Beyerdynamic LAGOON ANC TRAVELLER angehört
Ich habe mir neulich Arbeit mit in den Urlaub genommen. Es bot sich an, es war eine Flugreise – warum also nicht den auf der CES 2019 vorgestellten Beyerdynamic LAGOON ANC testen. Active Noise Cancelling ist ja so eine Geschichte, die gerne von Bahnfahrern oder Fluggästen genutzt wird. Hierbei werden die Außengeräusche im besten Falle gut abgedämmt, sodass man entspannten Hörgenuss hat. Schaut man sich um auf den Flughäfen dieser Welt, dann wird man nicht umhin kommen, den Beyerdynamic LAGOON ANC mit einem BOSE QC 35 II vergleichen zu wollen – denn dieser ist ein überaus beliebter Kopfhörer mit hervorragenden Eigenschaften. Kostet derzeit um 280 Euro und befindet sich schon länger in meinem Besitz. Ideal für einen Vergleich – allerdings erst später, denn der Beyerdynamic LAGOON ANC verdient eine eigenständige Betrachtung vorab.
Der Beyerdynamic LAGOON ANC TRAVELLER, welchen ich zur Probe viele Stunden auf den Ohren hatte, ist ein Over-Ear, umschließt die Ohren also. Das ist für mich persönlich ein Muss, mir ist noch kein On-Ear untergekommen, den ich sehr lange ohne Schmerzen der Ohrmuscheln tragen konnte. Die Polster mit Memory-Foam mit Protein-Kunstleder-Überzug empfand ich von Anfang an als sehr angenehm auf den Ohren. Die Abschirmung auch ohne aktiviertes ANC wird dadurch schon von mir als „gut“ bewertet.
Für den Bügel setzt Beyerdynamic auf Federstahl und ein Polster, der Kopfhörer lässt sich in mehreren Stufen größentechnisch anpassen, sitzt in meinem Fall sicher, aber nicht mit zu viel Druck auf dem Kopf. 283 Gramm wiegt der Beyerdynamic LAGOON ANC TRAVELLER. Toll: Die Hörer lassen sich im „Um-den-Hals-Zustand“ so klappen, dass sie flach auf den Schultern liegen, also nicht vertikal stören:
Bis zu 45 Stunden hält der Akku, allerdings ohne aktiviertes ANC, mit ANC kommt man auf bis zu 24,5 Stunden, das kann ich schon einmal so bestätigen. Der Kopfhörer unterstützt A2DP, AVRCP, HFP, HSP und SPP in Sachen Bluetooth und aptX LL, aptX, AAC sowie SBC bei den Audio-Codecs. Im Bluetooth-Betrieb wird der verwendete Audio-Codec (also aptX , aptX Low Latency, AAC oder SBC) per Sprachansage mitgeteilt, wenn man das erste Mal nach dem Einschalten die Audio-Wiedergabe startet. Dies ist nur bei Medienwiedergabe der Fall, nicht beim Telefonieren.
Der Beyerdynamic LAGOON ANC TRAVELLER kann mit zwei Quellen verbunden werden, das Ganze ist schnell über Bluetooth erledigt. Klinke? An Bord. Was ich extrem gut finde, das ist die Klangpersonalisierung, die Beyerdynamic auch bei anderen Kopfhörermodellen anbietet. Dafür gibt es eine App. Die App sorgt dabei für einen Hörtest. In möglichst ruhiger Umgebung hört der Träger des Hörers verschiedene Töne in unterschiedlichen Frequenzen. Er muss dabei angeben, wie lange er diese Töne hört. Aufgrund des Ergebnisses, der Test dauert um 6 Minuten, wird dann das Hörerlebnis auf Wunsch angepasst. In der App hat man einen Schieberegler, wie stark das eigene Soundprofil genutzt werden soll.
Musik hört sich bei Nutzung des eigenen Profils einfach besser an, Beyerdynamic empfiehlt 50 Prozent Anpassung, aber man kann natürlich auch all-in gehen oder weniger wählen. Wie auch beim Amiron Wireless: Ein Unterschied, der sich im wahrsten Sinne des Wortes hören lassen kann. Ohne die Soundanpassung habe ich zwar einen wohlklingenden Kopfhörer, nach der Anpassung habe ich aber einen, der auf mich zugeschnitten ist. Ich höre Musik besser und intensiver durch die Anpassung, die u.a. für eine Verbesserung der schlecht gehörten Frequenzen sorgt. Das ist ja immer Alters- und Ohren-abhängig.
Ich kann absolut nichts Schlechtes über den Klang des Beyerdynamic LAGOON ANC TRAVELLER sagen – zumindest mit angepasstem Profil, selbst in ruhigen Umgebungen scheint aktiviertes ANC noch mehr Fülle zu verleihen – und ich bin sonst eher Fan davon, in ruhigeren Umgebungen ANC zu deaktivieren. Müsste ich jammern, dann könnte ich vielleicht einen Hauch mehr Bass ohne Equalizer verlangen, der gerade in letzter Instanz dann fehlt, wenn man in sehr basslastigen Genres unterwegs ist. Dennoch: Durch die Bank platzierter Klang, sowohl bei Sprache als auch Musik. Runder Anspieltipp für Kopfhörer: Hours von Crimer. Toller Misch aus Höhen und mittleren Bässen. Bin zufrieden mit dem Ergebnis!
