Sunlu FilaDryer S4 im Test: Filament-Trockner und Lagerhilfe in einem

Seit geraumer Zeit bin ich nun im Bereich 3D-Druck unterwegs. Im Grunde gibt es keinen Tag, an dem ich nicht irgendwas drucke, eigene Modelle erstelle oder mich zumindest mit Filamentbestellungen und dergleichen beschäftige. Dementsprechend ist meine Sammlung an unterschiedlichen Filamenten und vor allem Farben doch schnell gewachsen. Am liebsten bin ich noch immer mit PLA und PETG unterwegs. Ein Faktor, über den ich mir zu Beginn noch recht wenig Gedanken gemacht hatte, ist die Luftfeuchtigkeit, welche die Qualität des Filaments reichlich beeinflussen kann.

PLA beispielsweise kann wochen- bis monatelang ausgepackt auf der Rolle im Raum lagern und nimmt dabei nur langsam Feuchtigkeit auf. Bei PETG geht das schon schneller – der Effekt der Feuchtigkeit im Filament ist in beiden Fällen derselbe: Das Wasser verdampft beim Drucken und sorgt für Fehler und Beschädigungen im Druck. Desto länger PLA der Feuchtigkeit ausgesetzt ist, desto eher besteht die Gefahr, dass die sogenannte Hydrolyse einsetzt und das Material nach und nach zersetzt. Das lässt sich anfangs noch gut eindämmen, sorgt aber später dafür, dass der Filamentstrang ganz einfach bricht, da das Material spröde wird. Auch PETG nimmt Luftfeuchtigkeit auf, doch durch Trocknung bekommt man jenes auch problemlos wieder raus.

Soweit erst einmal zu groben Einführung. Denn in diesem Text soll es um ein Gerät gehen, dass der Feuchtigkeit im Filament den Kampf ansagt: der FilaDryer S4 von Sunlu. Sunlu ist zwar nicht der einzige Hersteller mit entsprechenden Geräten auf dem Markt, hat aber unter anderem mit dem S1 und seinem S2 (den ich parallel ebenfalls im Einsatz habe), reichlich Erfahrung und vor allem Feedback sammeln können.

Daraus resultiert ist nun der neue S4, dessen wichtigster Aspekt die Möglichkeit ist, bis zu vier Filament-Rollen gleichzeitig aufzunehmen und zu trocknen. Das spiegelt sich zwar auch im Preis wider, doch die knapp 160 Euro sind – so viel sei vorweggenommen – sehr gut angelegt.

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Spezifikationen:

  • Abmessungen: 45,8 x 21,8 x 32,2 cm (BxTxH)
  • Platz für vier 1-kg-Rollen Filament
  • eine große Trockenkammer
  • bietet zwei Modi: MO 1 – Trocknen, MO 2 – Lagern und Trocknen
  • bietet 8 Luftlöcher + passende PTFE-Schläuche für Luftaustausch und Option, beim Trocknen zu drucken
  • 330 W PTC-Heizelement (laut Sunlu 6,9x stärker als beim S2)
  • Dreifach-Lüfter-Konzept für bessere Wärmeverteilung und Trocknung
  • Maximaltemperatur: 70 °C
  • 8 hitzebeständige, kugelgelagerte PTFE-Rollen
  • von 25 °C auf 50 °C in 30 Minuten (S2: 60 Minuten)
  • von 25 °C auf 70 °C in 50 Minuten (S2: 80 Minuten)
  • überwacht durchgehend die relative Luftfeuchtigkeit im Inneren
  • monochromes Touchdisplay zur Bedienung
  • LED-Streifen als Statusindikator
  • geeignet für: PLA, PLA+, ABS, PETG, TPU, PA, PC (1,75/2,85/3,0 mm)
  • Metallbögen als Füße für stabilen Stand
  • Gewicht: 5,5 kg
  • maximale Lautstärke: bis zu 65 dB

Das Gerät benötigt seinen Platz, ganz anders als noch der kleine S2, der sich dank Community-Erweiterungen auch an der Wand unterbringen lässt, etc. Apropos Erweiterungen: Sunlu bietet ebenfalls druckbare Erweiterungen für den S4 an, mit deren Hilfe sich unter anderem auch 3-kg-Rollen aufnehmen lassen. Sie ermöglichen es auch, den S4 als Schuhtrockner zu verwenden. Da es hierfür aber manueller Umbauten am Gerät bedarf, habe ich vom Ausprobieren (vorerst) abgesehen.

Erst auf den zweiten Blick sind mit im Inneren die beiden zusätzlichen Kammern aufgefallen, in denen sich optional noch Silikatbeutel platzieren lassen. Das Maß vom S4 ist perfekt auf die maximal vier Rollen zugeschnitten und nimmt darüber hinaus nicht viel mehr Platz ein, da die gesamte Technik unter dem Trockenraum verbaut worden ist.

