Wie alte Smartphones zu DSL-Routern werden

Die Deutsche Telekom hat in Zusammenarbeit mit mehreren Industriepartnern einen neuartigen DSL-Router entwickelt, der zu großen Teilen aus recycelten Smartphone-Komponenten besteht. Der NeoCircuit Router ist allerdings ein Prototyp. Das Besondere an diesem Projekt ist die Wiederverwendung zentraler elektronischer Bauteile. Die Entwickler nutzen die Hauptplatine, den Prozessor und Speicherchips aus dem Fairphone 2. Auch physische Komponenten wie DSL- und USB-Anschlüsse sowie Kabel und Netzstecker stammen aus gebrauchten Geräten. Der aktuelle Prototyp erreicht damit einen Zirkularitätsgrad von 70 Prozent bei den elektronischen Bauteilen.

Die Umweltvorteile dieses Ansatzes sind laut der Telekom beachtlich. Die Wiederverwendung der Prozessoren reduziert den CO2-Fußabdruck um etwa 50 Prozent im Vergleich zur Neuproduktion. Das noch fehlende Gehäuse soll bei einer späteren Serienproduktion vollständig aus recyceltem Material hergestellt werden. 2022 wurden weltweit 5,3 Milliarden Mobiltelefone zu Elektronikschrott, obwohl viele der enthaltenen Komponenten noch funktionsfähig waren. Die bisherige Praxis der Elektronikindustrie folgt einem linearen Modell: Geräte werden produziert, kurz genutzt und entsorgt. Smartphones haben durchschnittlich nur eine Nutzungsdauer von 2,5 bis 3 Jahren.

Die technischen Herausforderungen sind komplex. Viele elektronische Geräte sind verklebt, die Komponenten schwer zugänglich. Prozessoren sind oft für spezifische Aufgaben optimiert und lassen sich nicht ohne weiteres anderweitig einsetzen. Das NeoCircuit-Projekt zeigt jedoch, dass diese Hindernisse überwindbar sind.

Die wirtschaftliche Perspektive sei angeblich vielversprechend. Bei einer automatisierten Aufbereitung und Funktionsprüfung der Komponenten könnten die Kosten im Vergleich zur Neuproduktion um mindestens 20 Prozent sinken. Voraussetzung dafür ist eine breite Unterstützung der Industrie und die Entwicklung effizienter Prozesse. Die Deutsche Telekom verfolgt mit diesem Projekt ihr Ziel, bis 2030 bei Technologien und Endgeräten nahezu vollständig kreislauffähig zu werden.

Schaut man sich an, dass der NeoCircuit Router auf dem FairPhone 2 basiert, dann kann man vermuten, dass da keine großen Mengen produziert werden können. Wird also alles etwas schwierig. Ich lege mich mal fest: „Hört man nie wieder was von“.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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10 Kommentare

  1. Wäre auch doof da jetzt noch auf DSL zu setzen, die sollen da lieber Glasfaser ONTs draus machen.

    • wieso?
      DSL wird es noch mindestens 20 Jahre geben….

      • Jemand Anders says:

        In Deutschland schon 😀

      • Trotzdem gibt es schon genug Altgeräte die das Abdecken und 20 Jahre lol, selbst ISDN ist viel schneller gestorben. Der Markt wird immer kleiner und man muss jetzt schon kucken wie man die überschüssigen DSL Geräte ne vernünftige neue Verwendung finden. Da bei DSL keine Steigende Zahlen oder Technologie Sprünge mehr zu erwarten sind ist es doof Handys in DSL Router zu verwandeln wenn es genug Gebrauchtgeräte gibt wo das nicht nötig ist. Dann macht eben ein ONT draus oder halt einen Router dann mit dem Mobilfunkmodul ein Backup für Glasfaser sein kann. DSL Router braucht in den kleinen Mengen die hier rumkommen können keiner mehr.

  2. Martin Fischer says:

    Man könnte eine normale Fritzbox so bauen, dass sie locker 10 Jahre nutzbar ist. Dazu müsste man auch die Billigboxen von 1&1 und anderen Brandings verbieten.