Was vielleicht gewöhnungsbedürftig ist, das ist das Steuern per Wischgeste auf dem rechten Hörer. Also die Gesten sind wirklich easy auszuführen, aber es soll Menschen geben, die Hardware-Buttons vorziehen, da Touch-Oberflächen an Kopfhörern dazu neigen können, beim Geraderücken des Hörers vielleicht Funktionen auszuführen, die man in diesem Moment nicht möchte. Im LAGOON ANC ist ein smartes Feature integriert, welches im abgesetzten Zustand die Medienwiedergabe pausieren lässt und damit Energie spart. Setzt man den Kopfhörer also ab, pausiert die Medienwiedergabe.
Setzt man den Kopfhörer wieder auf, startet die Wiedergabe erneut. Schaltet sich der LAGOON ANC unbeabsichtigt ab, beispielsweise, wenn man sich beim Tragen des Kopfhörers sehr weit nach vorne beugt, dann kann man die Wiedergabe wie gewohnt manuell wieder mit einem Doppel-Tippen auf das Touch-Interface starten. Weiterhin: Wischgesten sind einfach und ein Smartphone-Assistent kann auch aufgerufen und befragt werden – der Kopfhörer hat rechts ein Mikrofon im Gehäuse, sodass er auch zum Telefonieren genutzt werden kann. Funktioniert mit gutem Klang, wenn das Netz stimmt – aber da kann der Kopfhörer ja nichts für, wenn es nicht gut ist.
Ansonsten: Beyerdynamic verzichtet auf blinkende Lichter auf der Außenseite des Hörers, setzt stattdessen auf in den Muscheln liegende Lichtleiter, die als Nutzer-Interface funktionieren. Der Akku des Lagoon ANC ist austauschbar. Dies muss allerdings durch qualifiziertes Service-Personal durchgeführt werden. Ohrpolster kann man auch austauschen. ANC ist in zwei Stufen vorhanden, dies wird über Hardware-Buttons ausgelöst.
Die erste Stufe wird für die mittlere Lärmbelastung empfohlen, was daheim oder im Büro sein kann – die zweite Stufe ist für das Flugzeug etc. gedacht. Beyerdynamic spricht nicht ausdrücklich davon, dass man den Kopfhörer NICHT zum Sport nutzen sollte. Man platziert ihn als langlebigen, robusten Kopfhörer, verzichtet aber auf eine formelle Schutzklasse (z.B. IPX). Klar, wer nicht stark schwitzt, der kann ihn benutzen, mir persönlich ist er beim Laufen viel zu groß und zu unpraktisch, sodass ich da weiterhin zu anderen Hörern greife.
Im Vergleich zum Bose QC 35 II muss ich natürlich einige Worte verlieren. Gerade ANC ist ja so eine Geschichte, die wichtig ist. Ja, der Beyerdynamic LAGOON ANC TRAVELLER ist meines Erachtens wirklich gut in Sachen Active Noise Cancelling, sowohl im Flieger als auch im Straßenverkehr (jaja, ich als Fußgänger, logischerweise nicht als Fahrer). Ich habe allerdings das Gefühl, dass der Bose einen kleinen Ticken natürlicher Umgebungsgeräusche herausfiltert. Besser ist das falsche Wort, „anders“ würde besser passen, wobei das sicherlich von euren Ohren, der eingestellten Soundanpassung und eurem subjektiven Empfinden abhängig ist.
Der Bose QC 35 II ist etwas leichter, das machte für mich persönlich aber keinen Unterschied. Was aber vielleicht zu bedenken ist: Der Bose besitzt noch den alten Micro-USB-Anschluss, Beyerdynamic setzt auf USB-C. Auch muss man den Preis vergleichen, der Bose ist einfach ein rundes Paket, das muss man so sagen. Den bekommt man neu teils für 280 Euro, mal sogar noch günstiger. Der Beyerdynamic LAGOON ANC TRAVELLER ist natürlich um einiges neuer, liegt dafür derzeit aber auch bei 399 Euro. Ungeachtet vom Preis: Für mich ein rundes Paket, welches ein Anhören verdient, wenn man in diesen Preisgefilden unterwegs ist.
Mensch, ich muss mich immer noch an den „neuen“ Caschy gewöhnen… Wenn man jemandem so lange folgt, ist man immer noch positiv überrascht, von der neuen Fitness, die optisch so durchschlägt. Wünsche dir echt, dass du es durchhälst – und danke für den Testbericht. Bin mit meinen Bose zufrieden und verpasse offenbar damit nichts…
Danke!
