Amazon Books Team ruft Leser zum Kampf gegen hohe E-Book-Preise auf, per E-Mail an Hachette CEO

Das ist eine krasse Aktion, die das Amazon Books Team hier zu initiieren versucht. Vielleicht habt Ihr die Streitigkeiten zwischen Amazon und dem Hachette Verlag in den USA mitbekommen. Grob zusammengefasst geht es darum, dass sich Amazon und Hachette nicht über Vertriebsdetails einig sind. Amazon möchte sinkende Preise für E-Books, Hachette möchte dies nicht. Nun wendet sich Amazon an die Leser, fordert diese zur Aktivität auf, um niedrigere Preise bei E-Books zu erreichen.

amazon.de

Amazon ist der Ansicht, dass niedrigere Preise nicht zwangsläufig zu weniger Einnahmen führen. Die Wirkung von niedrigen Preisen will Amazon an verschiedenen Titeln gemessen haben. Das Ergebnis ist, dass sich ein Buch 1,74 mal öfter verkauft, wenn der Preis 9,99 US-Dollar statt 14,99 US-Dollar kostet. Das würde für alle Beteiligten ein Einnahme-Plus von 16% führen, während der Autor ein 74% größeres Publikum erreicht.

Niedrigere E-Book-Preise rechtfertigt Amazon außerdem mit den fehlenden Druck- und Vertriebskosten, keine Lagerkosten und eventuelle Restbestände, sowie das niedrigere Risiko. Außerdem gibt es für E-Books keinen Gebrauchtmarkt.

Hachette versucht diese Preissenkungen zu verhindern, wurde schon mehrmals wegen Preisabsprachen mit anderen Publishern zu Strafzahlungen verdonnert. Aus diesem Grund fordert Amazon nun unter der Domain readersunited.com dazu auf, sich direkt an Hachette zu wenden. Auch Vorschläge für den Inhalt der Mail an Michael Pietsch (Hachette CEO) hat man parat. Die E-Mail soll zudem als Kopie an Amazon geschickt werden.

Das Vorgehen ist im Prinzip schon großartig. Leser können aktiv werden, ohne eine zu große Hürde nehmen zu müssen, Amazon steht als Preisdrücker für E-Books da und es wird weiterhin an Hachettes Ruf geknabbert. Amazon dürfte mit solch einer Aktion definitiv den Nerv der Masse treffen. Ob es auch etwas bewegen wird? Wird sich zeigen.

Unrecht hat Amazon mit der Forderung nach niedrigeren E-Book-Preisen sicher nicht. Auch der Vergleich mit der Einführung des Taschenbuchs, das ebenfalls wesentlich günstiger war, ist nicht unbedingt ein hinkender. Damals versuchte die Industrie ebenfalls, die Verbreitung zu verhindern, aus Angst vor Einbußen bei Einnahmen und dem Zerfall der literarischen Kultur.

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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47 Kommentare

  1. Ich finde das Prinzip der Buchpreisbindung im Hinblick auf den Wettbewerb völlig in Ordnung. Allerdings sehe ich es nicht ein, dass Ebooks gleich oder nur marginal billiger als die gedruckten Bücher sind. Deswegen mein Vorschlag: Buchpreisbindung für Bücher und Ebooks beibehalten aber zwischen Ebooks und gedruckten Bücher zu differenzieren. Also ein Preis für gedruckte Bücher und ein weiterer niedrigerer Preis für Ebooks.

  2. So lange es sich nicht um Stahl- und Montanindustrie handelt, wird dieses Steinzeit-Amt doch nicht aktiv, das kannst du knicken. Die einzige Hoffnung ist die EU.

