TRMNL: E-Ink-Display für Zuhause angeschaut

Der eine oder andere unter euch hat sicher schon einmal in Erwägung gezogen, sich nach einem smarten Display umzuschauen. Es gibt ja schon ein paar Geräte in diesem Bereich, für mich sollte es aber etwas Dummes sein. Etwas, das ich irgendwo hinstellen kann und entscheiden kann, was genau darauf angezeigt wird. TRMNL hat vor einiger Zeit ein Kickstarter-Projekt zu seinem E-Ink-Display gestartet. Ich habe mir mal zwei Modelle besorgt und Zuhause ausprobiert.

Design und Verarbeitung

Beim ersten Auspacken fällt direkt das minimalistische und funktionale Design auf. Das Gerät besteht aus einem Kunststoffgehäuse, das sich solide anfühlt und durch ein schlichtes Weiß überzeugt. Es geht sicherlich wertiger, aber für einen Bilderrahmen mit E-Ink-Darstellen ist das allemal ausreichend. Mit den kompakten Abmessungen von 171 × 116 × 10 mm ist es angenehm unauffällig und lässt sich problemlos an die Wand hängen oder auf einem Tisch platzieren. Für Letzteres liegt ein kleiner, verchromter Standfuß aus Stahl bei, der sich auf der Rückseite ausklappen lässt.

Die Front wird komplett vom E-Ink-Panel dominiert. Ab Werk kommt das Display in Schwarz-Weiß, was bei E-Ink-Geräten gängig ist.

Technische Daten und Ausstattung

  • Display: 7,5″ E-Ink (1-Bit, Schwarz-Weiß)
  • Innereien: ESP32-Mikrocontroller
  • Akku: 1.800 mAh Lithium-Akku (Herstellerangaben: bis zu 3 Monate Laufzeit)
  • Konnektivität: Wi-Fi für Datenaustausch, keine Kabelverbindung notwendig
  • Gehäuse: Soft-Touch ABS-Kunststoff (Farbe: Weiß), Standfuß aus Metall
  • Gewicht: Ca. 165 g

Der (laut Hersteller) bis zu drei Monate haltende Akku mit 1800 mAh ist das eigentliche Feature, das den langen autarken Betrieb ermöglichen soll. Keine Abhängigkeit von einer Steckdose und das über Monate hinweg. Nach dem Motto „Nur Strom bei Bedarf“ wird nämlich ausschließlich beim Neuladen oder Aktualisieren der Inhalte Energie verbraucht. Auf Wunsch kann man beim Kauf einen größeren Akku mit 2500 mAh verbauen lassen. Dieser hält je nach Aktualisierungsrate 6 Monate oder mehr.

Einrichtung und Praxis

Die Ersteinrichtung ist simpel und intuitiv. Nach dem Einschalten verbindet man das TRMNL per WLAN mit dem Netzwerk. Dazu wählt man im Setup-Menü sein Heimnetz aus und gibt das Passwort ein. Hier bin ich leider auf ein paar Problemchen gestoßen. Denn es gibt noch ein paar bekannte Probleme. Das WLAN hat am Anfang herumgezickt und die Geräte wollten sich nicht so recht verbinden. Nach ein paar Anpassungen am 2,4GHz-WLAN und dem Lesen des Support-Artikels hat es dann aber geklappt. Danach steuert man die Weboberfläche des Geräts (bzw. des Anbieters) an und legt dort fest, wie oft der Bildschirm aktualisiert werden soll und welche Inhalte erscheinen.

Was hier sofort auffällt, ist die Flexibilität des Systems. TRMNL selbst zeigt eigentlich nur Bitmap-Grafiken an. Diese 1-Bit-Bilder (im Schwarz-Weiß-Format) werden auf einem Server generiert. So kann man beliebige Informationen zu einem einzigen Bild zusammenfügen, ob Wetter, Kalender, RSS-Feeds, To-do-Listen oder sogar Grafiken aus selbst erstellten Apps. Einmal konfiguriert, weckt sich das Gerät in einem gewünschten Intervall (z. B. alle 15 oder 30 Minuten), holt die aktuellen Bilder ab und legt sich wieder schlafen. Je länger die Intervalle, desto länger die Akkulaufzeit.

