Wero: Europäischer Bezahldienst startet sang- und klanglos

Über Wero hatten wir im Blog schon berichtet. Im Juli 2024 startete dieses neue Zahlungssystem aus Europa. Etabliert wurde es durch die European Payments Initiative (EPI), hinter der zahlreiche große Banken stecken. Im Grunde handelt es sich hier um eine direkte Konkurrenz für Lösungen wie PayPal oder auch Apple Pay. Kommt vielleicht über ein Jahrzehnt zu spät? So kann man das durchaus sehen – besonders, wenn man sich die Ergebnisse einer Umfrage von Verivox ansieht.

Im Unterschied zu traditionellen Banküberweisungen benötigen Wero-Nutzer keine 22-stellige IBAN des Empfängers. Für Echtzeit-Transaktionen reichen die Mobilnummer oder die E-Mail-Adresse. Gleich zum Start wurde es da aber unübersichtlich, denn aus Deutschland nehmen zwar etwa die Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken teil, zum Launch hielten sich aber z. B. die Deutsche Bank, die Postbank, die Commerzbank, ING, N26 komplett raus. Dennoch soll es ab 2025 mehr Services geben – etwa die Möglichkeit, Zahlungen im Kleingewerbe mit Wero zu tätigen. Die direkte Bezahlung in Geschäften soll dann erst ab 2026 möglich sein.

Ob das überhaupt noch so kommen wird oder Wero bis dahin schon wieder Geschichte ist, muss sich zeigen. Etwa vier Monate nach der Markteinführung kennen laut einer verivox-Umfrage nämlich 7 von 8 Befragten den Dienst überhaupt nicht. Nur 2 % der Befragten haben Wero schon genutzt. Im Ergebnis kann der Bezahldienst also bislang keinen echten Eindruck am Markt hinterlassen.

Wero sorgt bei den meisten Befragten nur für ein Fragezeichen

Jedem zehnten Befragten (9,7 Prozent) kommt zwar zumindest der Name „Wero“ bekannt vor, aber die Befragten konnten diesen nicht zuordnen. Insgesamt 5,5 Prozent haben bei der Auswahl aus 5 Anwendungsgebieten dann auch eine falsche Antwort ausgewählt und hielten Wero entweder für eine App zum Handeln mit Währungen, eine Geldanlage-App, eine Kreditkarte aus Holz oder einen Legitimierungsdienst.

Dass Wero so unbekannt ist, liegt auch an mangelnder Vermarktung durch die Banken. Die scheinen entweder zu erwarten, dass die Nutzer ohnehin auf den Dienst lauern oder sind schlichtweg lustlos und glauben selbst nicht an einen Erfolg. Aus Nutzersicht gibt es dabei kaum ernsthafte Gründe, auf Wero zu setzen. Aktuell bietet der Dienst letzten Endes weniger Funktionen, als das weit verbreitete PayPal.

Mit der aktuellen Strategie sehe ich daher auch Schwarz für die Absicht, auf diesem Weg den US-Tech-Unternehmen etwas entgegenzusetzen. „Too little, too late“ muss man da sagen. Nur vier von zehn Befragten (39,3 Prozent) können sich dabei vorstellen, dass Wero Anbietern wie Paypal ernsthaft Konkurrenz machen könnte. 60,7 Prozent der Befragten glauben nicht daran.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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45 Kommentare

  1. „Aus Nutzersicht gibt es dabei kaum ernsthafte Gründe auf Wero zu setzen.“

    Selbstverständlich gibt einen überragenden Grund: Die Datenkrake PayPal oder eine anderer US-Dienstleister bekommt die Daten nicht.

    • Deine Daten sind nicht relevant

    • Die aber Bankenunabhängig funktioniert und nicht wie Wero die mir überhaupt keine Chance gibt den Dienst zu nutzen. Und bis es dann mal für ING etc. freigegeben ist, ist die Luft halt auch schon wieder raus. Ich würde eher Klarna eine Chance eingestehen, wenn sie endlich mal Customer2Customer supporten würden.

    • Wollte das gleiche schreiben. Es gibt einen extremst guten Grund: Datenschutz. Und ich finde es schade dass Wero gleich zu beginn so schlecht geredet wird. Ich werde es nutzen und auch Werbung dafür machen.

