Zettelkasten mit Apple Notizen
Buch gelesen, Podcast gehört, Filme gesehen – und ein paar Wochen später weißt du nicht mehr genau, worum es ging? Das Zettelkasten-System hilft dir dabei, deine Gedanken aufzubewahren, sie zu verknüpfen und sie überall abzurufen. Ich zeige dir, wie du ein digitales Wissensnetzwerk aufbaust, Schritt für Schritt, einfach und effektiv.
Was ist ein Zettelkasten-System?
Der Zettelkasten wurde berühmt durch den deutschen Soziologen Niklas Luhmann. Er nutzte dieses System, um ein riesiges Wissensnetzwerk aufzubauen. Mit seiner Hilfe schrieb er über 70 Bücher und mehr als 400 wissenschaftliche Artikel.
Jede Notiz enthielt eine einzige Idee, die mit anderen Notizen verknüpft war. So entstanden neue Verbindungen und Erkenntnisse, die ihm halfen, komplexe Themen zu verstehen und kreative Verbindungen zu entdecken.
Während Luhmann zu seiner Zeit komplett analog seine Notizen mithilfe eines physischen Zettelkastens organisieren musste, stehen uns heute smarte Computerprogramme zur Verfügung.
Es gibt zahlreiche Programme, die sich dafür eignen, doch die effektivsten und einfachsten sind meistens per default auf unseren Endgeräten installiert. Wie zum Beispiel Apple Notizen.
Warum Apple Notizen?
Apple Notizen ist einfach, kostenlos und synchronisiert schnell zwischen verschiedenen Geräten. Es bietet fast alle Funktionen, die für einen Zettelkasten benötigt werden:
- Tags: Um Notizen zu kategorisieren und später leicht zu finden.
- Verlinkungen: Um Verbindungen zwischen Notizen herzustellen. (hier müssen wir durch ein Plugin ein wenig nachhelfen, dazu später mehr)
- Volltext Suchfunktion: Um schnell Informationen zu finden.
Plugin ProNotes für MacOS
Um Notizen untereinander bidirektional <–> zu verknüpfen, müssen wir ein wenig nachhelfen. Von Haus aus kann Apple Notizen einen Link von einer Notiz zu einer anderen Notiz setzen. Um den Weg wieder zurück zur ursprünglichen Notiz zu finden, müssten wir wieder manuell einen Link zurück zur Ursprungsnotiz setzen.
Hier kommt ProNotes ins Spiel. Sobald wir einen Link von einer zu anderen Notiz setzen, finden wir den Weg wieder zurück über die “Backlinks”, die ProNotes erstellt.
Die bidirektionale Verlinkung zwischen den Notizen ist essenziell für unseren Zettelkasten, denn nur so können wir uns durch Ideen und Gedanken entlanghangeln und die Verbindungen untereinander nachvollziehen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Notizarten definieren
Teile deine Notizen in drei Kategorien auf. Wie du sie nennst, ist komplett dir überlassen. Du musst damit zurechtkommen und es muss für dich Sinn ergeben. Hier als Beispiel meine Bezeichnungen.
- Median-Notizen – Wo die Idee ihren Ursprung findet
- Referenz-Notizen – Die Quelle
- Permanent-Notizen – Wo eigene Gedanken wachsen
Inhalt der drei Notizen-Arten:
- Media-Notizen: Hier sammelst du Ideen aus Büchern, Artikeln oder Podcasts. Schreibe sie in eigenen Worten auf und füge Tags hinzu, z. B. #philosophie oder #business und wichtig: #medianotizen
- Referenz-Notizen: Diese Notizen dienen als zentrale Quelle für ein Buch, einen Artikel oder einen Podcast. Notiere dort die wichtigsten Angaben wie Autor, Titel und Erscheinungsjahr. Verknüpfe diese eine Referenz-Notiz mit allen Media-Notizen, die aus dieser Quelle stammen. Referenz-Notizen enthalten keine Ideen, sondern sind nur als Quellenübersicht gedacht.
- Permanent-Notizen: Hier verarbeitest du deine Ideen und ziehst eigene Schlüsse. Verknüpfe sie mit anderen Notizen, um ein Wissensnetzwerk zu schaffen.
