Kuu LeBook 12.6: Chinesischer Surface-Klon im Test

Kuu – ob das irgendwie für „ku(u)rios“ steht? Der chinesische Hersteller bietet jedenfalls mit dem LeBook 12.6 ein 2-in-1-Notebook an, das gleich mehrere Assoziationen weckt. So erinnert mich der Name an den Hersteller LeEco, der eine Zeit lang auf Erfolgskurs war, aber dann aufgrund zu aggressiver Expansion in die finanzielle Schräglage geriet. Das LeBook 12.6 ist aber in Design und Handhabe ein Klon des Microsoft Surface. Oder zumindest möchte dieses Gerät das gerne sein, doch dazu gleich mehr.

Okay, das Kuu LeBook 12.6 ist also ein Convertible, das mit einem abnehmbaren Tastatur-Dock zum Kunden kommt. Gleichermaßen soll es also als Tablet und als Notebook fungieren. Folgerichtig findet ihr Windows 10 ab Werk als Betriebssystem vor. Man sollte es nicht glauben: Das Gerät ist auch zu Windows 11 voll kompatibel. Daher habe ich mir auch den Spaß gemacht und am Ende des Testzeitraums tatsächlich das neue OS von Microsoft installiert – funktioniert softwareseitig alles, wie es soll. Doch etwas mehr zur Hardware, wie euch die Specs verraten:

Kuu LeBook 12.6 – Technische Daten

  • Display: 12,6 Zoll, IPS-LCD, 2.880 x 1.920 Pixel, Touchscreen, Stylus-Support
  • Betriebssystem: Windows 10
  • Prozessor: Intel Core i7-8550U
  • Grafiklösung: Intel HD Graphics 620
  • RAM: 8 GByte DDR4
  • Speicherplatz: 512 GByte SSD
  • Frontkamera: 2 Megapixel
  • Rückseitige Kamera: 5 Megapixel
  • Schnittstellen: Wi-Fi 5, Bluetooth 4.1, 3,5-mm-Audio,zweimal USB-C, Kontakte für Tastatur-Dock
  • Akku; 42 Wh
  • Maße: 205 x 288 x 9,5 mm (ohne Tastatur)
  • Besonderheiten: Integriertes Mikrofon, Lautsprecher, Tastatur-Dock im Lieferumfang, Metallgehäuse, kompatibel zu Windows 11
  • Preis: ca. 700 Euro

Der verbaute Intel Core i7-8550U stammt dabei bereits aus dem Jahr 2017 (!). Allzu sehr wundern sollte einen aber nicht, dass Kuu diesen verbaut: Oftmals setzen chinesische Hersteller in ihren Notebooks ältere Chips ein, um die Herstellungskosten zu drücken. 2017 war dieser Core i7 sehr leistungsfähig für einen mobilen Chip und geht auch heute noch in Ordnung. Gerade in Sachen Effizienz und Abwärme gäbe es aber bessere Lösungen. Das wird auch zur Achillesferse des LeBook 12.6, doch dazu später mehr.

Ausstattung und Verarbeitung

Die Verarbeitung des LeBook 12.6 wird dem ausgerufenen Preis nicht gerecht, das muss man klar so benennen. Das Metallgehäuse ist im Übrigen von der Stange und mir auch schon bei weitaus günstigeren Convertibles von beispielsweise Jumper untergekommen. So gibt es hinten einen klapprigen Ständer, den ihr stufenlos verstellen könnt, nachdem ihr ihn ausgeklappt habt. Die Winkel sind sehr großzügig, an die Haltbarkeit der Halterung glaube ich aber nicht. Die Konstruktion wirkt sehr fragil. Ein festes Zupacken würde die Scharniere direkt zerbrechen, da bin ich sicher. Der beiliegende Touchpen verfügt im Übrigen über einen USB-C-Ladeanschluss und wirkt im Bezug auf das genutzte Plastik „in Ordnung“.

Das Tastatur-Dock fällt negativ auf, da der obere Bereich unter dem Display nicht komplett flach ist, sondern leicht nach oben absteht. Dadurch liegt die Tastatur nie plan auf dem Tisch und wackelt beim Tippen bzw. hebt sich immer wieder leicht selbst an, speziell beim Druck der hinteren Tasten in Richtung Tablet-Einheit. Mit jedem Tastendruck, presst ihr also die ganze Tastatur nach unten und sie federt anschließend erneut nach oben. Auch sei erwähnt, dass es sich hier um eine QWERTY-Tastatur handelt. Kuu legt immerhin ein Set mit Aufklebern bei, um die einzelnen Keys für ein deutsches Layout zu bekleben.

Das Netzteil verfügt nicht über einen EU-Stecker. Stattdessen liegt ein Adapter-Aufsatz bei. Ein wenig erkennt ihr den Trend: Das alles sind für ein Convertible, für das man über 700 Euro als Preis ausgerufen hat, meiner Ansicht nach zu viele Kompromisse.

Praxistest

Erinnert ihr euch an den ersten Abschnitt dieses Tests? Ich hatte angedeutet, dass der verbaute Intel Core i7-8550U sich noch als Fehlentscheidung des Herstellers entpuppen würde. Das hat einen signifikanten Grund: Das Kuu LeBook 12.5 ist ein Krachmacher. Um den Prozessor aus dem Jahr 2017 zu kühlen, wurde eine aktive Kühllösung verbaut. Bereits im Idle-Betrieb des Desktops röhrt der Lüfter manchmal los und erzeugt ein unangenehmes Surren. Wirklich still bleibt es nur, wenn ihr den Desktop ohne jegliche Interaktion auf euch einwirken lässt. Die Arbeit mit dem Touchscreen funktioniert tadellos, auch der Stylus verrichtet so einen Dienst, wie man das eben erwarten sollte.