      • Das schafft der Dienst schon von ganz alleine.
        Dass sich die Banken überhaupt trauen im Jahr 2024 mit so einem Dienst zu starten ohne direkt von Anfang an alle Banken zu unterstützen sagt soviel aus.

    • Im Prinzip ja. Allerdings zeigt die Erfahrung das die meisten Menschen nur dann über den Datenhandel empört sind, wenn sie danach gefragt werden.
      Im Alltag siegt die Bequemlichkeit.

      Wero war mir bis jetzt auch völlig unbekannt.
      Apple Pay funktioniert bei mir derart zuverlässig so das ich eine Alternative, bei der man auch nicht sicher ist sie überall nutzen zu können, eher nicht in Erwägung ziehe.

    • Und was ist der Vorteil zu einer (ab 2025 überall kostenlosen) Sofortüberweisung in der EU?

    • OK, die Aluhüte nutzen dann Wero. Macht das Kraut auch nicht fett. Viel Spaß damit, adios.

      • Du strotzt ja vor Unwissen. Datenschutz und Datensparsamkeit haben nichts mit Aluhüten und sonstigen Schwurblern zu tun.

        Aber ja: adios, Mr Troll.

      • So ein dämlicher Kommentar, nur weil man etwas auf Datenschutz legt und sich nicht überall registriert und einfach auf den nativen Dienst der Bank setzt ist man nicht gleich Aluhutträger.

    • Datenschutz ist zwar ein Argument jedoch in dem Umfeld halt absolut irrelevant. Damit alleine gewinnst Du keine neuen Nutzer.

  2. Es ist mir ein großes Rätsel, wie man sich so dumm anstellen kann und es nicht hin bekommt eine vernünftige Alternative zu Paypal zu schaffen, die dann auch bankenunabhängig funktioniert.

  3. We… Wer? Mit Ansage wird das scheitern, bei so einem Marketingfeuerwerk. Selbst meine Sparkasse konnte mir Null dazu sagen. So wird das nix!!!

  4. Es ist ein klassischer europäischer Fail. Wie Alex schreibt gäbe es natürlich Gründe, auf einen europäischen Dienst zu setzen. Aber da wo die Bereitschaft besteht, gibt es schon regionale Alternativen (Beispiel iDeal in NL oder Twint in der Schweiz). Wenn sie denn wirklich wollten, könnten die Banken mit ihrer vereinten Marktmacht auch Nutzer mit Zinsen oder Punktesystemen locken. Und dann wundern sich immer alle, warum es in der EU kaum nennenswerte Techunternehmen gibt…

  5. „Im Grunde handelt es sich hier um eine direkte Konkurrenz für Lösungen wie PayPal oder auch Apple Pay.“ – In wie fern kann denn Apple Pay Zahlungen zwischen Accounts senden? Oder wie kann ich per Wero mit KK im Laden bezahlen? Irgendwas stimmt da beim Artikel nicht!

  6. Schade, mal wieder so ein Süppchen was mehrere Banken unter sich kochen. Erinnert mich an Kwitt der Sparkasse.

  7. King Phoenix says:

    Ich hoffe auch das sich das durchsetzt.

    Ich würde gerne eine Alternative zur Google Wallet haben die komplett in der EU verankert ist.
    Hoffe die bleiben dran und machen es möglich weil auf Dauer gesehen, brauchen wir das.

  8. WERO und den Webauftritt und Art und Weise der Einführung ist wieder ein Paradebeispiel wie man es maximal schlecht machen kann. Es ist fast nicht mehr möglich diese Unlust um mal was digitales sinnvolles einzuführen . Gruselig und zum schämen.

  9. Der Dienst hat überhaupt nur den Hauch einer Chance, wenn ausnahmslos alle Banken unterstützt werden.

    Weiterhin ist es zwingend erforderlich, dass der Dienst die ersten Monaten massiv mit Marketing Geldern unterstützt wird. Zum Beispiel 50-100 Euro für jeden Neukunden.