2. Apple Notizen einrichten
- Ordner erstellen: Lege Ordner für deine Hauptthemen an, z. B. „Philosophie“ oder „Projekte“.
- Tags benutzen: Füge jedem Thema spezifische Tags hinzu, z. B. #ideen, #lernen oder #quelle. Tags helfen dir, Notizen schnell zu durchsuchen.
3. Media-Notizen anlegen
- Wähle EINE Idee oder Inhalt aus, die du behalten möchtest.
- Schreibe sie in deinen eigenen Worten auf.
- Füge Tags hinzu, die das Thema beschreiben, plus den Tag für deine Media-Notizen.
- Verknüpfe die Media-Notiz mit der passenden Referenz-Notiz.
- Beispiel: „Bücher lesen erweitert den Horizont. #philosophie #lernen #medianotizen Link -> Referenz-Notiz.
4. Referenz-Notizen erstellen
- Notiere die Quelle der Idee.
- Beispiel: Autor: Ryan Holiday, Buch: Disziplin, Erscheinungsjahr: 2020.
- Verknüpfe diese Notiz mit allen Media-Notizen, die aus dieser Quelle stammen.
5. Permanent-Notizen schreiben
- Kombiniere Ideen aus deinen Media-Notizen.
- Ziehe eigene Schlüsse und schreibe sie klar auf.
- Verknüpfe sie mit anderen Permanent-Notizen.
Visuelle Darstellung: https://orgpad.info/s/HcL19oMvGt7
6. Weitere Organisation und Sortierung
Eigentlich bedarf es keiner weiteren Organisation. Durch die Tags solltest du jedes Thema und jeden Bereich finden können.
Was hilfreich sein kann, ist die Erstellung von intelligenten Ordnern. Ich habe mir drei erstellt:
So finde ich noch schneller die Themen, die ich suche.
Weiterführende Info zum Thema Intelligente Ordner: Link
Tipps für den Alltag
- Regelmäßig pflegen: Aktualisiere deinen Zettelkasten täglich oder wöchentlich.
- Einfach halten: Jede Notiz sollte eine einzige Idee enthalten.
- Suchen und Verknüpfen: Nutze die Suchfunktion, um Notizen zu verknüpfen.
Über den Autor: MITKO
Früher: Tennisspieler in über 200 Turnieren, Herren 30 Bundesliga
Heute: Selbständiger Vater über 40, mit Fokus auf Zeit- und Wissensmanagement
Threads: Da zu finden
interessanter Artikel. Danke.
Habe ich auch Mal probiert, aber mit Obsidian, was ich alleine schon wegen der offenen Form (markdown und Front Matter) Apple Notizen vorziehen würde. Zettelkasten an sich war allerdings gar nichts für mich. Ich hab nicht täglich und auch nicht wöchentlich irgendwelche Notizen zu machen und Verknüpfungen gibt’s da auch nicht wirklich sinnvolle. In *meiner Erfahrung* ist das Zettelkasten Ding eher was, wenn man, wie Luhmann, Bücher schreiben oder was recherchieren will und dabei viele Informationen über das Thema ablegt. Mit meinem Alltag, sowohl privat als auch beruflich, hat das allerdings nicht wirklich was zu tun. Daher habe ich das Thema nach ein paar Monaten aufgegeben.
Sicher, Tools wie Obsidian haben ihre Vorteile, wenn man das auch nutzt. Ansonsten greife ich seit jeher gerne auf Bordmittel zurück, denn jede App, die ich nicht installieren muss, ist eine gute App.
Bin vor ein paar Wochen auf myforevernotes gestossen. (https://www.myforevernotes.com/) Auch wenn ich das System nicht komplett umsetze, sind aber einige interessante Tipps und Ideen dabei, um mit Apples Notes eine Notiz-Struktur zu schaffen.
