Streaming: Der Untergang der Indie-Filmkultur?
Streaming-Anbieter die Amazon Prime Video, Disney+, Netflix und Co. haben Discs im Heimkino bereits den Rang abgelaufen. Der Markt für physische Medien schrumpft und auch Kino und lineares Fernsehen verlieren zumindest teilweise an Bedeutung. Das verändert auch die Filmlandschaft. So befürchtet die Filmemacherin und Vorsitzende der European Film Academy, Agnieszka Holland, das vor allem Indie-Filme darunter zu leiden haben dürften.
Holland hielt dazu auf dem Cannes-Filmfestival eine Rede. Generell wolle sie Streaming-Anbieter nicht verteufeln, denn sie böten Filmemachern neue Chancen. Allerdings habe die Pandemie die Anbieter noch mehr gestärkt, sodass sie schon bald wichtiger für die Industrie als das Kino sein könnten. Das habe auch seine Schattenseiten: Durch die Macht der Algorithmen würden Blockbuster favorisiert und kleinere, persönliche Filme drohten ins Hintertreffen zu geraten. Beim Streaming gebe es eine Tendenz zu einer gewissen Gleichförmigkeit, die damit einhergehe, dass jede Produktion eine breite Masse erreichen solle.
Im Kino sei mehr Individualität möglich und die Erfahrung in einem Kinosaal sei für den Zuschauer generell eine andere. Gerade in Europa sei es für Filmemacher eine Herausforderung, ein Publikum zu finden. Ein Produzent des deutschen Vertriebs Contantin Film, Martin Moszkowicz, stimmte Holland wiederum zwar zu, warf aber ein, dass auch bei den Streaming-Anbietern Menschen arbeiten würden, die eine Liebe zum Film hätten. Streaming sei vielmehr eine Ergänzung der Möglichkeiten und eine neue Chance für Filmemacher.
Ich selbst denke, dass die Seite zwei Medaillen hat: Streaming-Anbieter können den Zuschauer mit ihren Algorithmen und Empfehlungen durchaus auch auf Filme und Serien aufmerksam machen, die sonst unter dem Radar geflogen werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass man da in eine Blase gerät und eben nur noch Inhalte erblickt, die denen sehr ähnlich sind, die man bereits konsumiert hat. Allerdings kann man da so oder so nur selbst schauen, dass man hin und wieder seinen Horizont erweitert.
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Die Algorithmen sind zwar sehr einfach gehalten, aber so schlecht auch wieder nicht.
Im Moment sind die bei allen Anbietern so, dass einem fast nur Filme vorgeschlagen werden, die den letzten gesehenen ähnlich sind.
Ich gucke bspw gerne mal kleinere Produktionen und Indiefilme, und ich kriege da gefühlt auch ausreichend Neuvorschläge.
Die Blockbuster tauchen doch in der Regel gesondert und prominent auf, was ja im Kino genau so ist, die werben auch nicht mit Indiestreifen, sondern mit Transformers Vs. Mutter Beimer Teil 5.
Und nur weil etwas Indie ist, ist es nicht automatisch sehenswert. Da ist mindestens so viel Schrott dabei, wie bei den mutmaßlichen Blockbustern.
Ich nutze einfach zusätzlich einen weiteren Streaminganbieter, der Filme fernab des Mainstreams zeigt. Mubi hat ein schönes Konzept mit guten, teilweise aber auch anstrengenden Filmen.
Für mich ist es aber mal horizonterweiternd und dafür zahle ich dann auch gerne.
Wenn man einen guten Film vorzuweisen hat, wird er auch sein Publikum finden.
Wenn man keinen guten Film vorzuweisen hat, der aber sowieso nur deshalb gedreht wurde, weil es 27 verschiedene Fördermittel dafür gibt, sollte man einfach die Klappe halten, die Kamera abgeben und nach Hause gehen.
Du hast gerade die gesamt deutsche Filmindustrie beschrieben. Jeder bekommt Fördermittel nach Giesskannenprinzip. Und wenn mal zwei oder mehr Bundesländer was springen lassen, dann muss auch in beiden gedreht werden, obwohl das für die Story kaum Sinn ergibt.
Sehe ich genauso, gute (Indie) Filme finden immer ihren Weg, oft durch Empfehlung von Freunden. Meistens ist das was durch Fördermittel gefördert wurde einfach nur Müll. Man hat nun mal begrenzte Zeit für Medienkonsum und diese möchte ich nicht mit irgendwelchen Möchtegern Filmen auszufüllen.
