„Oxenfree II: Lost Signals“ im Test

„Oxenfree“ habe ich erst spät entdeckt: Nachdem es bei Netflix ins Abo gewandert ist, habe ich es unter Android durchgespielt. Letzten Ende ist das Gameplay da keine Herausforderung, aber die Geschichte als eine Mischung aus Teenie-Drama und Mystery hat mir sehr gefallen. In die gleiche Kerbe schlägt dann auch „Oxenfree II: Lost Signals“, das ich mir an der PlayStation 5 genauer für euch angesehen habe.

Wer an mobilen Endgeräten hereinschauen will: Auch „Oxenfree II: Lost Signals“ ist wie der Vorgänger Teil des Netflix-Abonnements. Das liegt daran, dass das Entwicklerstudio Night School Studio mittlerweile zum Streaming-Anbieter gehört. Irgendwie passt das auch ganz gut, denn das Spiel erinnert mit seinen jugendlichen Charakteren, nostalgischer Stimmung sowie den Mystery-Elementen atmosphärisch ein ums andere Mal an „Stranger Things“.

Die Handlung setzt dabei fünf Jahre nach dem Erstling an und katapultiert euch in die Rolle der neuen Hauptfigur Riley, welche in ihre Heimatstadt Camena zurückkehrt. Letztere liegt nahe Edwards Island, dem Schauplatz des ersten Titels. Riley soll nun mit dem Handwerker Jacob allerlei Radiotürme rund um die Stadt aufsetzen. Natürlich führt diese Aufgabe aber zu allerlei ominösen Ereignissen, die niemand voraussehen konnte.

Schnell öffnen sich also Portale, die zu alternativen Zeitlinien führen und zunächst nicht nur den Spieler, sondern auch Riley und Jacob reichlich verwirren. Zumal ein Kult sowie übernatürliche Wesen auch noch in die Misere eingreifen wollen. Ihr widmet euch hier aber nicht rasanten Kämpfen gegen die Geister, sondern trefft vorwiegend in Dialogen Entscheidungen. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, was ihr sagt, sondern auch wann. Unterbrecht ihr stets euer Gegenüber oder harrt ihr lange aus? Das kann Auswirkungen haben. Wer etwa nur zuhört, aber nie seine eigenen Gedankengänge mitteilt, mag desinteressiert auf andere Charaktere wirken. Doch einfach mal nichts zu sagen, kann manchmal auch der richtige Weg sein.

Stärker noch als in Teil 1 spielt in „Oxenfree II: Lost Signals“, der Titel verrät es eigentlich schon, das Funkgerät der Protagonistin eine entscheidende Rolle. Darüber schnackt ihr mit allerlei Nebencharakteren und beeinflusst am Ende auch ihr Schicksal. Dass es da im Grund keine direkten Interaktionen mit jenen Figuren gibt, mag schade sein, doch die englischsprachigen Sprecher bringen einem die Charaktere trotzdem nahe. Zu nahe kommen einem dabei auch Geister, die sich wie Bumblebee in den „Transformers“-Filmen aus verschiedenen Radioübertragungen ihre Sätze zusammenstricken und versuchen Rileys Verstand zum Wanken zu bringen.

Die Horror- und Mystery-Elemente ergeben sich also nicht durch knallharte Schocks wie in z. B. „The Quarry“, sondern durch die düster-bedrohliche Stimmung. Nicht alle Charaktere sind dabei aber grandios: Jacob etwa nervte mich rasch und scheint irgendwie mit zunehmendem Spielverlauf einerseits um Rileys Anerkennung zu buhlen, ihr andererseits stets den moralischen Zeigefinger vorzuhalten. So fühlt man sich als Spieler eher von ihm gegängelt als begleitet. Auch die Anführerin einer bösartigen Teenager-Truppe, Olivia, wirkte eher wie vom Reißbrett der versnobbten Teenager-Klischees.

Technisch sieht „Oxenfree II: Lost Signals“ natürlich an der PlayStation 5 deutlich besser aus als an mobilen Endgeräten. Das ist aber eher der höheren Auflösung und der extrem sauberen Darstellung geschuldet. Ihr folgt hier im Wesentlichen aus einer Art 2.5D-Ansicht sehr kleinen Figuren durch die Umgebung, sodass hier niemand wegen der Grafik ins Staunen geraten wird.

Soundeffekte und Musik passen perfekt zur Mystery-Stimmung und die Umgebung wird stets lebendig und irgendwie unheimlich. Da macht es Spaß, den Titel spät Abends im dunklen Zimmer zu genießen und voll in die Atmosphäre einzutauchen. Dafür könnt ihr im Übrigen ca. 6 Stunden einplanen, dann dürfte der Abspann über euren Bildschirm flimmern. Preislich liegt „Oxenfree II: Lost Signals“ an der PlayStation 5 bei 23,99 Euro. Es gibt den Titel auch für die PS4, die Nintendo Switch, Windows und mobile Endgeräte – aktuell nicht für Xbox-Konsolen.

Wer schon an Teil 1 Gefallen gefunden hat, wird sich auch bei „Oxenfree II: Lost Signals“ wohlfühlen, prophezeie ich mal ganz sicher. Ihr sucht nach einem narrativen Spiel, das Teenager-Drama mit einer mysteriösen Geschichte verbindet? Dann seid ihr hier genau richtig.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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