Telly: Wartelisten für Gratis-TVs mit Werbefinanzierung eröffnet (nur USA)

Ein spannendes Konzept, über das ich vor einiger Zeit auch schon gebloggt hatte: Das Unternehmen Teevee bzw. Telly will einen komplett kostenlosen 4K-Fernseher auf den Markt bringen. Richtig gelesen, der TV soll gratis sein. Natürlich gibt es einen Haken: Der Smart-TV soll eine Art Zweibildschirm integrieren, in dem permanent Werbung eingeblendet wird. Mittlerweile wurde in den USA die Warteliste für das Gerät geöffnet.

Hinter der ganzen Sache steckt durchaus kein Unbekannter: Es ist Ilya Pozin, der Mitbegründer von Pluto TV. Das werbefinanzierte Streaming-Angebot verkaufte er später an Viacom. Wie euch das Artikelbild schon zeigt, nutzt der Telly unterhalb seiner integrierten Soundbar eine Art Zweitbildschirm, in dem zusätzliche Informationen wie Aktienkurse, Sportergebnisse, das Wetter aber eben auch Werbung prangen werden. Das erste TV-Modell soll dabei auf 55 Zoll Diagonale kommen, mit 4K auflösen und HDR unterstützen.

Den Zweitbildschirm könnt ihr nicht abschalten, welche Maßnahmen Telly aber ergreift, damit ihr euch z. B. nicht einfach einen Vorhang bastelt oder die Fläche verklebt, ist offen. 500.000 Exemplare seiner Smart-TVs will Telly 2023 verteilen. Die untere Leiste des Fernsehers kann dabei auch separat aktiviert werden, wenn das Haupt-Display abgeschaltet verbleibt. Dann könnt ihr eben z. B. kurz auf Wetter und Co. blicken oder andere Funktionen nutzen.

Sonderfall: Das TV-Gerät selbst soll keinerlei Software mitbringen, vielmehr muss ein spezieller Dongle mit Android TV in einen der drei HDMI-Ports angesteckt werden Integriert sind dabei in den TV auch eine Soundbar mit fünf Treibern, eine Webcam und ein Mikrofon. Zoom ist dabei als Partner an Bord. Ziel sei es laut Pozin auch, die Telly-Geräte zu Smart-Home-Schaltzentralen zu machen. Da sind aber noch keine Partnerschaften angekündigt worden.

Für den Telly-TV zahlt ihr dabei zwar nicht mit Geld, aber sehr wohl mit euren Daten. Wer sich etwa für die Warteliste anmeldet, muss bereits allerlei persönliche Fragen beantworten. Laut Unternehmen wolle man anhand der Antworten auch entscheiden, wer zuerst ein Gerät erhalte. Klingt ein wenig dystopisch, wie Pozin es beschreibt: „Wir wissen, wo du wohnst, wie hoch dein Einkommen ist – natürlich alles anonymisiert, aber wir wissen auch, welches Auto du fährst. Wir wissen, wie lange dein Mietvertrag läuft. Wir wissen, wo du einkaufst. Wir wissen, welche Sportmannschaften du schätzt, etc.“ Das alles soll Partnern dann helfen, ihre Werbung perfekt zuzuschneiden.

An anderen Smart-TVs sind derlei Werbestrategien jedoch auch schon Realität – etwa bei Samsung. Die automatischen Werbeanzeigen sollen dabei via ACR (Automatic Content Recognition) auch auf die Inhalte abgestimmt werden, die ihr anseht. Die Auslieferung der Gratis-TVs an erste Menschen von der Warteliste soll im Sommer 2023 anlaufen. Man kann aber ein wenig skeptisch sein, ob das Unternehmen wirklich das Kapital hat, um eine halbe Mio. Modelle noch in diesem Jahr zu verteilen. Wer sich also auf die Warteliste setzen lässt, gibt erst einmal viele sensible Daten preis, ohne dirkt einen Gegenwert zu erhalten.

Bis das alles in Deutschland startet, wenn Telly überhaupt so weit kommt, dürfte noch viel Zeit vergehen. Hättet ihr Interesse?

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