Umfrage: Informatik als Pflichtfach?
Eine aktuelle Umfrage des Branchenverbandes BITKOM hat das Thema „Informatik-Unterricht als Pflichtfach“ zum Inhalt. Eine der Thematiken, die in unserem Neuland Podcast immer wieder besprochen wird. Vorab möchte ich sagen, dass es als Außenstehender natürlich immer einfach ist, etwas zu fordern.
Man steckt halt nicht drin in Vorgaben und Prozessen, die vielleicht für eine Verbesserung von bestimmten Dingen notwendig sind. Natürlich kann ich mich hinstellen und sagen, dass ich dafür bin, dass der Informatik-Unterricht zum Pflichtfach wird – frühstmöglich. Das ist dann eine Aussage, die nicht beachtet, was dafür wegfallen könnte.
Sollen Schüler mehr Unterrichtszeit aufbringen, damit ihnen der Umgang mit der Informatik beigebracht wird? Sollen vermeintlich „uninteressante“ Fächer eingedampft werden, damit Informatik mehr in den Fokus rückt? Natürlich könnte man sagen, dass heutzutage der Religionsunterricht (alternativ Werte & Normen) verkürzt werden könnte, doch auch gerade dieser vermittelt oftmals extrem wichtige Werte, so jedenfalls meine Meinung.
Der Branchenverband BITKOM hat 1004 Menschen aus verschiedenen Schichten befragt, diese Umfrage wird als repräsentativ bezeichnet. Nun sind Leser dieses Blogs vorbelastet und sicherlich nicht als repräsentativ zu bezeichnen, doch mich interessiert auch eure Meinung. Rücken wir alle organisatorischen Fragen in den Hintergrund, wie man so etwas bewerkstelligt und stellen uns zum Abschluss dieses Beitrages einmal selbst die Frage, ob wir für Informatik als Pflichtfach sind.
Die Umfrageergebnisse werden wir dann in den nächsten Tagen einmal aufarbeiten und in einen separaten Beitrag zur Verfügung stellen. Nun erst einmal zu den Ergebnissen der BITKOM-Umfrage. Informatik sollte demzufolge verpflichtendes Unterrichtsfach an allen weiterführenden Schulen werden. Diese Forderung unterstützen 78 Prozent der Befragten.
19 Prozent sind für die Einführung, auch wenn andere Fächer darunter leiden würden, 59 Prozent wünschen sich Informatik als zusätzliches Fach. Eltern mit schulpflichtigen Kindern legen besonderen Wert auf Informatik-Unterricht: 85 Prozent wünschen sich ein verpflichtendes Fach, weitere 14 Prozent halten freiwillige Angebote für ausreichend.
Nur jeder sechste Bundesbürger (17 Prozent) wäre der Umfrage zufolge auch mit einem freiwilligen Unterrichtsfach Informatik zufrieden – quasi das, was ich vor über 20 Jahren schon als Computer AG hatte. 3 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass man auf dieses Fach verzichten könne.
Die größte Zustimmung zu einem Pflichtfach Informatik gibt es bei den 30- bis 49-Jährigen. Hier wünschen sich 82 Prozent der Befragten das Pflichtfach. Doch auch bei den über 65-Jährigen, die am skeptischsten sind, stimmen mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Einführung zu.
Nun zu euch – die Frage stellte ich euch weiter oben schon: seid ihr für Informatik als Pflichtfach an weiterführenden Schulen? Den Alters- und Eltern-Hokuspokus lasse ich jetzt einfach mal weg und versuche die Fragestellungen wiederzugeben, wie sie auch vom BITKOM genutzt worden. Ich danke für eure Teilnahme!
Klares ja, aber!
Da muss qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen, sonst kommt dabei am Ende nur ein heilloses Chaos dabei raus. Daher würde ich momentan davon absehen.
Eine gewisse Grunderziehung was den Umgang mit PCs und im speziellen Office angeht fand bei uns bereits in der Grundschule statt. In anderen Fächern wurde dann auf dem Gymnasium auch immer mal wieder auf einen PC-Raum gesetzt. Das reicht mMn nach auch, wer das Thema Informatik wirklich vertiefen will, kann ja diesen Weg einschlagen.
Ich bin der Meinung, dass es auch noch andere Leute also Informatikbegeisterte gibt. Wat soll nen Bäcker mit Programmierkenntnissen? 😀
Also die Option, mehr über die Informatik zu lernen, kann gerne da sein. Nur nicht zur pflicht werden lassen … es ist doch jetzt schon nervig, diese Möchtegerne Informatiker mit „gefährlichem Halbwissen“ (war das net in eurem Podcast drin 😀 ) ankommen.
