Withings U-Scan: Toiletten-Einsatz wertet euren Urin aus

Withings hat auf der CES 2023 ein kurioses, aber interessantes Produkt vorgestellt: U-Scan. Es handelt sich laut dem Hersteller um „eine bahnbrechende Plattform zur Analyse von Biomarkern im Urin für den Hausgebrauch“. Für manche vielleicht ein Albtraum: Technik, die euch bis aufs Klo bespitzelt. Doch der andere denkt sich: Klasse, wenn ich genau weiß, ob bei mir gesundheitlich alles in Ordnung ist.

Vier Jahre Forschung will man in diese Plattform gesteckt haben. Der Gedanke hinter Withings U-Scan: Der menschliche Urin stellt mit mehr als 3.000 Stoffwechselprodukten eine besonders aufschlussreiche Quelle zur Beurteilung und Überwachung der individuellen Gesundheit dar. Normalerweise müsst ihr zum Arzt gehen, um darüber Aufschluss zu gewinnen. Doch via U-Scan wird euch das eben auch privat und daheim möglich.

Der Marktstart ist mit zwei Gesundheitskartuschen für Verbraucher geplant. Weitere Versionen, u. a. auch für medizinische Auswertungen, sollen in Zukunft folgen. Eine Kartusche liefert für drei Monate Messwerte. Die beiden ersten, geplanten Kartuschen sind U-Scan Cycle Sync für die Verfolgung und Synchronisierung des monatlichen Zyklus von Frauen sowie U-Scan Nutri Balance, die eine detaillierte Stoffwechselauswertung liefern soll. Durch die Synchronisierung mit der Health-Mate-App liefert das Gerät dann Erkenntnisse auf Basis der täglichen Messwerte.

Withings wirbt bereits damit, dass die Consumer Technology Association für U-Scan bereits den CES 2023 Innovation Award in drei Kategorien vergeben habe: Smart Home, Fitness & Sports und Digital Health. Das wiederaufladbare U-Scan-Lesegerät hat einen Durchmesser von 90 mm, und kann zwischen externen Flüssigkeiten und Urin unterscheiden und Proben automatisch für die Analyse trichtern. Stellt ein Temperatursensor das Vorhandensein von Urin fest, wird eine Pumpe aktiviert. Nach der Sammlung wird die Urinprobe in eine Testkapsel geleitet, wo die chemische Reaktion von einem optischen Modul abgelesen wird. Am Ende jeder Messung kehrt der Kreislauf in die Ruhestellung zurück, die verbleibende Flüssigkeit wird durch einen Abfluss abgeleitet. Anschließend wird das System bei jeder Spülung gereinigt.

U-Scan kann zwischen verschiedenen Benutzern unterscheiden. In das Lesegerät eingebettete Niedrigenergie-Radarsensoren messen mehrere Variablen, um die individuelle Signatur des Urinstrahls (Stream-ID) einer Person zu identifizieren, indem sie z. B. die Bewegung und Entfernung des Strahls erfassen. Die Informationen können in der App bestätigt werden.

U-Scan Nutri Balance zeigt dann z. B. in der App Analysen von spezifischem Gewicht, pH-Wert, Vitamin C und Ketonspiegeln an. Das soll helfen, die Stoffwechselaufnahme zu überwachen und die tägliche Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr zu optimieren. Die App zeigt nicht nur Ergebnisse wie die Kohlenhydratbalance und den pH-Wert an, sondern gibt auch Trainingsempfehlungen, Diätvorschläge und Rezepte, um bestimmte Ziele zu erreichen.

U-Scan wird in Europa ab dem zweiten Quartal 2023 erhältlich sein. Nutzer können ein Starterkit für 499,95 Euro kaufen, das ein U-Scan-Lesegerät sowie eine Kartusche für drei Monate Tests enthält – Nutri Balance oder eben Cycle Sync. Weitere medizinische U-Scan-Kartuschen werden künftig in Europa erhältlich sein, sofern die behördlichen Genehmigungen vorliegen.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

33 Kommentare

  1. Christopher R. says:

    Bin ich der einzige, der als erstes drüber nachdenkt, wie man das ganze sauber halten soll?

    Außerdem, 3 Monate pro Kartusche. Was kostet denn so eine Kartusche?

    • Sebastian L. says:

      Nein, du bist nicht der Einzige ;-).

      Ich mag die Produkte von Withings sehr, habe selbst die Scanwatch, Body+ und den Sleep Analyzer.

      Aber der U-Scan? So toll finde ich die Vorstellung nicht, wenn ich das Teil alle drei Monate aus der Toilette nehmen muss, um die Kartusche zu tauschen und den Akku zu laden.

    • steht im Artikel. Aber erstmal meckern 😉

      Ontopic: finds gar nicht mal so unspannend. Sehe auch die Verwendung zur Verhütung bei Frauen, wenn die Tests langfristig passen. Denke, man prüft die Richtung eh schon.