Der Ständer des LeBook lässt sich stark biegen – hier einmal extrem nach oben angewinkelt.

Doch zurück zur Lautstärke: Auf Bahnfahrten oder mit Kopfhörern ist die Geräuschkulisse in Ordnung. Zu Hause könnte ich persönlich am Kuu LeBook 12.6 aber nicht lange arbeiten, ohne vom lauten Surren genervt zu sein. Das ist wirklich ein erhebliches Manko. Hier rächt sich eindeutig das Verbauen des alten Chips aus dem Jahr 2017, denn seitdem hat sich natürlich in Sachen Effizienz viel getan. In Sachen Leistung kann ich dem Notebook dafür eine weitaus bessere Bilanz ausstellen. Dank des Core i7 und der 8 GByte RAM lässt sich flüssig an dem Gerät arbeiten – auch mit Anwendungen wie Affinity Photo. Als kleiner Richtwert: In PCMark 10 konnte ich eine Punktzahl von 3.612 Punkten erreichen (noch unter Windows 10).

Das hochauflösende Display zeigt zwar bei dunklen Bildinhalten eine ungleichmäßige Ausleuchtung, das sieht man aber im normalen Alltag nicht. Die Farben sind knackig und die hohe Auflösung sorgt für ein gestochen scharfes Bild. Da geht also alles beim Kuu LeBook 12.6 in Ordnung. Die Lautsprecher des Geräts wiederum klingen blechern und sind nur etwas für Notfälle. Selbiges kann man auch von Front- und rückseitiger Kamera behaupten. Ich hatte zudem unter Windows 11 massive Probleme mit der Kamera: Die Aktivierung der Hauptkamera führte zu Abstürzen der Kamera-App.

Ein Core i7 ist verbaut, die Verpackung verheißt einen Celeron. Das erweckt wenig Vertrauen.

Zocken? Einfache oder ältere Spiele beherrscht das LeBook 12.6 in 1.080p, das solltet ihr Mitfahrern im Zug aber nicht unterwegs zumuten. Denn ist der Lüfter schon im Desktop-Betrieb störend, rauscht er hier los wie ein Föhn. Setzt ihr selbst ein Headset auf, ist das zu verzeihen. Ansonsten kann ich vom Gaming aber abraten. Die schiere Leistung reicht aber eben aus, um mal einen Titel zu zocken. Die Akkulaufzeit sinkt dann natürlich enorm. Habe ich das Tablet zum Arbeiten und für leichten Multimedia-Genuss genutzt, kam ich ca. sechs Stunden mit einer Ladung hin.

Die Unterseite des LeBook-Docks wirkt durchaus wertig.

Beim Arbeiten hat mich das bereits erwähnte Problem mit dem Keyboard gestört: Da die Tastatur nicht plan auf dem Tisch liegt, federt sie immer wieder hoch. Beim längeren Tippen nervt das bzw. führt auch leichter zu Fehleingaben. Auch wenn die Leistung also ausreicht, sehe ich das Kuu LeBook 12.6 hier eher als Multimedia-Lösung. Da das Display zu gefallen weiß und die Leistung passt, kann man hier unterwegs gut mal ein Filmchen in hoher Auflösung schauen. Allerdings reflektiert der Screen stark, was zu bedenken ist.

Fazit

Das Kuu LeBook 12.6 ist zu teuer für das, was es bietet: Die Verarbeitung weist Mängel auf – wie das fehlende EU-Netzteil, die nicht flach liegende Tastatur und den klapprigen Ständer der Rückseite. Eigentlich passt die Leistung des Convertibles voll und ganz. Doch da man einen alten Intel Core i7 aus dem Jahr 2017 verbaut hat, gibt es Probleme mit der Abwärme bzw. der daraus resultierenden Dauerrotation der Lüfter. Das Gerät erzeugt schlichtweg eine hohe Betriebslautstärke, die ein entspanntes Arbeiten ohne Headset verhindert.

Am Ende ist das Kuu LeBook 12.6 in Sachen Leistung durchaus eine Surface-Alternative. Bei Verarbeitung und Lautstärke muss man hier aber Abstriche hinnehmen, die ich persönlich nicht tolerieren könnte. Zumal auch der Anschluss einer externen Tastatur z. B. durch das Fehlen eines USB-A-Ports verkompliziert wird. Vorteil ist, dass das Gerät voll bereit für Windows 11 ist. Vielleicht ist dieses Convertible ja etwas für euch, wenn ihr die angesprochenen Aspekte bei der Verarbeitung und der Lautstärke tolerieren könnt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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3 Kommentare

  1. Schöner, ausführlicher und ehrlicher Test. Für 300€ wäre es trotz der Makel eine Überlegung wert. So jedoch nicht.

  2. Die Dinger kosten in China um die 320 Euro. Bleibt die Frage, ob das Gerät dann nur in der Ecke liegt oder man es tatsächlich aktiv nutzt (und ob ein Android Tablet bzw. iPad nicht doch die bessere Wahl wäre).

  3. was ist den ein Celeron i7 😉

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