Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 im Test: Ein tolles Spiel, aber ein schlechtes Sequel
Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 hat eine ziemlich turbulente Entstehungsgeschichte hinter sich. Eigentlich sollte das Spiel bereits 2020 auf den Markt kommen und somit mit den Xbox Series X|S und PlayStation 5 die neue Konsolengeneration einläuten. Das Entwicklerstudio Hardsuit Labs versprach ein facettenreiches RPG, das in Sachen Gameplay und Atmosphäre direkt an den Vorgänger anknüpfen sollte. Doch es kam anders: Nach mehrfachen Verschiebungen zog der Vertrieb Paradox zunächst den Stecker und übertrug das Projekt dann stattdessen dem Studio The Chinese Room. Inzwischen ist „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ tatsächlich für PC und Konsolen erhältlich – und ich konnte das Game für euch anspielen.
Vielleicht kurz zu meiner Vorgeschichte: Teil 1 war anno dazumal das allererste Spiel in meiner Steam-Bibliothek. Gezockt habe ich dann aber als erstes „Half-Life 2“, das ich mir ebenfalls zeitnah gekauft hatte. Beide Spiele basieren ja auf der Source Engine von Valve. Trotz der vielen Bug zum Launch, habe ich „Vampire: The Masquerade – Bloodlines“ damals begeistert gespielt. Die düstere Stimmung, die vielen Entscheidungsmöglichkeiten und die wirklich gut geschriebenen Quests haben mir richtig gut gefallen. Entsprechend fand ich es sehr schade, dass der Titel zum Launch 2004 ziemlich untergegangen ist. Über die Jahre hat das Rollenspiel dann aber, auch dank der sehr engagierten Fan-Community, die über Patches für neue Funktionen und Inhalte gesorgt hat, Kultstatus erreicht.
Damit tritt „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ ein schweres Erbe an. Und wer meinen Bericht nicht bis zum Ende lesen möchte, der kann einfach die Überschrift als Fazit ansehen: Subjektiv gefällt mir dieses Spiel richtig gut: Es erzählt eine lineare, aber sehr spannend und stimmungsvoll gemachte Geschichte mit super geschriebenen Charakteren und Dialogen. Aber: Als Fortsetzung eines legendären Rollenspiels wiederum ist das Game ein kompletter Schuss in den Ofen.
Mein Test-System:
- CPU: AMD Ryzen 7 9800X3D
- CPU-Kühler: Noctua NH-D15 G2
- Motherboard: MSI Tomahawk Wi-Fi AMD X670E
- RAM: 64 GByte G.Skill Trident Z5 Neo RGB DDR5-6000 CL30
- Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 5080
- SSD: Kingston Fury Renegade 2 TByte + WD_Black SN850 1 TByte
- Externer Zusatzspeicher: SanDisk Extreme Portable SSD mit 8 TByte
- Netzteil: be quiet! Power Zone 2 (1.000 Watt)
- Tower: be quiet! Dark Base Pro 901 (White)
„Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“: Es kommt auf die Erwartungshaltung an
Letzten Endes wird es also von eurer Erwartungshaltung abhängen, was ihr aus „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ ziehen könnt. Ihr wünscht euch ein komplexes Rollenspiel, in dem ihr einen eigenen Charakter erstellen, mit Entscheidungen die Story beeinflussen und Skills und Inventar verwalten dürft? Dann seid ihr hier an der komplett falschen Adresse. Euch kommt es eher auf eine spannende Story und interessante Figuren an? Dann könnte dieser Titel etwas für euch sein.
Versteht mich dabei nicht komplett falsch: The Chinese Room liefert euch im Verlauf der Handlung von „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ durchaus Gelegenheiten, Gespräche zu lenken und Entscheidungen zu treffen. Es gibt auch verschiedene Enden. Doch bis auf wenige Ausnahmen haben eure Entscheidungen kaum bis keine Auswirkungen und die Geschichte verläuft sehr linear. Am Ende sind es vor allem wenige Kern-Abzweigungen, die bestimmten, wie sich etwa Beziehungen zu bestimmten Schlüsselfiguren entwickeln – egal wie ablehnend oder zugeneigt ihr vorher und nachher aufgetreten seid.