Das Gehäuse ist zwar getönt, aber immer noch leicht durchsichtig, sodass sich von außen schnell erkennen lässt, welche Rollen man gerade eingelegt hat. Zu Bedenken ist in jedem Fall: Alle Rollen teilen sich eine Kammer, was die Unterbringung von verschiedenen Materialien erschwert.

An der Oberseite könnt ihr dennoch zwei unterschiedliche Klappen öffnen, um das Filament einzusetzen. Beide bieten jeweils zwei Luftlöcher (durch die optional auch die PTFE-Schläuche zum Drucken geführt werden können) und einen Einrastverschluss, damit alles abgedichtet verstaut werden kann. Wer bereits ältere Geräte von Sunlu kennt, der weiß auch mit dem Display des S4 umzugehen. Zu sehen sind hier Tasten für „SET“, „HOCH“, „RUNTER“ und „POWER“, darüber der eingestellte Timer und Angaben zu SOLL (SV)- und IST (PV)-Temperaturen, welches Filamentprofil gewählt ist, zur relativen Luftfeuchtigkeit im Inneren (RH) und welcher der beiden Modi des Geräts ausgewählt ist.

Das Display reagiert fehlerfrei und schnell. Die jeweiligen Settings lassen sich komfortabel einstellen. Je nach gewähltem Profil schlägt der S4 vordefinierte Temperaturen und Timer-Werte vor, die nach meinem Empfinden schon sehr gut optimiert sind.

Nachdem der Trocknungsvorgang dann durch ist, lassen sich die einzelnen Rollen entnehmen und direkt für den Druck nutzen. Alternativ führt ihr das Filament bereits vorab durch die PTFE-Schläuche nach außen zum Drucker und könnt mit ideal getrocknetem Material los drucken.

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Das bisherige Vorgehen beschreibt den Gerätemodus „MO 1“, der ausschließlich zum Trocknen gedacht ist. Wenn ihr aber beispielsweise dafür sorgen möchtet, dass euer Material durchgehend überwacht gelagert und immer gut getrocknet bleiben soll, dann greift ihr zum Modus „MO 2“. Damit wird das Filament ebenso für eine voreingestellte Zeit getrocknet, im Anschluss prüfen die eingebauten Sensoren aber dauerhaft die Luftfeuchtigkeit im Inneren. Sobald hier der Schwellenwert von 50 % (anpassbar) überschritten wird, springen das Heizelement und die Lüfter an und trocknen wieder bis runter auf 30 %. Damit lassen sich empfindliche Filamente dann auch für eine längere Zeit optimal lagern.

Der im Test gemessene Verbrauch lag direkt nach dem Einschalten und Start der Trocknung bei knapp 350 W, das ließ dann aber über den Prozess immer weiter nach, bis im Standby dann gerade einmal noch 6 W verbraucht worden sind. Bei rund 6 Stunden Trocknung (70 °C) wurden um und bei 1,05 kWh durchschnittlich verbraucht. Bei gleicher Zeit für eine Trocknung bei 50 °C sind das nur noch 0,65 kWh.

Bei etwas mehr als 30 Cent pro kWh ist das absolut zu verkraften. Weniger gut verkraften können. wird der eine oder andere die maximale Lautstärke von rund 65 dB. Jene wird erreicht, wenn das Gerät voll im Gange ist. In vielen Fällen arbeiten aber auch die 3D-Drucker mit Lautstärken, die es notwendig machen, jene nicht in Wohnräumen zu verwenden, in denen man zur Ruhe kommen möchte.

Kommen wir also zum Fazit

Der Sunlu FilaDryer S4 ist meiner Meinung nach eine großartige Erweiterung für jeden 3D-Druck-Fan. Den im Vergleich zu kleineren Modellen höheren Preis rechtfertigen nicht nur die bis zu 4 Rollen Aufnahmekapazität, sondern auch die beiden Gerätemodi.

Wenn es etwas zu meckern geben sollte, dann vielleicht an der maximalen Betriebslautstärke. Aber selbst diese ist in Anbetracht der Vorteile des S4 sehr gut zu vertreten.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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10 Kommentare

  1. Es heißt „je mehr, desto“. Das Komma muss da schon hin 😉

  2. Fred Schneider says:

    Ich hab gleich zu Beginn, als ich mit 3D-Druck angefangen habe, diese allseits beliebte Müslibox-Trocknung eingeführt. Das heißt, ich lagere jedes Filament, das nicht gerade auf dem AMS hängt, in einer Müslibox mit reichlich Silica-Gel. So hoffe ich, das Problem gar nicht erst zu bekommen. Die im Test beschriebenen 30% schafft man damit jedenfalls locker. TPU lagere ich um 20%. Der Schwellwert 50% scheint mir zu hoch gewählt, wir leben ja nicht im Dschungel, das ist bei mir ja fast die normale Luftfeuchte im Wohnraum. Die Frage wäre, ab welcher Luftfeuchtigkeit wird es für die Filamente überhaupt kritisch?

