„Kingdom Come Deliverance II“ in der Preview: So spielen sich die ersten 12 Stunden
Das erste „Kingdom Come Deliverance“ (2018) der tschechischen Entwickler Warhorse Studios war eine echte Underdog-Story: Nicht nur die Geschichte im Game, die sich um den Sohn eines Schmiedes dreht, sondern auch der Hintergrund der Entwicklung. Erst erfolglos mehreren Publishern angeboten, kam die Entwicklung durch eine überaus wirksame Kickstarter-Kampagne so richtig ins Rollen. Das Action-RPG im historischen, europäischen Settings traf einen Nerv und hat sich bis heute über 8 Mio. mal verkauft. Anfang Februar 2025 erscheint endlich die Fortsetzung. Ich konnte im Rahmen einer Preview bereits ca. 12 Stunden des Titels zocken und darf euch meine Eindrücke ab sofort schildern.
Zunächst will ich nicht hinterm Berg halten: „Kingdom Come Deliverance II“ ist schon in den ersten 12 Stunden alles, was ich mir von dem Sequel erträumt hatte: feingeschliffenere Kämpfe, eine größere Spielwelt, interessante Charaktere und eine gute Geschichte – alles mit verbesserter Technik. Zu viel will ich euch dabei nicht von der Story vorwegnehmen. Der Titel knüpft dabei nahtlos an das Ende des Erstlings an. Man reitet also mit seinem adeligen Freund Hans Capon zur Trosky-Burg, um einen wichtigen Brief zu übergeben.
Allerdings geht das Ganze gehörig schief: Ein Überfall lässt den Hauptcharakter Heinrich und seinen Freund Hans nur knapp mit dem Leben entkommen. Das Schreiben und die eigene Ausrüstung sind verloren, eine Verletzung sorgt dafür, dass Heinrich nicht mehr wirklich auf der Höhe ist. Es hilft nichts: Als Spieler werdet ihr nach der rund zweistündigen Eröffnung in die offene Spielwelt entlassen. Das erste Hauptziel: Da euch niemand erkennt und ihr keine Chance habt Zugang zur Burg Trosky zu erhalten, müsst ihr euren alten Bekannten Otto von Bergow kontaktieren. Aktuell werdet ihr zwar zu diesem nicht vorgelassen, da die Wachen euch für Pöbel halten – doch eine wichtige Hochzeit mit von Bergow als Gast steht an und solltet ihr euch ebenfalls irgendwie auf die Gästeliste mogeln, wäre das eure Chance.
Im Rahmen der Preview darf ich nun mit euch über die Geschehnisse sprechen, die bis zur Hochzeitsfeier eintreten. Und je nach Spielweise kann man hier schon 10 bis 20 Stunden in der Welt von „Kingdom Come Deliverance II“ verbringen. Ein persönliches Beispiel: Um im mittelalterlichen Böhmen an Geld zu kommen, habe ich erst einmal eine Stunde fleißig Kräuter und Blumen gesammelt und sie beim Händler verkauft. Netter Nebeneffekt: So stieg direkt mein Survival-Skill. Durch Auswahl der passenden Perks konnte ich mit ausreichend Kräutern in der Tasche auch mein Charisma pushen („Flower Power“) und dafür sorgen, dass meine Stärke langsam ansteigt, wenn ich durch harte Arbeit genügend Kraut pflücke. So erlebt man ganz natürlich Fortschritte.
„Kingdom Come Deliverance II“: Kämpfe sind immer noch kein Zuckerschlecken
Mein Ego wurde allerdings schnell gedämpft: Da ich bei dem Überfall mein Pferd Pebbles und meinen Hund Mutt aus dem ersten Spiel verloren habe, mache ich mich vorsichtig auf die Suche nach beiden. Dabei lenken mich zwar unzählige gut erzählte Nebenaufgaben ab, etwa die Suche nach der Tochter einer Kräuterfrau oder das Ausheben von Gräbern, um den Toten ihre Ausrüstung abzunehmen, aber ich bleibe dran. Mehrere Spuren führen zu meinem Hund, der sich möglicherweise einem wilden Wolfsrudel angeschlossen hat. Dumm nur, dass ich nicht einmal einen einzigen, wilden Hund sicher bezwingen kann. Denn die Kämpfe sind weiterhin alles andere als ein Zuckerschlecken und Hauptcharakter Heinrich kein unbezwingbarer Mega-Krieger.
