Apple, Samsung und Co. lobbyieren weiter gegen das Recht auf Reparatur

In der EU soll ein „Recht auf Reparatur“ eingeführt werden. Es würde die Hersteller unter anderem dazu verpflichten, über längere Dauer ausreichend Ersatzteile für ihre Geräte vorzuhalten und diese außerdem zu fairen Bedingungen an externe Werkstätten zu liefern. Dass dadurch zusätzliche Kosten für die Anbieter entstehen, ist kein Geheimnis. Logisch also, dass Firmen wie Apple und Samsung aktuell weiterhin gegen das Recht auf Reparatur argumentieren. Die Begründungen werden allerdings wohl immer ausgefallener, wie Netzpolitik aufgegriffen hat.

Ziel des Rechts auf Reparatur ist es natürlich, höhere Nutzungsdauern bei den Kunden durch günstigere Reparaturen zu erreichen. Aktuell ist es im Falle eines Schadens oft günstiger, direkt ein Neugerät anzuschaffen und das alte Modell zu entsorgen. Machen wir uns aber auch nichts vor: Sollte das Recht auf Reparatur kommen, dann dürften die Hersteller die Verpflichtungen natürlich in die Gerätepreise einfließen lassen. Ich rechne fest damit, dass Smartphones und Tablets dann in der EU deutlich teurer werden.

Die Konzerne fürchten sich aber auch davor, dass dann eben durch die Gesamtumstände jährlich weniger neue Geräte verkauft würden. Es dürfte wohl um Milliarden gehen. Im Juli 2022 könnte durch die EU-Kommission ein Gesetzesvorschlag vorgelegt werden. Vor allem der Verband Digital Europa hält davon wenig – dem Branchenverband gehören etwa Apple, Google, Huawei und Samsung an. Man vertritt etwa die Ansicht, dass Reparaturen durch externe Werkstätten ein Risiko für den Kunden seien und sich auf Qualität und Sicherheit der Geräte negativ auswirken könnten.

Um das Markenimage und Qualitätsstandards zu wahren, sollten die Hersteller daher die Werkstätten selbst auswählen. Unsachgemäße Reparaturen könnten auch die Hard- und Software-Sicherheit gefährden, was nicht im Sinne der Kunden sei. Im November gab es daher auch Treffen mit Vertretern Apples und EU-Mitarbeitern. Weder Apple noch die zuständigen Stellen wollten dazu aber öffentlich Auskunft geben.

Befürworter des Rechts auf Reparatur geben an, dass die Kosten für Reparaturen deutlich sinken würden, wenn Drittanbieter dies durchführen könnten. Das funktioniere auch in anderen Branchen wunderbar, etwa der Autoindustrie. Und auch im Straßenverkehr spiele die Sicherheit schließlich eine große Rolle. Deutschland ist dabei besonders zögerlich: In Frankreich gibt es etwa bereits einen Reparaturindex für Handys, während in Schweden etwa bewusst eine niedrigere Mehrwertsteuer auf Reparaturen angewendet wird, um sie attraktiver zu machen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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11 Kommentare

  1. Ich glaube bei Apple stört man sich eher daran, dass man die Teile mehr Shops zur Verfügung stellen muss. Denn anders als bspw. quasi alle Android-Hersteller wäre es für Apple überhaupt keine Umstellung, was die Dauer der Ersatzteil-Bereitstellung angeht. Man kann heute noch bspw. bei Mediamarkt den Akku eines iPhone 6S mit Originalteilen von Apple tauschen lassen.
    Bei Samsung und Co. ist das was anderes. Dort kommt man teils schon 1-2 Jahre später an keine originalen Teile mehr, sondern muss mit Drittanbietern leben.

    Gewisse Argumente mit der Sicherheit sind ehrlich gesagt auch gar nicht so weit hergeholt. Es IST ein Problem, dass viele einfach zu billigsten Ersatzteilen greifen, die als „Original“ verkauft werden. So ein „Originalteil“ hätte vor einigen Jahren mal meiner Schwester fast das Leben gekostet, als sie es nach dem Akkutausch an den Strom angeschlossen hat.

  2. Steigende Handypreise währen wohl dann noch mal förderlicher für einen längeren Nutzen des aktuellen geräts, warum nicht?

