Und dann stellt ein Betreiber deine IoT-Hardware ab…
Immer mehr Geräte funktionieren heute durch eine Anbindung an die Cloud. Lokale Services werden nicht mehr genutzt, stattdessen fokussiert man sich auf die Wolke als Dienst. Hat für die Anbieter unter Umständen auch einige Vorteile – so kann man dem Kunden nicht nur das Gerät einmal verkaufen, sondern vielleicht auch einmal die Zusatzleistung, die in der Cloud stattfindet. Konkretes Beispiel? Überwachungskameras, die das lokale Speichern von Videos nicht anbieten, wohl aber in der Cloud. Will der Kunde mehr Speicher, so kann man ihm diesen verkaufen.
Dass Cloud-angebundene Geräte aber nicht immer die absolute Erfüllung sind, das müssen jetzt Kunden von Revolv schmerzlich erfahren. Die Firma wurde Ende 2014 von Nest gekauft. Nest selber gehört zu Alphabet, die mittlerweile als Google-Mutter fungiert. Nest stellt Thermostate, Überwachungskameras und auch smarte Rauchmelder her, da passte der Kauf von Revolv ganz gut, die einen Smart Home Hub für das Steuern von Lampen, Türen und Alarmsensoren anboten.
Durch die Übernahme änderte sich erst einmal nichts (man stellte die Herstellung des Produktes ein, versprach aber weiter Updates und Funktionalität), doch mittlerweile sieht das ganz anders aus, denn durch die Übernahme wird das Team stärker an Nest arbeiten und eben nicht am ursprünglichen Produkt. So heißt es einfach, dass der Dienst zum 15. Mai eingestellt wird, sodass sowohl Steuer-App als auch Smart Home Hub nicht mehr funktionieren werden. Man hinterlässt hier also nicht mehr nur ein Produkt, welches bei 300 Dollar lag – man stellt es komplett ein.
Das mag den deutschen Kunden natürlich nicht interessieren, da Revolv nicht direkt über den deutschen Handel zu beziehen war, zeigt aber immer ganz schön, wie teuer solche Early Bird-Spielereien kommen können. Oder wie es Arlo Gilbert, ein Besitzer der Revolv-Lösung, nennt: „That’s a pretty blatant “fuck you” to every person who trusted in them and bought their hardware.“.
Es sind natürlich „nur“ ein paar hundert Dollar, aber man stelle sich vor, dass ein Smartphone, ein Tablet oder ein günstiger Rechner einfach seine Arbeit einstellen müsste, nur weil sich eine Firma entschloss den Dienst einzustellen. Das Geschrei wäre groß. Man hat im konkreten Fall das Gefühl, als gehöre einem die Hardware nicht mehr, man hat sie nur teuer gemietet, so lange der Betreiber sie unterstützt. Kein gutes Zeichen an Kunden, deren Vertrauen man in Sachen IoT haben möchte.
Update 6. April: Revolv hat Venture Beat mitgeteilt, dass Kunden für die Einstellung entschädigt würden. In welcher Form, wurde allerdings nicht kommuniziert. Betroffene Kunden sollen sich dafür direkt an Revolv wenden.
Hey Caschy, gleiche Problematik gibt es doch bei VoD. Du kaufst einen Film, kannst ihn aber nur mit DRM runterladen. „Ausgenommen Leihangebot“
Die Überschrift halte ich für etwas verharmlosend. Richtig müsste es heißen „und dann stellt Google deine IoT-Hardware ab…“. Da wird die Dimension des Problems doch schon deutlicher, da es sich diese Firma problemlos hätte leisten können das Produkt weiterzubetreiben.
Wenn also schon Firmen mit solchen Ressourcen zu diesen Maßnahmen greifen, dann zeigt das nur wie groß das Problem ist.
P.S.: Jetzt tut Google bitte nicht den Gefallen und verweist darauf, dass es eigentlich Alphabet ist…
Großes Problem auch im Rahmen dieses XaaS-Hypes.. das geht ja mittlerweile so weit, dass es mit CoreOS ein „OS as a service“ gibt. Für ein kommerzielles Umfeld. Mit gepushten Updates. Gefährlich…
Das ist mir mit meinem CHUMBY auch passiert – total ärgerlich – es gibt zwar eine Standanlone Portiereung und eine Community das hilft aber nichts wenn man technisch zu unbedarft ist.
darum SmartHome u.ä. nur mit FHEM.
Oder vergleichbaren Lösungen, die ausschließlich auf dem eigenen Server zu Hause oder in der eigenen Cloud arbeiten…
Zeigt im kleinen Rahmen ein sehr großes und elementares Problem.
