Amazon Prime und Netflix: Meine 5 Highlights der ersten Jahreshälfte
Amazon Prime Video und Netflix geizen mittlerweile nicht gerade mit Eigenproduktionen. Grund genug nach Verstreichen der ersten Jahreshälfte den Blick zurück auf einige Highlights zu werfen. Klar, diese sind stark subjektiv eingefärbt: Jeder hat eben einen anderen Geschmack. Ich bin mir z. B. sicher, dass Caschy einem „Arrested Development“ deutlich weniger abgewinnen kann, als ich. Aber vielleicht regt das ja auch einige von euch an mir und den anderen Lesern ein paar Tipps zu geben. Denn immer wieder rutscht ja auch etwas Spannendes unterm Radar durch. Eventuell ist das ja auch euch selbst in den vergangenen Monaten passiert – und eine der folgenden Serien sagt euch zu.
Wie gesagt, ist dies meine persönliche Liste – und ich kann freilich nur die Serien hinein hieven, die ich mir tatsächlich angesehen habe. Auch mein Zeitpensum ist leider begrenzt und viele Originals, die mich interessieren („The End of the F***ing World“!), konnte ich mir einfach noch nicht ansehen. Falls eure Lieblingsserie also nicht dabei ist – schlagt mich in den Kommentaren nicht gleich tot. Und wie gesagt, bin ich auch sehr gespannt darauf, welche Eigenproduktionen der beiden Streaming-Anbieter euch 2018 bisher besonders gut gefallen haben.
5. The Tick – Staffel 1: Teil 2 (Amazon Prime Video)
In meiner letzten Bestenliste hievte ich „The Tick“ noch auf den zweiten Platz. Allerdings muss ich zugeben, dass mich die zweite Runde der ersten Staffel auf hohem Niveau enttäuscht hat. So macht „The Tick“ den Fehler, dem schon viele Konkurrenzformate erlegen sind: Alles muss höher, schneller und weiter sein. Begann die erste Staffel noch mit der eher persönlichen Geschichte Arthurs und einem gewissen Mysterium um den gutgläubigen Superhelden The Tick, so sind die neuen sechs Episoden deutlich überdrehter. Ohne zu spoilern: Ein gewisser Superschurke gibt nun in vielen Szenen den Ton an und dessen Präsenz zieht die Serie noch stärker ins Absurde, als jenes ohnehin schon der Fall gewesen ist.
Keine Frage, die zweite Hälfte der ersten Staffel enthält deutlich mehr Action, was einigen Fans auch zusagen dürfte. Und auf meine Kosten gekommen bin auch ich immer noch – sonst hätte ich „The Tick“ ja nicht in diese Liste gepackt. Trotzdem hoffe ich, dass man in Staffel 2 vielleicht… nun ja, einen Tick (*hust*) zurückschaltet und sich etwas mehr auf die Charaktere und den Wortwitz der ersten Staffelhälfte besinnt.
4. Eine Reihe Betrüblicher Ereignisse – Staffel 2 (Netflix)
Neil Patrick Harris ist ein Schauspieler, den ich sehr schätze. Natürlich wird er auch mir wohl bis zum Rest meines Lebens besonders als Barney Stinson im Gedächtnis bleiben. Aber auch in kleineren Rollen in „Starship Troopers“ oder auch „Gone Girl“ überzeugt Harris immer. Als Graf Olaf tyrannisiert er in Netflix „Eine Reihe Betrüblicher Ereignisse“ die Baudelaire-Kinder. Die Handlung der Serie erinnert dabei in ihrer Erzählweise, trotz des modernen Settings, teilweise an Märchen. Auch die oft surreale Optik schlägt in diese Kerbe. So weckt die Inszenierung bei mir oft Erinnerungen an eine meiner Lieblingsserien: „Pushing Daisies“. Das ist kein Wunder, denn an beiden Serien ist Regisseur Barry Sonnenfeld beteiligt.
Staffel 2 der Serie kann man höchstens vorwerfen, dass sie der ersten etwas zu sehr ähnelt: Wieder verfolgt Graf Olaf die Baudelaire-Kinder durch kreative Szenarien. Diese Formel bricht man allerdings mit fortlaufender Dauer der Staffel glücklicherweise dann doch etwas auf. Und ein visuelles Spektakel ist „Eine Reihe Betrüblicher Ereignisse“ ganz gewiss immer noch. Es gibt aktuell sicherlich keine optisch vergleichbare TV-Serie dieses Kalibers.
3. Philip K. Dick’s Electric Dreams (Amazon Prime Video)
Bei dieser Serie mag mir manch ein Leser das Schummeln unterstellen. Streng genommen handelt es sich nämlich nicht um eine Amazon-Eigenproduktion. Zwar läuft „Philip K. Dick’s Electric Dreams“ in Deutschland als Prime Original, wurde aber tatsächlich vom britischen Channel 4 in Auftrag gegeben. Dabei handelt es sich um eine Anthologie-Serie – ähnlich wie „Black Mirror“. Die einzelnen Folgen sind also jeweils in sich abgeschlossen und basieren, größtenteils sehr lose, auf Geschichten des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick („Blade Runner“).
