Yale Linus L2: Smart Schloss im Kurztest

Vor einigen Wochen stellte Yale das Linus L2 vor, das neueste smarte Türschloss von Assa Abloy. Das Schloss wird über die Yale Home App gesteuert und verfügt im Gegensatz zum Vorgängermodell nun auch über integriertes Wi-Fi. Zudem wurde der Motor stärker, schneller und leiser. Matter-Unterstützung soll sogar später auch verfügbar sein.

Die Installation des Schlosses ist, wie beim Vorgängermodell, einfach und erfolgt hauptsächlich über einen Installationsrahmen. Dieser wird entweder an den Türrahmen geschraubt oder bei Bedarf geklebt. Danach hängt man das Schloss ein, verriegelt es und sichert es optional mit einer Schraube. Im Lieferumfang sind zwei verschiedene Rahmen enthalten, von denen einer mit den gängigen Euro-Profilzylindern kompatibel ist. Zudem findet ihr dort einen Yale Dot und einen Akku. Der Akku sollte vor Einrichtung per USB-C 4–6 Stunden laden. Die Einbindung ins WLAN-Netzwerk und die Konfiguration erfolgen dann, wenn alles installiert ist, über die Yale Home App.

Hier zeigt sich jedoch mein erster Kritikpunkt: Die Anleitung ist nur in Video-Form verfügbar, und der erste Schritt besteht darin, einen QR-Code zu scannen, der im Batteriefachdeckel abgedruckt ist. Das Video erklärt jedoch erst nach einigen Schritten, wie man den Batteriefachdeckel überhaupt öffnet – erstmal 15 Minuten wild versuchen, das Gerät zu öffnen. Na gut, eigener Fehler, einfach Video weiterschauen hilft.

Nach dem Scannen und Auswahl des Türtyps, kommt die Kalibration

Ein großer Vorteil eines Smart-Locks ist die Möglichkeit, virtuelle Schlüssel an Familienmitglieder, Freunde oder Dienstleister zu vergeben. So hat man jederzeit die Kontrolle darüber, wer Zutritt erhält, ohne zusätzliche physische Schlüssel verteilen zu müssen. Das funktionierte auch ohne Probleme; ich habe das Schloss an meiner Haustür installiert und allen Bewohnern Zugriff über die App gegeben. Eine Fernsteuerung ist ebenfalls möglich, auch außerhalb des WLANs. Außerdem kann die Tür automatisch verriegelt werden, sobald sie ins Schloss fällt, was sich dann Auto-Lock nennt. Das automatische Entsperren ist hier nicht sinnvoll, habe ich also nicht getestet.

Das Schließen und Öffnen des Schlosses funktioniert soweit reibungslos, nach einigen Updates auch recht flott. Die App schaltet dabei zuverlässig zwischen Bluetooth und Wi-Fi, je nach Verfügbarkeit, um sich mit dem Schloss zu verbinden. Einige Einstellungen sind dabei nur mit Bluetooth-Verbindung möglich. Oft bekommt man jedoch in der App nur wenig Rückmeldung, was das Schloss gerade tut: Ich stand schon häufiger vor der Tür und das Schloss öffnet zunächst, nur um dann wieder sofort abzuschließen, weil ich zweimal die Taste betätigt habe, auch das wurde mit Updates besser.

Vereinfachen soll das der sogenannte Yale Dot: Er ist ein NFC-Tag. Das funktioniert auf iOS aber eher schlecht. Beim Scannen gibt es eine Aufforderung, die App zu öffnen: Die tut dann erst mal optisch nichts und öffnet dann nach einer Verzögerung von 5–10 Sekunden das Schloss. Gut, dafür kann Yale tatsächlich nichts, Apple erlaubt nicht den direkten Zugriff auf NFC-Tags. Wer Android besitzt, kann die Funktion ganz regulär nutzen. Habt ihr das Schloss aber nicht zugesperrt, lässt sich damit nicht die Schlossfalle ziehen. Wer mehr als den einen mitgelieferten Yale Dot haben will, kann diese für 29,99 € im Dreierpack nachbestellen.

Aber ich hatte mit dem Schloss noch ein Problem: Es gab einen Fehler bei der Kalibrierung, der es verhinderte, nur die Türfalle zu öffnen. Ich habe dazu einen intensiven Austausch mit Yale geführt. Problem ist beim Kalibrieren das Zurückziehen der Falle im zweiten Schritt. Dort sollte, zumindest in meinem Fall, etwas Druck auf die Falle ausgeübt werden.

Ansonsten hat sich die Falle mit dem dazu passenden Button „öffnen“ unter dem großen Kreis nicht geöffnet, sondern das Schloss zugesperrt. Diese Lösung für das Problem soll in den kommenden Wochen verfügbar sein. Immerhin wurde kürzlich ein Update veröffentlicht, das die App etwas nutzerfreundlicher macht und manche Beschriftungen verbessert. Dennoch lässt die App insgesamt noch zu wünschen übrig. Die Zustände des Schlosses werden bis heute nicht hinreichend erklärt. Was bedeutet etwa ein voller roter Kreis und was ein halber leerer grüner Kreis mit Aussparungen? Diese Informationen fehlen. Der neu dazugekommene Entriegeln-Knopf öffnet übrigens das Schloss, zieht aber nicht die Türfalle zurück.