  3. Ich verstehe die Buchpreisbindung auch nicht, aber vielleicht wäre es mal Sinnvoll dem Verbrauche zu Erklären wie sich solche Preise zusammensetzen, z. B.
    Autor: 5%
    Druckkosten: 12%
    Logistik: 2%
    Übersetzung: 5%
    Und so weiter und sofort . . .
    Dann könnte man vileicht mal das ganze verstehen bzw. müssten doch Unterschiede sich zwischen Gedrucktes und eBook heraus Kristalisieren.
    Mit meinem Wissen bin ich nicht bereit für ein eBook den gleichen Preis wie für ein Gedrucktes Buch zu bezahlen, das gleiche gilt auch für Musik oder Videos.

  4. Amazon zeigt leider immer mehr sein wahres Gesicht und spielt die Marktstellung offen aus.

    Auch ich bin für günstigere ebook Preise. Das ist allerdings eine Sache der Autoren und Verlage auf der einen, und den Kunden auf der anderen Seite. Diese dummdreisten Erpressungsversuche seitens Amazon haben mich ernstlich an meiner Bereitschaft, dort weiterhin zu bestellen (im Moment bin ich noch Prime Mitglied), zweifeln lassen.

    Viele Ansichten von Autoren zum Thema Amazon waren übrigens in der „Zeit“ vor gut zwei Wochen zu lesen.

  5. Namenlos, weil Cookies gelöscht... says:

    Also ich verhalte mich folgendermaßen als Buchkonsument/-Leser:
    Buchpreisbindung und/oder Buchkaufquelle ist mir egal, denn ich kaufe keine aktuellen Bücher, weil es mir hauptsächlich um den Inhalt geht und der ist (für mich) nur qualitativ wertvoll, wenn er zeitlos anwend-/versteh-/lesbarbar ist.
    Ich erfahre also irgendwie/-wo von einem Buch und wenn es meine Kauflust inspiriert, dann surfe ich zu Amazon mit Firefox, aktiviere das Snip-Me Plugin, das mir eine eMail schreibt, wenn das (gebrauchte) Buch für den Preis zur Verfügung steht, den ich bereit bin für den erhofften/vermuteten Inhalt zu zahlen. Dann vergesse ich das Buch. Irgendwann bekomme ich eine Mail die mich unterrichtet, das da ein Buch zu einem von mir gewählten Preis bei einem Händler bei Amazon (oder Amazon selbst) rumliegt, das ich kaufen könnte.
    Wird erneut mein Interesse geweckt, wirds gekauft.
    Ich würde es auch gerne beim Buchhändler um die Ecke kaufen (Support your local Dealer!), doch der bietet mir diesen selbstgebastelten Service nicht an.
    Soviel dazu.

  6. Antwort namhafter Autoren: eine offener Brief an Amazon.
    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/schriftsteller-gegen-amazon-101.html

  7. @ Namenlos, weil Cookies gelöscht…
    Schon mal eurobuch.com angesehen? Das ist eine Meta-Suchmaschine für gebrauchte (und auch neue) Bücher, bei der du auch Suchaufträge einrichten kannst. Über Amazon kaufe ich fast nie gebraucht, allein schon wegen der exorbitanten Versandgebühren.

  8. @ Gerrit:
    3 EUR Versandkosten für ein gebrauchtes Buch, das (womöglich sogar in einer gebrauchten Versandtasche) als Büchersendung verschickt wird, ist mir definitiv zu viel. Zumindest dann, wenn ich dasselbe Buch zum gleichen (oder meist sogar günstigeren Preis) z. B. über Booklooker für 1,50 EUR Versandkosten bekommen kann. Ist das so abwegig?

    • @Phil: Des Deutschen Geiz ist in der Regel grenzenlos.

      @Tchoo: Es werden aber nicht alle Bücher per Büchersendung verschickt. Der Preis ist übrigens meines Wissens nach 1,65€ 😉 Die restlichen Pakete und evtl. Einschreiben bei höherwertiger Ware sind kostenintensiver und müssen querfinanziert werden.
      Kauft halt nicht jeder kleine Reclam Heftchen bei rebuy.

  9. @Tchooe:

    Ernsthaft? Wegen 1.50 Euro? Kaufst dir halt nen Ü-Ei weniger.

