„Suikoden I & II HD Remaster“ im Kurztest
Die Spielereihe „Suikoden“ war eine der ersten JRPG-Serien für die PlayStation. 1995 erschien das erste Spiel der Reihe. Als Teenager habe ich es mir damals über den mittlerweile nicht mehr existierenden Theo Kranz Versand bestellt, der mir mangels Gaming-Anlaufstelle vor Ort regelmäßig frische Titel in die Kleinstadt liefern durfte. Denn mit Online-Shopping war damals noch nichts los. Jetzt soll „Suikoden I & II HD Remaster“ uns quasi in der Zeit zurückversetzen.
Dieses Bundle vereint also die ersten beiden Games der JRPG-Reihe, die mittlerweile in der Hauptserie auf fünf Teile kommt – plus diverse Spin-offs. „Suikoden V“ ist allerdings auch schon vor fast 20 Jahren erschienen – 2006 für die PlayStation 2. Ich selbst habe das HD Remaster der ersten beiden Spiele via Steam an meinem Gaming-PC getestet. Der ist hier natürlich hoffnungslos unterfordert, denn die Retro-Games sind auch auf PC-Gaming-Handhelds oder der Nintendo Switch problemlos spielbar.
Dabei behalten „Suikoden I & II HD Remaster“ grundlegend den Stil der Spiele bei, schließlich handelt es sich hier nicht um ein Remake. Grafisch könnt ihr selbst am PC im Grunde bis auf wenige Basis-Settings wie die Auflösung gar nichts abstimmen. Das führt auch zu Problemen: Ich selbst hatte mit herbem Tearing zu kämpfen, das ich nur durch die Nvidia-Treibereinstellungen in der offiziellen App beseitigen konnte.
Mein Test-System:
- CPU: AMD Ryzen 7 9800X3D
- CPU-Kühler: Noctua NH-D15 G2
- Motherboard: MSI Tomahawk Wi-Fi AMD X670E
- RAM: 64 GByte G.Skill Trident Z5 Neo RGB DDR5-6000 CL30
- Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 4080
- SSD: Kingston Fury Renegade 2 TByte + WD_Black SN850 1 TByte
- Netzteil: be quiet! Power Zone 2 (850 Watt)
- Tower: be quiet! Dark Base Pro 901 (White)
„Suikoden I & II HD Remaster“: Jetzt in 16:9 und mit 4K-Auflösung
Dabei wirken die beiden JRPGs am großen Fernseher im breiteren Bildformat 16:9 jetzt natürlich deutlich besser. Zumal die Entwickler die ursprünglichen Zeichner der Charakterporträts erneut beauftragt haben, sodass neue, hochauflösende Versionen ins Spiel eingefügt werden konnten. Dabei sind die Storys der beiden Spiele aus heutiger Sicht etwas ausgelutscht, waren damals aber noch nicht ganz so stereotyp. So verkörpert ihr in Teil 1 den Sohn eines Soldaten, der aufgrund zahlreicher Intrigen zu Rebellen überläuft und gegen das korrupte Reich einen Aufstand formiert.
Im zweiten Spiel gilt es wiederum einen Krieg mit einem anderen Reich zu verhindern und ihr schlüpft in die Rolle von völlig neuen Charakteren. Beide Games haben dabei die Besonderheit, die damals auch für das Marketing massiv ausgeschlachtet worden ist, dass ihr satte 108 Figuren rekrutieren könnt. Diese kämpfen nicht nur mit euch, sondern helfen z. B. eure Basis auszubauen, indem sie dort ein Gasthaus einrichten oder einen Fahrstuhl einbauen. Solche Mechaniken mögen heute in vielen RPGs Standard sein, waren damals aber innovativ.
„Suikoden I & II HD Remaster“ sind dabei technisch etwas eigenwillig: So nutzt das Spiel in der Regel klassische 2D-Grafik mit pixeligen Sprites, die auch heute noch niedrig auflösen, kombiniert diese aber in Kämpfen mit 3D-Hintergründen. Die lösen im Remaster deutlich höher auf und weisen teilweise, besonders im zweiten Spiel, auch mehr Details auf. Auch die 2D-Hintergründe sind nicht so pixelig wie im Original, wirken aber teilweise sehr glatt und etwas steril, besonders im ersten Spiel.
