Ein Ladegerät, sie alle zu knechten
Das Europäische Parlament hat einen Gesetzentwurf zur Neufassung der Vorschriften für Funkanlagen am heutigen Donnerstag verabschiedet. Aus ihm geht hervor, dass in spätestens drei Jahren alle in der EU verkauften Netzteile für Mobiltelefone einheitlich sein müssen. Der verabschiedete Gesetzentwurf muss noch formal vom Rat verabschiedet werden, die Mitgliedstaaten müssen dann die Vorschriften innerhalb von zwei Jahren in nationales Recht umsetzen. Die Hersteller haben dann noch ein Jahr Zeit, sich auf die verbindliche Anwendung der neuen Vorschriften vorzubereiten.
Grund für diesen Gesetzesentwurf sind angebliche Senkung der Kosten, vereinfachte Nutzung und weniger Abfall: „Ich bin besonders erfreut, dass wir uns auf die Einführung eines gemeinsamen Ladegeräts einigen konnten. Dies ist eine gute Nachricht für den Verbraucher und für die Umwelt. So können wir zu Hause Kabelsalat und in der Umwelt 51.000 Tonnen Elektromüll pro Jahr vermeiden“, sagte die Berichterstatterin Barbara Weiler. Nicht zu verwechseln ist das Ganze übrigens mit dem Stecker, hierbei geht es nur um das Ladegerät, welches meistens schon ein einfaches Ladegerät mit USB-Buchse ist.
Ich habe nicht das Gefühl, dass diese Vorschrift mir oder der Umwelt irgendeinen richtigen(!) Mehrwert bringt.
Aber hört sich erstmal gut an, und das reicht in der EU ja oft schon. 😉
Krass, ich dachte das sei schon weiter. Ist doch schon seit Jaaahren in der Diskussion. Nur Apple mit seinen weißen Kabeln für 30 Euro macht da nicht mit…
@fressodersterb: Anschluss heißt nicht Netzteil. Apple hat einen USB Anschluss dran 😉
An sich ja schön und gut. Aber dann müsste der Ladestrom überall einheitlich sein, was gegebenenfalls bei einigen Geräten zu höheren Ladezeiten führen wird :/
Betrifft das jetzt nur das Netzteil mit USB Buchse, oder auch das Kabel?
Wenn man nämlich allen Micro USB auf’s Auge drücken will, wär das für einige ein Downgrade (sofern man nicht mit einem Adapter das Gesetz aushebeln kann).
Also nochmal… es geht darum dass das NETZTEIL in das man das LADEKABEL steckt, einen USB Anschluss haben muss. Richtig? Richtig! Also ändert sich eigentlich gar nix.
In der Theorie toll, in der Praxis…ich weiss nicht. Ich persönlich hätte schon gern ein vom Hersteller für sein Produkt vorgesehenes Netzteil/Ladegerät. Sehe es momentan bei meinem Moto G. Kein Netzteil dabei, nur Kabel auf USB. Kein Problem, nehme ich halt eines der 437 USB-Netzteile die hier rumliegen (und von denen einige bis 2A liefern können). Tja, Pustekuchen. Bei 80% der Netzteile mach das Handy keinen Mucks. Beim Rest lädt es zwar, braucht aber knapp 12 Stunden um voll zu werden, vorausgesetzt man fasst es nicht an.
Nur eins von meinen Netzteilen schafft es das Moto G schnell aufzuladen. Ironischerweise das Netzteil von meinem iPad.
Wer lesen kann ist klar im Vorteil 😀
Okay, dann bitte ein 12V Netzteil, mit dem man auch Tablets laden kann.
Interessant wird diese Regelung doch erst, wenn Handys dann auch ohne Netzteil verkauft werden, das Netzteil also nur optional angeboten wird. Ansonsten bringt die ganze Regelung ja gar nichts.
In der Praxis macht das doch auch schon einen Unterschied. Mein altes Galaxy S3 konnte zwar an nicht Samsung Ladegeräten geladen werden, da aber nur mit „normalen“ USB-Ladestrom.
Wenn ich das richtig verstehe bedeutet doch das Gesetz, dass ich mit jedem Ladegerät bei jedem Handy die volle Ladegeschwindigkeit bekomme (zumindest wenn es das Netzteil hergibt), da ja alle den selben Anschluss mit der selben Pinbelegung haben werden.
bzgl. T. Mielke:
Stimmt! Seh ich auch so. – Wobei dann der Aufschrei wohl wieder bei vielen groß wäre, wenn dann doch keins dabei wäre. Wäre aber mMn. gutes „Go Green“ Marketing.
