Amazon Prime Day: ver.di bestreikt sieben Standorte

Der Amazon Prime Day reißt viele Kunden zu Impulskäufen hin, bietet aber eventuell auch das ein oder andere Produkt, das man ohnehin länger im Auge hatte, nun zu einem guten Kurs. Unter anderem gibt es da ja Deals von Anker oder auch Xiaomi und Co. Was Kunden aufhorchen lässt, sorgt bei Mitarbeitern eher für Abwinken bzw. viel Stress. Das kritisiert dann auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), welche an sieben Standorten zu mehrtägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen hat.

Die Streiks in Werne, Leipzig, Rheinberg, Bad Hersfeld (2 Standorte), Koblenz und Graben beginnen in der Nacht zum Montag (21.6.) und werden laut ver.di dann bis einschließlich Mittwoch (23.6.) fortgesetzt. Man bemängelt, dass Amazon seinen Prime Day mit Millionenbeträgen bewerbe und an den Aktionstagen Milliardenumsätze generiere. Davon hätten aber nur Management und Shareholder etwas. Die Mitarbeiter, welche Knochenarbeit in der Logistik verrichten und während des Prime Days unter enormem Druck stünden, erhielten keine zusätzlichen Boni.

ver.di fordert daher weiterhin eine tarifvertragliche Entlohnung sowie verbesserte Arbeitsbedingungen. Die zuletzt durch Amazon selbst gefeierte Erhöhung der Einstiegsgehälter auf 12 Euro die Stunde sei zynisch.

Update:

Amazon hat uns gegenüber eine Stellungnahme abgegeben:

Die Wahrheit ist, dass Amazon bereits exzellente Bezahlung, exzellente Zusatzleistungen und exzellente Karrierechancen bietet – und das alles in einer sicheren, modernen Arbeitsumgebung. Und die Gewerkschaft weiß das. Erst kürzlich haben wir angekündigt, dass die Einstiegslöhne für alle Mitarbeiter:innen in unserem deutschen Logistiknetzwerk ab Juli 2021 auf umgerechnet mindestens 12 Euro brutto pro Stunde steigen. Dies ist eine Ergänzung zum umfangreichen Leistungspaket, das unter anderem eine Sondervergütung für Überstunden, eine Lebens- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung sowie Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge enthält. Wir sehen keine Auswirkungen auf die Kund:innen durch die Aktionen. Der Aufruf zum Streik beschränkt sich auf 7 unserer 16 deutschen Logistikzentren. Selbst in diesen 7 Gebäuden arbeitet die große Mehrheit unserer Mitarbeiter:innen mit viel Engagement und Leidenschaft für unsere Kund:innen. Sie sind auch für die vielen kleinen und mittelständischen Firmen und Unternehmer:innen da, die Amazon nutzen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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21 Kommentare

  1. Ich bin da jin kein Experte. Rein aus Interesse – Welcher Stundenlohn ist denn in der Logistikbranche üblich?

    • Oft der Mindestlohn, in manchen Bereichen sogar effektiv deutlich unter dem Mindestlohn. Es hat schon seinen Grund warum bei Hermes z.B. oft nur die komplett Verzweifelten arbeiten.

    • Aber das ist ja das Problem, Verdi sieht Amazon als Einzelhändler und da werden höhere Löhne gezahlt. Aber ich sehe das genauso, Amazon macht soviel Gewinn bezahlt so gut wie keine Steuer und bezahlt knap über Mindestlohn. Selbst Hilfsarbeiter in der Branche bekommen ca ~12,44€ (hab die cents nicht mehr ganz genau im Kopf).

      • Ein Lagerarbeiter der bei amazon im Lager im Zweifel einen Handgriff macht und Ware in ein Paket legt ist nun mal kein Angestellter im Einzelhandel mit Kundenkontakt etc.

        Und für solche einfachen Tätigkeiten die von Ungelernten problemlos ausgeführt werden können, bezahlt amazon faktisch überdurchschnittlich gut, aus dem Grund sind entsprechende Jobs bei amazon auch durchaus begehrt.

        • Peter Brülls says:

          Allerdings dreht sich Amazon die Begründung je nach Land zurecht.

          „Es geht vor allem um die Frage des Tarifvertrages und der Selbstdefinition von Amazon. In Italien sagt Amazon zum Beispiel, sie sind Einzelhändler. In Deutschland bezeichnen sie sich als Logistik-Unternehmen. Das hat folgenden Hintergrund: Der Tarifvertrag für Logistik ist in Italien höher; Einzelhandel ist niedriger. In Deutschland ist es andersrum. In Italien ist es also besser für Amazon, sich als Einzelhändler zu positionieren, in Deutschland als Logistiker.“

          Und das funktioniert nun mal eben nicht.

          Und „gelernt“ im Einzelhandel? Das ist für die große Mehrheit der Angestellten doch Unsinn. In zig anderen Ländern sind das ganz einfach angelernte Tätigkeiten, die sich jeder Erwachsene aneignen kann. Und de facto auch hier.

    • Blacky Forest says:

      In der Provinz im Südwesten habe ich Zahlen von Lidl gefunden. 12,50 Euro für Logistik und Verkäufer im Einzelhandel. Teilweise für die Verkäufer auch 13,41, Filialleitung 3560 im Monat. Vermutlich muss man da aber etwas nach oben verhandeln.

