Rotten Tomatoes macht die Nutzerbewertungen teilweise unbrauchbar

Rotten Tomatoes bastelt an seinen Nutzerbewertungen. Was die Plattform als Ermächtigung der User verkauft, sollte man lieber sehr kritisch sehen. So kennt ihr sicherlich das Label „Certified Fresh“, welches die Plattform an Titel vergibt, welche durch professionelle Kritiker besonders häufig positiv bewertet worden sind. Jenes drucken sich Filmstudios auch gerne auf ihr Marketing-Material. Ähnliche Labels führt Rotten Tomatoes auch für die Nutzerbewertungen ein.

Filme, die mindestens zu 60 % positive Reviews von Usern eingesammelt haben, erhalten das Label „Hot“. Sind die Nutzerbewertungen sogar zu mindestens 90 % positiv, dann winkt das Label „Verified Hot“. Alles, was unter 60 % liegt, gilt fortan als „Stale“. Problem: Rotten Tomatoes will für diese Markierungen nur Nutzerbewertungen berücksichtigen, die von Personen stammen, die ihr Kinoticket über die Plattform Fandango gekauft haben. Rotten Tomatoes und Fandango gehören beide zu Comcast.

Am Ende wird sich so also natürlich ein stark verzerrtes Bild ergeben. Obendrein wird es für den Laien nur verwirrender, da Titel jetzt mit drei positiven Labels versehen werden können: „Cerified Fresh“, „Hot“ und „Verified Hot“. Das dürfte die Kritik an der Aggregations-Plattform weiter befeuern. So sagen die Zahlen dort ohnehin nur begrenzt etwas aus: Denn auch wenn ein Titel z. B. von niemandem wirklich gefeiert, aber quasi stets mit „solide“ bewertet wird, kann er bei 90 % stehen. Es fällt bei Rotten Tomatoes quasi unter den Tisch, wie positiv die Reaktionen wirklich sind.

Rotten Tomatoes will nach eigenen Angaben Review Bombing eindämmen

Rotten Tomatoes selbst verteidigt die neue Verifizierungs-Strategie rund um Fandango damit, dass man so das Review Bombing eindämmen könne. Denn am Ende fließen ja nur Bewertungen von Nutzern ein, die einen Film nachweislich gesehen haben. Aktuell sieht es so aus, dass sowohl Studios selbst als auch User sich oft dieser Praktik hingeben. Perfekt kann man dies an „Star Wars: The Acolyte“ beobachten. Die Serie hat auffällig viele Bewertungen von „Nutzern“ erhalten, die recht frisch angemeldet sind und ausschließlich diesen Titel in den Himmel loben. Umgekehrt findet man zu der Serie auch viele nichtssagende Verrisse, die wohl nur entstanden ist, weil es im Trend liegt, die Serie herunterzuputzen.

Ironischerweise wird die Taktik von Rotten Tomatoes daran nichts ändern: Denn die Verifizierung des Kinobesuchs greift zwangsweise nur bei Filmen – nicht bei Serien. Da gibt es im Übrigen auch neue Vorgaben dazu, wie viele Bewertungen ein Film mindestens erhalten haben muss, damit ein Wertungsspiegel generiert wird – bei Interesse könnt ihr ja mal hier in die offizielle Mitteilung hereinlesen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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8 Kommentare

  1. Ich habe noch nie einen Film oder eine Serie auf der Grundlage der Bewertungen dort gesehen oder nicht gesehen. Ich lese dort, wenn überhaupt, dann immer erst, nachdem ich mir selbst eine Meinung gebidet habe, und je nach dem, was ich dort dann so lese, rege ich mich entweder über die Vollhörste auf, oder feiere die Reviewer dafür, dass sie ausnahmsweise mal Ahnung hatten… 😀

    • André Westphal says:

      Ich schaue da schon ab und an gerne mal rein, wenn ich bei einem Film oder einer Serie unschlüssig bin und keine Lust habe unbedingt Zeit zu investieren und das anschließend zu bereuen. Je nach Titel finde ich aber mal die professionellen Kritiken und mal die Nutzerbewertungen aussagekräftig. Beispielsweise gebe ich bei Filmen von Marvel oder Star Wars nichts auf die Medien-Reviews, da ich die immer viel zu positiv finde. Da schaue ich eher in den Audience-Spiegel.

      Bei Indie- / Arthouse-Filmen finde ich dann doch meistens eher die „Profi“-Rezensionen aussagekräftiger. Kommt also immer drauf an.

      • Ich persönlich nutze lieber MetaCritic.com, weil ich da durch den Wertungsschnitt der verschiedensten Portale ein viel differenzierteres Bild bekomme, ob eine Serie/ein Film wirklich was taugt oder nur auf einer konkreten Plattform gehypet wird. Und RottenTomatoes fließt dort ja auch in den Score mit ein.

  2. Die US FTC hat am 14. August ein sehr strenges Gesetz [1] zur Begrenzung von Fake Reviews etc. erlassen. Diese Änderung (und auch einige andere in der Branche) könnten also auch hiermit zu tun haben.

    Ich will damit nix verteidigen und das Gesetz wird sicherlich auch von einigen Unternehmen als Vorwand genommen um andere Änderungen (wie hier vermutlich) zu rechtfertigen…

    [1] https://www.ftc.gov/news-events/news/press-releases/2024/08/federal-trade-commission-announces-final-rule-banning-fake-reviews-testimonials

  3. War das nicht die Seite, die früher immer so Horrorbilder gezeigt hatte und wo alle in der Schule drüber gesprochen haben? Das die jetzt Filme bewerten ist ja witzig.

  4. Bei Apple-TV (Dienst) sind die Prozentbewertungen doch auch von Rotten Tomatoes? Kenne viele (aus meiner Sicht) gute Filme, die schlecht bewertet sind, und habe umgekehrt schon den einen oder anderen Film aufgrund „falscher“ positiver Bewertung gekauft.
    OT: viele Filmbeschreibungen bei Wikipedia – als Alternative – scheinen mir hingegen ebenfalls in Teilen frei erfunden. Die Leute müssen einen anderen Film gesehen haben, oder jemand wollte Erster sein und hat geschrieben bevor er alles gesehen hat…

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