Plugins, Playlists & Open Source

Das Webinterface von TRMNL stellt ein Plugin-System bereit, mit dem man bestehende Module (z.?B. für Google-Kalender oder Reddit) sehr einfach einrichten kann. Man authentifiziert sich gegebenenfalls über OAuth und wählt, wie die Inhalte dargestellt werden sollen. Anschließend lassen sich verschiedene Plugins in einer Playlist oder einem „Mash-up“ zusammenführen. So kann man etwa morgens einen Kalender einblenden, später ein To-do-Widget und abends eine Übersicht über bevorstehende Serienstarts oder Sportergebnisse.

Eine Besonderheit ist, dass man mehrere Plugins auch gleichzeitig auf dem Display anzeigen kann, indem man sie in Kacheln anordnet. Es wird dann nur eine große Bitmap erzeugt, in der jede Kachel an der richtigen Stelle sitzt.

Spannend wird es bei der offenen Architektur. Die Firmware des TRMNL steht unter GPLv3-Lizenz. Das bedeutet, wer basteln möchte, kann sich den Code anschauen, eigene Anpassungen vornehmen oder sogar versuchen, mit ähnlicher Hardware ein eigenes Gerät zu bauen. Der Hersteller spricht von einem offenen Ökosystem, das einerseits Endanwendern dienen soll (die einfach ein fertiges Produkt möchten), andererseits Tüftlern und Entwicklern mit einer API zur Verfügung steht.

Um komplett eigene Plugins über den Server des Herstellers laufen zu lassen, zahlt man einmalig 20,00?€ für eine API-Lizenz. Wer das umgehen möchte, setzt einen eigenen Server auf – ebenfalls vom Hersteller dokumentiert – und kann so seine Datenverarbeitung unabhängig betreiben. So entsteht kein Zwang zu Abomodellen, was gerade in Zeiten zunehmender „Abo-Trends“ wohlwollend hingenommen wird.

TRMNL in der Praxis

In meinem Test machte das Display einen sehr guten Job. Die Inhalte, die ich mir eingerichtet hatte – Kalender, Wetter, RSS-Feed meines Lieblingsblogs 😉 – aktualisierten sich reibungslos. Der Wechsel der Bilder dauert nur ein bis zwei Sekunden. Auch wenn die Anzeige nicht für Videos gedacht ist (Schaltzeiten von E-Ink sind dafür viel zu langsam), macht das Display einen tollen Job als reines Info-Board. Mehr möchte es auch nicht sein, dann Touch ist hier eh Mangelware.

Die Darstellung bleibt selbst bei direkter Sonneneinstrahlung sehr gut lesbar. Wer einen E-Reader schätzt, wird sich hier direkt heimisch fühlen. Ob im Home-Office oder an der Küchenwand, das TRMNL fügt sich optisch gut ein und wirkt weder zu groß noch zu klein.

Das Fazit

Natürlich ist der TRMNL mit rund 130 € kein Spontankauf. Für ein 7,5-Zoll-E-Ink-Display mag das manchen hoch erscheinen. Andererseits bekommt man dafür ein langfristiges Setup, das ohne laufende Kosten auskommt, monatelang ohne Steckdose betrieben werden kann und eine tolle offene Softwarestruktur für eigene Ideen bietet. Besonders Technikbegeisterte werden die Freiheit lieben, eigene Plugins zu bauen oder die Firmware anzupassen. Wer hingegen einfach nur einen stromsparenden Info-Screen haben möchte, wird schon mit den vorkonfigurierten Optionen glücklich.

In meinen Augen ist das TRMNL ein guter Mix aus Minimalismus und Flexibilität. Für Live-Videos oder schnelles Surfen taugt es nicht, dafür ist E-Ink einfach ungeeignet. Doch als dezentes Dashboard für Kalender, To-dos oder Wetterdaten erfüllt es voll seinen Zweck. Solltet ihr euch das Display anschauen wollen, nutzt beim Kauf gern den Code „CASCHYS“ über den ihr 10 Euro Rabatt und der Blog auch 10 Euro bekommt.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei X (Twitter), Threads, Instagram, XING und Linkedin, per Website oder via Mail

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17 Kommentare

  1. Ich hab mir vor einiger Zeit selbst ein E-Inkdisplay mit Kalender und Terminen gebaut. Das Projekt hier ist sicher interessant gerade wegen der sehr langen Akkulaufzeit. Aber es hat einen entscheidenden Nachteil: es läuft zwingend ein Server. Der ESP32 schubst nur Pixel.
    Insofern stimmt der Satz, dass “man dafür ein langfristiges Setup, das ohne laufende Kosten auskommt” nicht ganz. Die Frage wie lange die Server des Anbieters (kostenlos) laufen stellt sich natürlich. Klar kann man einem eigenen Server betreiben, ich habe mich bei meinem Display dann aber doch lieber für einen Raspbi Zero entschieden, der bootet einmal in der Nacht und geht dann wieder schlafen. Alle vier Wochen ungefähr muss er a den Strom.
    Trotzdem ist das Display von TRMNL ein cooles Projekt.