Netflix – mittlerweile das RTL2 der Streaming-Anbieter. Da kann auch ein preisgekrönter Streifen wie Mank – übrigens ein Film über das KINO – nicht viel dran ändern. Ich denke und hoffe, dass Menschen sich irgendwann wieder danach zurücksehnen werden, in großer Gesellschaft einen Film zu schauen – Popcorngeknirsche und Handy-Gebimmel mal außen vor gelassen.
Was reden die Leute dauernd darüber, dass Netflix doch so schlecht sei. Dann tut es euch einfach nicht an und lasst uns damit in Ruhe. Ich bin mit Serien wie Vikings, Anne with an E, Lupin uvm. mehr als zufrieden und ich sehe bei weitem noch kein Ende.
Die alte Kino-Zeit kann mir gestohlen bleiben. Die Fernsehdiagonalen sind so groß und die Soundanlagen so gut geworden, dass ich meinen schmatzenden Kinonachbar mit Smartphone nicht wirklich vermisse.
Fernsehdiagonalen so groß? Das ist nicht Dein Ernst, oder? Selbst 88“ ist immer noch Mäusekino, es sei denn man klebt vorm Bildschirm. Und die Durchschnittssurroundanlage (wobei es bei den meisten eher eine Soundbar sein dürfte) in den Wohnzimmern ist wohl auch kaum mit einer Kino-Surroundanlage zu vergleichen,
88″ und Mäusekino? Also ich bin selbst mit 65″ mehr als zufrieden und ich schätze, dass es vielen wohl genauso geht.
„Netflix – mittlerweile das RTL2 der Streaming-Anbieter.“
Und ich wette, das du nicht mal Netflix hast.
Ich selber ändere meine Sehgewohnheiten des öfteren, was wiederum den Vorteil hat, auch unbekannte Filme und Serien vorgeschlagen zu bekommen.
Der Algorithmus bekommt so echt was zu tun, da es ja immer neue Genre gibt, die einen plötzlich interessieren.
Dieser verzweifelte Griff nach dem letzten Halm ist schon nett anzusehen.
Streaming macht Indie mit Sicherheit nicht kaputt. Große Multiplex-Ketten wie Cinemaxx und Co hatten ohnehin seit Ewigkeiten nichts mehr im Programm was „Indie“ gewesen wäre.
Die wirklichen Cineasten die so etwas lieben, gehen auch weiterhin ins Programmkino oder abonnieren eigens dafür existierende Streamingangebote.
Zumal Streaming ja auch neue Formate möglich macht. Antalogie-Formate oder alles unter 90 Minuten würde kein Kino jemals zeigen. Zudem selektiere ich persönlich bei Streaming viel lockerer, da ich nicht für jedes Anschauen eine Investition abwägen muss.
Wäre das Kino nicht so faul und einseitig hätte man da vor Jahren gegen steuern können. Jetzt ist 4K eben erschwinglich und 3D will keiner.
Naja, der Trend durch Streaming zu noch mehr Quantität statt Qualität, denn schließlich muss ja jeder Streaminganbieter auch seinen eigenen Content auf Biegen und Brechen kreieren, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. Konnte man zu Beginn von Netflix ohne groß nachzudenken nahezu jede Eigenproduktion schauen, muss man die wirklichen neue Perlen schon mit der Lupe suchen,
Es kommen weiterhin gute Produktionen heraus. Dann musst du einfach deine Suche anpassen und mal abseits des Mainstreams gucken. Magazine wie Cinema haben oft viele gute Empfehlungen.
Da ist schon was dran. Aber sind Kino-Sequels wie Fast & Furious 9 und Co nicht exakt das selbe?
Als Kinoliebhaber neigt man finde ich schnell dazu die Augen vor den dortigen Problemen zu verschließen. Insbesondere läuft die Debatte alleinig um Netflix, obwohl es da auch durchaus Alternativen gibt.
Schlechte Inhalte gibts nicht nur beim Streaming und auch nicht unbedingt mehr oder weniger. Aus Kapazitätsgründen selektrieren nur eben schon stark vor. So kommts dass vermeintlich irrelevante Filme wie Parasite erst viel später bei großen Kinos anlaufen.
