Roccat Kone XP Air im Test

Der Hamburger Peripherie-Hersteller Roccat konnte bereits in der Vergangenheit mit Verarbeitungsqualität und innovativen Designs glänzen. Mit der Kone XP Air erschien eine Ausführung der allseits beliebten Roccat-Kone-Mäuse in gewohnt ergonomischer Form, mit neuen Funktionen und RGB-Beleuchtung. Der Preis fällt gehoben aus: So wird für das Set aus 19.000-DPI-Maus mit onboard Profil-Speicher, Bluetooth-Funktion, Ladestation, 2,4-GHz-USB-Dongle und 1,8 m Kabel in wahlweise schwarzer sowie weißer Ausführung („Ash Black“ und „Arctic White“) eine UVP von 169,99 € aufgerufen. Doch wie schlägt sich der Nager im Alltag?

Die Maus erreichte mich vor einigen Wochen in der weißen Ausführung. Aus einer schlichten Verpackung gezogen, brilliert die Roccat Kone XP Air mit einem Aussehen, das eher aus einem Silicon-Valley-Design-Lab stammen und kaum weniger typischen Gamer-Charme haben könnte. Die geschwungene, ergonomische Form orientiert sich am Peripherie-Klassiker, ohne altbacken zu wirken. Im Gegenteil: Die Oberseite des rauen Plastikkörpers ist teilweise transparent und gibt den Blick auf verschnörkelt geschwungene, Membran-ähnliche Elemente im Inneren preis.

Der Rest wirkt aufgeräumt und trotz der vielen Zusatztasten an der linken und oberen Seite (insgesamt acht an der Zahl; abgesehen von linker und rechter Maustaste) wirkt nichts überladen. Die beiliegende Schnellladestation hingegen fällt mit ihren zwei Kontakten an der Oberseite schlicht aus. Sie rettet den optischen Gesamteindruck allerdings mit einer teiltransparenten Unterseite, gespickt mit vier rundherum verlaufenden RGB-Beleuchtungszonen. Vorne sitzt ein USB-Anschluss für jedweden Einsatz. Alternativ nutzt ihr den ebenfalls mit gelieferten 2,4-GHz-USB-Dongle.

Angebot
Roccat Kone XP Air – kabellose Gaming-Maus mit optischem Sensor mit 19.000 DPI, AIMO RGB-Beleuchtung, 4D-Mausrad,...
  • Edle ergonomische Kone Form | Design mit mehreren Maustasten und 4D-Mausrad mit 29 programmierbaren...

Zu guter Letzt hätten wir da noch ein umflochtenes, aber dennoch dünnes USB-Typ-C Ladekabel, das sowohl an Ladestation als auch an der Kone XP Air direkt passt. Alles in allem schick anzusehen und hochwertig verarbeitet. Nichts knarzt oder hat übermäßig Spiel und die verwendeten Materialien passen gut zusammen. Der Ersteindruck sitzt also.

„Style over Substance“? Weit gefehlt.

Neben den üblichen Eingabe-Vertretern findet sich ein 4D-Mausrad, leicht erreichbare Profil- und DPI-Schalter sowie vier zusätzliche Daumentasten und ein sogenannter Easy-Shift-Schalter am unteren Teil der Maus. Letzterer ist – wie so ziemlich alle Knöpfe – frei programmierbar, kommt ab Werk jedoch als Duplikationstaste daher. Heißt konkret: Kann gedrückt gehalten werden, um die anderen Tasten temporär mit einem zusätzlichen Set an Funktionen auszustatten – ebenfalls frei programmierbar.

Jede Taste birgt taktiles Feedback und die optischen Schalter beider Haupttasten kommen als hauseigene „Titan Switch Opticals“ daher. Der Druckpunkt ist angenehm und klingt im Alltag hochwertig. Trotz der „luftig hohlen“ Bauweise der Maus, wirkt die Akustik alles andere als Plastik-mäßig – was mir sehr gefällt. Die Kone XP Air kommt mit Roccats optischen („Owl Eye“) Sensor und – wie bereits erwähnt – einer Auflösung von bis zu 19.000 DPI daher. Diese agierte bei mir im Alltag auf sämtlichen Oberflächen präzise und auch die einstellbare Lift-Off-Erfassung wirkte.

Ich habe in der hauseigenen Software zwar das automatische Erfassen der Oberflächenstruktur des Mauspads vermisst, doch bis heute weiß ich noch immer nicht, ob das nur ein Marketing-Gag von Logitech und anderen ist. Wirklich nötig wäre die Funktion nicht gewesen, denn der Sensor machte im Alltag auch so eine gute Figur. Die Maus kommt mit einem integrierten Akku daher. Diesen bewirbt Roccat mit einer Akkulaufzeit von 100 Stunden. Laut Marketing reichen 10 Minuten auf der Schnellladestation aus, um bis zu fünf Stunden Spielzeit rein zu holen.

Ich muss gestehen, dass ich einer dieser faulen Fatzkes bin, die ihre Maus bei Nichtbenutzung grundsätzlich auf der Station ablegen. Vermutlich alles andere als „gesund“ für die Lithium-Ionen-Kristalle des Akkus, sorgt diese Angewohnheit aber dafür, dass der Nager in meinem Fall allseits bereit gewesen ist. Wenn die Maus dann doch mal fernab der Ladestation (etwa im Wohnzimmer als Bluetooth-Maus für das angedockte Steam Deck) im Einsatz war, hielt sie viele Stunden wunderbar durch. Daumen hoch, passt also alles.