Links: geschlossen, Mitte: offen mit geschlossener Tür, Rechts: während des Öffnens

Das Yale Linus L2 ist mit Amazon Alexa und Google Assistant kompatibel. Matter-Unterstützung soll, wie bereits erwähnt, später folgen, dann geht auch Apple HomeKit. Die Batterielaufzeit beträgt bis zu sechs Monate, der Akkustand kann in der App geprüft werden. Zudem gibt es eine Warnung, wenn der Akku nur noch 14 Tage hält. Allerdings konnte ich die angegebene Laufzeit von sechs Monaten nicht testen, ich habe zwar bereits die Nachlademeldung erhalten, hatte das Schloss aber nicht voll aufgeladen. Das geht wie eingangs bereits erwähnt nur direkt am Akku mit USB-C.

Links Aktivitätsverlauf, Mitte und Rechts Einstellungen Schloss via BT

Das Yale Linus L2 kostet derzeit 229 € und ist in Schwarz sowie Silber verfügbar. Mein Fazit bisher ist jedoch, dass ich es immer noch etwas zu teuer finde. Klar, es tut, was es soll und viele Funktionen gehen auch reibungslos, jedoch ist die App einfach nicht intuitiv nutzbar und auch sind noch einige Fehler vorhanden. Ich habe den Test mittlerweile auch 2-mal groß überarbeitet, da noch vorher der Fehler mit der Türfalle das Schloss für mich sehr träge und schwer nutzbar machte.

Zusätzlich fehlt mir hier noch eine Art Nuki Opener und damit die Möglichkeit das Schloss nicht an der Haustür zu installieren. Das ist natürlich spezifisch für meinen Einsatz, trotzdem aber etwas umständlich. Vorheriges Yale-Zubehör sollte weiterhin auch mit dem Yale L2 funktionieren. Letztendlich ist die größte Verbesserung zum Vorgänger, das WiFi und der leisere und stärkere Motor.

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24 Kommentare

  1. Interessanter Artikel, danke.
    Mir fehlt die Einordnung von Yale Linus; kenne nur Yale-University und Linus Torvalds. Ist es ein neuer Hersteller, vertrauenserweckend, zuverlässig? Kann mich nur an Schlösser von Nuki oder Te… erinnern.
    Wie genau wird das Schloss befestigt: nur Klinke innen ab, oder auch Zylinder ersetzen? Wie wird die Tür aufgedrückt und schafft das der Motor und mit wieviel Akkuleistung? Wenn ich die Klinke hier drücke passiert nichts ohne Ziehen mit der Hand. Wartet man draußen mit dem Türaufschieben auf den richtigen Moment wenn es klickt, oder wird der Schnapper zurückgehalten?
    Wi-Fi ist vom Akkuverbrauch erstmal ein großer Nachteil, nicht umsonst verwenden andere smarte Geräte Bluetooth oder UWB.
    Fragen über Fragen… schönen Sonntag.

    • Arno Nuehm says:

      Alle deine Fragen lassen sich mit kurzer Recherche beantworten.
      Ich denke du schaffst das.

      • Mike Leitner says:

        Letztendlich ist es aber einfach: einmal hat Yale einen checker auf der Webseite für das. Der Zylinder sollte nur außen und innen unabhängig gesperrt werden können.

    • Yale stellt seit 1840 Schlösser her 🙂 Habe das Schloss seit Release im Einsatz und ist aktuell bei 28%. Also spätestens nach so 4 Monaten sollte man es laden. Klinke innen muss nicht ab. Schlüssel innen rein und das Yale da drüber klemmen oder kleben. Die Falle kann es ziehen. Ist auch mit Home Assistent zu bedienen. Das einzige was ich noch nicht ganz gecheckt habe und umständlich finde: wie installiert man Updates? Man soll das Handy mit geöffneter App in der Nähe halten. Aber es gibt leider keine Möglichkeit zu checken ob man die aktuellste Version hat oder ein Update verfügbar ist. Ein Update kann man nicht anstoßen und es wurde bisher glaube ich auch noch keins bei mir installiert. Habe Version 1.0.4.

    • Yale ist einer der ältesten Schloß Hersteller. Ich glaube um 1850 herum und in den USA der Standart bei Haustür / Wohnungsschlössern usw – ähnlich wie Abus oder BKS. Nur älter und größer. Was die smarten Versionen angeht – keine Ahnung.

  2. Also ich halte von diesen Smartschlössern nichts.

    Hier bin ich der Meinung, dass diese Technik einfacher zum Einbruch leitet als der altgewohnte Schlüssel. Weiß auch nicht, wie so etwas von Versicherungen gehandhabt wird aber kann mich auch irren.

