Wenn Druckerhersteller die Kunden einschränken – Brothers angebliche Firmware-Politik

„Mein“ nicht betroffener HL-L2340DW

„Du warst der Auserwählte. Es hieß, dass du die Sith vernichten würdest, und nicht, dass du dich ihnen anschließt. Du würdest die Macht ins Gleichgewicht bringen und nicht ins Dunkel stürzen.“ — Obi-Wan Kenobi zu Darth Vader

Update 6. März: Brother dementiert den Vorwurf. Wir haben diesen Beitrag entsprechend angepasst.

Brother galt lange Zeit sicher nicht nur bei mir als kundenfreundlicher Druckerhersteller, der die Nutzung von Fremdtonern tolerierte. Diese Zeiten scheinen laut vieler Berichte vorbei zu sein. Neue Firmware-Updates des Unternehmens führen angeblich zu einer gezielten Verschlechterung der Druckqualität, wenn Nutzer keine Original-Toner verwenden. Verbraucherschützer Louis Rossmann hat sich dem Thema angenommen:

Die Strategie ist angeblich subtil: Anders als bei Konkurrenten wie HP werden Fremdtoner nicht komplett blockiert. Stattdessen verschlechtert sich nach einem Firmware-Update die Druckqualität merklich. Die automatische Farbanpassung funktioniert nicht mehr richtig, was zu verschobenen Ausdrucken führt, so die Aussagen von Rossmann.

Besonders problematisch: Brother informiere die Nutzer beim Update angeblich nicht über diese Änderungen. Erst wenn Probleme auftreten, erfahren Kunden vom Support, dass die Installation von Original-Tonern die Lösung sei. Die Firmware-Updates lassen sich zudem kaum rückgängig machen, da Brother ältere Versionen von seinen Servern entfernt. Ein echter Lurch-Move.

Diese Praxis wurde durch Nutzerberichte auf verschiedenen Plattformen wie Hacker News und Reddit dokumentiert, so der Wiki-Eintrag bei Rossmann. Beispielsweise stellten Besitzer des Brother MFC-3750 fest, dass nach einem Update die automatische Farbanpassung bei Fremd-Tonern nicht mehr funktionierte. Der Brother-Support bestätigte in solchen Fällen, dass Original-Toner das Problem sofort beheben würden.

Die Entwickler-Community auf GitHub hat laut Wiki die Firmware-Updates genauer untersucht. Das Ergebnis: Mit jeder neuen Version werden angeblich mehr Fremdtoner ausgesperrt. Diese Strategie ähnelt HPs „Dynamic Security“, einem System, das Drittanbieter-Patronen blockiert.

Für Verbraucher bedeutet dies höhere Kosten, da sie gezwungen sind, teure Original-Toner zu kaufen. Die einzigen Alternativen sind: Entweder man verzichtet auf Firmware-Updates, was vielleicht Sicherheitsrisiken birgt, oder man versucht eine eventuell komplizierte Zurücksetzung auf ältere Firmware-Versionen.

Diese Entwicklung reiht sich in eine nervige Tendenz der Druckerindustrie ein. Auch andere Hersteller wie Epson und Canon nutzen technische Einschränkungen, um Kunden an ihre Original-Produkte zu binden. Epson lässt Patronen ablaufen, selbst wenn sie noch voll sind, Canon blockiert Funktionen bei niedrigem Tintenstand.

Das ist eine harte Nummer, wenn das ausgeweitet wird, bzw., so ist wie beschrieben. Hand aufs Herz: Mich fragen echt viele Menschen nach Gut-und-günstig-Laserdruckern. „Carsten, was nutzt du?“ Seit Ewigkeiten antwortete ich ruhigen Gewissens: Brother, Modell xyz. Ich selbst habe seit gefühlten 100 Jahren (okay, es sind 9) die kleine, schwarze Kiste (Modell HL-L2340DW) in der Ecke stehen – Toner gibt es für den schmalen Euro. Bei der letzten Recherche für meinen Nachbarn bin ich schon über viele negative Berichte bei Brother-Lasern gestolpert. Das ist schon ärgerlich. Seid ihr auch schon auf so etwas aufmerksam geworden?

Update 6. März: Brother dementiert den Vorwurf.

Weiterführend:

  1.  Brother MFC firmware update – non-genuine toner now disables critical features.
  2. Brother printer firmware downgrade discussion.
  3. Tell HN: Brother printers now locking out non-OEM paraphernalia.
  4. Discussion on firmware rollback for Brother printers.