Wenn in dem Fach Informatik, die Gefahren im Netz und der grundsätzliche Umgang mit dem Computer oder den neuen Medien gelehrt wird, dann gerne auch als Pflicht. Meiner Meinung nach wird das aber auch schon gemacht. Mein kleiner Bruder erzählt zumindest davon und der ist momentan in der 5. Klasse (naja Sommerferien und kommt jetzt in die 6.) in Niedersachsen (Heidekreis).
Was verstehst Du denn im Sinne dieser Umfrage unter einem Fach „Informatik“?
a) Office, Internet, Medienkompetenz?
b) PC-Architekturen, Algorithmen, Programmiersprachen?
Ich verstehe unter Informatik „b“, aber halte das als Pflichtfach für unnötig, das brauchen nur Leute, die sich ernsthaft für einen Job in der Branche interessieren.
„a“ hingegen scheint heutzutage dagegen sehr sinnvoll zu sein, ich käme jedoch nicht auf die Idee, so ein Fach „Informatik“ zu nennen.
Am Ende werdet Ihr merken daß man Bits und Bytes nicht essen kann…
Nein, als Pflichtfach muss das nicht sein.
Jein.
„Informatik“ als technisches Fach, Datenverarbeitung etc. eher nein. Wenn dann nur kurz für die Basics. Jeder sollte Computer bedienen können, aber nicht jeder muss programmieren.
Was ich viel wichtiger fände wäre ein Fach über Lernen, Informationsbeschaffung, objektive Quellenbewertung, Medienkompetenz, Soziale Medien usw. Ein Fach das all sowas zusammenfasst wäre für meine Begriffe mal dringend notwendig.
Ich finde die ganze Debatte eigentlich ziemlich unnötig. Da von einem durchschnittlichen Angestellten allenfalls Anwenderkenntnisse abverlangt werden, ist Informatikunterricht an Schulen so nötig wie Religion oder Ethik – also kann aber muss nicht. Zumal wir uns heute in einer Zeit befinden, in der Kinder von kleinauf lernen mit IT umzugehen. Sollte man den Infokmatikunterricht tiefgreifender gestalten wollen als dies heute der Fall ist, braucht es deutlich besser ausgebildetes Lehrpersonal, als das, welches auf dem Stand der Mitt-90er ist. Ich finde das übersteigt aber die Aufgaben allgemeinbildener Schulen und gehört mehr in den Bereich der Berufsausbildung bzw. gymnasialen Oberstufe
Das ganze Schulsystem muss mal überarbeitet werden. Bestimmte Sachen sollten bis zu einer gewissen Klasse Pflicht sein, danach sollte möglichst viel zur Wahl stehen, sodass man sich als Schüler aussuchen kann, was man lieber lernen will. Mit ner gewissen Pflichtanzahl der Wahlfächer würde das sogar gut funktionieren. Was hab ich so viel unnötige Sachen in der Schule gelernt.
Ich glaube viele differenzieren hier nicht. Viel wichtiger als Informatik fände ich ein Fach Medienkompetenz. Viele Fachfremde halten das leider inetwa für das gleiche.
Caschy, wäre schön, wenn du das noch in die Umfrage mit aufnehmen könntest.
Sollte schon Pflicht sein, auch wenn dann so wahnsinnig wichtige Fächer wie BK darunter leiden. Anfangs Grundlagen, also Rechner zusammenbauen, Betriebssystem aufsetzen und etwaige Fehler beheben. Dann leichte Programmieraufgaben um Abläufe zu automatisieren(Batch/Shell), und dann später als Wahlfach Informatik mit richtiger Programmierung.
Sehe es wie Matze: Grundlegendes Wissen, wie man einen PC bedient und vielleicht auch noch die Grundlagen wie das denn überhaupt funktioniert wäre definitiv sinnvoll als Pflichtfach.
Programmieren etc. sollte weiter freiwillig bleiben.
@kettchenkuno: Ohne „Bits und Bytes“ hätten ich und viele Millionen andere nichts zu Essen auf dem Tisch… just sayin‘
Hallo Caschy.
Ich als Lehrer und auch noch als einer der Informatik unterrichtet, kann mal kurz berichten.
Ja, an fast allen Schule ist es so, dass es kaum wenn nicht gar keine studierte Informatiker gibt (ich auch). Es sind fast alles Lehrer, die andere Fächer studiert haben und das Fach Informatik aus Begeisterung unterrichten.