    Im dritten Schritt muss man die Händler mit ins Boot holen und ebenfalls mit Marketing Helfern dazu bringen ihre Systeme entsprechend anzupassen und Anreize bieten für Umsatzsteigerung wie zum Beispiel 25 Euro Gutschein bei 50 Euro MBW wenn der Kunde mit Wero zahlt.

    Dann und nur dann hat der Dienst eine kleine Chance obwohl er mindestens ein Jahrzehnt zu spät kommt.

  10. Gehöre jetzt nicht mehr zur Gen-Z, aber beworben wurde der Dienst ziemlich exzessiv über TikTok, direkt beim Start der App, mit eigentlich ganz unterhaltsamer Werbung.

  11. Ich nutze weiterhin Paypal. Warum noch ein Dienst?

  12. Bin Kunde bei DKB, 1822 direkt, Comdirect & Trade Republic . Keine bietet das bisher an!

  13. Ich würde es gerne nutzen, aber vermutlich wurde das von irgendwelchen alten Kalkbregen im Vorstand meiner Bank abgewunken. Schade.

  14. „ Wero: Europäischer Bezahldienst startet sang- und klanglos“

    Und wird auch genauso sang- und klanglos untergehen…

  15. Meine Bank ist gar nicht bei Wero dabei. Erinnert schon wieder an Giropay. Erst mit Paydirekt war sie dabei.

  16. Im kleinen Luxemburg gibt es Digicash, mittlerweile heißt es Payconiq. Ganz einfach in der Bankenapp die Mobilnummer eingeben und Geld latenz- und kostenfrei überweisen. Der Dienst wird an vielen kommerziellen Terminals unterstützt. Die Kasse erzeugt einen QR Code und du kannst per Scan direkt bezahlen. Die luxemburgischen öffentlichen Rechnungen enthalten ebenfalls einen QR Code. Ich habe so gestern die iPad Leihgebühr meiner Kinder bezahlt.

    • Das ist ja letztendlich Wero, funktioniert ähnlich. Nur müssten es wirklich alle Banken in Europa ab Tag 1 unterstützen, aber es gibt wohl schon wieder zu viele Insellösungen, eben wie bei Dir in Luxemburg.

      • Ja, klingt danach. K.A. ob das dann irgendwann in Wemo umbenannt wird oder parallel weiter existiert.
        Die Frage ist, ob Wemo von den Banken gewollt ist oder von der Kommission auferlegt…

  17. Paypal funktioniert unabhängig von den Banken. Warum bekommt das Wero nicht hin? Soll man doch einfach Lastschrift anbieten für Banken, die nicht mit an Bord sind. Paypal fragt doch die jeweilige Bank auch nicht. Bezahle ich etwas, wird es per Lastschrift abgebucht, andersherum gibt es eine Überweisung.

  18. Der wahre Grund warum Wero keiner braucht;

    SEPA instant ist demnächst für alle Banken in der EU verpflichtend.
    Man kann damit an der Ladenkasse oder bei eBay sofort Geld überweisen, ohne extra Gebühren für beide Seiten, das darf nur noch soviel kosten wie eine normale Überweisung bisher und außer einigen komischen Provinzbanken verlangen Banken von Privatkunden keine Überweisungsgebühren.
    Damit ist jeder man in the middle überflüssig. Ist auch besser für den Datenschutz.
    Zugleich kann man natürlich problemlos jede Iban in einen qr Code verwandeln und zB an der Ladenkasse anbringen.

    Rundherum werden sich vielleicht private Services entwickeln die das besonders komfortabel machen, meinetwegen.
    Aber Wero ist dafür zu kompliziert, weil nicht bankenunabhängig, aufgezogen.

    Und hat ja trotzdem keinen Käuferschutz eingebaut wie zB PayPal. Also wirklich ein Produkt das die Welt nicht braucht.
    Im Gegensatz zu SEPA instant. Das wird wirklich sehr bedeutend werden.

  19. Werde PayPal weiterhin nutzen. Sehe keinen Bedarf zu wechseln.

  20. Die Frage ist, ob man nicht der guten alten Geldkarte eine zweite Chance gibt. Datenschutzrechtlich und bez. Gebühren unübertroffen. Jetzt noch ein bisschen mit NFC-Funktionalität in die moderne Welt bringen – fertig.

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