Forscher behaupten, dass Nachtmodi für Displays doch nicht dabei helfen, besser zur Ruhe zu kommen

Viele haben ihn sicherlich aktiviert, andere Nutzer können mit der Funktion vielleicht noch nicht einmal etwas anfangen: der Nachtmodus. Diese Funktion, die auf vielen Geräten auch unter anderen Namen (siehe iPhone > Night Shift, Nachtlicht bei zahlreichen Android-Smartphones) zur Verfügung steht, soll in den Abend- und Nachtstunden dafür sorgen, dass Blautöne aus der Darstellung auf eurem Display herausgefiltert werden, damit ihr zur Nacht besser zur Ruhe kommt. Kurz gesagt: die Blautöne sollen dafür sorgen, dass ihr schlechter einschlafen könnt, daher wirkt das Bild im Nachtmodus oft auch wärmer, leicht gelb bis rötlich.

Nun haben Forscher unter Leitung von Dr. Tim Brown aber anhand von Experimenten an Mäusen die Theorie aufgestellt, dass ausgerechnet die gelben Farbtöne für viel mehr Unruhe im Kopf sorgen sollen, als die blauen Farbtöne. Die Helligkeitswerte seien stattdessen weitaus wichtiger bei der Stimulation der inneren Uhr als die Farbwerte. Schließlich sei Tageslicht auch gelb und zum Abend hin werden die Farben dunkler und eher blau als gelb oder rot. Die bisherige Annahme, dass Blau ab Abend nicht guttun würde, hätte dennoch durchaus nachvollziehbare Kerngedanken verfolgt. Damals konzentrierte man sich auf Melanopsin, ein lichtempfindliches Protein im Auge:

„Das Melanopsinsystem ist grundsätzlich dazu da, um Helligkeit zu erkennen. Weil Melanopsin besser in der Lage war, kurzwellige Photonen zu erkennen, wurde angenommen, dass es zugunsten von blauem Licht voreingenommen war. Tatsächlich sind es die Zapfenzellen der Netzhaut, die die Farbe bestimmen. Das Kegelsystem spielt auch eine Rolle, und sie tun das Gegenteil von dem, was die meisten Leute dachten“ – Dr. Tim Brown

Nun ja, ob da am Ende wirklich etwas dran ist und die Smartphone-Hersteller nun reihenweise ihre Software umstricken müssen, ist noch nicht raus. Bisher sind es eben „nur“ die Mäuse, bei denen sich diese widersprüchlichen Reaktionen zeigten. Menschliche Probanden gab es hierfür anscheinend noch nicht.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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32 Kommentare

  1. Abends Handy aus, dann klappt’s auch mit der Nachtruhe. Ist eigentlich ganz einfach.

  2. Forschern und ihre Studien wiedersprechen sich mittlerweile ständig. Da weiß man nicht mehr was man glauben soll. Ob blau oder gelb, das sinnvollste ist es das Handy weg zu legen um besser schlafen zu können.

    • Follow the money. So ist das bei allen Forschern und Studien.

      • Oh Gott, was für ein Schmarrn. Alle beide. Forschung entwickelt sich weiter, daher gibt es auch immer wieder neue Erkenntnisse, die alten widersprechen. Aber da man aus der Politik ja auch keine kontroversen Diskussionen mehr kennt, kommt man damit nur schwer klar.
        Und was den Geldvorwurf betrifft, bitte mal mit Fördergeldern, Zielen von AGs usw. auseinandersetzen. Es mag vielleicht schwarze Schafe geben, aber auf die Masse zu schließen ist Unsinn. Gruß eines Wissenschaftler AD.

    • Forscher wiedersprechen sich nicht erst seit gestern ständig, sondern das ist der Urgedanke von Forschung. Es gibt ja auch nicht „die Forscher“ und „die Studie“ sondern unterschiedliche Forscher mit unterschiedlichen Studien. Das die Ergebnisse variieren kommt alleine schon daher, das andere Methoden verwendet werden….

  3. Bei uns gilt die Faustregel, dass Smartphones im Obergeschoss nur was am Ladegerät zu suchen haben. Praktisch alle Menschen mit Schlafproblemen, die ich kenne, daddeln selbst im Schlafzimmer mit Displays rum. Wir haben da auch keine Glotze. Wenn einem im Bett langweilig ist gibt’s schließlich noch andere Dinge die man tun kann.

  4. Vorsicht! Der Nachtmodus wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus!

  5. Ganz unabhängig von der Sinnhaftigkeit solcher Geräte im Schlafzimmer, finde ich tatsächlich, dass die geringste Helligkeit am iPhone in dunkler Umgebung immer noch viel zu hell ist.

  6. Forscher müssen immer etwas behaupten, wenn sie eine Studie machen. Sie können ja schlecht das Geld anderer Leute verbrennen und dann zum Schluss kommen, es gäbe nichts Neues zu berichten. Also muss eine spektakuläre Erkenntnis her, auch wenn sie an den Haaren herbeigezogen ist.

    So oder so: Ich schätze den DarkMode, NightShift und das TrueTone-Display meiner Geräte sehr – und das ändern auch keine neuen “Studien”.

    • „Sie können ja schlecht das Geld anderer Leute verbrennen und dann zum Schluss kommen, es gäbe nichts Neues zu berichten“
      Doch, das kann uns soll Forschung sehr wohl. Ein Forscher oder eine Forschungsgruppe stellt eine Behauptung auf, die natürlich schlüssig begründet sein muss. Dann gibt’s Geld (eventuell aus öffentlichen Quellen, sehr viel auch von Firmen) um den Beweis für die Behauptung anzutreten. Am Ende steht ein Ergebnis und wie das ermittelt wurde, so dokumentiert, dass es für andere nachvollziehbar und wiederholbar ist. Ob Erkenntnisse aus anderen Studien widerlegt oder bestätigt werden, ist vom wissenschaftlichen Standpunkt beides in Ordnung.

