Wenn das Internet langsam ist: Voraussetzungen für eine Minderung
Vermutlich habt ihr es mitbekommen: Zukünftig können Kunden von Internetprovidern vorstellig werden und Preisnachlass oder eine Sonderkündigung einfordern, wenn eine nachweisbare Minderleistung vorliegt. Das hat die Bundesnetzagentur so festgelegt:
Voraussetzungen für eine Minderung
Die Regelungen der Allgemeinverfügung sehen vor, dass Verbraucher für den Nachweis einer Minderleistung insgesamt 30 Messungen an drei unterschiedlichen Kalendertagen durchführen müssen. Dabei wird ein Mindestabstand von jeweils einem Kalendertag zwischen den Messtagen sowie eine Verteilung der Messungen über den Messtag verankert.
Für die Annahme einer minderungsrelevanten Abweichung bei der minimalen Geschwindigkeit reicht es, wenn an zwei von drei Messtagen die minimale Geschwindigkeit unterschritten wird. Für die maximale Geschwindigkeit ist eine Minderleistung gegeben, wenn an zwei von drei Messtagen 90 Prozent des Maximums nicht einmal erreicht werden. Bei der normalerweise zur Verfügung stehenden Geschwindigkeit liegt eine Abweichung vor, wenn diese nicht in 90 Prozent der Messungen erreicht wird.
Wie man das Ganze nachweisen soll? Durch die Desktop-App von „Breitbandmessung„. Jene App liegt schon lange vor, muss aber derzeit überarbeitet werden, um alles zu gewährleistet, was sich die Bundesnetzagentur so vorstellt. Die App soll aber zum Wirksamwerden der Verfügung bereitstehen, wie man heute kommunizierte:
Die Regelungen für die Messungen zum Nachweis einer Minderleistung sind in der App hinterlegt, sodass Verbraucher lediglich die Messungen nach den Anweisungen der App durchführen müssen. Mit der neuen App können Verbraucher ab dem 13. Dezember 2021 einen Minderungsanspruch oder ein außerordentliches Kündigungsrecht nach den neuen gesetzlichen Regelungen gegenüber ihrem Anbieter nachweisen.
Behauptung: Da wird es ordentlich im Karton rappeln und die Anbieter werden mit ihren Aussagen und Beschreibungen ins Schwimmen kommen. Muss man nur einmal bei Kabelkunden messen, die oft mit weniger Tempo unterwegs sind, als vertraglich möglich wäre.
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Langsam lohnt es sich glatt, wieder zu Vodafone zu wechseln, einen superschnellen Anschluss zu buchen, nachts für Downloads zu nutzen und dann tagsüber die Messungen durchzuführen wenn’s kriecht. Ruckzuck top Anschluss zum sehr guten Preis. Hmm…
Ich würde Gigabit für 40€ schon jetzt als sehr guten Preis bezeichnen. Selbst wenn unterm Tag nur die Hälfte ankommt ist es immer noch billiger wie Telekom.
Bei mir gab’s leider großteils tagsüber nichtmal 10%, Ausrede von Vodafone: Ihre Geräte sind wohl defekt (aber nur tagsüber? Nachts hatte ich 85-109%)
Haha ja, ich dachte ich bin der einzige bei dem es so ist. Von meinem Gigabit kommen manchmal nur 30-70 an…
Das Stichwort ist „billig“
Moralisch unterste Schublade.
Du findest also, dass es kein Problem ist, wenn mir Vodafone mehr verkauft als sie liefern können – ich zahle für die volle Bandbreite 24/7 gerne den vollen Betrag – ist das OK, aber wenn ich den Spieß umdrehe ist es verwerflich? Ich weiß ja nicht, ich finde das ganz Okay
Ich finde es sogar äußerst gut, dadurch sind die Anbieter endlich gezwungen die Leistung zu erbringen die sie versprechen. Oder sie versprechen dann eben weniger, auch in Ordnung. Im Endeffekt geht das Vorgehen zu hoher Versprechungen zu Lasten der Unternehmen (und deren Kunden), die am wenigsten Lügen. Was Lügen dann wiederum fast zwangsweise nötig macht (–> systemisches Problem). Daher ist es gut, wenn der Gesetzgeber Transparenz vorschreibt bzw. Möglichkeiten gesetzlich zur Verfügung stellt, um diese rechtssicher als Kunde schaffen zu können.
Downloads zur Nacht sind doch ebenfalls absolut sinnvoll, da man das Netz dann nicht zu Zeiten belastet, wo es sich mehr Leute teilen müssen.
Klar erarbeitet man sich durch das messen möglicherweise einen Preisvorteil, aber es ist eben auch etwas arbeitet das alles zu machen und im Endeffekt hat es einen positiven Nutzern für alle.
Gilt das auch wenn der Upload nicht eingehalten wird? Hatte da bei VF monatelang Probleme. Down war ok, Up nur zwischen 15-50% vom gebuchten Tarif.
Ich denke das es auch dafür gilt.
Nur 30 tztzztzt. Wieso keine 80 Messungen. Ohne Worte.