      • PS: die Reinigung (nicht der Kartuschenpreis)

      • genau wird bei jeder Spülung gereinigt, wenn dem wirklich so wäre müsste ich niemals manuell und mit Reinigungsmitteln die Toiletten putzen, wie verhält es sich im Zusammenspiel mit milden und scharfen Reinigungsmitteln und guten alten manuellen wie einer Klobürste? Was ist bei Durchfall, da kann das Ding auch mit Feststoffen kontaminiert werden? Mir kommt das als teures Gadget aus dem Labor vor.

  2. Find ich ziemlich eklig. Das stinkt wahrscheinlich nach kurzer Zeit. Würde ich nie kaufen, vor allem nicht zu diesem Preis.

  3. Mann wär ich gern beim Marketing-Pitch zu diesem Produkt dabei gewesen. Ne Tüte Popcorn dazu, der Himmel auf Erden.

  4. Ochnöö. Für einen kurzen Moment dachte ich: Hui, modernste Diagnostik für Zuhause. Und dann guckt man das Video und die Beschreibung an, und stellt fest: Das Ding macht nichts anderes als in einem komplizierten 500-Euro-Gerät mit teuren Nachfüllkartuschen die Teststreifen zu automatisieren, die man ohnehin für ein paar Euro im Zehnerpack im Drogeriemarkt bekommt. Und die man ausdrücklich nicht zur Selbstdiagnostik, sondern immer mit Absprache mit einem Arzt verwenden soll. Enttäuschend.

    Quasi ein Juicero, nur für’s andere Ende des Stoffwechsels.

    Signatur des Urinstrahls (Stream-ID) einer Person

    Notiz fürs Marketing: manche Dinge muss man nicht als USP herausheben, man kann auch einen Satz früher aufhören.

  5. Eine Kartusche kostet ca. 30€ laut Kundeninfomail und muss nach 3 Monaten ersetzt werden.

    Für das tägliche Screening von zahlreichen (ca. 100?) Biomarkern ist das aus meiner Sicht mehr als akzeptabel. Vom Handling erscheint es so unkompliziert wie das tägliche Wiegen.

    • Screening von zahlreichen (ca. 100?) Biomarkern

      Eher ein Dutzend, sie sprechen von „spezifischem Gewicht, pH-Wert, Vitamin C, Ketonspiegel“. Das ist so ziemlich exakt die Biomarker, die man mit den bereits jetzt für kleines Geld erhältlichen 12-in-1-Teststreifen schätzungsweise ungefährraten kann.

      Das Ding ist nix anderes als ein fancy Probensammler zum Preis eines Mittelklasse-PCs, mit einer kleinen Kamera drin, die die Farbwerte von den enthaltenen Teststreifen fotografiert, und einer App, die das Ganze für dich dann mit vorgegaukelter Genauigkeit einschätzt. Und ist ja nicht so, als gäbe es das mit der App nicht auch schon.

  6. Setzt die Ärzte ganz schön unter Druck die neue Technik. So viel neue Krankheiten können die gar nicht erfinden 😉

  7. Meine Hausärztin schaut schon immer auf die von mir per Heimmessung gemessenen Blutdruckwerte skeptisch. Am Ende lässt sie mir dann doch das Langzeitmessgerät an den Arm schnallen und um den Hals hängen, und quält mich 24 Stunden damit. Wie soll das erst werden, wenn ich ihr die Daten von so einem „Pipi“-Sensor präsentiere? Muss ich dann 24 Stunden lang ins Eimerchen oder jedes Mal ins Gläschen pinkeln? Nee, das Geld spar’ ich mir lieber …

    • Ja klar schaut sie skeptisch zu, wie der Progress ihren Job gefährdet.

      • Naja, das Rezept für die nach ihrem Ermessen richtigen Pillen darf sie ja noch ausstellen. Erst wenn die Telemedizin gravierende Fortschritte macht, müssen sich niedergelassene Ärzte um ihren Job sorgen. Noch leben wir in Zeiten von massivem Ärztemangel, weil junge Ärzte lieber in die Forschung oder ins Ausland gehen, weil die Bedingungen für praktizierende Ärzte so schlecht sind. Leider werden die Reformvorschläge von Prof. Dr., Lauterbach das kranke Gesundheitssystem nicht heilen können.

      • Nein, sie denkt dan die hohen Folgekosten für die Krankenkassen, wenn ihre „Patienten“ nun ihre Praxis stürmen und durch selbst erhobene Nonsense-Daten falsche Ängste haben. Die wollen dann alle weitere Untersuchungen durch den Arzt, dem dann dadurch sein Budget belastet wird und anderen Patienten die Behandlung kostet. Schliesslich haftet der Arzt für seine Ausgaben und wird in Regress genommen.