      • Mal ne Frage an beide, habt ihr in der Forschung gearbeitet? Ganz sicher nicht. Auch im Falle schwarzer Schafe treffen eure Behauptungen nicht zu. Ganz sicher kann ich dies für die Naturwissenschaften sagen, aus denen ich stamme. Und die Studie hier gehört dazu.

  7. Ich stelle sogar Tagsüber das Display „wärmer“ ein als es der Hersteller ausliefert.. Aber gerade jetzt wo es früh dunkel wird nutze ich den Nachtmodus sehr gern hab den auch auf automatische stehen also Sonnenaufgang -untergang.

  8. Also bei „Experimenten an Mäusen“ ist die Übertragung auf Menschen mal wieder nur Theorie … Handy ausschalten ist glaub unbestritten die beste Möglichkeit.

  9. Jahaaa Handy ausschalten, das ist DIE Lösung.
    Oder Auto aus machen, um die Umwelt zu schonen. Sowas nennt man lösungsorientiert!

  10. „zum Abend hin werden die Farben dunkler und eher blau als gelb oder rot.“
    Niet. Erst ab der „blauen Stunde“, also nach Sonnenuntergang. Und dann ist es eh schon ziemlich dunkel. Vorher ist halt „goldene Stunde“ und da is nix mit bläulich.

  11. Thomas Höllriegl says:

    Ich denke, wer selbst im Bett noch am Smartphone klebt, hat andere Probleme, als die Display-Farben.

  12. Ich habe den Dark Mode rund um die Uhr aktiv und das nicht wegen irgendwelcher Nachtruhe.
    Sondern weil ich diese weißen Menüs grässlich finde und mich schon lange frage, weshalb Google die grandiose Idee hatte, seine Benutzer zu blenden.
    Abgesehen davon geht mir dieses Wissenschafts Gegreine langsam auf den Docht. Siehe auch Klima Debatte. Wissenschaftler sind keine Götter, nicht unfehlbar und eigentlich besteht deren Fortkommen auch daraus, ständig widerlegt zu werden.
    Unter den Klima Fans sind haufenweise Leute die zwar keine Ahnung von der Materie haben – genau wie ich auch – aber ständig irgendwelche Studien verlinken, die sie selbst nicht verstehen.
    Was da teilweise behauptet wird, ist wirklich abenteuerlich. Vor allem kapieren viele Menschen nicht, dass Wissenschaft kein Mehrheitsbeschluss ist.
    Schon Einstein schrieb den Kollegen ins Heft, dass eine einzige Arbeit reichen würde, ihn zu widerlegen, hunderte sind unnötig.
    Und wie die heute oft kolportierten „97%der Wissenschaft“ zusammen kamen, weiß jeder der recherchieren kann.

  13. Ich habe Night Shift bis jetzt per Sonnenuntergang aktiviert, weil es angenehmer für die Augen in dunkleren Umgebungen war. Ob das wirklich beim Einschlafen hilft hab ich sowieso nie zu 100% geglaubt. Seit iOS 13 schalte ich jetzt per Sonnenuntergang stattdessen in den Dark Mode. Ist auch angenehm in der Dunkelheit und verfälscht die Farben nicht.

  14. Forscher haben herausgefunden … sind dann aber wieder reingegangen. 🙂

  15. Die Sa he ist doch viel banaler. Das Licht ist auch mit Nachtmodus blau. Guckt einfach mal an die Wand hinter eurem Handy, da ist nix mit warmem Licht, sondern OP Saal blau.

    Das einzige, was man ändert, ist die Farbe der LCD, nicht das Licht, dass dort durchfällt.

    Ich habs trotzdem immer an, weil es angenehmer zu lesen ist.

  16. Pappschachtel says:

    Natürlich ist das alles Unfug. Ich sitze jeden Tag bis direkt vorm ins Bett gehen am PC, ohne Nachtkäse. Zum Schluss hab ich entweder ne Webseite oder irgendeinen Ordner, Word oder Excel offen, alles wunderbar weiß. Ich schlafe generell nicht so extrem schnell ein, viertel Stündchen dauerts schon. Aber die dauerts immer, ob mit PC oder ob ich gerade ausm Auto aus der Dunkelheit komme, oder gerade der Super Bowl lief, ist völlig egal. Wenn man nicht einschlafen kann, hat das wohl eher etwas mit dem Handy an sich zu tun.
    Einbildung ist auch ein Gebilde 😉 😀

    Allein schon der Optik wegen würd ich das niemals einschalten. Ich kaufe doch nicht teurer Hardware, um dann ein Bild zu sehen, das aussieht als würde die Kiste jeden Moment den Geist aufgeben.

    • Das Auge bzw. das Gehirn adaptiert den Farbwechsel,man bemerkt ihn nach kurzer Zeit nicht mehr.

      • Pappschachtel says:

        Mag sein, auch wenn das bei mir definitiv nicht funktioniert und mir diese Farbe viel mehr weh tut. Aber auch wenn, es bringt halt absolout gar nichts.

  17. Ich kann mich noch an mein Radio am Bett als jugendlicher erinnern: gelbliche Skalenbirnen und das herrliche smaragdgrün des „magischen auges“, das einem bis spät in den abend begleitete … smile . Namen wie „Luxemburg“ oder „Hilversum“ leuchteten anheimelnd auf der Mittelwellen-Skala, ein roter zeiger im Fensterchen daneben. Und ich konnte dann wunderbar einschlafen. Ich will mein röhrenradio wieder ans Bett haben !

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