  10. @ Phil:
    Wie kaufe ich denn -1 Ü-Ei?

    (Ich weiß, diese Frage ist lächerlich. Genauso wie dein Kommentar.)

  11. @ Gerrit:
    Es ist immer wieder belustigend zu sehen, wie gut einen die Leute allein anhand eines Kommentars in einem Blog zu kennen glauben. Leider, leider liegen sie damit allzu oft vollkommen daneben. So auch hier.

    Was bitte hat es mit Geiz zu tun, wenn ich ohne Aufwand 1,50 EUR einsparen kann, um sie an anderer Stelle auszugeben? Da, wo ich weiß, dass ich damit Gutes tue, kommt es mir auf den Euro oder oder auch 10 oder 20 Euro nicht an. Ich erdreiste mich aber nicht, andere Leute zu be- oder gar verurteilen, weil sie mit ihrem verfügbaren Geld anders umgehen.

    Um aber wieder auf das eigentliche Thema zu kommen: Dir ist vermutlich entgangen, dass ich mich lediglich auf gebrauchte Bücher bezogen habe. Von Neuwaren, die Amazon direkt verkauft, war nie die Rede. Da herrschen andere Regeln, das ist mir klar.

    • Nein, es geht mir darum, dass über Versandkosten die nicht der Realität entsprechen Preise umgangen oder künstlich gedrückt werden. Deshalb halte ich Versandkosten, wie die von dir angesprochen 1,50 außerhalb von sehr kleinen Taschenbüchern für vollkommen unmöglich. Letztlich kann dahinter kein funktionierendes Geschäftsmodell stehen, sondern dubios finanzierte Unternehmen oder nicht wirtschaftlich arbeitende Privatpersonen. Das macht den Handel kaputt.

      Das muss man als Kunde nicht auch noch unterstützen.

  12. @ Gerrit:
    Büchersendung bis 500 g kostet 1,00 EUR, bis 1000 g 1,65 EUR. Wenn ich Bücher gebraucht verkaufe, nehme ich genau diese Preise für den Versand. Du willst mir doch nicht ernsthaft weismachen wollen, dass ich den Buchhandel kaputt mache, wenn ich für den Versand von gebrauchten Büchern, die ich von privat an privat verkaufe, nur die mir tatsächlich entstehenden Kosten berechne? Da kenne ich jemand ganz anderes, der versendet seine Neubücher generell kostenlos, was sich viele kleine (Online-)Buchhändler nicht leisten können. Dem würde ich schon eher zutrauen, dass er den Buchhandel schädigt, und das sogar mit einem dubiosen, wenn auch leider legalen Geschäfts- bzw. Steuer-Modell, das wiederum keiner der kleinen Buchhändler nutzen kann.
    Nebenbei bemerkt: Wenn ich Neubücher kaufe, mache ich das zu 98 % bei meiner netten Buchhändlerin um die Ecke. Da bin ich auch ohne Zusatzgebühren „Prime“-Kunde und erhalte fast jedes Buch am nächsten Werktag. 🙂

    • *gähn* Privat zu Privat ist nicht Handel, also wovon redest du hier eigentlich? Der Blogartikel bezog sich auf Amazons Umgang mit Verlagen, darüber kamen wir zum Buchhandel. Du fängst jetzt stillschweigend mit Privat zu Privat an.

  13. @ Gerrit:
    Lies bitte nochmal meinen Kommentar vom 10. August 2014 um 17:29 Uhr. Was kann ich dafür, wenn du in deiner selbstgewählten Denkschiene festhängst und nicht auf das eingehst, was andere schreiben? Sorry, aber der Schuh passt mir nicht, den musst du dir schon selbst anziehen.
    Schönes Restwochenende noch!

