Micro LED vs. Mini LED: Das sind die Unterschiede

Samsung hat in dieser Woche einen sogenannten „RGB Micro LED TV“ vorgestellt. Plot-Twist: Es handelt sich aber entgegen dem Namen gar nicht um ein Gerät mit Micro-LED-Technik, sondern um einen LCD-Fernseher mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung. Wenn schon Samsung selbst bewusst die Bezeichnungen durcheinander würfelt, dann wundert es nicht, dass das auch regelmäßig Laien und selbst Techies passiert. In diesem Post werde ich deswegen einmal kurz die wichtigsten Unterschiede zwischen Micro LED und Mini LED zusammenfassen.

Der allererste und vielleicht wichtigste Unterschied: Micro LED steht tatsächlich für eine eigenständige Display-Technologie. Mini LED ist nicht wirklich eine Display-Technik. Vielmehr verbirgt sich dahinter eine spezielle Form der Hintergrundbeleuchtung für klassische LCD-TVs. Ist also von „Mini LED Displays“ die Rede, sind damit aktuell immer „stinknormale“ LC-Bildschirme gemeint, die eben eine Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung nutzen.

Nicht immer wird Mini LED dabei als Technik klar genannt. Samsung bewirbt seine entsprechenden TV-Modelle z. B. als Neo QLED. Hier ist auch Vorsicht geboten: Samsung bietet nämlich auch QLEDs an. Das sind beim Hersteller LCD-TVs mit Quantum Dots zur Verbesserung der Farbwiedergabe, die aber ohne Mini LED auskommen müssen. Nur die Neo QLEDs verfügen eben über eine Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung. Bei LG wiederum heißen die entsprechenden LCD mit Mini LED QNED.

Das bietet Mini LED

Bleiben wir erst einmal bei Mini LED. Der Begriff steht also für eine spezielle Form der Hintergrundbeleuchtung für LCD-TVs. Ihr erahnt es: Mini LEDs sind kleiner als reguläre LEDs, was den Vorteil hat, dass filigranere Beleuchtungen mit mehr Dimming-Zonen eingesetzt werden können. Und je mehr einzelne Dimming-Zonen ein TV aufweist, desto präziser können eben einzelne Bildbereiche abgedunkelt werden. Das ist vor allem für die HDR-Darstellung wichtig, da hier ja einzelne Areale sehr hell leuchten sollen, während andere dunkel erscheinen müssen. Deswegen sind z. B. Szenarien wie ein Sternenhimmel oder eine Kerze im Dunklen für LCD-TVs sehr herausfordernd in der Darstellung.

Damit haben OLED-TVs z. B. kein Problem, da bei der selbstleuchtenden Technologie keine Hintergrundbeleuchtung erforderlich ist. Jeder Pixel kann einzeln aufleuchten oder abgedimmt werden. Im Grunde besitzt ein OLED-Fernseher dadurch Millionen einzelner Dimming-Zonen. Da kann auch das beste Mini-LED-Modell nicht mithalten. Die höherwertigen Hintergrundbeleuchtungen mit tausenden einzelner Zonen helfen aber immerhin, sich dem anzunähern.

Der Panasonic W95A mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung.

Der Panasonic W95A mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung.

Ein Vorteil von Mini LED ist auch, dass Bildschirme mit dieser Technik in der Regel deutlicher heller werden als sowohl OLEDs als auch konventionelle LCDs. Die ersten LCDs mit Mini LED wurden dabei ab 2020 breiter von beispielsweise TCL vermarktet. Zumeist findet man entsprechende TV-Modelle in der Mittel- bis Oberklasse. Der nächste Schritt sind eben RGB-Mini-LED-Hintergrundbeleuchtungen, wie sie auch Sony vorgestellt hat. Statt weißer LEDs kommen mehrfarbige Pendants mit Rot, Grün und Blau zum Einsatz. Das soll unter anderem die Farbdarstellung weiter verbessern.

Einen Nachteil haben LCD-TVs mit Mini LED vor allem beim Gaming: Um die Verzögerung niedrig zu halten, müssen die komplexen Hintergrundbeleuchtungen deutlich vereinfacht angesteuert werden. Darunter leidet natürlich die Bildqualität. Während die Hersteller störende Nebeneffekte wie Blooming für die Videowiedergabe inzwischen recht gut im Griff haben, sieht man dies beim Spielen immer noch schnell.

Micro LED: Selbstleuchtende Pixel zu horrenden Preisen

Micro LED basiert ausdrücklich nicht auf der LCD-Technik, sondern steht für eine völlig neue Display-Technologie. Da selbstleuchtende Pixel zum Einsatz kommen und somit eine Hintergrundbeleuchtung entfällt, ist hier die Nähe zu OLED größer. Wie bei LCDs kommen jedoch anorganische Materialien zum Einsatz. Das sorgt für längere Lebensdauern und ermöglicht sehr hohe Helligkeiten. Im Grunde vereint Micro LED das Beste der beiden Techniken LCD und OLED. So bietet diese Technik perfektes Schwarz, ideale Kontraste, hohe Spitzenhelligkeiten und keine Burn-in-Gefahr.

Sucht ihr jetzt aber auf dem Markt nach Micro-LED-TVs für Privatkunden, werdet ihr da nicht viel finden. Samsung hat vor einigen Jahren einige Modelle veröffentlicht, die mit Preisen jenseits der 100.000 Euro nur eine sehr wohlhabende Klientel ansprechen. Denn Micro LED ist schlichtweg immer noch extrem teuer in der Herstellung. Deswegen findet man die Display-Technik aktuell vorwiegend im professionellen Bereich. Etwa werden Micro LEDs zur Film- und Serienproduktion als Greenscreen-Ersatz genutzt.

Samsung hat da seine Modellreihe The Wall im Angebot, bei Sony nennen sich entsprechende Geräte auch Crystal LED und bei LG heißt das Ganze dann Magnit. Die riesigen Micro-LED-Wände bieten Auflösungen von bis zu 16K und riesige Diagonalen – für Millionenbeträge. Deswegen passt auch „Micro“ hier lediglich auf die Größe der LEDs, aber nicht auf die üblichen Diagonalen. Da ergibt sich vielmehr noch ein Problem: Es ist den Herstellern bisher nicht gelungen, die zugrundeliegenden, anorganischen Dioden ausreichend zu verkleinern, um z. B. Bildschirme mit 55 Zoll herzustellen.

Deswegen gibt es Micro-LED-Displays aktuell nur mit Diagonalen ab etwa 100 Zoll. Ob die Technik jemals für Privatkunden bezahlbar sein wird, ist derzeit offen. So setzen einige Hersteller nunmehr Hoffnungen auf „echte“ Quantum-Dots-Displays als Alternative. Diese rangieren unter verschiedenen Bezeichnungen wie EL-QD, QDEL, nanoLED und mehr. Auch da handelt es sich um eine neuartige Display-Technik, die keine Hintergrundbeleuchtung benötigt.

Fazit

Micro LED wird aber in den nächsten Jahren aber auch weiterhin eine Rolle spielen – vor allem eben im professionellen Bereich. LCDs mit Mini LED werden ebenfalls weiterhin in der Mittel- bis Oberklasse im Markt für TVs und Monitore ihre Berechtigung haben. OLED dürfte aber weiterhin die Spitze für Privatkunden markieren und liefert, gerade in Form von QD-OLED, aus meiner Sicht derzeit die beste Bildqualität. Die selbstleuchtenden Pixel sind für eine präzise HDR-Darstellung das Optimum und beim Gaming bleibt die Bildqualität höher als bei LCD-TVs. Nachteile gibt es jedoch in hellen Räumen, wo ich durchaus verstehen kann, dass viele Menschen LCDs mit Mini LED als Alternative sehen.

Das wichtigste, was ihr hoffentlich aus diesem Beitrag mitnehmen könnt: Mini LED = Hintergrundbeleuchtung für LC-Displays; Micro LED = Neuartige Display-Technologie auf Basis von selbstleuchtenden Pixeln.

Zusammenfassung:

  • Micro LED vs. Mini LED: Micro LED ist eine eigenständige Display-Technologie mit selbstleuchtenden Pixeln, während Mini LED lediglich eine spezielle Hintergrundbeleuchtung für LCD-TVs darstellt.
  • Mini-LED-Merkmale: Mini LEDs bieten präzisere Dimming-Zonen und höhere Helligkeiten, was die HDR-Darstellung verbessert, bleiben aber hinter OLED-TVs in Bezug auf Schwarzwerte und Kontraste zurück.
  • Micro-LED-Merkmale: Micro LEDs vereinen die Vorteile von LCD und OLED (z. B. hohe Helligkeiten, perfektes Schwarz) und kommen hauptsächlich im professionellen Bereich zum Einsatz, da sie derzeit extrem teuer sind.
  • Mini LED im Gaming: Mini LED-Hintergrundbeleuchtungen können die Bildqualität beim Gaming beeinträchtigen, da die komplexe Technik vereinfacht angesteuert werden muss.
  • Aktuelle Entwicklungen: Mini LED bleibt eine relevante Option für LCD-TVs der Mittel- und Oberklasse, während Micro LED für Privatkunden aufgrund hoher Kosten und technischer Einschränkungen nur eingeschränkt verfügbar ist.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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11 Kommentare

  1. Philips hatte vor 10 Jahren ein micro led TV Für ca. 5000 Euro im Verkauf oder irre ich da.

    • André Westphal says:

      Daa kann so nicht stimmen, nein.