Ist ja leider bei allen Diensten so, konnte ich früher noch Software kaufen und beliebig installieren geht das heute nur noch per Cloud. Dienst wird eingestellt? – pech gehabt!
Die Rechte des Kunden werden wie so häufig beschnitten.
Deal wäre gewesen im Austausch Nest-Produkte anzubieten oder ähnliches. Schließlich hat man richtig Kohle investiert… dann werden die noch aufgekauft und man selbst schaut am Ende in die Röhre.
Das hält mich ehrlich gesagt auch davon ab auf kleinere Firmen zu setzen. Entweder gleich große wie Samsung SmartThings, oder direkt etwas offenes wo man selbst dafür verantwortlich ist wie damals der ConnAir oder FHEM. Vor allem lehrt es einem aber ausschließlich Elemente zu verwenden die von mehreren Hubs unterstützt werden. Z-Wave und Co halt …dann kann man im Zweifelsfall immer noch das Hub wechseln und der finanzielle Verlust ist nicht allzu groß.
@Matthias
Die waren doch schon seit der Nest Übernahme so gut wie tot, nicht erst durch Google. Wenn die Produktion eingestellt wird sagt es bereits genug über die zukünftigen Pläne aus.
Tja, aber wehe jemand kommt auf die Idee und kritisiert all die cloud-angebundenen Dinge, dann wird man als fortschrittsfeindlicher Aluhutträger bezeichnet. Von daher finde ich es gut, daß Du davon berichtest, denn das ist doch ein super Argument keine cloud-angebundenen Dinge mehr zu kaufen. Die Masse wird es aber nicht kapieren, Geiz ist geil, lieber schnell den Fitnesstracker kaufen, der Deine Gesundheitsdaten auf dem Server speichert, was ihn günstiger macht. Nein, sie verkaufen die Daten natürlich nicht, niemals. Warum sind sie dann eigentlich günstiger als die anderen? Weg zurück zum Thema: Ein Gerät, daß nur cloud-angebunden richtig funktioniert, hat eine leichte Verfallszeit, einfach Server abschalten und die Lemminge zum Kauf des Nachfolgers bringen. Funktioniert prima, da die Lemminge ja keine alternativen Produkte kaufen.
Ich habe leider die Befürchtung, dass früher oder später meine Sonos-Boxen auch ein ähnliches Schicksal ereilt.
Shit happens, das gab es in der Vergangenheit doch auch schon und nicht erst jetzt mit Smart-Cloud-Tralala. Wer erinnert sich denn noch an HD DVD oder ähnliches. Alle die damals darauf gesetzt haben, schauten mit dem Durchbruch von Blue-ray in die Röhre.
Muss man halt dann doch mal in die Tasche greifen, klar ist Ärgerlich aber wir leben nun mal nicht in einer idealen Friede-Freude-Eierkuchen-Welt. Gerade in der IoT-Welt wo jeder Hersteller jetzt noch schnell versucht seine Lösungen an den Mann / die Frau zu bringen wird es noch ne ganze Menge Kommen und Gehen geben, erst wenn sich dann endlich ein Industrieller Standard durchgesetzt hat, dann kann man darauf hoffen dass auch unterschiedliche Dienste miteinander auskommen, solange muss man entweder selber basteln, bei Fehlinvestitionen tiefer in die Tasche greifen oder halt gleich die Finger davon lassen.
Sowas ist übel, aber im Grunde nichts anderes als die Updatepraktik bei Android. Ich erinnere da immer wieder Gerne an das Sony Tablet S. Als ich es kaufte war es gerade ein Jahr auf dem Markt und allen anderen Androiden Ebenbürtig oder überlegen, ein paar Wochen Später kam Android 4.1.x raus. Auf das Update warte ich bis heute. Und jeder der sich ein Wenig mit Android beschäftigt weiß, dass 4.1.x eine magische Grenze sein kann. Nicht gerade wenige Apps benötigen nämlich mindestens diese Version.
Auf eine Anfrage bei Sony ob und wann es für das neue Tablet ein Update geben wird kam nur die Antwort „Kaufen Sie sich das neue Tablet Xperia S um das Update zu bekomme.“ Seit dem habe ich Android den Rücken gekehrt.
War nichts anderes. Teures Tablet gekauft und nach ein paar Wochen wurde es exponential nutzloser.
„Man hat im konkreten Fall das Gefühl, als gehöre einem die Hardware nicht mehr, man hat sie nur teuer gemietet“
Es ist ja auch genau so.
Nichts Anderes als diese komischen „Laptops“ die nur ein minimales Linux fahren und alles über Webdienste machen (Office etc.)