Bei meinen ersten Versuchen, einen betrunkenen Jäger vor einem Wolfsrudel zu schützen, während jener unflätig und sicher in einer Baumkrone mein Treiben kommentierte, schaufelte ich mir nur jedes Mal ein eigenes Grab. Denn gerade Kämpfe gegen mehr als einen Gegner sind immer noch extrem herausfordernd. Da hat es mir auch nichts geholfen, dass ich das überarbeitete Konter-System aus passendem Block-Timing und Riposte verinnerlicht hatte. Lösung: Meine Ausrüstung war einfach zu mies. Durch normale Kleidung beißen sich die Wölfe einfach durch und mein Jägerschwert streckt diese Beißer zu langsam nieder.
So widmete ich mich zunächst lieber der Suche nach dem verschollenen Gut eines Schmiedes – denn jener könnte auch meine Eintrittskarte zur ominösen Hochzeit sein. Schließlich soll er ein edles Schwert dafür fertigen. Im Rahmen dieser Quest konnte ich dann unter anderem ein Kettenhemd und ausreichend Groschen für ein besseres Schwert ergattern. Schon konnte ich es mit den Wölfen aufnehmen. Solche Aha-Momente gibt es schon in den ersten Spielstunden häufiger.
Offene Welt, offene Aufgaben
Etwas lassen sich auch viele Quests auf mehreren Wegen lösen. Wie in Teil 1 gibt es dabei Abschnitte, die einen gewissen Zeitdruck aufweisen, die meisten Aufgaben könnt ihr aber beliebig nach hinten schieben, wenn ihr euch noch nicht bereit dafür fühlt. Je nachdem, welche Skills ihr aufgelevelt habt, könnt ihr euch manchmal das Leben leichter machen. Wozu etwa für einen verletzen Mann eine Heilerin aufsuchen, wenn Heinrich selbst mit seinem hohen Survival-Skill erste Hilfe leisten kann? Wer zudem besonders redegewandt ist und sein Gegenüber richtig einschätzt, kann manchen Konflikt auch ohne Fäuste und Schwerter lösen.
Die offene Spielwelt von „Kingdom Come Deliverance II“ ist dabei sowohl einladend als auch gefährlich. Wer sich etwa nachts in den Wald vorwagt, trifft mit höherer Wahrscheinlichkeit auf Banditen oder wilde Tiere, die zum Problem werden können. Zumal man selbst mit Fackel im dichten Gehölz wenig sehen kann – auch ein Sturz in den Abgrund ist denkbar. So nutzt man die Nacht, gerade zu Beginn, lieber zum Schlafen. Allerdings musste ich bei so mancher Taverne auch mal draußen bleiben, weil den Inhabern meine dreckige Kleidung zu abschreckend erschien. Da tut es auch ein Nachtlager in einer nahe gelegenen Scheune – vorausgesetzt man wird nicht von Magd oder Knecht erwischt und der Wache gemeldet.
Wie im ersten Spiel wird Heinrich nämlich müde, bekommt Hunger oder kann nach Kämpfen dreckig oder blutig erscheinen, was Dorfbewohner skeptisch machen kann. Selbiges gilt auch, wenn ihr aus Verzweiflung über eure mickrige Ausrüstung bei Dunkelheit in ihre Häuser einsteigt und sie einiger Habseligkeiten erleichtert. Rasch wird die Wache skeptisch und setzt auch darauf, euch vielleicht einmal zu filzen. Übrigens ist das Knacken von Schlössern immer noch recht schwierig, aber mit dem Controller etwas leichter als im Teil 1, da ihr nicht mehr beide Analogsticks verwenden müsst.
„Kingdom Come Deliverance II“ schon in der Preview technisch solide
Am Ende reagiert die Spielwelt auf euer Handeln – sowohl gute als auch böse Taten sprechen sich herum und die Bewohner der Dörfer reagieren entsprechend auf euch. Das gilt auch für eure Kleidung. Im Idealfall stellt man sich etwa eine Montur für Wildnis und Kämpfe zusammen und einen „feinen“ Aufzug für Gespräche und Verhandlungen. Es gibt mit dem Schmieden auch eine neue Nebenaktivität, auf die ihr rasch stoßt. Findet ihr die passenden Anleitungen, könnt ihr – Skill-Level vorausgesetzt – selbst Waffen fertigen. Die Qualität unterscheidet sich, je nachdem, wie genau ihr dabei arbeitet. Mein einziger Kritikpunkt: Das Schmieden-Minispiel dauert relativ lange – mehr als 5 Minuten pro Objekt – was auf Dauer etwas monoton ist.
