Pocket Casts: Raus aus dem chinesischen App Store, rein in die Zensur-Debatte

Pocket Casts ist eine beliebte App für Podcasts, die es sowohl für Android als auch iOS gibt. In China wurde die Anwendung allerdings nun von Apple aus dem offiziellen App Store entfernt. Damit kommt das Unternehmen einer Anfrage der Cyberspace Administration of China nach. Letzten Endes zeigt sich hier exemplarisch: Wenn sich Geld verdienen lässt, sind vermeintliche Werte und Ideale für Unternehmen zweitrangig.

Das ist etwas, das allerdings nicht nur Apple betrifft. Viele westliche Unternehmen brüsten sich mit Offenheit, Toleranz, Meinungsfreiheit und anderen demokratischen Werten – in China handelt man dann aber eben so, wie es die chinesische Regierung wünscht und die propagierten Werte sind auf einmal gar nicht mehr so entscheidend. Enorme Kritik handelte sich da in den letzten Monaten ja etwa Activision-Blizzard ein, welche einen Streamer sperrten, weil er sich für die Proteste in Hong Kong ausgesprochen hatte.

Apple hat nun im Falle Pocket Casts einer Anfrage der Cyberspace Administration of China entsprochen. Jene Behörde überwacht in China, was im Internet zulässig ist und was nicht. So sind viele Websites und Dienste in China gesperrt – wobei es in der Bevölkerung dort üblich ist sich mit VPN-Lösungen zu behelfen.

Warum war China Pocket Casts denn ein Dorn im Auge? Nun, über die Podcasts hätten sich Menschen mit unabhängigen News versorgen können. Pocket Casts wollte laut eigenen Aussagen das eigene Angebot aber auch nicht zensieren. Deswegen gibt es die App nicht mehr im chinesischen Apple App Store und eine Rückkehr hält man für ausgeschlossen.

Die Frage ist natürlich: Podcasts-Apps gibt es viele – wieso wurde Pocket Casts speziell herausgegriffen? Apple hat ja auch eine eigene Podcast-App. Möglich ist eben, dass Apple und Co. zugestimmt haben von der chinesischen Regierung bemängelte Inhalte zu entfernen – Pocket Casts dies aber eben ablehnte, wie die Entwickler ja auch angeben. Spannend wird es, sollte Apple die Lage noch kommentieren oder Statements von anderen App-Anbietern folgen.

Für euch sollte das nur ein weiterer Hinweis sein: Unternehmen wie Apple positionieren sich immer als weltoffene Vertreter freier Meinungsäußerung – das gilt aber nur so lange, wie die Umsatzzahlen nicht in Gefahr sind, wie dieses Beispiel eindrucksvoll zeigt. Wie gesagt, aber Apple ist da keinesfalls das einzige Beispiel dieser Art – leider.

Auch Pocket Casts ist allerdings kein Heiliger, auch wenn die Entwickler sich in dieser Situation so darstellen – in der Vergangenheit wurde Pocket Casts da etwa auch in Debatten rund um die Streichung des (zurecht) umstrittenen Formats „InfoWars“ gezogen und äußerte sich damals durchaus abweichend zu der grundsätzlichen Entfernung von Inhalten.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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15 Kommentare

  1. