Verträge – verhält. Tut er das, haben Menschen in anderen Ländern m. E. nicht das Recht den Anbieter deshalb zu veerurteilen. Denn in den USA werden Gesetze durch eine rechtmäßige Regierung und parlamentarische Kammern erstellt und beschlossen. Das ist kein Rußland oder VAR. Ein bißchen Zurückhaltung in der Kritik und Respekt gegenüber den auch nach hieisigen Maßstäben demokratisch entstandenen Regelungen in anderen Ländern stünde gerade uns Deutschen – hier galten ja mal Sätze wie „am Deutschen Wesen soll die Welt genesen“ im Raum gut zu Gesicht.

      • Unterschied… hier passiert das ohne Kentnissnahme des Arbeitnehmers :))

    • Danke, dass ist die wesentliche Information!
      @Andre: Warum fehlen solche Informationen, die ein komplett anderes Bild ergeben im Artikel?
      Das ist ja schon fast „Bild“-mäßig…

      • André Westphal says:

        Letzten Endes ändert die Information am Inhalt gar nichts, da es zig Videos gibt, die man hätte auswählen können und die nicht durch die Fahrer veröffentlicht worden sind. Allerdings kann man hier bemängeln, ich hätte ein anderes Beispiel-Video nennen können. Es geht hier nicht um das spezifische Video, sondern die ganze Maschinerie dahinter.

        Selbst wenn also eine Fahrerin sagt „Jo, überwach mich ruhig den ganzen Tag, wurscht – aber gib mal nettes Hunde-Video“ – ändert das nichts daran, dass Hunderte andere Fahrer das vermutlich weniger lustig finden, so kontrolliert zu werden.

        Es war aber ein guter Hinweis, ich hab ergänzt, dass die Umstände bei dem spezifischen Beispiel derart sind, dass die Fahrerin es selbst gepostet hat :-).

        • Gunar Gürgens says:

          „ändert das nichts daran, dass Hunderte andere Fahrer das vermutlich weniger lustig finden, so kontrolliert zu werden.“
          Naja aber sie müssen ja weder den Wisch unterschreiben, noch für Amazon arbeiten.

  3. Auf dem Land hat man ohne Online keine Chance wenn man nicht Tage im Auto verbringen will. Egal ob DHL, DPD, Hermes…… Online nutzt sie alle. Ganz unten allerdings die Amazon Prime Fahrer. Wollte neulich einem ein Eis spendieren, nachdem er micht mit Händen und Füßen verstanden hat (er konnte nur Zahlen), hat er sofort abgelehnt „Auto voll“, DHL nimmt immer gerne eins bei der Hitze……..

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