„Durch die Macht der Algorithmen würden Blockbuster favorisiert und kleinere, persönliche Filme drohten ins Hintertreffen zu geraten. Beim Streaming gebe es eine Tendenz zu einer gewissen Gleichförmigkeit, die damit einhergehe, dass jede Produktion eine breite Masse erreichen solle.“
Das sind aber zwei verschiedene Dinge. Ein Algorithmus kann einfach gestrickt sein, dann empfiehlt er tatsächlich immer nur die Topseller. Aber gerade Algorithmen bergen die Chance, den umfangreichen Markt der Filme intelligent in persönliche Empfehlungen zu zerteilen. Wenn man aber aus Marketinggründen immer auch den neusten Disney-Film empfehlen lässt, dann kann der Algorithmus nichts dafür.
„Im Kino sei mehr Individualität möglich und die Erfahrung in einem Kinosaal sei für den Zuschauer generell eine andere.“
Ja, in den Kommentaren zu einer Kinomeldungen konnte man kürzlich sehen, wie anders die Erfahrung im Kino ist. Für viele ist das eher ein Grund, zuhause zu bleiben.
„… warf aber ein, dass auch bei den Streaming-Anbietern Menschen arbeiten würden, die eine Liebe zum Film hätten. Streaming sei vielmehr eine Ergänzung der Möglichkeiten und eine neue Chance für Filmemacher.“
Eben. Zudem verweise ich auf Serien wie „Dark“, die in der „früher war alles besser“-Zeit wahrscheinlich gar nicht produziert worden wären. Und selbst wenn, so hätten sie niemals ein solches Marketing erhalten wie heute durch Netflix. Daher sehe ich es auch so, Streaming ist nicht der Untergang der Indie-Kultur, sondern ein neuer Kanal, eine neue Chance.
Der Moszkowicz-Kommentar „„… warf aber ein, dass auch bei den Streaming-Anbietern Menschen arbeiten würden, die eine Liebe zum Film hätten.“ ist ja wirklich eine feine Nebelkerze.
Natürlich arbeiten da teilweise solchem sind ja nicht alle völlig fehlbesetzt; das hat vorher auch niemand behauptet, so dass es widerlegt werden könnte / müsste.
Diese Leute werden (wie so oft und auch die Kunden) bei Inhaltsentscheidungen gar nicht erst nicht gefragt. Entscheidungen fallen auf einer Ebene, die Zahlen in Tabellen betrachtet; dafür kann man da aber auch mal schnell mal in eine andere Branche wechseln, weil man sich nicht lange mit der eigentlichen Unternehmens-DNA beschäftigt.
Laut Branchenberichten haben die Macher von „Dark“ allerdings freie Hand bekommen. Sowas ist in diesem Metier auch üblich: enablen durch Finanzierung, künstlerisch freie Hand. Und wenn es funktioniert, gibt es Folgeaufträge.
Lustigerweise kann man in anderen Artikeln nachlesen, dass gerade das nicht stimmt, soweit es Netflix betrifft: Folgeaufträge gibt es etwa bei Serien
nur, wenn sie neue Kunden generieren, ansonsten fliegen sie nach der ersten Staffel schon raus, auch mit guten Zuschauerzahlen (sofern es eben keine neue Abo-Nutzer sind).
Was Sie beschreiben, galt für die Anfangszeit des Streaming, für die derzeitige Situation gelten andere Beobachtungen.
Gibt es zu dem Thema irgendwelche Statistiken? Mich verwundert die Aussage, denn gerade für Indie-Filme oder generell kleinere Produktionen mit Fokus auf der Geschichte habe ich durch Streaming eher eine verbesserte Situation erwartet als zuvor, da man einfacher eine große Menge erreichen kann, wobei durch moderner Technik (Aufnahme und Schnitt) vermutlich die Produktionskosten deutlich gesunken sind. Ich selber kann Amazon Prime (dank Familie) nutzen und habe darüber ein paar kleinere vorgeschlagene Produktionen (z.B. Mary goes Round, leider nicht mehr bei Prime) gefunden angeschaut, welche ich, wenn überhaupt, nur irgendwann mit viel Glück auf Arte oder 3sat nachts oder in der Mediathek hätte sehen können. Der Zugang zu solchen Filmen ist heute dank Streaming viel einfacher, bzw. man (zumindest ich) ist viel eher bereit auch mal häufiger in kleinere Produktionen hineinzuschauen.
