Chatkontrolle: Jetzt fordert Dänemark eine freiwillige Lösung für die EU

Dänemark hat aktuell die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union (EU) inne. Zu den Lieblingsprojekten der dänischen Politik zählt die Chatkontrolle, welche man schon mehrfach durchdrücken wollte. Nachdem sich zuletzt abgezeichnet hatte, dass es auch dieses Mal nichts mit einer Verpflichtung werden dürfte, gibt man dem Ganzen jetzt einen neuen Spin. So versucht man es mit Freiwilligkeit.

So will Dänemark die Chatkontrolle nun nicht mehr verpflichtend für die Anbieter machen, sie solle aber zumindest, basierend auf Freiwilligkeit, erlaubt werden. Auch diese Idee ist nicht neu und wurde schon mehrfach von dem Land forciert. Der Vorschlag wurde entsprechend auch schon mehrfach abgelehnt. In diesem Szenario dürften Dienstleister, z. B. Messenger-Anbieter wie WhatsApp, die Kommunikation der Nutzer freiwillig durchsuchen. Auch das wäre aber ein Schritt in Richtung der Massenüberwachung und eine Einschränkung des Rechts auf Privatsphäre.

Streng genommen wäre die freiwillige Chatkontrolle verboten. Denn laut geltenden Datenschutzrichtlinien dürfen Internetdienste die Kommunikation der Nutzer eben nicht mitschneiden bzw. überwachen. Trotzdem machen schon jetzt Anbieter wie Google, Meta und auch Apple das freiwillig. Dafür hat man in der EU eine Art Ausnahmeregelung geschaffen. Diese Ausnahme will Dänemark gerne dauerhaft verankern und ausweiten. Nach aktuellem Stand würde die Ausnahme sonst im April 2026 auslaufen.

Die EU-Kommission muss eigentlich gesetzlich die Verhältnismäßigkeit der freiwilligen Chatkontrolle belegen. Einen Bericht mit entsprechenden Statistiken hätte sie schon Anfang September 2025 veröffentlichen müssen (via Netzpolitik). Passiert ist das nicht, weil die Kommission offenbar schlichtweg keine Belege hat.

Dennoch forciert man das Thema immer wieder, was auch in der Politik oft kritisch gesehen wird. Das gilt auch für andere Pläne, etwa zur Alterskontrolle, was die anonyme Nutzung vieler Plattformen gefährden könnte. Dazu fordern diverse Sicherheitsbehörden immer wieder, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszuhebeln.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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17 Kommentare

  1. Jemand Anders says:

    was geht in deren köpfen eigentlich vor?
    auf china mit dem finger zeigen und hier das selbe versuchen?

  2. Ich glaube, Apple hat das Client-Side-Scanning vor Jahren auf Eis gelegt (2021?) und verfolgen das aktuell nicht mehr. Oder zielt das auf eine andere Technik?

    • ? apple hat clientside scanning vor jahren eingefuehrt bei imessage fuer die „kinder kontrolle“ was meinst du mit eingestellt? 😀

      • Nein, Apple hat CSAM Detection für die iCloud mit CSAM-Hashes und eine Meldung an Apple komplett eingestampft. Das ist mehr oder weniger das „dänische“ Modell, über das hier diskutiert wird. Die „Communication Safety“(keine Ahnung wie das auf Deutsch heißt) ist ein interner Schutz, der nach der Entschlüsselung lokal auf dem Gerät durchgeführt wird und weder Daten nach außen abgibt noch bekommt. Das ist etwas anders. Nicht Apple überwacht da irgendwelche Chats, sondern Du beziehungsweise Deine Eltern.

        Wenn hier behauptet wird, „Trotzdem machen schon jetzt Anbieter wie Google, Meta und auch Apple das freiwillig“ dann ist das im Fall Apple schlicht und einfach nicht richtig, weil Apple auf die „Communication Safety“ weder Zugriff noch Einblick hat. Mit der CSAM Detection wäre das anders gewesen, aber das wurde ja nicht weiter verfolgt.

  3. Am Ende sind es genau solche Ansinnen, weshalb wir freie App Stores auf Google und Apple Geräten brauchen, damit nicht angreifbare community Projekte die Messenger bereitstellen. Wo ist kein zentralen Dienstleister, gibt laufen Attacken ins Leere.

    • ich bin nicht sicher, aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann wäre das bei der vor einigen Wochen zur Diskussion gestellten Chatkontrolle wirkungslos geworden, weil im Grunde genommen noch vor dem Abschicken in irgendeiner App auf dem Gerät selbst die Kontrolle stattgefunden hätte. Du hättest dann zwar auf Applikationsseite deinen Brief schön versiegelt, aber noch während du geschrieben hättest, hätte jemand über die Schulter geguckt.

  4. Ich bin nicht vom Fach, also, wo liegt das Problem eine Datenschutz konforme bzw. anonyme Alterskontrolle im Netzt zu gewährleisten?