  2. Ein ganz interessantes Projekt. Ich bin schon lange auf der Suche nach einem Display für HA. Dieses unterstützt es (noch) nicht nativ, aber es sieht so aus (nach schnellem Überfliegen auf Reddit/Trello), dass dem nicht im Weg stehen dürfte. Ein MQTT Modul ist geplant.
    Mal schauen, ich werde an dem Thema und TRMNL dranbleiben…

    • Arno Nuehm says:

      Wenn es für dich kein E-Ink sein muss: Ich hab mir ein Galaxy Tab A9+ gekauft. Bei Makerworld findet man eine STL damit dieses in einen Bilderrahmen passt. Passepartout kann man sich passend bei Hornbach konfigurieren. Steht alles im Projekt bei Makerworld (weiß nicht ob ich hier Links posten darf).

      Hab dort Fully Kiosk drauf. Strom kommt versteckt durch die Wand hinter dem Bilderrahmen. Durch die Integration von Fully Kiosk in HA kann man quasi alles vom Gerät abfragen und sich so ne Automation bauen, die den Akku zwischen 20 und 80% hält. Das Display wird auch nur aktiviert wenn jemand davor steht. Entweder über die Kamera des Geräts oder durch Bewegungs- oder Präsenzmelder. Ich nutze es mit einem Präsenzmelder, da ich im Passepartout kein Loch für die Kamera reinschneiden wollte. Sieht optisch etwas schöner aus.

      Vielleicht hilft dir das weiter.

      • Ich hatte mir mal extra dafür ein Arduino Tablet gekauft…habs schnell wieder sein lassen. Hatte auch ein Arzopa 16“ Display auf dem Radar…
        Die E Ink Displays haben den enormen Vorteil, sehr gut lesbar zu sein, bedingt durch den unschlagbaren Kontrast, der ausgezeichneten Winkelstabilität und der Always On ohne hohen Stromverbrauch. Für ein Anzeigepanel ohne Touchfunktionalität perfekt!

      • Kannst du vielleicht den Link einstellen oder den Namen des Projekts?

  3. Ein integriertes Thermo-/Hygrometer fände ich noch top

  4. Weis jemand, ob und wenn ja, wie viel Steuern bei der Lieferung anfallen?

    • Ich hab’s mir vor einem halben Jahr bei Kickstarter für rund 100€ geholt und musste 19€ Einfuhrabgaben und 6€ Auslagepauschale bezahlen. Ist vermutlich jetzt noch genauso, nur daß der Preis inzwischen höher ist.

      Bin sehr zufrieden mit dem Teil. Habe mir meinen eigenen Server aufgesetzt und erzeuge mir den Bildinhalt aus allerlei Datenquellen im Haus selbst, so daß ich nicht vom Anbieter abhängig bin.

  5. Martin Fischer says:

    Die ePapers von Waveshare oder TTGO kann man direkt mit esphome ansteuern, ganz ohne Server. Siehe https://esphome.io/components/display/waveshare_epaper.html

  6. Die Aktion ist schon geschlossen? Der Artikel hier ist dich ganz neu? Bin dem Link zur Seite gefolgt.

  7. Shipping international, also nach Deutschland, 17,95€ und keine Info bzgl Zoll. Schade, wollte ich direkt kaufen; eine Info zu den Versandkosten hätte ich im Artikel gut gefunden.

  8. Gibt es eine Integration für Home Assistant?

  9. Auf den Bildern oben sind viele Informationen wie z.B. für den Kalender nur auf Englisch zu sehen, vor allem auch Zeiten und Datum. Kann man das auch Deutsch einstellen?
    Auch wenn hier jeder Englisch versteht, bei so etwas möchte ich dann doch etwas Deutsches hier haben.

  10. Sehe ich das richtig? Einem Gerät, dessen Innenleben ich nicht kenne, gebe ich Zugang zu einem (externen?) Server, der auf meine Konten zugreift? Scheint mir nicht sehr sinnvoll zu sein.

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