Selbstverpflichtung für Streaming-Dienste nimmt in Deutschland Fahrt auf

Es wird schon seit geraumer Zeit dank der deutschen Produzentenlobby darüber diskutiert, ob Streaming-Anbieter in Deutschland dazu verpflichtet werden sollen, einen Teil ihrer hier erwirtschafteten Einnahmen auch wieder in deutsche Produktionen zu stecken. Ob die dann wirklich jemand ansehen möchte, spielt bei diesen Gedankengängen eine eher untergeordnete Rolle. Statt jedoch scharf mit Gesetzen zu schießen, werden jetzt freiwillige Selbstverpflichtungen diskutiert.

Entsprechende Verhandlungen und Gespräche zwischen dem deutschen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und den verschiedenen Streaming-Anbietern sind bereits bestätigt. Was die Sache etwas komplizierter macht, ist, dass Weimer aus kartellrechtlichen Gründen mit allen Plattformen separat verhandeln muss. Die deutschen Produzenten sind davon naturgemäß aber sowieso nicht so begeistert, denn sie wünschen eher eine verbindliche, gesetzliche Regelung.

Was genau bei den Verhandlungen zur Selbstverpflichtung für die Streaming-Anbieter herauskommen könnte, ist noch offen. Mit ersten Ergebnissen rechnet das Branchenmagazin The Spot innerhalb der nächsten zwei Wochen. Da das BKM mit den einzelnen Streaming-Diensten ja separat verhandeln muss, könnte es auch je nach Dienst andere Selbstverpflichtungen geben. Auch die Zeitpunkte der Einigungen könnten variieren.

Höhe der Streaming-Investitionen ist ein Streitpunkt

Verhandlungspunkte sind z. B. die Höhe der Investitionsverpflichtung und auch, welche Ausgaben in Deutschland am Ende konkret darauf angerechnet werden dürfen. Auch ist natürlich offen, wie man die Ergebnisse kontrollieren möchte und was passiert, wenn die Vorgaben am Ende doch nicht erfüllt werden.

Die Zuschauer in Deutschland dürften daran unterdessen deutlich weniger Interesse haben als die Produzenten. In der Vergangenheit hatten ja Untersuchungen zum Streaming-Konsum gezeigt, dass kaum in einem anderen Land die Inhalte aus der eigenen Region so unbeliebt sind, wie in Deutschland. Für die Produzenten dürfte im Übrigen der Vorteil so einer Selbstverpflichtung immerhin sein, dass sie sich schneller umsetzen ließe, als ein Gesetz. Letzteres würde aber eben mehr Verbindlichkeit schaffen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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13 Kommentare

  1. wenn ich deutsche Produktionen sehen will, gucke ich die furchtbar schlechten Krimis in der ARD oder ZDFmediathek…

    wären deutsche Produktion gut bräuchte es keine Selbstverpflichtung.

    • Naja, deutsche Produktionen sind ja nicht automatisch schlecht (siehe KRANK Berlin, Apple TV). Es hängt wohl davon ab wie man „deutsche Produktion“ definiert. Aber selbstverständlich sind gute Serien auch hierzulande möglich, man darf nur nicht die hierzulande etablierten Amateure die heimische Produktionen fürs Kino und Fernsehen produzieren anheuern.

      Gute Writer, gute Regie und einen guten Produzenten sind was man benötigt; dann könnten deutlich mehr gute Produktionen auch in Deutschland/Europa spielen statt immer nur das übliche amerikanische Setting zu haben.

      • Auch den Belehrungs-, sorry den Bildungsauftrag, der gewöhnlich mit staatlicher Förderung einhergeht sollte man endlich begraben.

      • ¯\_(ツ)_/¯ says:

        Plus es braucht Aufmerksamkeit und teure PR. Ich gucke kein Netflix, könnte daher keine einzige (gute) Serie nennen, die da läuft.
        Und bei deutschen Produktionen hängt immer so n „langweilig“-Vorurteil dran, auch weil es gefühlt die 658. Tatort-Version eines weiteren Dorfs ist. Aber zB „Doppelhaushälfte“ oder zuletzt „Tschappel“ oder „Chabos“ sind richtig gute Serien, kurzweilig, lustig, aber halt kaum bekannt.