    • Naja, Age Gating wird mehr oder weniger zwangsläufig zur Deanonymisierung führen. Grundsätzlich gibt es Ideen, wie man auch anonym das Alter verifizieren kann, aber dann läuft es auf starke Gatekeeper hinaus – und auf Systeme, die sich in Zukunft einfach abändern lassen, um eine Deanonymisierung zu ermöglichen.

      Die Möglichkeit zur anonymen Diskursbeteiligung ist allerdings ein wichtiger Bestandteil der freien und offenen Gesellschaft, auf die wir im Westen bisher immer ziemlich stolz waren.

      Insofern ist die Forderung nach Altersverifikation immer auch die Forderung nach Deanonymisierung aller Diskursteilnehmer und damit ein struktureller Angriff auf den Westen.

      Es gibt ja einen Grund, warum Russland und China das mit der Deanonymisierung schon lange umgesetzt haben. 😀

      Wie so oft sind die Briten im Wettlauf um die Dystopie ein paar Treppenstufen weiter unten als wir: https://www.wired.com/story/vpn-use-spike-age-verification-laws-uk/.

    • Anonym und Alterskontrolle sind 2 Wörter die nicht wirklich zusammenpassen.
      Eine Alterskontrolle kann im Grunde nur über deinen Ausweis und einen externen Anbieter laufen.
      Der Anbieter hat alle Daten von dir, die auf deinem Ausweis stehen.
      Die Zielplatform selbst bekommt vom Anbieter dann ein „OK“.

      Heißt lediglich die Platform auf der du surfst weiß nicht wer du bist.
      Der Anbieter dazwischen aber schon, und da muss extrem darauf geachtet werden, dass diese Daten nicht im Zugriff durch Dritte stehen.

      • Soweit ich mich erinnere kann der ePerso gefragt werden, ob die Person älter als 18 Jahre ist. Da findet keine Deanonymisierung statt, es kommt nur ein ja/nein zurück.

    • Wo fängt man da an? Vielleicht damit, dass die cleverste Grundlage der DSGVO ist, Daten erst gar nicht zu erheben? In Zeiten, in denen jeden Monat mehrere Firmen gehackt und Kundendaten gestohlen werden, sollte man sich gut überlegen, eindeutige Merkmale so breit zu erheben. Es wäre zu einfach, aber man könnte zu den Briten schielen, um festzustellen, dass Age Verification nicht funktioniert, brandgefährlich ist, und demokratische Grundlagen ad absurdum führt. Hier ist ein guter Einstieg: https://www.techradar.com/vpn/vpn-privacy-security/what-is-age-verification-the-privacy-nightmare-facing-millions-of-uk-internet-users

    • Das Problem liegt einzig darin, dass niemand Interesse daran hat. Technisch gesehen ist das möglich.
      Technisch gesehen wäre auch eine sichere E Patientenakte möglich gewesen. Auf die Techniker hört aber kein Mensch. Wirtschaftliche Interessen gehen vor, es muss also einfach und billig sein und das widerspricht einer sicheren Implementierung und wo Daten sind, wollen Daten abgegriffen werden. Wenn da aber nur steht, dass man volljährig ist, hat kein Mensch Interesse daran, diese Daten abzugreifen. Daher hat auch niemand Interesse daran, eine Altersverifikation zu bauen, wo nicht mindestens das Alter und der Name verarbeitet werden, dann lohnt das Abgreifen der Daten nämlich.

  5. Mal die Serie „Arcadia“ ansehen, insbesondere die 1. Staffel (derzeit auch in der ARD-Mediathek). Dann wäre die Chatkontrolle nur ein Anfang und alles nur zur Sicherheit der Bürger.

  6. Endlich denkt hier jemand mal an die Kinder. Wir wissen: „Dänen lügen nicht“. Wenn die meine Chats lesen wollen, dann will ich wissen, was in deren Briefen steht und wem die telefonieren. Sollte ich unter Generalverdacht stehen, darf es für alle anderen nicht anders aussehen.

  7. Es ist einfach nur armselig für Dänemark. Es scheint das einzige Thema zu sein, mit dem die Regierung dieses Landes mit ihrer EU-Ratspräsidentschaft in die Geschichtsbücher eingehen möchte. Andere wichtigere Themen, die man innerhalb einer EU-Ratspräsidentschaft voranbringen könnte, fallen den Dänen leider nicht ein.

    Für mich ist es allerdings ein Zeichen, in welcher Krise sich die EU befindet.

  8. Konsoleneunuche says:

    Außerdem, was nützt denn bitte eine Altersverifikation, wenn z.B. Meta nachgewiesenermaßen der Jugendschutz KOMPLETT am Arsch vorbei geht? Schon kurz nach Erstellung eines Kindes-/Jugendlichenaccounts werden die WIDERLICHSTEN Inhalte vorgeschlagen!
    Und im Metaverse, genauso wie auf Roblox treiben sich zwielichte Gestalten herum, die Kinder groomen. Auch dies interessiert die Firmen nicht die Bohne…
    Ich könnte kotzen.

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