Grafisch ist „Kingdom Come Deliverance II“ zwischen Double-A und Triple-A zu sehen. Das Spiel sieht gut aus, aber gerade die Gespräche und Animationen in selbigen wirken noch etwas hölzern. Wirklich beeindruckend sind die gründen Waldlandschaften, die gemeinsam mit dem Orchestersoundtrack für viel Stimmung sorgen. Umgebungstexturen schwanken allerdings zwischen knackscharf und matschig. Man merkt eben, dass die Warhorse Studios nicht Größe und Budget von etwa einem Bethesda haben. Dafür haben sie etwas anderes: viel Herzblut. Und man merkt „Kingdom Come Deliverance II“ genau das schon in den ersten Spielstunden jederzeit an.
Beispielsweise sind die Dialoge toll geschrieben. Anders als im in diesem Bezug unsäglichen „Dragon Age: The Veilguard“ packen sich die Charaktere nicht gegenseitig in Watte, sondern tragen offen Konflikte aus, haben eigene Persönlichkeiten und entsprechende Macken sowie Emotionen, die unter der Oberfläche brodeln. Wenn ihr euch etwa mit dem adeligen Hans Capon über den Überfall streitet und gegenseitige Schuldzuweisungen hochkochen, merkt man, dass es für den oft pompösen Hans um mehr geht. Da spielen auch Selbstzweifel, und der Drang sich unbedingt beweisen zu wollen, eine Rolle.
In der Preview gibt es im Übrigen noch einige Bugs, die hoffentlich bis zum Launch ausgebügelt werden. Allerdings ist mir das Spiel innerhalb der ersten 12 Stunden nur einmal komplett abgestürzt. Ein anderes Mal musste ich einen Spielstand laden, weil ein Gegner nicht zum Kampf aktiviert wurde und sich auch nicht besiegen ließ. Dazu kommen kleinere Ungereimtheiten – ein Passant reitet in einen Hügel hinein und bleibt dann davor stehen oder ein Codeschnipsel taucht statt einer Dialogoption auf. Da das Spiel aber auch erst in ca. einem Monat auf den Markt kommt und diese Fehler eher sporadisch aufgetaucht sind, bin ich da guter Dinge. „Kingdom Come Deliverance II“ dürfte da jedenfalls keinesfalls ein neues „Cyberpunk 2077“-Debakel werden.
Gespielt habe ich an einem Gaming-PC in nativem 4K mit maximalen Einstellungen. Die Kombi aus einem AMD Ryzen 7 5800X, 64 GByte RAM und einer GeForce RTX 4080 reicht ohne DLSS aber nur für jederzeit stabile 30 fps. Wer auf 60 fps aus ist, muss die Settings nach unten drehen oder die Auflösung reduzieren.
Mein erstes Fazit
„Kingdom Come Deliverance II“ bietet nach meinem ersten Eindruck von immerhin mehr als 12 Stunden Spielzeit alles, was man sich von einer Fortsetzung wünschen kann. Das Spiel ist etwas feingeschliffener als der Erstling, aber immer noch genauso komplex und keinesfalls weichgespült. Drastische Kritikpunkte habe ich deswegen gar keine, bestenfalls könnte man kleine Aspekte der Bedienung nochmal ansehen – etwa ist der Wechsel der Waffen in Kämpfen recht mühsam und langsam.
Aus meiner Sicht sieht aber aktuell wirklich alles nach einer würdigen Fortsetzung aus, die das absolute Potenzial hat, den Erstling noch deutlich zu überflügeln. Wer auf das historische Mittelalter-Setting steht und sich nach einem RPG sehnt, das einen nicht zu sehr an die Hand nimmt, wird hier vermutlich (wie ich) glänzende Augen bekommen. Insofern freue ich mich auf viele weitere Stunden mit diesem Game – im Februar 2025 folgt dann natürlich auch ein finaler Testbericht
Fragen könnt ihr übrigens gerne in den Kommentaren stellen – ich beantworte sie gerne.
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Danke für die Preview! Das klingt ja wirklich nach einem würdigen Nachfolger. Ich stehe total auf das authentische Mittelalter Feeling. Laut SteamdeckHQ soll es ja angeblich auch auf dem Deck laufen. Da würde ich es dann auch drauf zocken, da ich bei den stunde langen Erkundungen lieber im Bett verweile 😀
Der erst Teil war neben einigen wenigen anderen Spielen, mein absolutes Lieblingsspiel aus 30 Jahren Spielgeschichte… Wirklich für mich etwas ganz besonderes.
Ich freu mich maßlos auf Teil 2.