Denn: Wer Informatik studiert hat, der verdient außerhalb der Schule das dreifache und wäre schön blöd sich mit Minecraft-Junkies abzugeben.
Zur Ausstattung kann ich sagen, dass meine Schule gut ausgestattet ist und ich dabei meine Kollegen unterstütze das Fach auch zu unterrichten.
Blöde Office Anwendungen kann jeder vermitteln und wird in allen Fächern geübt.
Wir haben an unserer Schule Fisher-Technik und mehrere Arduino Boards. Ansonsten wird Html/CSS vermittelt. Mit Scratch wird viel gearbeitet. Grundlegender Netzwerkaufbau (Heimnetz bis Internet).
Programmierkurse gibt es laut Curricularen Vorgaben sowieso nicht mehr.
Ich bin gerade dabei eine Möglichkeit zu finden Windows-Tablets (mit Stylus, da gibt es nicht viele.) zu finanzieren, damit die in den täglichen Unterricht eingebaut werden können.
Sämtliche Fortbildungen, die ich zu dem Thema gemacht habe, waren für den Arsch, weil die Dozenten leider selten Ahnung haben. Teilweise können Fragen nicht beantwortet werden, dann habe ich schon mal eine Fortbildung an mich gerissen und fortgeführt. Teilweise sind Hardwarekenntnisse nicht vorhanden.
Das ist halt wie in allen Bereichen der Schulpolitik – nur kosten darf es nichts.
Nichtsdestotrotz unterrichte ich das Fach mit Begeisterung, weil es Teil meines Hobbys ist.
Die Schule ist dafür da, um wichtige Grundlage für das spätere (Berufs-) Leben zu erlernen. Und gerade in Zeiten wo selbst ein Mensch mit einem menschennahen Job (z.B. Sozialarbeiter) stundenlang am PC sitzen muss, fragt man sich, warum kein Basiswissen in verschiedenen Office Anwendungen während der Schulzeit vermittelt wird.
Eigentlich braucht jeder junge Mensch heutzutage schon einen PC mit einem sinnvollen Schreibprogramm, den Umgang muss man aber selber lernen. Ich hatte in bisher 12 Jahren schule etwa fünf Stunden Crashkurs „Office“, sollte aber schon u.a. am Computer eine Arbeit mit ~10 Seiten alleine schreiben – falsche Formatierungen hätten hier zu Abzügen in der Punktevergabe geführt
Da ich selbst schulpflichtige Kinder habe und den Niedergang unseres Bildungssystem so hautnah tagtäglich erlebe (und früher schon selbst ansatzweise erlebt habe), sage ich klar NEIN dazu.
Warum?
Es ist leider inzwischen so, dass bereits an der Grundschule viel zu viel Unterricht ausfällt und der übrige Unterricht alles andere als didaktisch perfekt und effektiv organisiert ist.
Letzten Endes verlassen die Kinder bspw. die Grundschule OHNE die notwendigen Grundlagen (bspw. 1×1) gut zu beherrschen.
Auch in der anschließenden Eingangsstufe der weiterführenden Schulen ist blankes Chaos an der Tagesordnung. Krankheitsbedingte Ausfälle wechseln sich mit Studientagen ab (jeder normale Arbeitnehmer muss sich am Wochenende und nach Feierabend weiterbilden, Lehrer lassen dafür Unterricht ausfallen).
Die Endergebnisse unseres Schulsystems sind ja dank PISA inzwischen bekannt – nur zieht leider niemand daraus die richtigen Schlüsse.
Generell ist gerade bei unseren Lehrkräften leider ein eklatanter Mangel an Organisationstalent zu beklagen. Selbst kleinste „Probleme“ führen zu Unterrichtsausfall, wo früher mal eben eine Lösung gefunden werden konnte.
Oder immer wieder anfallende Aufgaben (bspw. die Organisation von Schulausflügen, Sportfesten, Exkursionen, usw.) gerät jedes mal zum try-and-error Prinzip.
Früher gab es wenigstens noch Lehrer, die so eine Organisation einmal perfekt aufsetzten und dann jedes Jahr (mit Anpassungen) einfach wieder aus dem Hut zauberten. Heute scheint nach jedem „Event“ ein Reset zu erfolgen und beim nächsten mahl ist der Le(e/h)rkörper wieder völlig planlos.
Schon zu meiner Zeit gab es nur wenige Lehrer, die Organisationstalente waren, aber heute….