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82 Kommentare

  1. Martin Fischer says:

    Welche aktuellen Farblaser erlauben denn noch Fremdkartuschen?

  2. Von mir aus soll jeder die Tinte im Drucker nutzen, die er möchte. Kunde über die Firmware zu gängeln ist sicherlich auch nicht die feine englische Art.

    Tatsache ist aber auch, dass der Drucker eines Herstellers für die Tinte eines Herstellers entwickelt wurde, bzw. eher umgekehrt. Dann haftet der Hersteller auch bei Problemen in der Garantiezeit. Bei Fremdtinte selbstredend nicht, wenn dann irgendwas defekt ist, was aus der Nutzung von Fremdtinte resultiert. Leider ist die „Geiz ist Geil“ Kundschaft aber so drauf, dass immer der Hersteller oder der böse Servicetechniker der Dumme ist, aber niemals der Kunde selbst. Natürlich gibt es auch die Kunden, die Tipps vom Fachmann beherzigen und verstanden haben, dass das Original am ende oft preiswerter ist, als die Billigversion.

    Wenn ich so machen „Vergleich“ hier lese, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Von Spezifikationen von Kraftstoff und Motoröl ist zu lesen, was mit den Spezifikationen von Tinte verglichen wird. Kauf Euch alle mal Billigtinte für Eure Drucker. Vielleicht trefft Ihr ja zufällig die Spezifikationen der Originaltinte Eures Druckers.

  3. Ich schwöre auf die Tintentankdrucker von Canon.
    Der Canon GX4050 etwa glänzt in Tests und ist absoluter Verbrauchskostensieger.
    Sein großer Bruder GX7050 beherrscht dann sogar Duplex beim ADF-Scannen, dafür aber kein WPA3.

    Der Testbericht in der ct‘ und anderen Medien – sie belegen Platz 1 und 2 im Test von Tintendruckern bei Computerbild – war vorzüglich und die Tinte kostet nicht viel. Es gibt auch Drittanbietertintenflaschen, aber das Risiko lohnt nicht.
    Sogar die Verbrauchskassette (fängt überschüssige Tinte auf) ist auswechselbar.

    „500 Seiten Text für weniger als 1 Euro, eine Farbgrafikseite für 1 Cent und ein Foto im Standardformat 10×15 Zentimeter für 3 Cent. Da ist das Papier meist teurer als die Tinte“ (Computerbild)

  4. Ich habe hier einen Brother S/W-Laser stehen, den ich mal geschenkt bekommen habe aus einem Büro wo sie die kleinen Drucker rausgeworfen und durch Abteilungsdrucker ersetzt haben. War wohl grade ein neuer Toner drin und ich überlegte wenn der leer ist einen Bunten Brother-Laser zu kaufen, weil ich so zufrieden mit dem alten Teil bin. Aber wenn der durch ist, werde ich ihn jetzt wohl ersatzlos entsorgen, drucken kann ich ja wenn ich mal im Büro bin und die Kinder sind zum Glück jetzt langsam aus dem Ausmalbilder-Alter raus.

  5. Nein… ich wollte mir die Tage ein brother s/w Laserdrucker kaufen.
    Naja nochmal überdenken.
    Was ein 8itch move von brother

  6. Ich arbeite in der Branche, Brother ist ein Wettbewerber, aber ich nehme Brother hier trotzdem mal dezent in Schutz. Natürlich ist das Vorgehen fragwürdig, klar. Aber trennt euch mal bitte von der Vorstellung der Gewinnmaximierung. Es geht vielmehr darum, wenigstens Kostendeckung abzusichern. Der Preisverfall und das zurückgehende Druckvolumen raubt den Herstellern die Profitabilität, keinem geht es wirklich gut. Die Kunden sind bei der Hardware extrem preissensitiv, hier sind quasi keine Margen drin. Irgendwo muss der Hersteller Geld verdienen, das können dann nur noch die Verbrauchsmaterialien sein. Wenn der Kunde die dann aber als Nachbauten kauft, bleibt dem Hersteller nichts mehr. Die Qualität der Nachbauten ist auch oft ein Problem und schädigt womöglich den Ruf des Herstellers. Streng genommen gelten auch Zertifizierungen wie Blauer Engel (RAL-UZ219) oder PTS nur für das getestete Gesamtsystem mit originalen VBMs. Glaubt mir, daß Thema Fremd-VBMs ist ein existenzielles Problem für die Hersteller. Nicht ohne Grund zieht sich einer nach dem anderen vom Markt zurück oder lässt sich übernehmen (Panasonic, Toshiba, Samsung, Lexmark…)

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