      • bei Philips hieß das mal micro dimming. Keine Ahnung ob es das noch gibt.
        Ist Natürlich nicht das selbe.
        habe mich schon ein paar Jahren nicht mehr damit beschäftigt.

        • André Westphal says:

          Micro Dimming war meistens einfach eine Art Software-Kniff und sollte (angeblich) für besseres Dimming bei Edge LED sorgen, wenn ich mich richtig entsinne. Damit wurden dann gerne LCDs ohne Direct LED/ Full Array Local Dimming (FALD) alls vermeintlich hochwertig beworben.

    • Da irrst du dich. Echtes Micro LED gab es noch nie für den normalen Endkunden. Und schon gar nicht für den Preis.

  2. Der MNA110MS1ACXXE bei einem Händler im Angebot: 89.000 EUR

  3. Andrè scheint gute Arbeit zu leisten bei diesem Thema. Fragt man den Copiloten nach den Unterschieden zwischen Micro LED und Mini LED, nimmt Copilot 2 Quellen, bei denen jeweils Andrè den Text geschrieben hat. Einmal verlinkt er auf diesen Link und einmal zu HIFI.de

    • André Westphal says:

      Lol, das ist natürlich auch witzig,da könnte ich dann auch gleich die KI manipulieren :-D.

  4. Man ließt, dass die Ausbeute an funktionierenden Micro LEDs bei der Fertigung unter 50% liegt. Das dürfte wohl noch eine Weile dauern, bis man diese Technik erschwinglich kaufen kann.
    Ich finde es generell ernüchternd, wie schleppend der Fortschritt bei Display-Technologien voran geht.
    Wenn man sich alleine mal überlegt, wie lange IPS gebraucht hat, um quasi Standard bei Computer-Monitoren zu werden. Das gleiche Spiel mit höheren Bildwiederholfrequenzen.
    Allein die TFT-Technolgie war meiner Meinung nach erst gegen Ende der 2000er Jahr der alten CRT-Technologie ebenbürtig.

  5. Es ist so typisch Samsung, dass sie eine völlig falsche Bezeichnung benutzen um am Ende Kunden schlicht zu verarschen. Nur aus diesem Grund haben sie damals auch mit „QLED“ angefangen, weil es auf den ersten Blick nun mal aussieht wie OLED. Oder auch in deren Werbebildern dieses idiotische „Made for Germany“. Impliziert auf den ersten Blick, dass da vielleicht in Deutschland hergestellt wird, dabei gibt es nur ein dummes Abo für einige Monate beim Kauf.
    Und jetzt mal wieder und sogar noch bescheuerter… MiniLED und bezeichnen es als MicroLED. Das ist nicht nur dreist, sondern auch einfach schädlich für dien ohnehin schon verwirrenden Bezeichnungen. Viele wissen jetzt schon nicht, dass MiniLED und Micro LED völlig unterschiedliche Technologien sind

  6. Franz Mühleisen says:

    Der Preis entscheidet viel. OLED TVs, auch hochwertige wie z.B. LGs C-Serie, bekommt man z.B. in 48 Zoll schon regelmäßig unter 1.000€. Die Helligkeit hat sich hier über die Jahre auch drastisch verbessert. Damit Micro LED interessant wird muss es zwangsläufig günstiger als OLED sein. Oder besser, was in Sachen Kontrast und Reaktionszeiten schon mal schwierig bis unmöglich wird. Wer in einem maximal hellen Raum wie z.B. einem Kinderzimmer oder Aufenthaltsraum TV schaut, sorry dem reicht ein konventioneller Mini LED. Zumal jeder Gamer oder Kinofan seinen Raum sowieso abdunkelt. Wenn Micro LED außer der Max-Helligkeit keine Vorteile gegenüber OLED bietet wird die Reise also lang werden, zumal Burn-In bei modernen OLEDs auch unproblematisch ist.

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