Niemals würde ich mir Geräte holen die ausschließlich online zu steuern sind.
was hat Apple nicht schon alles einfach abgeschnitten (ADB, Carbon, Rosetta)… wenn’s dann kein Update für die betroffene Applikation gab…
@Fraggle
„Tja, aber wehe jemand kommt auf die Idee und kritisiert all die cloud-angebundenen Dinge, dann wird man als fortschrittsfeindlicher Aluhutträger bezeichnet. Von daher finde ich es gut, daß Du davon berichtest, denn das ist doch ein super Argument keine cloud-angebundenen Dinge mehr zu kaufen. Die Masse wird es aber nicht kapieren, Geiz ist geil, lieber schnell den Fitnesstracker kaufen, der Deine Gesundheitsdaten auf dem Server speichert, was ihn günstiger macht. Nein, sie verkaufen die Daten natürlich nicht, niemals.“
+100
Dieses Zeug das nur über Cloud funktioniert, Software die nur noch gegen monatliche Zahlung geliehen wird – kommt mir alles nicht ins Haus. Dann lieber ’ne ältere Version, mit der man auch alles wichtige machen kann. Und meine Heizung und das Licht zuhause kann ich auch per Hand einschalten, dafür brauche ich kein Smartphone.
@Riccardo Zabel
„Wer erinnert sich denn noch an HD DVD oder ähnliches“
Das kann man wohl kaum vergleichen, denn die Geräte sind ja trotzdem noch nutzbar für DVD/CD und werden nicht einfach funktionsunfähig gemacht. Ähnlich wie bei TomTom’s „lebenslangen Kartenupdates“, die es in Wirklichkeit ja nur solange gibt, wie der Hersteller mein das Gerät „leben zu lassen“. Trotzdem kann ich es auch danach noch als Navi nutzen, auch wenn die Karten dann nicht mehr topaktuell sind.
Die Kunden merken gar nicht, wie sie sich immer mehr in Abhängigkeiten begeben, die gar nicht nötig wären, nur weil sie jeden neuen Schnickschnack mitmachen müssen (und „weils so schön bequem ist“….)
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@HAL9000 Carbon und Rosetta-Anwendungen liefen weiterhin – sofern man kein Update des Rechners gemacht hat. ADB-Geräte liefen auf den Geräten mit ADB-Port auch weiterhin.
Hier ist es aber anders. Die eigene Hardware läuft nicht mehr obwohl der Anwender kein Update o.ä. eingespielt hat.
Heimautomatisierung mit „Cloudanbindung“ macht für mich allerdings sowieso wenig Sinn. Der Mehrwert ist absolut gering gegenüber einer eigenen Steuereinheit. Die Nachteile sind gewaltig.
Vor allem ist das doch ein Armutszeugnis von Google/Alphabet, die im Geld nur so schwimmen.
Wenn das jetzt ein kleines Startup oder eine Mini-Firma wäre, dann würde ich sowas verstehen.
Als ob es Google weh täte, die Käufer angemessen zu entschädigen (oder halt den Service einfach noch ein paar Jahre weiterlaufen zu lassen).
Genau so ist es mit dem an sich genialen, bis heute unübertroffenen webOS gelaufen. Erst schwachbrüstige, mit dem eigenen OS überforderte Hardware, dann Palm- Übernahme durch HP (da konnte der smarte Kleinaktionär bis zu ca. 700% Profit einfahren), schließlich Leo Apotheker, tschö webOS und gleich darauf tschö Leo. Die (in meinem Fall) 900€ für webOS Devices und Zubehör regen mich heute noch auf. Verdammt
Wirklich ein lehrreiches Beispiel. Tut mir auch immer gut, sowas regelmäßig zu lesen. Denn eigentlich weiß ich, dass solche reine cloud-Lösungen nicht gut sind – dennoch kommt man hin und wieder in die Versuchung („wird schon klappen, ist doch schick und praktisch…“). Solche Nachrichten erden einen dann aber wieder.
Prinzipiell ist das aber schon wirklich ganz schlechte Behandlung der Kunden seitens Alphabet. Zumindest eine 3jährige Übergangszeit oder so (ohne weitere Updates, einfach weiterlaufen lassen) wäre schon angemessen gewesen…
Für Smart Home und IoT Sachen bitte eigene Hardware und Software verwenden (z. B. den RasPi). Danke.
Erinnert sich noch jemand an den Zune.
Abschaltung der DRM server und somit nutzlose Hardware.
Cloud ist ja schön und gut zum Speichern von Daten, solange man dran kommt (Google Takeout), aber eine zwingende Internetverbindung zum Benutzen des geräts ist doch Murks.
hier sollten die Hersteller doch in der Lage sein einen Patch oder Workaround zu beschreiben wie der Traffic dann über’s lokale netzwerk geroutet werden kann.