Ich empfand die Bose QC 35 II als Druck auf dem Trommelfell bei aktiviertem ANC, weshalb ich zu den aktuellen Sony gegriffen habe. (Angebot bei einem großen Elektronik Fachmarkt) bisher bin ich sehr zufrieden mit der Wahl. @Cashy: könntest Du die Sony mit in solche Vergleiche einbeziehen? Sehe diese auch oft in freier Wildbahn.
Welchen?
Ich denke er meint den XM3.
In der Preis–und Leistungskategorie ist der Sony WH-1000 XM3 gemeint. Zumindest würde es mich sehr wundern, wenn dem nicht so wäre.
Wie Ralle und Stefan bereits geantwortet haben: den XM3. 😉 früher™ konnte ich mir solche Bezeichnungen besser merken.
@Caschy, macht der das ANC auch beim Telefonieren, also das der Angerufene ebenfalls keine Umgebungsgeräusche von mir hört?
Ich bin Beyerdynamic Fan (MMX 300), bin mir aber noch nicht sicher, ob die schon gut in der digitalen Welt mit Bluetooth etc. angekommen ist.
An meinen Bose QC35 mag ich, dass sie so einfach gehalten sind und man eigentlich gar nichts „aus Versehen“ machen kann. Hatte auch schon mal welche mit Wischgesten getestet und fand es bescheuert. Bei 30-50% Preisaufschlag würde ich aufgrund der guten Erfahrung jederzeit wieder zu Bose greifen, mich aber nie als Fanboy bezeichnen.
Hi, danke für den Bericht – von den Lagoon ANC hört man ja eher weniger. Was mich auch zu meiner Frage bringt: Hat jemand Infos, warum diese Kopfhörer nicht bei Amazon, Saturn, MediaMarkt und Co. gelistet sind? Über diese Läden wäre ein Testen am simpelsten.
Ich bin derzeit hin- und hergerissen zwischen den Sony XM3 und den Jabra 85h, die beide ihre klaren Vor- und Nachteile haben. Der Lagoon scheint ein guter Mix zu sein (besserer Klang als bei Jabra, dafür auch mit Features wie MultiConnect und AutoPause, die dem wohlklingendem Sony fehlen) – jedoch scheint es überhaupt kein Hear Through Feature zu geben, korrekt?
Ich hoffe ja, dass Bose bis zur IFA ein neues Modell nachlegt und es dann den „perfekten“ Kopfhörer gibt ;->
Die sollen bald auch im ‚offenen‘ Handel erhältlich sein. Aber erstmal Exclusiv auf deren Shop.
@ Cachy,
wie klingt der zum Bowers & Wilkins PX und zum Amiron aus dem selben Haus.
Meine mich zu erinnern, das du den PX mal getestet hast und den Amiron auf irgend einem Bild aufhattest.
EIN Mikrofon, … „zum Telefonieren genutzt werden kann“ … das klingt nicht nach Zielgruppe, da ist das audiophile Publikum eher adressiert, oder?
Hi, schon lange folge ich deiner wirklich informativen Seite.
Beyerdynamic ist einfach eine Klasse für sich, mein MMX 300 hält schon seit 2011 seine Klasse aufrecht und sorgt auf Konsolen in Verbindung mit einem Astro Mixamp für wohligen Surround-Sound beim Zocken.
Mobil benutze ich den Sony 1000 WH-XM2 (im persönlichen Test hat er den Bose QC 35 II für mich total zerstört). Ein Kopfhörer, der nach 10 Sekunden selbst den größten Normal-Hörern ein „Geile Qualität“ entlockt. Die Wischgesten sind ziemlich cool, gerade das Doppelgetippe für Pause. Der größter Nachteil ist fehlendes USB-C (hat ja ja der Nachfolger) und kein Multi-Connect.
Ist es möglich mehrere Geräte gleichzeitig mit dem Kopfhörer zu koppeln oder muss man jedes Mal die Verbindung vom alten Gerät trennen wie zb. bei den sony xm3?
Du kannst auch deinen PC und dein Handy koppeln.
Hallo, was ich mich aber immernoch frage ist wie es Konfortmäßig aussieht, hat der Beyerdynamic wie der Bose seine Lautsprecher schräg den Ohren angepasst, oder ist wie der Sony ein halber On-Ear?
Hi caschy,
ich habe mir den Lagoon ANC auch angeschaut und finde den Kopfhörer vom Sound klasse. Was mir aber weniger gefällt ist der Tragekomfort. Aus meiner Sicht sind die Ohrpolster zu klein und der Anpressdruck ist relativ hoch. Meine Erfahrungen und Eindrücke habe ich in meinem Blog zusammengetragen: https://netreview.de/technik/beyerdynamic-lagoon-anc-im-test/
Hallo, immer, wenn ich fliege, sagen die netten Flugbegleiter*innen, dass Bluetooth ausgeschaltet sein soll. Ignoriert ihr das, oder wie macht ihr das mit der Verbindung zum Musikabspieler?