        Auch bei mir die Frage, wie das Teil gereinigt werden soll. Klar steht da, durch die Klospülung.
        Das Teil blockiert aber auch Bereiche des Klos, die nicht mehr mit der Bürste erreicht werden können. Dann versifft das Teil, WC-Reiniger werden ihm dann den Rest geben.

        Wird lustig, wenn die Männer dann im Stehen pinkeln und prüfen, ob ihr Strahl personengenau zugeordnet werden können 🙂

  8. Grumpy Niffler says:

    „Stream-ID“ wir leben wahrlich in der dümmsten aller möglichen Realitäten 😀

    • Nein, dass finde ich Klasse!
      „Schatz, welche Stream-ID hattest du eigentlich noch? Und wieso haben wir seit meiner Dienstreise eine ID mehr?

  9. Den Püschi-Sensor finde ich sehr spannend. Bei der ersten Generation bin ich aber noch nicht dabei.

  10. Spontan musste ich an Dr. Toilet bei Scrubs denken…
    https://youtu.be/RHSLXZUQjmw

  11. Wann kommt endlich der Toilettensitz mit eingebauter Waage für vor- & nachher?

  12. Ergeben sich garantiert coole Gespräche mit Gästen, wenn man mit ihnen über ihren Urin spricht…

    • Vor dem Toilettengang muss jeder eine Nummer ziehen, nach dem Pinkeln in den Besprechungsraum. Anhand der erfassten Daten wird die Mischung vom Gin-Tonic entsprechend angepasst.

  13. „Analyse von Biomarkern im Urin für den Hausgebrauch“. Für manche vielleicht ein Albtraum: Technik, die euch bis aufs Klo bespitzelt. “ hier in Deutschland mag das ja noch einigermaßen unkritisch sein, wenn keine Daten nach außen abfließen (sorry im Zusammenhang mit Urin geht jetzt gerade Kopfkino an). Aber in den USA z. B. gab es schon Fälle daß bei Bewerbungen oder Aufnahmeanträgen für Versicherungen diese Zugriff auf Gesundheitsdaten auch von Gesundheits-Apps , Fitnesstrackern und Co. verlangten. Insofern ängstigt mich dieses immer tiefere Eindringen vernetzter Geräte in die menschliche Intimsphäre , vielleicht sogar bald in den Körper direkt. Alles gut solange ich die 100 prozentige Datenhoheit habe. Was aber wenn wie im Fall USA , China oder andere undemokratische Länder , die für die Datenschutz und Privatsphäre nicht oder nur kommerziellen bzw. Administrativen zwecken untergeordnet existieren, diese Daten allgemein für bestimmte Institutionen zugänglich sind, ggf. durch kommerzielle erpressung a la „Zugriff oder Job“? Was wenn hier Krankenkassen auf die gleiche Idee kommen – und jetzt wieder Kopfkino: Da bekommt der Begriff „Pipi-Fax“ doch fast ne ganz neue Bedeutung … aus dem Klo direkt auf den Schreibttisch des Sachbearbeiters in der Krankenkasse … Hier sind m. E. die Datenschutzbeauftragten gefordert – ggf. solche Geräte in der EU nur zulassen wenn sie wie ein Teststreifen nur lokal Daten erfassen, d. h. am besten keine App-Koppelung sondern Display am Toiletten-Einsatz. Ohne Vernetzung .

    • Ich denke, die datenschutzrechtlichen Bedenken sind unbegründet. Solche Pipi-Sensoren werden unser Sanitärporzellan nicht massenhaft bevölkern. In meinen Augen ist das ein Nischenprodukt. Wer sich sowas zulegt und es nutzt, der möchte vermutlich auch die Möglichkeiten der Datenübertragung nutzen und macht sich weniger Gedanken um den Datenschutz. Ich ziehe mal die Parallele zu den smarten Sprachassistenten. Solange die den Nutzenden einen individuellen Mehrwert bringen, treten die datenschutzrechtlichen Bedenken in den Hintergrund.

  14. Ein Analyselabor in der Gebrauchtgetränkerückgabe, wenn das nicht durch die Decke geht, was dann?

    Aber ist das auf dem Gästeklo noch DSGV konform?

    Sicherlich ein tolles Thema für eine Juristendissertation.

  15. Die Ersatzkartusche 30€. Der Blick deines Kumpels dem du zur Vaterschaft gratulierst, nachdem seine Freundin bei dir auf der Toilette war, unbezahlbar.

  16. „Bahnbrechend“?
    Make pee great again!11!elfeins

  17. da wäre ich lieber auf den PC K-(ot)-Scan

  18. GooglePayFan says:

    Merkwürdig, so was wurde doch schon auf der Cebit 2017 oder 2016 von einer deutschen Firma vorgestellt? Zwar nur für Urinale, aber fast gleiche Idee.

    Ich muss aber sagen, dass ich bei „Stream-ID“ kurz aufs Datum geschaut habe um mich zu überzeugen, dass wirklich noch nicht April ist.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.