Preisvergleich bei Telekommunikation und Energie: Prüfsiegel könnte kommen
Bei irgendeinem Preisvergleich zukünftig über Preise von Telekommunikation und Energie informieren? Dann soll euch ein Prüfsiegel helfen können. So sieht es zumindest die Bundesnetzagentur.
„Verbraucher sollen mit wenigen Klicks umfassende Informationen erhalten, um Angebote über Telekommunikationsdienstleistungen und Energielieferungen vergleichen können. Wichtig ist, dass ein Vergleich verständlich, neutral und kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Dies sicherzustellen, ist Aufgabe der Bundesnetzagentur,“ sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.
Private Anbieter von Vergleichsportalen, die den gesetzlichen Anforderungen des Telekommunikationsgesetzes oder des Energiewirtschaftsgesetzes entsprechen, können bei der Bundesnetzagentur bereits jetzt ein Zertifikat oder Gütesiegel beantragen. Dies erhöht die Vertrauenswürdigkeit der Plattformen für die Verbraucher. Bisher wurden jedoch kaum entsprechende Anträge gestellt.
Die jetzt gestartete Anhörung der Bundesnetzagentur bezweckt, interessierte Unternehmen über die Kriterien für eine Zertifizierung zu informieren. Zudem bietet sie Raum für Marktakteure, Institutionen und Einzelpersonen, wie beispielsweise Verbraucherschutzverbände oder die Wissenschaft, ihre Meinungen und Positionen einzubringen. Die Frist für die Anhörung endet am 22. Mai 2024. Die Ergebnisse der Anhörung werden anschließend öffentlich gemacht.
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Hält man uns Deutsche mittlerweile für so bescheuert, dass wir für jedes Produkt und jede Dienstleistung ein Prüfsiegel brauchen, um uns dafür oder dagegen zu entscheiden? Die Wirtschaft beklagt den durch Bürokratie immer größer und fast unbezahlbar werdenden Aufwand. Anstatt zielstrebig am Bürokratieabbau zu arbeiten, macht die Politik, hier vertreten durch ihre Handlanger, genannt Bundesagentur, genau das Gegenteil. Schaue ich mir die an der Anhörung zu beteiligenden Akteure an, bekomme ich einen leichten Würgereiz.
Eine Zertifizierung von Vergleichsportalen werden sich die Betreiber solcher Portale vermutlich von den Nutzern bezahlen lassen. Dann dürften die Zeiten der kostenlosen Vergleiche vorüber sein und die Betreiber der Portale nicht mehr nur die Provision für vermittelte Verträge einsacken können. Zwar sagt der Präsident der BNetzA etwas anderes. Aber irgendwann wird es dann heißen, „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.“ Die Anhörung hat gezeigt, dass kostenlose Vergleiche mit einer Zertifizierung nicht in Einklang zu bringen sind und die BNetzA mit der Aufgabe, sicherzustellen, dass ein Vergleich verständlich, neutral und kostenlos zur Verfügung gestellt wird, überfordert ist. Deshalb ist die Zertifizierung, auch aus der Sicht der BNetzA, der einzig richtige Weg. Die Verbraucherschutzverbände schließen sich dieser Darstellung selbstverständlich vollumfänglich an. Weil ihnen nur so ein Werkzeug an die Hand gegeben wird, gegen unseriöse, weil nicht zertifiziert, Vergleichsportale vorzugehen. Die finanzielle Mehrbelastung der Verbraucher ist durchaus zu verkraften.
Dankeschön!
„Die Wirtschaft beklagt den durch Bürokratie immer größer und fast unbezahlbar werdenden Aufwand.“
Nun halte ich solche Vergleichsportale nicht für „die Wirtschaft“. Solche Leute rangieren auf meiner Beliebtheitsskala irgendwo bei Politikern, Versicherungsvertretern und Vodafoneverkäufern.
Zumal, wenn die von Provisionen leben, weil Benützer nach erfolgtem Vergleich nicht in der Lage sind, direkt bei einem Anbieter einen Vertrag abzuschließen. Und weil die Anbieter Provisionen bereitstellen, die die Bestandskunden mitzutragen haben.