Und da soll noch zusätzlich Informatik als Pflichtfach angeboten werden? Never… Die armen Schüler!
Als Wahlfach gerne. Wenn es dann (wie zu meiner Zeit an meiner Schule) noch zu einer Kombination aus wissbegierigen Schülern und engagierten Lehrern kommt, wird das Ergebnis sehr gut. Andernfalls ist Langeweile und Zeitabsitzen programmiert.
Mich würde interessieren, was in dem Fall mit „Informatik“ gemeint ist. Geht es rein um die Vermittlung (anwendungs-)technischer Kompetenzen, so wie es z.B. in meiner (zugegebenermaßen schon länger zurückliegenden) Schulzeit der Fall war? Oder werden auch Kompetenzen vermittelt, die eine Steigerung der Medienkompetenz zur Folge haben sollen (z.B. Medienkunde, Medienkritik, Mediengestaltung, Mediennutzung)?
Ich persönlich denke, dass mit einem verpflichtenden Schulfach „Informatik“ höchstens der Anfang gemacht werden kann. Die Forderung müsste ganz klar heißen: Die Vermittlung von Medienkompetenz fächerübergreifend als Modul in die Rahmenlehrpläne aller weiterführenden Schulen bundesweit aufzunehmen. Leider sind (so zeigen es meine eigenen Erfahrungen) die Schulämter der Länder noch lange nicht bereit die gesellschaftliche Relevanz des Themas zu erkennen.
Wie hier viele schon geschrieben haben, muss für so eine Umfrage erstmal Informatik definiert werden. Die meisten wollen wohl eher eine EDV/Medienlehre, anstatt Informatik.
Wobei selbst Firmen den Unterschied nicht kennen, sie suchen Informatiker, die Anfordungen entsprechen aber eher einen Wirtschaftsinformatiker.
Das Problem sind hier meist die nicht vorhandenen oder inkompetenten Lehrkörper aowiue die damlichen Lehrpläne. Die NRW Abitur aufgaben in Informatik waren in den letzten Jahren einfach nur billig…
um ehrlich zu sein halte ich nicht viel davon, dass man informatik zum pflichtfach macht. zumindest nicht, wenn ich an meinen eigenen informatikunterricht denke. das war mehr als eine AG, aber wir haben in erster linie programmieren mit turbo pascal gelernt.
und wenn der informatikunterricht auf einer solchen technischen ebene bleibt, dann bringt das keine medienkompetenz bzw. nur eine teil von medienkompetenz. sinnvoller scheinen mir initiativen wie „keine bildung ohne medien“ (http://www.keine-bildung-ohne-medien.de), die medienanwendung und die auseinandersetzung um medien sowie soziale und gesellschaftliche implikationen nicht aussen vor lassen.
Nun, das was WIR hier als Informatik verstehen, hat sich in den letzten Jahren doch stark gewandelt. Gerade in Zeiten von Tablet’s und Smartphones.
Muss man wissen, wie ein Rechner funktioniert, was Office und Co sind ? Eigentlich nicht, für mich sind es schlichtweg Werkzeuge, die uns das Leben ( manchmal ) vereinfachen, aber wie bereits erwähnt, ist das nicht Existenziell.
Ich hab mal morgens in der S-Bahn eine Trupp Jugendliche ( 15/16 ) erlebt, die für einen EDV-Test gelernt haben und ich war erschreckt, wie wild da die Begriffe durcheinander geworfen wurden.
Aber ich kenne mich nicht bei Auto’s aus, will ich auch nicht, dafür gibt es auch Spezialisten und deren Nomenklatur ist auch nicht zwingend erforderlich.
Was genau ist denn Informatik? Ist es der Umgang mit informationsverarbeitenden Maschinen? .. Was beinhaltet das Schulfach Informatik? Ich glaube, die Vorstellungen gehen da bei den BITKOM-Befragten sehr weit auseinander und decken sich vermutlich weder mit denen der Leserschaft dieses Blogs noch mit der Vorstellung, die z.B. die Gesellschaft für Informatik hat. Für die älteren, befragten Menschen gehört vielleicht das Ein- und Ausschalten sowie die Handhabung gängiger Office-Pakete oder sogar nur die Beseitigung der Angst vor der Technik dazu. Für jüngere vielleicht die Absicherung der Kommunikation usw.. Diese Themen sind allerdings nicht Bestandteil der Kerninformatik. Also bevor so eine Umfrage erstellt und ausgewertet wird, sollte dem Befragten schon klar sein, was da eigentlich gefragt wird!