WhatsApp in Brasilien gesperrt, Verschlüsselung bleibt trotzdem
Während in den USA und anderen Ländern gewisse freiheitliche Regeln herrschen, die auch verschlüsselte Dienste erlauben, gibt es auch Länder in denen das nicht so ist. Hier müssen Anbieter von verschlüsselter Kommunikation dann entweder mit den Behörden zusammenarbeiten (sprich: die Verschlüsselung auf Wunsch aufheben) oder sie können ihre Dienste nicht mehr länger anbieten. Aus diesem Grund zog sich BlackBerry seinerzeit aus Pakistan zurück, aus diesem Grund ist WhatsApp nun in Brasilien gesperrt. Jan Koum, Gründer von WhatsApp äußert sich via Facebook zu der Sperre und verweist auch gleich noch einmal auf die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die WhatsApp nicht einmal die Möglichkeit gibt, Inhalte auszulesen.
Es ist nicht das erste Mal, dass WhatsApp in Brasilien gesperrt wird, bereits im Dezember letzten Jahres war dies schon einmal der Fall. Auch damals ging es um die Zusammenarbeit mit Strafverfolgunsgbehörden. Wie auch im Dezember, freut sich ein Dritter, wenn sich zwei streiten. Telegram ist der Nutznießer, der sich über regen Zulauf freuen kann. So sehr, dass es – wie im Dezember – zur Nichtauslieferung von Bestätigungs-SMS kam und die Nutzer Telegram dann doch nicht so einfach verwenden können. Das Problem liegt hier an den brasilianischen SMS-Gatewayxs, die mit der Menge der Anfragen nicht zurechtkamen.
Jan Koum teilt nun jedenfalls mit, dass WhatsApp die Verschlüsselung nicht umgehen wird und auch gar nicht kann, da keine Chat-Protokolle gespeichert werden und Nachrichten, die Ende-zu-Ende verschlüsselt sind ebenfalls nicht von Dritten eingesehen werden können. Die Bestrafung erfolgt also für die Nichtherausgabe von Daten, die WhatsApp gar nicht hat. Da lobt man sich doch die Staaten, in denen Strafverfolgungsbehörden vor Gericht ziehen müssen, um auf Daten zuzugreifen. Oder man macht es als Staat halt so geschickt, dass man die Mitarbeit der Dienste gar nicht erst benötigt.
Telegram ist doch auch voll verschlüsselt! Haben die keine Probleme in Brasilien?
Große Quizfrage: Wenn WhatsApp deswegen gesperrt ist, warum ist das Telegram nutzbar? Durov hat doch versichert, dass Telegram niemals mit den Behörden irgendeines Landes kooperieren würde.
Das zeigt dass telegram doch nicht so sicher ist wie behauptet, zumal der Default Chat eh nicht Ende zu Ende verschlüsselt ist, sondern „nur“ per SSL gesicherte Leitungen zum Transport benutzen!
@Jones Soweit ich das FAQ verstehe wird nur mit einem Feature „Secret Chats“ end-to-end verschlüsselt.
Ich hoffe ja doch, dass ALLE Nachrichten zumindest am Weg zum Server verschlüsselt werden…
Ich denke auf Telegram hatten es die Behörden einfach noch nicht abgesehen. WhatsApp hat in Brasilien 100Mio. Nutzer, Telegram bestimmt keine Million.
“ Da lobt man sich doch die Staaten, in denen Strafverfolgungsbehörden vor Gericht ziehen müssen, um auf Daten zuzugreifen.“ Die USA meinst Du damit aber nicht, oder? Mußten da nicht vielmehr die Firmen vor Gericht um eben nicht die Herausgabe zu erreichen?
Wenn alles verschlüsselt erfolgt, wie sperrt man dann gezielt Nachrichten für Brasilianer?
„Oder man macht es als Staat halt so geschickt, dass man die Mitarbeit der Dienste gar nicht erst benötigt.“
Deshalb haben wir ja jetzt in Deutschland den Staatstrojaner.
Einfache Lösung: Tor installieren 😉
Internet und Telefonie funktionieren also im Übrigen in Brasilien. Wenn also a) nicht das Internet im Ganzen gesperrt wurde und wenn b) WhatsApp über das Internet funktioniert und wenn c) die WhatsApp-Kommunikation verschlüsselt erfolgt — wie kann dann eine Regierung auf „ihrem“ Territorium Internet zulassen aber WhatsApp verbieten?
@14eretschmia: ich vermute mal über Deep Paket Inspection.
„Die DPI Analyse kann aber zumindest die Anwendung und Existenz von Verschlüsselung aufdecken und auswerten, um z. B. anschließend den Transport verschlüsselter Datenpakete zu blockieren oder sie für Versuche zur Entschlüsselung zu spiegeln. “
Quelle: http://wiki.kairaven.de/open/surv/dpi
@14eretschmia indem einfach alle Datenpakete – egal ob verschlüsselt oder nicht, an die WhatsApp-Server verworfen werden. Fertig.
@ Mr.C und @Bastl Danke
„Da lobt man sich doch die Staaten, in denen Strafverfolgungsbehörden vor Gericht ziehen müssen, um auf Daten zuzugreifen.”
Das ist jetzt ein schlechter Scherz, oder?
Ich denk, es kommt darauf an, wie man den Text von Sascha betont:
Bei „DIE Staaten“ hört es sich nach USA an, bei „die STAATEN“ klingt es eher nach „Staaten“ allgemein.
… oder auch umgekehrt … 😉
Sie sollten besser Threema installieren, da muss auch nicht zwingend die Rufnummer mittels einer SMS bestätigt werden.
@Besucherpete: Guter Hinweis! Dann hoffe ich mal, dass es so gemeint war. 😉
Von einem zentralisierten Dienst ab in den nächsten, großartige Idee. Die Leute haben genau nichts kapiert. Dann wird halt Telegram als nächstes gesperrt. Die einzige Lösung ist eine dezentrale Lösung wie XMPP, am besten mit eigenem Server. Alles andere kann und wird wieder gesperrt werden.
„Die einzige Lösung ist eine dezentrale Lösung wie XMPP, am besten mit eigenem Server“
Super Idee. Otto Normalverbraucher hat sicher Lust mit dem XMPP-Protokoll herum zu frickeln und sich einen eigenen Server holen, nur um mit seinen Kumpels Bilder der letzten durchzechten Nacht zu verschicken bzw. Katzenvideos zu teilen 😀