Eine spannende Frage, die ich mir bislang noch nicht so recht beantworten konnte, ist folgende:
Angenommen, ich habe und zahle für einen VDSL100 Anschluss, bei dem die maximal nutzbare Bandbreite aber nur bei circa 70Mbit liegt. Mit der neuen Regelung könnte ich jetzt hergehen und anhand der Grundpreise für einen VDSL50 und einen VDSL100 Anschluss ausrechnen, wieviel ein theoretischer „VDSL70“ Anschluss kosten würde, und den Betrag entsprechend absenken. So weit so gut.
Die Frage ist nur, wenn ich das tue, kann die Telekom dann im Gegenzug hergehen und sagen, dass ich dann ab sofort eben nur noch einen VDSL50 bekomme, bei dem ich dann natürlich immer und problemlos die volle bezahlte Bandbreite erhalte. Das würde ich aber natürlich nicht wollen, denn 70 sind halt immer noch besser als 50.
Ich frage mich wie die Provider reagieren werden. Eventuell Kündigung nach Ablauf der Mindestvertragsdauer? Ähnlich wie die Banken die Gebühren ohne aktive Zustimmung der Kunden eingeführt hatten? Außerordentliche Vertragsänderungen und bei Verweigerung der Zustimmung dann auch Kündigung? Aussitzen? Ich könnte aber werde das zunächst nicht austesten, ich hoffe auf baldige Ertüchtigung der Infrastruktur.
Wie kommst du zu deiner Berechnung?
Die Regeln sind meines Wissens andere.
Genau SO wird es kommen. Bei mir bezahle ich eine 35000 Leitung. Bekomme aber nur knapp 20000. Wenn ich jetzt mosere, wird mir der Provider halt die 16000er verkaufen. Punkt.
Da es KEINEN anderen Anbieter bei mir (halb ländlich) gibt, habe ich halt die Arschkarte. Aber lieber nehm ich die 20.000 also die 16.000 (wo der Upstream nochmals beschnitten wird).
Genau so wirds auch bei allen anderen laufen.
Der bessere Weg wäre gewesen, wenn die Bundesnetzagentur für ALLE Bundesbürger ein (geschätzt) Minimum von 200 MBit angegeben hätte. Und davon wird dann das Prozentuale gerechnet, was beim Bürger ankommt. Dann erst kommt bei den Anbietern Wallung auf und es würden hoffentlich bessere Leitungen gelegt.
Mit der bisherigen Regelung wird halt zurückgestuft… und es ändert sich genau: NIX.
Naja, als erstes werden vermutlich alle Anbieter hingehen und Traffic zu den „Mess-Servern“ priorisieren.
Speziell bei Vodafone (Kabel) stelle ich jetzt schon fest, das (jedenfalls hier) das Problem weniger ein überlastetes Segment ist, dafür das Peering teilweise aber echt übel ist. Speedtests gegen Vodafones eigene Server sowie die üblichen Verdächtigen (speedtest.net, fast.com, …) sind i.d.R. nah‘ am maximum. In der Praxis sieht das dann schon anders aus. Apples networkQuality scheisst selten mehr als ein „Responsiveness: Medium“ aus. Vermutlich wegen dem ohnehin schon vergleichsweise mickigrem Upstream der sich dazu noch schwer tut in die Nähe des Maxumus zu kommen. Wird Zeit, dass da mal – wie beim Downstream – auf DOCISIS 3.1 aufgerüstet wird.
Ein Messtool gibt ja jetzt schon. Da haben die Anbieter sicherlich schon ihr Möglichstes getan, dass soviel wie möglich ankommt.
das sehe ich als zusätzliches problem, das nicht alle netze aus allen anderen netzen gleich gut zu erreichen sind. wenn dein speedtest dir vernünftige werte anzeigt aber das netz eines dienstes schlecht zu erreichen ist, bringt dir der gute speedtest auch nichts. da hat die bnetza nicht zu ende gedacht, sonst hat sie ja gute ideen aber hier ists irgendwie sinnfrei.
Kommt halt auch immer darauf an wie sauber es kommuniziert wurde im Vorfeld.
Ich zahle aktuell für einen 250 MBit Anschluss bei der Telekom, bekomme aber nur 140 MBit mehr geht technisch nicht. Warum konnten sich auch zwei Telekom Techniker nicht erklären, liegt wohl an den alten Kabeln vom Verteiler die letzten Meter bis zu meinen Haus.
Aber lieber so als 5 Euro im Monat zu sparen und nur den 100 MBit Tarif mit 100 MBit zu buchen.
Bei mir ist es auch so, dass die maximale Leistung nicht erreicht wird, weil die Verkabelung im Haus das einfach nicht leisten kann. Schwer vorstellbar, dass auch sowas tatsächlich zu einer Minderung berechtigt.
Sicher berechtigt das. Wenn der Anbieter sowas feststellt, muss dann eben der Vertrag angepasst werden. Es kann halt nicht sein, dass man für etwas zahlt, was man nicht bekommt.