Die erste Staffel mit zehn Episoden hat dabei einige Highlights parat. Für Star-Power sorgen zudem vor der Kamera unter anderem Bryan Cranston, Juno Temple und Steve Buscemi. Natürlich ist hier mal die eine Folge besser als die andere, aber insgesamt ist die erste Staffel sehr stark. Einer meiner Höhepunkte war eindeutig die Episode „Das wahre Leben“, welche sich damit beschäftigt, wie schnell die Grenzen zwischen Realität, Traum und Simulation verwischen können.
2. Arrested Development – Staffel 5: Teil 1 (Netflix)
Die Serie „Arrested Development“ mauserte sich bei ihrer Ausstrahlung auf dem US-Sender Fox schnell zum Kritiker-Darling, verfehlte aber quotentechnisch die Erwartungen. Die Folge war die Absetzung nach drei Staffeln. Sieben Jahre später spendierte Netflix der Serie mit Jason Bateman, Will Arnett, Michael Cera und vielen anderen eine vierte Staffel. Nach weiteren fünf Jahren ist dieses Jahr Staffel 5 mit zunächst acht Episoden an den Start gegangen. Die restlichen acht sollen ebenfalls noch in diesem Jahr folgen. Und erneut unterhält die ironische Comedy rund um die Familie Bluth wieder exzellent.
Die Familie muss sich wieder zusammenraufen. Doch jeder einzelne hat immer noch höchst individuelle Ziele. Gob etwa zweifelt an seiner Sexualität, etwas völlig ungewohntes für den Möchtegern-Zauberer. Hingegen versucht sich Ceras Charakter George Michael immer noch daran Ron Howards Tochter Rebel zu beeindrucken und setzt sich mit der kuriosen Familie des bekannten Regisseurs auseinander.
„Arrested Development“ ist in Deutschland eher unbekannt. Vielleicht ist der Humor der Serie, welcher mit vielen Insidern auch immer wieder auf vergangene Staffeln verweist, etwas zu speziell für viele hiesige Zuschauer. Ich kann die erste Hälfte der fünften Staffel jedenfalls sehr empfehlen und freue mich schon auf den Nachschub.
1. Glow – Staffel 2 (Netflix)
Mir gefiel schon die erste Staffel der Serie „Glow“ sehr gut. Hauptdarstellerin Alison Brie fand ich schon in einer meiner Lieblingsserien, „Mad Men“, sehr überzeugend. Sie zählt aktuell, ähnlich wie Will Arnett, quasi zu den Netflix-Darlings. Denn wie Arnett, leiht auch sie einem Charakter in „Bojack Horseman“ ihre Stimme und ist zusätzlich noch in einer weiteren Originalserie aktiv. Die zweite Staffel zu „Glow“ (Gorgeous Ladies of Wrestling) bietet die gleiche Mischung aus Humor und Drama, welche schon Staffel 1 sehr unterhaltsam machte. Allerdings kommen nun vor allem viele der Nebencharaktere stärker auf ihre Kosten. Nachdem man in der ersten Season die Figuren und das Setting eben erst einführen musste, kann man nun richtig loslegen.
Speziell der in Staffel 1 noch etwas naiv-überhebliche Bash erhält in den neuen 10 Episoden deutlich mehr Profil. Aber auch die Hassliebe zwischen Bries Charakter Ruth alias Soya und ihrem Gegenpart Debbie alias Liberty Belle entwickelt sich nachvollziehbar weiter. Etwas stärker als in Season 1 mögen nun die Drama-Elemente zum Tragen kommen. So gibt es mehr als einen Moment, in dem man doch betroffen schlucken muss.
Das 1980er-Flair kommt weiterhin zum Tragen und mit „Glow“ liegt eine von weiblicher Präsenz dominierte Serie vor, die weder in einer feministischen Predigt mündet noch sexistische Tendenzen zeigt – so soll es doch sein. Mir hat Staffel 2 eine Menge Spaß gemacht. Bleibt zu hoffen, dass Netflix „Glow“ auch eine dritte Staffel spendiert. Zwar könnte das Finale der zweiten Runde auch als Abschluss funktionieren, parallel ist aber noch mehr als ausreichend Potential für weitere Geschichten vorhanden.
13 Reasons Why – Staffel 2 war für mich bisher das Netflix Highlight des Jahres.
Ich hab von der Liste nur „Eine Reihe Betrüblicher Ereignisse“ und Arrested Development gesehen und fand beide auch super. Bei ersterem bin ich schon länger Fan der Bücher und freu mich über die gelungene Umsetzung. Arrested Development wurde mir schon vor einer Weile mal empfohlen, bin aber erst vor ein paar Wochen dazugekommen es anzuschauen. Und schneller als mir bewusst war, hatte ich dann auch alle 5 Staffeln durch, kann aber durchaus verstehen, dass diese Art von Humor nicht für jeden etwas ist