Einzig die Bauweise der ansonsten Ladestation hat mich im Alltag gestört: Heutzutage könnte man sich verschiedener Wege bedienen, um eine solide Verbindung zwischen Station und Maus aufzubauen, wenn man sie auflegt. Magnetische Kontakte, akkurate Ausbuchtungen oder anderes habe ich schätzen gelernt. Doch das, was Roccat hier abliefert, ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Maus liegt lose auf der diagonalen Oberseite der Station und obwohl beide Ladekontakte mit einem angenehmen Klick einzurasten scheinen, mutet das Ergebnis alles andere als stabil an. Die Maus liegt wackelig auf und obwohl ich weiß, dass alles seine Ordnung hat und der Akku auch geladen wird, passiert es fast täglich: Ich hebe die Maus mehrmals an und bin mir unsicher, ob sie korrekt aufsitzt.

Das Anschließen und Einrichten des Sets selbst ist denkbar unproblematisch und man kann auch gleich auf allen gängigen Plattformen sogar ohne proprietärer Software loslegen. Dann bedient sich die Maus der fünf vorgefertigten DPI-Profile, die wahlweise frei über die Plus- und Minus-Tasten justiert oder mit der mittleren Taste vor dem Mausrad durch gewechselt werden können. Doch was wäre das für ein Testbericht, wenn ich mir die auf „Roccat Swarm“ getaufte Treibersuite nicht anschauen würde?

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Wie eingangs angesprochen, setzt Roccat die „Swarm“ für alle Software- und Treiber-seitigen Belange ein. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine Treibersuite für alle aktuellen Produkte aus dem Hause der Hamburger. Roccat Swarm kommt deutlich aufgeräumter daher, als die Pendants der Konkurrenz. Das Erste, das ich gemacht habe, war das Löschen der vorgefertigten Profile. Denn im Eifer des Gefechts gegen pubertierende Pro-Gamer kann es schon mal passieren, dass der Boomer-Finger auf einer Profil- oder DPI-Taste landet. Wenn es nur ein DPI-Profil gibt, ist das schonmal eine Fehlerquelle weniger für mich.

Die zweite Änderung war die Anpassung der Shift-Taste: Während der Knopf kaum ergonomischer und leichter zu erreichender liegen könnte, benötige ich schlichtweg keinen umfangreichen 29-Tasten-Funktionskatalog. Also wurde aus der Easy-Shift-Daumentaste das „C“ der Tastatur. Während mich bis heute irritiert, wieso Roccat diese Funktion „Makrotaste“ nennen musste, hilft es einfach ungemein, in „Call of Duty“ mit dem Daumen in die Hocke zu huschen. Sowas könnte man auf die Spitze treiben und alle anderen Tasten ebenfalls belegen – doch das spare ich mir für das nächste MMORPG auf.

Alle anderen Bereiche der Treibersuite sind Standardkost und obwohl ich die RGB-Beleuchtungsspielerei von Maus und Schnellladestation in mein Herz schließen konnte, kam ich nicht umhin, auch das groß beworbene 3D-AIMO-Feature schnell ab- und auf statische Wunschfarben umzustellen. In der Theorie sollen sich alle RGB-LEDs der Roccat-Produktpalette dynamisch und „intelligent“ an dem Nutzerverhalten sowie den aktuell verwendeten Programmen orientieren. Was auf dem Papier nach einer stimmungsvollen Philips-Ambilight-Alternative klingt, hat mich in der Praxis wegen einer gewissen Willkür hauptsächlich verwirrt.

Fazit

Ihr konntet die Ambivalenz meiner Beziehung mit der Roccat Kone XP Air sicher herauslesen. Selten war ich so überzeugt, ja schon fast begeistert von meiner Peripherie – und doch irgendwo auch genervt. Warum muss alles so perfekt hochwertig verarbeitet sein und dann mit dieser Art Ladestation daher kommen? Warum gibt es keine Möglichkeit, die hauseigene Software wahlweise auf einen abgespeckten Funktionsumfang umzustellen? Am Ende ist das kein Problem und Meckern auf hohem Niveau – denn so manch Power-User dürfte sich mit Roccats Swarm-Software wiederum wohlfühlen.

Die für mich in Summe entscheidenden Merkmale, welche ich seit Jahren auch nicht anders von dem Hamburger Peripherie-Giganten gewohnt bin, sind gegeben und überzeugen durchweg. Die UVP von 169,99 € ist also selbst für mich im Kontext der Verarbeitungsqualität und Performance durchaus gerechtfertigt. Würde ich trotzdem vielleicht eher zu einer günstigeren Variante ohne wackelige Schnellladestation greifen? Vermutlich.

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Unregelmäßiger Gastautor im Jahr 2023.

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Ein Kommentar

  1. Nach 3 monatiger Betriebszeit scrollte meine Kone Pro Kabel Maus nicht mehr richtig. Kurze Suche, ich bin nicht alleine mit dem Problem seit 2011!
    Tausch über den Händler wurde angeboten, wie oft soll das so gehen?
    Maus geöffnet, mit Druckluft ausgeblasen und mit Elektro Schutz Spray die Scroll Mechanik minimal eingesprüht.
    Die Premium Maus des Hamburger Peripherie Giganten funktioniert wieder. Wieso nicht gleich so?

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