    • Ist doch schon so, die 7490 hat jetzt 12 Jahre auf dem Buckel und hat noch ein aktuellen Update bekommen, die läuft auch noch länger. Selbst als „Billigbox“ mit 1&1 Branding.

    • Meine 7412 von 1&1 schnurrt immer noch wie ein süßes Perserkätzchen. Wird sie auch noch die nächsten Jahre machen. Die Markteinführung war 10/2014, Ende des Supports war 11/2021, das letzte Update hatte sie 9/2023 erhalten. Sie kann zwar nur im 2,4 GHz Frequenzbereich funken und hat keinen ISDN-Port, kann aber sonst alles, was ich benötige. Für den fehlenden ISDN-Port habe ich eine noch viel ältere 7170 (Markteinführung 1/2006, auch 1&1-gebrandet) angeschlossen, die auch als Switch für Netzwerkgeräte arbeitet, die nur max. 100 MBit/s können. Z. B. mein Zigbee-Gateway. Wenn ich mal im 5 GHz Frequenzbereich funken möchte, dann schalte ich eine Easy-Box 804 von Vodafone ein, die auch schon mehrere Jahre auf dem Buckel hat.

      Dass die meisten Fritz-Boxen nach 10 Jahren oder auch schon früher von den meisten Anwendern nicht mehr benutzt werden, hat in der Regel etwas mit dem im Laufe der Zeit geänderten Bedarf der Anwender und der Weiterentwicklung der Technologie zu tun. Und nicht damit, dass AVM ihre Router so baut, dass man sie nach 10 Jahren nicht mehr nutzen kann. Die Router von AVM dürften bis auf wenige Ausnahmen zu den mit am längsten mit Updates versorgten Routern überhaupt gehören. Auch wenn sie 1&1-gebrandet sind.

      Im Gegensatz zu ISPs wie die Telekom oder Vodafone, hatte 1&1 in der Regel immer hochwertige Router zum DSL-Anschluss geliefert, so wie man sie auch auf dem freien Markt kaufen konnte. Nie Billigboxen. Die Router waren halt nur 1&1-gebrandet, aber technisch identisch. Keine künstliche Begrenzung irgendeiner Art. Auch nicht bezüglich der Updates oder versuchte Zwangsbindung an 1&1. Ich schreib „konnte“, weil ich nicht weiß, wie die Situation aktuell ist.

  3. Fairphone bietet ein Recycle-Programm an.
    Für das Uralt-FP2 gibt es immerhin noch bis zu 12 Euro.
    Laut Webseite wurden 2020 ca. 17.000 Smartphones recycelt.

    Da kann die Telekom bestimmt einige davon abhaben und paar hundert DSL-Router damit bauen.
    Ist natürlich keine große Zahl, aber hey…. jedes Gramm gesparter Elektroschrott ist super.

    • Ich würde ja mit Opportunitätskosten rechnen, was könnte man da noch besseres machen, die Telekom wird aber keinen Ihrer schlauen Abteilungen in etwas besserem zu beschäftigen wissen. Der nächste Marketing Stunt ohne Substanz oder ein Manager der irgendwohin abgeschoben werden sollte?
      Sinn ergeben könnte so ein Recycling bei Hardware mit hohen Absatzzahlen mit entsprechender Scalierbarkeit. Hier wird weder umwelttechnisch noch wirtschaftlich etwas Gescheites rauskommen.

  4. Tolle idee. Wenn dieTelekom da schon mit der Umwelt und einem reduzierten CO2 abdruck argumentiert, sollten die dinger aber auch in Deutschland produziert werden. Macht mMn.wenig sinn solche produkte erst mit Schiffen zu uns schippern zu müssen (ausser die fahren CO2 neutral natürlich). Das wird immer gern weggelassen bei sowas.
    Wenn das Konzept funktioniert wär das ne gute Sache. Viellicht wird das dann auf andere Geräte ausgedehnt.

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