Wenn’s einem die 40Mbit/s mehr Wert sind. Mir wäre es das nicht.
Nutzt ja mal gar nix, wenn das Peering müll ist und der Traffic zu den Testservern priorisiert wird.
Ich habe das Problem, dass bei meiner 500 Mbit Leitung der Speed (Down und Up) in Ordnung ist. Die Leitung ist aber instabil. Ich habe immer wieder sprunghafte Latenzen (20ms bis 2000ms) und sogar kurze Aussetzer. Die zu protokollieren ist schwieriger, aber möglich (natürlich über LAN und direkt zur FRITZ!Box an den Provider gerichtet). Trotzdem wird das Problem nicht behoben, weil die Geschwindigkeit ja in Ordnung sei, wie es die Netzargentur vorgibt.
Hat danke jemand Erfahrung oder einen Tipp?
Latenzen sind wahrscheinlich nicht Teil der Leistungsbeschreibung.
Würde ich mal schauen ob es da irgendwelche Erwähnungen zur Qualität der Verbindung gibt.
das würde ich eher als Störung bezeichnen und auch so in Richtung Anbieter melden. Ich würde mit speziellen Tools, wie z.B. pingplotter das Problem aufzeichnen und an die Störmeldung als Screenshot anhängen. Dabei deinen Netzaufbau und Versuche das Problem zu beheben so detailliert wie möglich zu beschreiben, damit der Anbieter quasi gar nicht anders kann als das zu akzeptieren.
Danke, habe ich probiert (mit Pingplotter), aber ohne Erfolg. Die messen die Leitung und wenn in den Moment alles passt, wird mir gesagt, dass es keine Störung gäbe. Dann melde ich die Störung erneut und nach zwei treffen kommt das selbe Spiel..
Aber ich nehme deinen Hinweis als neuen Angriff!
Wie soll denn gewährleistet werden, dass keine anderen Geräte im Netzwerk bei der Messung was aus dem ziehen? Absichtlich oder nicht sei mal dahin gestellt.
Ebenso kann natürlich auch das lokale Netz Müll sein.
Deswegen läuft die Anwendung zum Messen auch nur über LAN.
Tja aus dem 1Gbit Port wird Ruckzuck ein 10 mbits port
Tja DSL 100 Verträge werden häufig mit 40 Mbit/s Upload angeboten, logisch. Der Sync erfolgt aber maximal mit 36,99 Mbit/s (brutto), hat nix mit der der Entfernu8ng zu tun, sondern wohl mit den Einstellungen der Gegenstelle… Eigentlich müsste man dann der Logik nach doch auch eine Minderung durch bekommen. Der Upload ist schließlich netto sicherlich unter 36 Mbit/s, also liegt die Maximalgeschwindigkeit in Senderichtung bei weniger als 90% im Verhältnis zur beworbenen Bandbreite.
Nein, weil die Telekom für VDSL 100 als normale Geschwindigkeit 33,4 Mbit/s im Upload und 20 als Minimum angibt und drunter Sync der Anschluss gar nicht. Da ist also kaum was zu holen.
https://www.telekom.de/dlp/agb/pdf/48420.pdf?
Da werden sich noch viele wundern wo die minimalen Grenzen bei vielen Betreibern liegen… so doof sind die nämlich gar nicht.
Bei Kabelanschlüssen müsste sich das trotzdem bei sehr sehr vielen Rentieren, da diese manchmal tatsächlich extrem mies laufen und kaum Down oder Upload ausspucken zu bestimmten Zeiten am Tag.
Ich denke, dass wird nur die Kunden einen Chance auf (teilweise) Rückerstattungen haben, bei denen die maximale Bandbreite nie an die entsprechend vereinbarte Bandbreite heranreicht, zum Beispiel aufgrund zu großer Leitungslänge oder massiven Signalbeeinflussungen. Bei sporadischen Engpässen eher nicht.
Dank QoS ist es für einen Netzbetreiber ein Leichtes, ein nach „bretibandmessung.de“ abgesetztes Datenpaket zu identifizieren und den dieser IP-Adresse zugeordneten Traffic zu priorisieren. Ungleich schärfer wäre dass Schwert der BNetzA, wenn den Netzbetreibern untersagt wird, diesen Traffic zu priorisieren (wobei es sicher nicht ganz einfach ist, dies auch tatsächlich zu überprüfen bzw. überwachen)
Das regelt doch die Netzneutralität
Wenn nur Kupfer liegt oder die Innhausverkabelung von 1900 ist, operiert jeder am physikalischen Limit.
Insofern ist es schwer zu sagen, wir machen jedem Kunden ein individuelles Angebot
Da muss man in „bis zu“ Stufen einteilen.
Sooo kann man dan schön durch den Switch mal begrenzen. Und aus 100Mbit ganze 10Mbit machen. Und schön Rabatte genießen. Man wird ja so oder so überall beschissen.
Leseempfehlung für Sie und andere ‚Cleverle‘:
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__263.html
Was Du in Deinem Netz machst, ist dem Provider schnuppe, der sieht ganz genau, wieviel bei Dir ankommt.