    • Das wäre in der Tat ein angenehmer Nebeneffekt. Aber es würde vermutlich eher so kommen, dass noch lauter über die Preise gejammert wird und trotzdem holt man sich jedes Jahr ein neues Handy.

  3. >>Man kann heute noch bspw. bei Mediamarkt den Akku eines iPhone 6S mit Originalteilen von Apple tauschen lassen.

    Da hat man sich wohl ordentlich mit Ersatzakkus eingedeckt und am Ende wundern sich die Kunden, wenn der Ersatzakku viel weniger Kapazität hat als das Original je hatte. Tja, is halt so nach der Reparatur!

    Eigentlich halt ich ja recht wenig von Lobbyarbeit. Aber in diesem Fall gibt’s ’nen Daumen hoch für die lobbyierenden Smartphone-Hersteller. Hoffentlich können sie erfolgreich diesem unsinnigen Reparaturwahn ein Ende bereiten oder ihn wenigstens signifikant eindämmen.

    • Du fängst ja ziemlich früh mit dem Lack saufen an.

    • Was ist an Reparaturen nun so schlecht? Vor allem mittlerweile sind wir an einem Punkt angekommen, an dem die Leistung der allermeisten Geräte für viele Jahre reicht (wenn man besonders rechenintensive Anwendungen wie bestimmte Spiele oder spezielle Anwendungen außen vor lässt).

      Man könnte sich auch einfach mal Gedanken machen als Hersteller, wie man Produkte so designt, dass sie eben effizient reparierbar sind und dabei kostengünstig bleibenn

      • Naja, etwas reparieren zu können muss nicht per se schlecht sein. Aber es kommt eben auch auf das Alter, den Gesamtzustand und die Weiterentwicklung an. Ein Smartphone oder Smart-TV sollte man nicht mit einer Waschmaschine vergleichen. Obwohl selbst bei Waschmaschinen manchmal ein Austausch des alten Modells der Umwelt mehr bringen kann als die alte Möhre mit ihrem hohen Strom und Wasserverbrauch weiter zu benutzen. Auch bei der sog. „Weissen Ware“ ist es nicht mehr so, dass Reparatur vor Neuanschaffung kommt. Anstatt den Quatsch von Reparaturindex und lebenslanger Repariergarantie weiter zu verfolgen, sollte man sich mehr auf Zirkularität konzentrieren.

        • Mr. T ist hier ehrlich gesagt bekannt für recht sinnfreie Beiträge. Natürlich kommt die Reperatur und die möglichst lange Nutzung vor dem Ersetzen der alten Geräte. Gerade bei Handys und PC könnten diese heute von der Geschwindigkeit und mit paar mal Akkutausch locker 5-7 Jahre laufen, PCs/Laptops laufen bei mir einige mit ner neuen SSD und 10 Jahre und mehr auf dem Buckel.

          • >>Mr. T ist hier ehrlich gesagt bekannt für recht sinnfreie Beiträge.
            Ach, ist das so? Jede andere Meinung als „sinnfrei“ abzutun zeugt nicht von hoher Intelligenz. Es gibt hier mehrere User die mit ähnlichem Pseudonym unterwegs sind. Es muss wohl eine Verwechslung vorliegen. 😉

  4. Die wissen ganz genau, dass ihnen dann mittelfristig 50% der jährlichen Verkäufe einbrechen werden und sich mindestens 1/3 der Kunden vielleicht alle 10 Jahre ein neues Telefon holt.

    Ausser Displayschaden und Akku gibt es keinen wirklichen Grund mehr, sein Smartphone zu erneuern.

    Die Mobilfunktechnologie für Telefonie und Internet ändert sich alle 10-20 Jahre, Messenger, Mail und Musikstreaming verlangt nicht nach neuer Hardware.

    Da bliebe den Herstellern nicht mehr viel übrig. Apple steht da noch gut da, mit ihren zwei Modellen pro Jahr. Aber 40 Geräte pro Jahr direkt für die Mülltonne produzieren, wie es Samsung, Xiaomi und die ganzen anderen tun, wäre dann nicht mehr rentabel.

  5. Aktuell wollte ich den Akku von meinem Razer-Headset austauschen lassen – Antwort von Razer: Wir tauschen keine Teile unserer Geräte! Gibt’s jetzt halt ein Headset eines anderen Herstellers..

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