Lootboxen in Spielen: Gaming-Industrie hält sich nicht an Auflagen

Die Gaming-Industrie ist kreativ darin, sich Mechaniken auszudenken, mit denen auch nach dem eigentlichen Spielverkauf noch Geld verdient werden kann. Und auch Free-to-Play-Titel sind am Ende zwar gratis herunterladbar, enthalten aber manipulative Elemente, um euch dazu zu drängen, doch noch Geld auszugeben. In den letzten Jahren sind dabei Lootboxen besonders umstritten gewesen. In einigen Regionen hat es daher strengere Auflagen gegeben – etwa in Großbritannien. Doch eine Untersuchung der BBC zeigt: Darum schert sich die Branche größtenteils wenig.

So müssen die Entwickler und Vertriebe im Vereinigten Königreich etwa in der Werbung eigentlich direkt deutlich machen, ob ein Spiel Lootboxen enthält. Da hat sich die BBC mal als Stichprobe die 45 kommerziell erfolgreichsten Spiele aus dem Google Play Store angeschaut. Von diesen 45 Titeln waren 26 auf der Plattform damit markiert, dass sie Lootboxen enthalten. 22 der 26 Spiele wurden auch aktiv beworben. Aber: Nur bei zwei Spielen wurde tatsächlich wie vorgeschrieben in der Werbung auf die Lootboxen hingewiesen.

Das erfolgreichste Spiel aus dem Play Store mit Lootboxen ist dabei „Monopoly Go“ von Scopely. In der Werbung für diesen Titel wird z. B. nicht auf die Lootboxen hingewiesen. Es heißt dabei, dass es der zuständigen Behörde in Großbritannien, der Advertising Standards Authority (ASA), an Mitteln fehle, sich durchzusetzen. Am Ende könnte die ASA nur mit dem Zeigefinger drohen und zur Einhaltung der Regularien auffordern. Die Vertriebe würden dies aber derzeit mit einem Schulterzucken ignorieren. Und dabei bleibt es dann eben.

Gaming-Industrie vergleicht Lootboxen mit Überraschungseiern

Die Industrie vertritt dabei zumeist die Ansicht, dass Lootboxen harmlos und mit z. B. Überraschungseiern für Kinder vergleichbar seien. Eine Managerin von Electronic Arts prägte da auch den Begriff „Surprise Mechanics“. Kritiker hingegen ziehen eher Vergleiche zum Glücksspiel wie an einarmigen Banditen. Zumal gezielt Gameplay-Loops in den Spielen verarbeitet würden, um zum wiederholten Kauf von Lootboxen zu animieren.

Das Problem: Es gibt z. B. in Großbritannien aktuell aufgrund der schwammigen Gesetzeslage keine ernsthaften Konsequenzen, wenn Entwickler und Publisher gegen die Auflagen verstoßen und Lootboxen in der Werbung unterschlagen. Solange es da also keine empfindlichen Strafen gibt, ist kaum davon auszugehen, dass die Gaming-Branche selbst ein Verantwortungsbewusstsein entwickelt. Das gilt nicht nur in Großbritannien, sondern freilich auch in Deutschland.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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4 Kommentare

  1. Hier müsste man die entsprechenden Store-Betreiber mit ins Boot holen. Wenn die Spiele, die sich nicht an geltende Gesetze halten, nicht mehr listen, dann würden die Entwickler ihre Vorgehensweise überdenken.

    • Das ist ja das Problem. So wie André schon schrieb, gibt es keinerlei Konsequenzen wenn man gegen geltendes Recht verstößt.
      Warum sollte man sich also aus Anbietersicht daran halten?
      Solange die Gewinne durch Verstoß gegen geltendes Recht größer sind als die Strafen, spielt das Recht keine Rolle. Und das betrifft jetzt nicht nur speziell Lootboxen.

  2. Der einfachste Mechanismus wäre ja, dass das Spiel in dem Land nicht mehr vertrieben werden darf und das mit einer saftigen Geldstrafe (Anzahl verkaufter Spiele/Lootboxen in dem Land plus X)
    Geld und Verfügbarkeit sind doch die größten Posten, die einem Unternehmen doch merklich spüren.

    • Es ist doch überall gleich. Man braucht keine neuen Gesetze! Weder das Internet noch die IT sind ein rechtsfreier Raum, noch braucht man mehr Gesetze, Verordnungen oder sonst irgendwas an neuer Bürokratie ohne Wirkung! Es gibt KEINEN Unterschied zwischen Lootboxen und Glücksspiel, und sowie das eintauschen in Chips beim Kasino funionieren auch die ganzen Coins. Auch braucht man keine neuen Gesetze gegen die Crypto Coin Rugpulls, oder gegen Kartellabsprachen der großen Unternehmen.
      Politiker wollen sich mit neuen Gesetzen profilieren, aber diese WENIGER EFFEKTIV machen als die vorhandenen, und auch anwendbaren, aus der analogen Welt. Das zeigt einfach die Realität, man möchte auf Bauernfängerei bei den Wählern gehen und dabei nicht die Konzerne in Ihrer Arbeit stören.
      Es geht schon lange nicht um Problemlösungen, es geht nur noch darum die Probleme zu „managen“ and PR zu betreiben.

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