Wer als Bestandskunde weiß, dass er mehr bezahlen muss als Neukunden, der ist selbst schuld, wenn er zu faul ist selbst zum Neukunden zu werden. Heutzutage ist ein Anbieterwechsel bei Strom, Gas und Telekommunikation schnell und ohne großen Aufwand erledigt.
Oft erhält man beim Vertragsabschluss über ein Vergleichsportal einen besseren Preis als beim Abschluss direkt beim Anbieter. Manche Tarife werden exklusiv nur bei Vergleichsportalen angeboten. Das wird sich mit der Zertifizierung vermutlich ändern.
Die genannte Beliebtheitsskala ist die von jemand, der die eigene Meinungs- und Willensbildung verlernt hat, im Gegenzug aber irgendwelchen Zertifikaten und Labels vertraut.
„…der die eigene Meinungs- und Willensbildung verlernt hat“ trifft auf mich nicht zu, die Beliebtheitsskala dagegen schon.
Wir optimieren und wechseln schon ewig, aber nicht täglich. Die besten Angebote gab es übrigens nicht auf den von Dir als „die Wirtschaft“ gehypeten Portalen, weil diese seriösen Anbieter keine Provisionen auf Kosten ihrer Bestandskunden verschleudern. Für viele scheint es ein Hobby zu sein, auf Lockangebote („die ersten x Monate 0 €“) hereinzufallen und dann über Qualitäts- und Kündigungsprobleme zu jammern, aber wenn man Ahnung von Finanzen hat, dann weiß man, dass auch die eigene (Lebens)Zeit einen Wert hat (à la x Stunden vergleichen um 5 € zu sparen).
Bei Leuten, die solche Praktiken derart vehement verteidigen, könnte man auf die Idee kommen, dass diese sich beruflich in einer der gesellschaftlich wenig geachteten Branche betätigen.
>>Bei Leuten, die solche Praktiken derart vehement verteidigen, könnte man auf die Idee kommen, dass diese sich beruflich in einer der gesellschaftlich wenig geachteten Branche betätigen.
Wenn sich die sachliche Argumentationskette dem Ende neigt, kommen solche Äußerungen. Armselig 🙁
Spannender Kommentar. Man könnte ja fast meinen, dass die z.B. einen fairen Vergleich anbieten wprde. Dem ist aber bei weitem nicht so. Viele Anbieter sind dort gar nicht aufgeführt und viel schlimmer, wer am meisten Zahlt steht dort ganz oben oder es werden durch die Gründer eigene Versorgerungsunternehmen gegründet, welchen dann selbstverständlich auch oben stehen, natürlich ohne die eigenen Beteiligung offen zu legen. Hinzu kommt noch Angebote wie ein Premiumservice, womit der eigentlich Markt noch weiter verschleiert wird und die Marktmacht des „Vergleichsportals“ weiter zu stärken und durch auf die eigentlichen Erbringer der Dienstleistung auszuüben
Auch zu glauben, dassdie jetzigen Vergleiche kostenlos ist nicht richtig. Die Anbieter zahlen für das Auflisten und die Kosten werden selbstverständlich an die Kunden weitergeben.
Ein wirklich transparentes und faires Verbrauchsprotal gerne auch mit Zertifikat halte ich daher für wirklich sinnvoll. Schade das die Bundesnetzagentur so etwas nichts selbst betreibt. Das wäre aus meiner Sicht der einzig wirklich faire und transparente Weg.
Schön, wenn man sein eigenes Wissen in Kommentarform weitergibt. Es zeigt, wie gut manche Verbraucher über Verbrauchsportale bescheid wissen. Deshalb ist eine Zertifizierung überflüssig und die Forderung danach macht nur die Unfähigkeit der BNetzA und der Verbraucherschützer deutlich. Denn genau das sind die Institutionen, deren Auftrag es ist, über Transparenz und Fairness zu wachen.