Soweit ich das mitbekomme ziehen doch seit Jahren nur noch die großen Popcorn-Filme (Marvel und Co.) die Massen in die Kinos, weil es eben nur dort das große bombastische Effekterlebnis samt Gruppenerlebnis gibt. Arthouse-Kinos mag es zwar auch noch geben, aber es ist eben bei weitem nicht vergleichbar mit dem alten Kino wie es sich z.B. ein Scorsese („Superheldenstreifen ist kein Kino“) noch vorstellt, denn dieses Art Kino funktioniert für die meisten eben heutzutage auch wunderbar bei kleinerer Bildschirmdiagonale und normalen Ton daheim, in vielen Teilen sogar besser (z.B. Taxi Driver würde ich lieber in Ruhe zu Hause mir anschauen als im Kino). Und mit eben dieser Kategorie Film mit Fokus auf der Geschichte können doch Indie-Filme nun viel einfacher konkurrieren, zumal der Filmkonsum vermutlich insgesamt zugenommen hat. Aber da mir dazu die Zahlen und einige Details fehlen sind das eben nur meine Eindrücke.
So blöd das jetzt vielleicht auch klingt, aber: Gehe ich mit Partnerin ins Kino um mir einen Blockbuster anzuschauen, bin ich durch Eintrittskarten, Nachos und Getränke 45-50 Euro los. Leihe ich mir einen Film bei bspw. Amazon Prime, zahle ich schlappe 5 Euro. Kaufe ich dazu ne Kiste Bier, ein paar Tüten Doritos und nen Eimer Käsesauce, bin ich insgesamt ca. 25 Euro los und kann mir den Spaß alleine, zu zweit, oder mit einer Horde von Freunden geben. Bei den Preisen soll sich bitte niemand wundern, wenn einem die Gäste im Kino abwandern.
Warum genau kommen die Filmemacher nicht auf die Idee, ihre Werke schlicht selbst zu veröffentlichen? Früher brauchten sie die Kinos zwingend aus technischen Gründen, heute reicht ein Internet-Zugang. Oder geht es weniger um die Veröffentlichung, sondern eher darum, Fördergelder abzugreifen, weil normale Arbeit zu anstrengend erscheint?
Ich wohne und arbeite in Berlin und für mich bedeutet es einfach nur Stress, wenn wieder mal ein Kinobesuch von Frauchen oder Freunden geplant ist. Entweder Parkplatzsuche oder die nervigen (mir) verhassten Öffentlichen, Menschenmassen wie auf Arbeit und keine Zeit zum entspannen und genießen.
Das Geld bzw. die Kosten sind mir egal, ich bin seit 10 Jahren Kunde bei Amazon, habe seit ein paar Jahren Netflix abonniert und für Frauchen ihr Rakuten. Das Kabel für unseren in der Miete enthaltenen Kabelanschluss ist seit Jahren nicht mehr in den TV eingesteckt. Kino war früher für mich was tolles und Besonders, aber jetzt warte ich die paar Wochen bis der Film auf Amazon zu leihen ist und genieße in aller Ruhe auf 75″.
„Kleinere, persönliche Filme“ waren schon immer im Hintertreffen und haben nur ein verhältnismäßig kleines Publikum angesprochen. Wenn nicht, wären es Blockbuster. 😉
Ansonsten werde ich wohl auch zukünftig noch gerne mal ins Kino gehen, wenn es sich lohnt. Genau daran scheitert es aber meist. Und damit meine ich nicht, dass das es keine guten Filme gäbe, aber auch bei guten Filmen lohnt der Kinobesuch (für mich) meist nicht. Kino bedeutet für mich visuelle und Soundeffekte, die die große Leinwand und die Soundanlagen auch ausreizen. Ruhige, nachdenkliche Filme sind nicht immer schlecht, aber die kann man auch gut daheim schauen.
Die Gedankengänge kann ich schon etwas nachvollziehen. Meines Erachtens wird auch langsam die Covid-Lücke spürbar, seit 1,5 Jahren kaum neue Filme, Serien oder Musik. In einer bestimmten Blase erscheint genügend, klar, aber abseits des Mainstreams merkt man das schon. Ein Indie-Erfolg wie z. B. „Garden State“ ist aktuell nicht möglich.
Einfach mal los in einen eher kleineren Film oder ein paar Bands auf irgendeinem Strassen-/ Stadtfest sehen is ja nicht. Ich war zuletzt Sommer 2019 auf einem städtischen Filmfestival, das nächste ist wohl Sommer 2022, wenn überhaupt weil kein Geld mehr. Schade, daß unsere aktuelle Regierung Kunst & Kultur so verachtet, Hauptsache Autos bauen.