    Die empfindlichen Filamente (PETG/TPU) drucke ich direkt aus den verschlossenen Boxen (eigene Konstruktion), dabei steigt die Luftfeuchtigkeit in den Behältern auch nicht merklich an. Mich würde interessieren, in wie weit das Filament im FilaDryer wirklich aktiv getrocknet wird, denn letztlich wird in dem Gerät ja auch nur die Luftfeuchtigkeit, aber nicht das Filament direkt gemessen.

    50% auf 30% Luftfeuchtigkeit geht auch mit passiver Silicagel-Trocknung relativ schnell, wenn die Dose dicht ist, aber das sagt ja nichts darüber aus, wie feucht das Filament noch ist. Wie lange muss man PETG/PLA trocknen, bis es wieder druckbar ist, bzw. wie lange muss es bei niedriger Luftfeuchtigkeit gelagert werden, bis die Feuchtigkeit aus dem Filament gezogen wurde?

    • Die Trocknung über Luft funktioniert schon recht gut, selbst bei hygroskopischen Stoffen wie den Silicagel-Kugeln mit Farbumschlag als Feuchtigkeitsindikator, die ich in Heißluft trockne. Für das Filament nutze ich den Sunlu S2 über mehrere Stunden zur Grundtrocknung, dann kommen die Rollen in die luftdichte Müslibox mit Silicagel-Kugeln, wobei ich ebenfalls direkt aus den Boxen heraus drucke. Das Hygrometer zeigt dann nach kurzer Zeit 10-15% rel. Luftfeuchte an.

      • Fred Schneider says:

        Was heißt denn Grundtrockung? Für neu gekauftes Filament? Wenn Du neues Filament, das vakuumverpackt mit Silicagel geliefert wird, direkt in die Müslibox mit Silicagel packst (so mache ich das auch) und direkt daraus druckst (mache ich wegen AMS nur bei PETG und TPU), dürfte das Filament doch eigentlich gar keine Möglichkeit haben, nennenswert Feuchtigkeit zu ziehen.

        Hattest Du denn schonmal Probleme mit zu feuchtem Filament? Ich bin erst seit ca. 4 Monaten dabei, aber bisher hab ich die typischen Anzeichen noch nicht bemerkt.

        • Wie das so ist: manche Rollen sind neu sehr trocken, andere weniger. Daher packe ich alle Rollen in den Trockner, da zeigt sich dann schnell, wie trocken die tatsächlich sind.

          Die Minibeutel des Trockengels können auch nur eine begrenzte Menge Wasser aufnehmen, so dass ich mich darauf nicht verlasse.

  3. Du bekommst teils die Feuchtigkeit garnicht mehr aus dem Material heraus, dass ist schon bei der Herstellung dann verhunzt worden.

  4. Heisenberg says:

    Wenn du fast täglich druckst, wie macht sich das eigentlich auf der stromrechnung bemerkbar, haut das doll rein oder ist das egal?

    • Die Last ist von den Parametern abhängig, bei meinem Ender 3 S1 Pro liege ich bei PLA im Betrieb, inkl. Raspi Zero 2W mit Octoprint, Kamera und ein wenig Beleuchtung bei etwa 90-100 Watt. Bei PETG mit höherer Düsentemperatur und wärmerem Bett liege ich bei ~120 Watt. Dann kommt es eben darauf an wie lange der Drucker läuft.

    • Fred Schneider says:

      Mein BambuLab A1 mit AMS pfeift sich beim Druckstart für 1-2 Minuten kurz bis zu 640 Watt rein, dann geht der Verbrauch aber schnell runter und pendelt zwischen 100-200 Watt (es hängt noch eine LED-Leiste mit dran). Eine Stunde drucken verbraucht ca. 128 Wh, also rund 4 Cent. Meine Fritzbox meint, ich werde bei aktueller Nutzung in diesem Jahr dafür ca. 31 Euro Stromkosten einplanen müssen. Ich drucke aber auch nicht jeden Tag was. Hauptsächlich drucke ich PLA.

  5. du schreibst:
    von 25 °C auf 50 °C in 30 Minuten (S2: 60 Minuten)
    von 25 °C auf 70 °C in 50 Minuten (S2: 80 Minuten)

    Ist natürlich von der Umgebungstemperatur abhängig und womöglich auch davon, wie viel und wie kalt das Filament ist, ggf. hab ich auch ein anderes S2 Modell (ich hab unten und oben Heizpads), denn da gibt’s ja anscheinend sehr viele kleinere Abweichungen trotz gleicher Bezeichnung, aber …

    Ich habe gerade eben meinen angeworfen (bei etwa 21°C Umgebung) und komme auf etwa 20-25 Minuten auf 60°C.

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