Die Soundkulisse hat Konami im Übrigen auch dezent um neue Geräusche aufgewertet. Sprachausgabe gibt es aber in beiden Spielen bedauerlicherweise nicht. Ihr müsst also sehr viele und teils auch sehr lange Texte lesen. Immerhin habt ihr die Option, beides Games wahlweise auch mit deutschen Texten zu nutzen.
Konami spart bei Komfortfunktionen
Schade finde ich, dass Konami bei „Suikoden I & II HD Remaster“ an den Komfortfunktionen gespart hat. Etwa fehlt weiterhin eine Funktion für freies Speichern. Stattdessen könnt ihr nur an festgelegten Save-Points, wie Gasthäusern, speichern. Es gibt zwar jetzt auch ein Auto-Save-System, auch das beschränkt sich aber auf solche speziellen Punkte und ist daher irgendwie witzlos. Dabei hätte es viel Potenzial gegeben, um gerade das im ersten Spiel sehr umständliche Inventar-Management zu überholen. Unter Charakteren Equipment zu tauschen, meistens ohne zu wissen, welcher Charakter überhaupt was genau nutzen kann, ist unnötig kompliziert geblieben.
Auch ist für Neueinsteiger zu beachten, dass beide Games auf viel Grinding setzen und im Schwierigkeitsgrad ab und an erhebliche Sprünge entstehen. Die Kämpfe laufen dabei rundenbasiert ab. Gegner greifen euch zufallsbasiert an, ihr seid also nie so richtig sicher – außer natürlich in Städten. Neben den üblichen Party-Kämpfen gibt es manchmal auch Duelle gegen besondere Bosse, die euer Protagonist, oder manchmal ein anderer Charakter, alleine bestreiten muss. Dazu kommen größere Schlachten zwischen Armeen, die ihr managen müsst.
Ungünstig ist, dass ihr ja viele Charaktere zusammensammelt, diejenigen, die nicht in eurer Party sind, gewinnen aber keine Erfahrungspunkte – auch nicht anteilig. Dadurch ist man nach einer Weile nicht mehr motiviert, zu experimentieren. Eher sucht man sich eine Auswahl an Figuren, die man ordentlich hochpäppelt, und lässt den Rest links liegen. Wer versucht alle Charakter einigermaßen auf dem gleichen Stand zu halten, verschenkt Erfahrung, welche die zentralen Figuren dringend brauchen, damit ihr gegen starke Gegner eine Chance habt. Dieses System hätte Konami, wenigstens als zuschaltbare Option, gerne abändern dürfen.
Mein Fazit zu „Suikoden I & II HD Remaster“
Die Spiele der „Suikoden“-Reihe haben historisch gesehen einige Prinzipien eingeführt, die in heutigen RPGs Standard sind – etwa den Aufbau einer eigenen Basis, die mit zunehmenden Bündnissen wächst. Auch die Rekrutierung der Figuren, für die ihr teilweise erst bestimmte Voraussetzungen erfüllen müsst, war damals ein spannendes Alleinstellungsmerkmal. Jüngere Gamer, die hier frisch einsteigen, werden das aber vielleicht nicht zu würdigen wissen und sich am spröden Inventar-Management oder dem restriktiven Speichersystem stören.
So hat Konami hier zwar an sich gelungene Remaster vorgelegt, die sich keine großen Patzer leisen, aber bei der Verbesserung des Komforts und der Technik nur das Mindestmaß erledigt. Deswegen empfinde ich den Launch-Preis von 49,99 Euro auch als etwas zu hoch gegriffen. Für Nostalgiker ist das Bundle „Suikoden I & II HD Remaster“, dennoch einen Blick wert – besonders dann, wenn ihr vorhabt, die Titel an einem Handheld zu spielen, wofür sie aus meiner Sicht prädestiniert sind.
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