    • Aber warum wollen die deutschen Produzenten unbedingt ins Streaming bei Netflix etc. ?

      Die Zielgruppe die sich für DE Produktionen interessiert, konsumiert diese ja in den öffis wie du richtig sagst.

      Scheint wohl die Öffis zahlen nicht genug xD

  2. Hängt auch viel mit der Filmförderung in Deutschland zusammen. Nur was dem kleinen Kreis dort gefällt wird gefördert. Wer also Fördergelder will hat von Anfang an die Schere im Kopf.

  3. Gut oder schlecht ist ohnehin Geschmackssache, aber Zwang mal wieder.

  4. Wie stellt man sich so etwas eigentlich bei Nischenanbietern vor? Wenn ich mir jetzt einen Animeanbieter wie Crunchyroll anschaue. Die haben traditionell halt japanische Animes. Das sich da auch seit einiger Zeit südkoreanische und chinesische Produktionen dazwischen mischen ist ein andere Sache aber der Stil ist sehr ähnlich.
    In diesem Stil wird in Deutschland nichts produziert und ich bin mir nicht sicher ob ein deutsches Studio hierfür die Fachkräfte hätte um etwas in einem derartigem Stil zu produzieren. Beim französischen ADN sieht man es ja sehr gut die haben wohl aufgrund von gesetzen ein paar französische oder belgische Produktionen, die aber nichts mit Anime zu tun haben und von den meisten Abonnenten wohl ignoriert werden („Spirou“, „Die unglaublichen Abenteuer des Kapitän Cousteau“ oder „Tim und Strupi“). Sollen die da jetzt Benjamin Blümchen und Co aufnehmen oder hat da jemand wirklich Hoffnung auf ein deutsches „One Piece“ oder „Frieren“.
    Gerade im Animationsbereich ist Deutschland eigentlich eine Wüste, das letzte große Projekt was mir wirklich im Gedächtnis geblieben ist waren die Kinofilme zu den Figuren „Werner Beinhart“ und „Das kleine Arschloch“

    • Es wurde ja nicht gesagt, dass der Streaming-Anbieter die Produktion von exakt dem gleichen Format in Deutschland sicherstellen muss, das konsumiert wurde. Sondern dass die Film- und Serienroduktion in dem Land gefördert werden soll, das konsumiert

      • Ein Anbieter der sich auf Animes spezialisiert hat, wird wohl kaum Kunden mit etwas anderem glücklich machen. Wenn man ganz weit geht könnte man noch andere Zeichentrick Inhalte akzeptieren, aber ein Krimi mit Schauspielern wäre völlig deplatziert.
        Wobei natürlich Synchronisationen wohl schon in Deutschland stattfinden hier ist natürlich die Frage ob solche „Nacharbeiten“ auch zählen

  5. Alexander F. says:

    Deutsche Produktionen sind nicht per se schlecht. Es kommt eben nur darauf an was man bestellt. Netflix und Co. sind nicht gezwungen den gleichen, seichten Mist wie die Öffis zu bestellen. Sie haben da ja auch andere Zielgruppen. Aber gerade auf Netflix und anderen Streamern. konnten schon einige deutsche Produktionen brillieren.

  6. Am Ende zahlt es der Kunde, denn die zusätzlichen Kosten werden über kurz oder lang auf die Abopreise umgelegt.

  7. Ich sähe das tatsächlich als eine Chance, mit Netflix- & Co.-Geld national und international angesehene Produktionen zu verwirklichen, in dem man sich von den Fesseln von Filmförderung und Co. löst. – Aber wir reden hier von Deutschland. Sie werden das Geld einfach das Klo runterspülen, wie sie es immer tun, weil es am einfachsten ist. Ein paar stopfen sich die Taschen voll, der Rest guckt wie üblich in die Röhre. Business as usual. Der dumme ist wie immer der Verbraucher, der das Ganze dann am Ende, obwohl nie bestellt und nie gewollt, mitfinanzieren darf.

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