Ein interessantes und wichtiges Thema. Wichtig daher auch die langfristige (und in dem Zusammenhang meist kostenlose) Software: also eher nicht Microsofts OneNote oder Googles Keep (da z. B. unvorhergesehene Kontolöschung droht), auch nicht momentan „hippe“ Anbieter wie Obsidian (nur irgendein Beispiel) oder jeder andere, die morgen einfach weg vom Markt oder aufgekauft sein oder ein 10-Euro-Monats-Abonnement einführen könnten; und auch nicht Apple-Notizen (für den Dienst ist Apple-Hardware erforderlich) – zugegeben lässt sich die Software allerdings mit anderen Anbietern nutzen, dann aber ohne die Komfortfunktionen wie Ordner oder Tags z. B..
Eine FOSS-Alternative ist „Zim – Desktop-Wiki“ (https://www.zim-wiki.org/), ein Offline-Wiki für *nix/Win/Mac, welches man lokal oder über eigene Cloud synchronisieren kann.
Offensichtlicher Nachteil: bislang keine mobile App. Aber für langfristige Projekte wie einen Zettelkasten ist manchmal der klassische Rechner die bessere Arbeitsumgebung.
Es gibt vermutlich nicht das eine Tool welches mit absoluter Sicherheit noch in ein paar Jahren existiert oder gepflegt wird. Wichtiger ist meiner Meinung nach die Exportmöglichkeit der Notizen.
Obsidian hat da natürlich den Vorteil wie jeder andere Markdown Editor auch, dass alle Notizen im Markdown Format vorhanden sind und somit problemlos von jedem Markdown Editor gelesen werden können (bzw. im Extremfall auch einfach von jedem Texteditor, dann ohne Formatierung)
Apple Notizen ist ein hervorragendes (dazu kostenloses) Notiztool welches wohl für einen Großteil der Nutzer absolut ausreichend ist (im Vergleich zu Obsidian hilft die fehlende Komplexität/ Tiefe ggf. sogar auch etwas dabei den Fokus auf die Notizen nicht zu verlieren, ich selbst habe auch viel Zeit mit Konfigurieren von Obsidian „vergeudet“ ohne wirklich einen echten Mehrwert im Vergleich zu Apple Notizen zu erlangen.) Etwas Bauchschmerzen bereitet bei Apple Notes natürlich der „Lock- in“ bzw. die von Haus aus mangelhafte Exportfunktion. Aktuell gibt es ein paar externe Möglichkeiten die Notizen ins Markdown Format zu exportieren (z.B. Obsidian Import oder die App „Exporter“). Solange diese Möglichkeit gegeben ist habe ich wenig bedenken Apple Notizen zu nutzen, auch wenn diese Exportfunktion welche von externen Entwicklern bereitgestellt wird jederzeit verschwinden kann.
In einem ersten Schritt habe zunächst mal den Link zu diesem Artikel in den Notizen abgelegt … 😉
Sehr hilfreiches Tutorial, Danke! Wird direkt mal ausprobiert.
Ich finde es spannend, wie du Apple Notizen durch ProNotes so erweitern kannst, dass sogar bidirektionale Verlinkungen möglich werden – das hebt die Anwendung auf ein ganz neues Level.
Ich habe bisher Tools wie Obsidian verwendet, aber dein Ansatz mit Apple Notizen erscheint mir viel unkomplizierter und besser in den Alltag integrierbar, gerade weil es direkt auf allen Geräten synchronisiert. Deine Tipps zur Nutzung von Tags und intelligenten Ordnern helfen enorm, um den Überblick zu behalten.
Hast du Erfahrungen gemacht, wie man den Zettelkasten über längere Zeit aktuell hält und dabei nicht den Überblick verliert? Vielleicht könntest du dazu in einem zukünftigen Beitrag mehr erzählen. Danke für den tollen Beitrag und die praxisnahe Erklärung!
Sehr sehr cooler Artikel!
Persönlich setze ich aktuell auf Blinko und Flatnotes (suche noch gerade nach der besseren Lösung). Selfhosted via Docker auf einer Synology und auch von unterwegs via VPN und Kurzbefehl (VPN) sofort aufrufbar.
Ich kann nicht den Vorteil erkennen, das im mehrere Notizen statt in einer zu packen? Beispielsweise will ich drei Ideen notieren zu Podcast X. Dann wäre mein Notiztitel der Podcast, ggf. noch der Link dazu, und die drei Ideen. Ich fände dafür vier Notizen zu haben viel unübersichtlicher.