Wie angesprochen: In „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ könnt ihr euch auch keinen eigenen Charakter erstellen. Ihr spielt stets den Alt-Vampir Phyre. Nur das Geschlecht und euer Clan lassen sich bestimmen. Allerdings hat auch die Wahl des Clans kaum echte Auswirkungen. Etwa könnt ihr die Skills aller Clans erlernen und auch in Dialogen spielt eure Zugehörigkeit nur selten eine Rolle. Das steht im harten Gegensatz zu Teil 1, bei dem etwa das Durchspielen als verrückter Malkavianer extrem von dem Erlebnis als monströser Nosferatu oder charmanter Toreador abgewichen ist.
Action-Adventure statt Rollenspiel
In „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ gibt es kein Inventar, ihr könnt auch keine Waffen einsammeln, sondern nur temporär in Kämpfen die von Gegnern fallengelassenen Exemplare einsetzen. Primär müsst ihr euch auf eure Vampir-Klauen und Fähigkeiten verlassen. Diese entwickelt ihr zwar über ein Skill-System weiter, das erfolgt aber im Grunde linear, bis ihr alles aktiviert habt. Ihr nehmt also nicht etwas verschiedene Abzweigungen, um euch in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln.
Aus meiner Sicht ist „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ im Ergebnis eigentlich gar kein RPG, sondern eher ein Action-Adventure, das z. B. etwas an „Dishonored“ erinnert. Seattle als Schauplatz wirkt dabei im Übrigen dank der Unreal Engine 5 sehr stimmungsvoll. Allerdings stellt man mit zunehmender Spielzeit fest, dass die Stadt eher statisch und primär Staffage ist. Abseits der Haupt- und Nebenaufgaben gibt es im Grunde kaum etwas zu entdecken, sieht man von spielerisch im Grunde sinnlosem Sammelkram ab, der fast wie ein verschämtes Alibi wirkt.
Im Übrigen nutzt „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ keine komplett offene Spielwelt, sondern verbindet vielmehr mehrere, größere Hubs miteinander. Dabei trefft ihr durchaus auf Passanten, denen ihr euch, möglichst fernab neugierige Blicke, das Blut aussaugen könnt, um euch zu stärken. Kein einziges Auto fährt allerdings durch die Großstadt. Das wird zwar Klimaschützer freuen, wirkt aber doch herbe unrealistisch.
Die Kämpfe machen dabei durchaus Spaß, denn als Ur-Vampir setzt ihr zahlreiche übernatürliche Fähigkeiten ein, um etwa in Matrix-Manier zwischen Zeitlupe und Hochgeschwindigkeit Gegner mit rasanten Faustattacken über den Bildschirm segeln zu lassen. Mangels eines komplexeren Skillsystems und einer gewissen Dümmlichkeit der KI nutzen sich die Gefechte aber relativ schnell ab. Da die Scharmützel aber meistens relativ schnell vorbei sind, habe ich mich immer noch gut unterhalten gefühlt – nicht wie etwa in „Dragon Age: The Veilguard“ nur noch gelangweilt.
Die Stimme in meinem Kopf
In „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ kann man zwar selbst keinen Malkavianer spielen, hat aber einen in seinem Kopf: die Stimme des ehemaligen Privatdetektivs Fabien. Wie es dazu gekommen ist, stellt ein zentrales Rätsel der Story dar, das ich euch deswegen nicht spoilern möchte. In Rückblenden schlüpft ihr dann sogar selbst in Fabiens Rolle, weswegen das Spiel zwischen zwei Zeitebenen wechselt. Obendrein kommt Fabiens Spürnase zum Einsatz, um ähnlich wie etwa in der Reihe „Sherlock Holmes“ von Frogwares manchmal Rätsel zu lösen. Coole Idee, die das Gameplay auflockert.