    Für mich ist diese Technik nicht ausgereift

    • Ist in etwa so, wie die Leute, die sagen „Passwörter versende ich nicht per Mail, die sind dann unverschlüsselt und die kann jeder lesen!“ Wenn ich denen dann anbiete, sie sollen mir doch einfach mal ein per Mail an mich selber versendetes Passwort sagen, um dann 1.000 Euro Belohnung zu erhalten, ist es dann plötzlich seltsamerweise nicht mehr so, dass die Mails ja „jeder lesen kann“…

      • Da ich extrem vorsichtig bin und meine Finanzen deutlich über den 1000€ stehen, warer der Versuch nicht reizbar für mich

        zudem würde ich dir kein Geld der Welt meine Daten oder sonstiges verkaufen.

    • Arno Nuehm says:

      Und wie soll der Einbrecher von außen sehen, ob von innen ein Smart Lock an der Tür hängt?

      • Mike Leitner says:

        Ja. Kann er nicht, und das Schloss zeigt sich auch nicht wirklich. Nur über BT wäre es möglich.

        • Ist halt vollkommen ungeeignet für die Haustür eines kleinen Mehrfamilienhaus. Risiko das jemand den Schlüssel klaut zu gross, aber das ist bei den Konkurrenten auch nicht anders.

          • Mike Leitner says:

            Äh? Wie soll das Risiko da hoch sein? Und haben die die rein kommen nicht eh einen Schlüssel? Zudem kannst du es sichern mit einer Schraube. Du kannst da auch einen Security Schraube nehmen. Deswegen verstehe ich den Punkt nicht.

      • Autoschlüssel lassen sich durch Technik heute klönen und es dauert nicht lange und auch hier wird es möglich sein, das Signal als digitalen Schlüssel zu kopieren um so leichter in Häuser einzusteigen als anders.

        ein Klick sozusagen

        • Das Signal ist zumindest bei Nuki verschlüsselt. Ich nehme an, bei diesem Schloss wird es auch so sein. Bevor ein Einbrecher das Schloss hackt ist er mit einem Bohrer schneller im Haus. In Wohnhäuser sind zudem eher die Fenster die Schwachstelle.

  3. Kein Home Key, dafür die Krücke mit dem Dot. Schade.

  4. Hans Günther says:

    Betreibe seit einigen Monaten ein Nuki 3.0 Pro inkl. keypad mit Fingerabdruck-Leser.
    Ich habe in den letzten Jahren im technischen Bereich in nicht Sinvolleres investiert.

  5. findet ihr es nicht besorgniserregend bei solchen schlössern abhängig von einem cloud service zu sein, der euer schloss auf und zu schliesst? lassen wir mal dabei den datenschutz beiseite (und die frage zu welchem zweck daten gesammelt werden könnten), es geht nur um strom, internet und service ausfall bzw ob der service irgendwann nicht mehr kostenlos ist.
    kann das auch lokal funktionieren?

    vor geraumer zeit haben wir für unser nebenbüro ein smartlock installieren, und eine bekannte marke hatte oft störungen oder war unerreichbar. wir sind dann zu einer rein lokal administrierbaren lösung mit passiven mifare desfire transpondern gewechselt.
    vorteil, battery ist handelsübliche und hält den schlössern ewig und man braucht kein handy oder internet mehr.
    nachteil, keine fanzy weboberfläche.

  6. Ist es jetzt generell möglich, nur aus der Falle zu öffnen ?
    Das ist ja für mich der größte Nachteil, ich bin zu Hause und wenn ich jemanden reinlassen will, muss ich erst abschließen drücken und dann wieder aufschließen drücken.

    • Mike Leitner says:

      ja, das geht mit der grünen Pille unter dem Roten/Grünen Kreis. Aber das geht nicht aus dem verriegelten Zustand. (logisch)

      • Hallo Herr Leitner,

        danke, hmm ich habe noch Version eins vom Schloss (sorry, hatte ich vergessen zu schreiben) und iOS.
        In der App ist nur der grüne Kreis und Geschlossen/Entriegelt.
        Wie gesagt, ist nervig, wenn die Tür nur zugezogen ist und erst komplett verriegeln muss, um sie dann aufzusperren. Funktioniert auch nicht mit dem Keypad. Auch wenn man den richtigen Code eintippt, passiert nichts. Öffnen geht nur, wenn vorher das Schloss abgeschlossen war.

        • Kommando zurück, habe es alles zurückgesetzt, jetzt geht es.
          Bloß das Kalibrieren macht mich verrückt, gerade der Door Sence. Aber war damals schon so.

  7. Scheinbar ging meine Antwort eben nicht durch. Habe noch die erste Version und iOS.
    Da gibt es nur den grünen oder roten Kreis, mehr nicht.
    Wie gesagt, wenn die Tür nur zugezogen ist, muss ich erst das Schloss verriegeln und dann entriegeln, damit man die Tür aufstoßen kann.

  8. habe eben ein update, der Firmware angezeigt bekommen, wenn ich jetzt per Keypad öffnen möchte, schließt das schloss zu, vorher war es so das es öffnete, also hat das update was gebugt, nervt , hat das noch wer? linus L2

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