Also ich bin heilfroh dass das ja schon größtenteils mit den verschiedenen Androids und Blackberrys bei mir im Bekanntenkreis funktioniert. Das man mittlerweile fast überall wo man so zu Gast ist auch mal das Handy laden kann ohne ständig noch das Netzteil mit Kabelwirrwarr rumzuschleppen.
Wenn die das technisch so umgesetzt kriegen das jeder Hersteller damit leben kann (was IMHO *kein* Problem sein sollte wenn die Hersteller nicht wieder rumzicken. Schließlich geht es nicht um Raketentechnik sondern in 95% der Fälle nur darum genügend Spannung&Strom zur Verfügung zu stellen !!!! Die Ladelogik etc. ist ja meistens in den Geräten selbst integriert)
DAS wäre IMHO einer der wenigen EU-Beschlüsse die ich mal richtig sinnvoll finde.
Sinnvoll für die Umwelt, aber für den Nutzer nicht. Jetzt werden die Stecker eben günstiger, die Kabel aber minderwertiger, dafür teurer, und mit irgendwelchen Exotenanschlüssen versehen.
Aber ganz ehrlich, diese verschiedenen Anschlüsse sind unnötig, und machen das Laden in fremden Häusern nur komplizierter. Micro-USB oder USB, und gut ist.
@caschy: Nur dass Apple sich nicht an die USB Spezifikationen hält 😉 Auch da backen die ihre eigenen Brötchen und die Geräte verweigern bei manchen Ladegeräten ihren Dienst. Siehe http://hackaday.com/2010/08/03/reverse-engineering-apples-recharging-scheme/
Sinnvoll ist das definitiv. Wobei es ja jetzt schon quasi fast nur noch Netzteile mit USB Anschluss gibt, was auch gut so ist.
Naja, über sinnvoll lässt sich streiten. Mein Tablet braucht 2A bei 5V, damit nicht mehr Akku verbraucht wird, als Strom hinzukommt. Mein Handy wäre hingegen damit überlastet…
Man sollte lieber USB verpflichtend für jedes Gerät machen, Apple brauch diesen Lightning scheiß eh nicht, ich hasse proprietäre Anschlüsse, dann ist man bei nem Defekt immer auf den Hersteller angewiesen -> zu viele ausgaben!
wie wenn die nix besseres zu tun hätten ….und wenn schon müll sparen dann solar und kabellos für handy aufladen zur Pflicht machen ….das wäre innovation, und nicht nun daherkommen wo alle neugeräte eh fast nur noch den USB ladeanschluss haben !
Ich verstehe immer noch nicht den Sinn dahinter. Es geht darum, dass das Ladegerät einfach eine USB-Buchse hat und ich somit jedes beliebige Ladegerät nehmen kann um mein Handy per (Mini-)USB-Kabel zu laden? D.h. wenn man sich auf USB 2.0 einigt, würde das Netzteil nicht mehr als 500 mA können, was zu dem oben genannten Problem mit langer Ladezeit kommt –_–
Was soll der Schwachsinn? Sie hätten auch einfach vorschreiben können, dass sich alle Handys an den USB-Lade-Standard halten sollen, also wenn 200 Ohm zwischen beiden Datenbus-Pins hängen, geht es in den Lademodus über. Das ist doch das eigentliche Problem: die Hersteller halten sich nicht an den (vorgeschlagenen) Standard von USB (siehe Apple und dem Reverse-Engineering). Dann könnte jeder sein Ladegerät nehmen, wie er will. Wenn es nicht die 200 Ohm hat, wäre es automatisch für fast alle Geräte inkompatibel.
@Thomas: das gibt es doch bereits.
Manche der Kommentatoren sollten sich vergegenwärtigen, dass die benannte EU Diskussion im Wesentlichen dazu geführt hat, dass schon jetzt die meisten Hersteller kompatible Lader anbieten. Das war vor fünf Jahren noch etwas ganz anderes!
Was nun folgt ist die gesetzliche Verankerung, welche der letzte Schritt ist, um ein paar einzelne Anbieter zu zwingen, die sich nicht Freiflug fügen wollten. Das EU Parlament ist alles andere als regulationswütig und prinzipiell sehr liberal eingestellt (im Gegensatz zur Kommission).