Im Übrigen bietet euch „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ zwar deutsche Texte an, aber nur eine englischsprachige Sprachausgabe. Die restliche Soundkulisse ist stimmig, auch wenn sich hier nichts so einbrennt wie beim ersten Spiel, das auch mit lizenzierter Musik aus dem Gothic- und Alternative-Sektor zu punkten wusste. Im Übrigen hat mir auch die Gestaltung der Charaktere richtig gut gefallen: Die Sprecher machen nicht nur einen hervorragenden Job, die Figuren sind auch stimmig animiert und sehen aus meiner Sicht ansprechender aus, als in vielen Triple-A-Titeln.
Letzten Endes fällt es mir aber relativ schwer, „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“, komplett vom Original zu trennen, auch weil das Spiel im Gegensatz zu manch anderem Sequel auch für sich genommen kein reiner Knaller geworden ist. Zum Beispiel ging auch „Baldur’s Gate 3“ in vielen Aspekten andere Wege als die Vorgänger, erhielt aber deren DNS und toppe die ersten beiden Teile in fast allen relevanten Punkten haushoch
Mein Fazit zu „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“
„Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ ist in Sachen Charaktere, Story und Atmosphäre ein erstklassiges Spiel. Allerdings ist das Gameplay manchmal so eine Sache: Die Kämpfe haben anfangs Wumms, werden aber mit zunehmender Spielzeit etwas eintönig. Ein Rollenspiel ist dieser Titel eigentlich nicht ernsthaft, eher solltet ihr hier ein Action-Adventure aus der Egoperspektive erwarten, das viel Fokus auf seine narrativen Elemente legt.
Nach rund 20 Stunden flimmert dann der Abspann über den Bildschirm. Ich habe mich von „Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2“ am Ende gut unterhalten gefühlt, doch der Titel wird sich nicht so dauerhaft in mein Gedächtnis einbrennen wie das Original. Ob das Spiel für euch am Ende eine Kaufempfehlung darstellt, hängt vor allem von eurer Erwartungshaltung ab.
| # | Vorschau | Produkt | Preis | |
|---|---|---|---|---|
| 1 |
|
Vampire: The Masquerade Bloodlines 2 Day One Edition (PS5) | 58,19 EUR | Bei Amazon ansehen |
| 2 |
|
Vampire: The Masquerade Bloodlines 2 Premium Edition (PS5) | 89,99 EUR | Bei Amazon ansehen |
| 3 |
|
The Art of Vampire: The Masquerade--Bloodlines 2 (Vampire: Masquerade-Bloodlines, 2) |
47,97 EUR |
Bei Amazon ansehen |
Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf gelangt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir eine kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.



Metacritic von 63% ist halt sehr weit weg von einem „tollen Spiel“. Die richtige Einordnung ist wohl untere Mittelklasse, oder auf gut deutsch gesagt: mittelprächtig.
Metacritic ist ein Aggregatior kein Rezensent – Reviews sind subjektiv. Entsprechend gibt es hier genau so positive wie negative – und mittelmäßige Kritiken. Such dir halt aus, was deiner Meinung entspricht ;-).
Ich orientiere mich bei meiner Bewertung nicht an einem aggregierten Wert , sondern an dem was ich selbst wahrnehme.
Ich hatte mich seit Jahren auf dieses Spiel gefreut. Und dann wird so ein Müll veröffentlicht. Hier sieht man klar, wie schlimm es enden kann, auch was Verkäufe angeht, wenn Manager keine Ahnung haben, was für ein Produkt sich die Spieler wünschen. Das exakte Gegenteil von BG3.
Wird maximal mal in nem Sale mitgenommen.
Sie hätten das Spiel unter dem Titel echt einstampfen sollen und irgendeinen anderen Namen wöhlen soll. Ist echt enttäuschend, dass es kein „richtiger“ Nachfolger ist.
Na komm, das war doch abzusehen, dass es nicht der geistige Nachfolger von Vampire: The Masquerade – Bloodlines wird, sondern nur der Namentliche. Die freigegebenen Trailer haben doch Bänder gesprochen. Spätestens nach dem ersten Trailer war es schon recht deutlich, dass es kein richtiger Nachfolger wird.