      • 3.560 Euro sind aber auch äußerst mau für einen Filialleiter. Geht wohl bis 4.510 Euro plus Zuschüsse. Kein Wunder, dass die ständig Filialleiter, auch als Quereinsteiger, irgendwo suchen.

  2. Für diese Arbeit definitiv unter 12€ *- eher 10,50

    • Das heißt, die verdienen „eigentlich“ gut für die Arbeit, die die Mitarbeiter machen, im Vergleich zu anderen Lageristen, wenn ich das richtig verstehe. Und, laut Amazon, beinhaltet das noch „Sondervergütung für Überstunden, eine Lebens- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung sowie Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge enthält“.

      Auf welcher Grundlage wird denn dann immer gestreikt?!

      • Um Werbung für die Gewerkschaft zu machen. Amazon ist ein „Leuchtturmunternehmen“ mit entsprechender Sichtbarkeit und – zumindest in gewissen politischen Kreisen – zweifelhaftem Ruf.

      • Verdi will das Amazon als Einzelhandel eingestuft und die Leute entsprechend bezahlt. Verdi muss das auch versuchen, weil es nunmal die Existenzberechtigung einer Gewerkschaft ist Tarifverträge abzuschließen.
        Und wenn man sich die Definition von Einzelhandel und Logistikunternehmen betrachtet, ist Amazon näher am Einzelhandel dran als am reinen Logistiker.
        Natürlich betrachtet sich Amazon wiederum als reiner Logistiker der seine Mitarbeiter besser als andere Logistiker bezahlt. Als Einzelhändler wiederum würde Amazon unterdurchschnittlich bezahlen.

        Das die Aktionen was bringen, wage ich zu bezweifeln. Amazon ist eine zu große Marktmacht als das Verdi da irgendwas erreichen kann. Da müsste der Gesetzgeber schon EU-weit tätig werden.
        Derzeit ist die Aktion von Verdi nicht mehr als Pressearbeit.

        • Was machen die ungelernten Logistikmitarbeiter denn bei Amazon? Die packen Pakete. Das ist pure Logistik und hat absolut mal gar nichts mit Einzelhandel zu tun. Dazu zahlt Amazon mehr als Mindestlohn. Keine Ahnung wo da die Grundlage für Streiks liegt. Aber die sogenannten „Streiks“ belaufen sich wohl auch nur auf ein paar Zelte von Verdi an den Standorten. Die Mitarbeiter haben fast keinerlei Interesse an Streiks und sind zum großen Teil wohl froh, diese Arbeit zu der Entlohnung zu haben.

          • Peter Brülls says:

            „Was machen die ungelernten Logistikmitarbeiter denn bei Amazon? Die packen Pakete. Das ist pure Logistik und hat absolut mal gar nichts mit Einzelhandel zu tun“

            Seltsam – warum werden sie dann in Italien nach den Tarifen für Verkäufer bezahlt und nicht nach den höheren Tarifen für Logistiker?

      • Peter Brülls says:

        „Auf welcher Grundlage wird denn dann immer gestreikt?!“

        Auf den des Streikrechts.

        Seltsame Frage.

        Ich habe noch nie in meinem Leben gestreikt, bin auch nicht Mitglied einer Gewerkschaft, aber Gewerkschaften sind nun mal dafür da, die Ungleichheit zwischen Eigner und dem Gros der Angestellten herzustellen. (CEOs und Co sind zwar auch Angestellte, gehören aber zur Eignerseite.)

        Da es sich im ein asymmetrisches Verhältnis hat – der einzelne produktzierende Angestellte ist insignifikant – braucht es eben einen virtuellen Vertreter, der kollektive Verhandlungen durchführt.

  3. Der Streik scheint ja wunderbar zu funktionieren……
    Gestern Nachmittag etwas bestellt, heute geliefert.
    Heute Vormittag etwas bestellt, schon verschickt.

    Ich versuche zunehmend eigentlich mehr bei anderen hiesigen Anbietern zu bestellen, aber manchmal ist Amazon einfach unschlagbar in Abwicklung und Geschwindigkeit, so dass man dann doch wieder dort landet.

    • Hast Du einen Prime-Account? Ich habe zum Beispiel keinen, da dauert es durchaus bis zu einer Woche bis ein „sofort verfügbarer“ Artikel bei mir ankommt. Kein anderer Händler ist bei mir so nachhaltig langsam.

      • ich habe noch nie eine Woche auf einen Artikel gewartet der von Amazon versendet wurde. Vielleicht wenn ein Marktplatzverkäufer selbst versendet, aber nie bei Versand durch Amazon.

  4. Christian says:

    In Realität stehen 50 Leute vorm Tor. Die Lokalpresse berichtet, nationale Presse sagt es wird gestreikt.
    Also Engpässe gibt es da nicht.

    • Wie auch – früher kaum in Österreich nahezu immer alles aus Deutschland. Inzwischen steht da „Lieferung aus Italien oder Polen“!

  5. Vielleicht geht es ja eher um die Bedingungen, unter denen gewerkelt wird? Gibt ne gute John Oliver – Folge dazu, bei YouTube einsehbar

    • Ach und du willst USA mit Deutschland vergleichen? Wenn da was bzgl. Bedingen schlimm wäre, würde Verdi es anprangern. Tun sie aber nicht. Es geht nur ums Geld und die Einstufung.

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