  14. Meine ersten Bücher habe ich 1998 bei Amazon gekauft.

    Guten Morgen liebe Verlage, guten Morgen Politik (wieder mal …)

  15. Nachdem hier so einseitig Pro-Amazon geschrieben wurde (unter Verschleierung/Verschweigung der Fakten) erwarte ich in den nächsten Tagen zumindestens von Caschy mal einen neutraleren Beitrag, der auch die Antwort der Autoren enthält

  16. über das wie von amazon lässt sich vortrefflich streiten, aber zumindest ich hätte schon längst einen Ebookreader, wenn die Buchpreise nicht derart hoch wären und ich die „Bücher“ auch wieder weiterverkaufen könnte. Das sind die beiden Punkte, die mich einfach davon abhalten, das System zu nutzen. Punkt 2 fiele natürlich weg, wenn der Preis entsprechend günstig wäre.
    Ich lese allerdings auch keine Fachliteratur…

  17. 16% mehr Einnahmen sind nicht 16% mehr Gewinn, der wird bestimmt sinken.
    Fixkosten a la Versand, Lagerhaltung und Verwaltung ebenso wenig. Durch große Auflagen befinden sich diese Kosten im Cent-Bereich, daher macht es Sinn, dass ebooks nahezu genauso viel kosten.

    Schaut euch mal die Software an, die man früher auf realen Medien gekauft und transportiert hat – die Preise sind die selben geblieben 😉

  18. @Fraggle
    Und?
    Liebe Buchhändler, Preiskampf (den man im übrigen auch über richtig guten Service austragen kann) ist eine der Grundfesten einer Marktwirtschaft. Wer zu unrentabel ist um ohne Subvention/Preisbindung zu überleben geht halt pleite – da geht’s den Milchbauern auch nicht anders (auch wenn die an ihrem Problem ungleich mehr Anteil haben).
    Buchhändler gehören genausowenig wie Verlage zur Grundversorgung und klammern sich – zusammen mit etablierten Autoren – an ein Jahrzehnte altes Geschäftsmodell.

    In der Diskussion Amazon vs Verlage höre ich immer wieder Sätze wie ‚Jetzt zeigt Amazon sein wahren [fratzenhaftes] Gesicht‘ – was habt ihr geraucht? Amazon war nie ein gemeinnütziger Verein, noch hat man dort derartige Behauptungen aufgestellt.
    Neutral betrachtet zoffen sich Amazon und die Verlagsbranche gerade darum, wer mehr vom gemeinsamen Bücherkuchen essen darf – für eine Marktwirtschaft ein normaler Streit. Keine der beiden Seiten geht da sonderlich zurückhaltend vor, ganzseitige Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen sind genausowenig von Fairness gepräg,t wie längere Lieferzeiten, fehlende Vorbestellungsmöglichkeiten, etc.

    • @shx:
      Nein, es ist deshalb keine normale marktwirtschaftliche Auseinandersetzung, weil Firmen wie Amazon im toten Winkel der Kartellbehörden eine monopolähnliche Position erreicht haben. Eine solche (z.B. die Zukäufe von abebook und zvab) hätte das Kartellamt einer „realen“ Firma, d.h. mit Filialen etc. niemals durchgehen lassen. Siehe Beschränken bei den großen Lebensmitteldiscountern in den letzten Jahren oder im „realen“ Mediensektor bei Springer.

      Das liegt daran, dass Behörden das Internet lange als Neuland betrachtet haben, wo ja eh kein richtiges Geld verdient wird. Das wandelt sich langsam, aber das Kind ist halt schon in den Brunnen gefallen. Eine Firma zu zerschlagen ist viel aufwändiger, als Fusionen vorab zu unterbinden.

      • Außerdem zahlt jeder Buchhändler in Deutschland Steuern für das Allgemeinwohl. Amazon dagegen hat ein Steuervermeidungsmodell in Luxemburg. Genau deshalb steht im Impressum „Amazon S. A. R. L.“

  19. http://authorsunited.net/

    Der offene Brief der Autoren als Antwort auf die Erpressungsversuche seitens Amazon

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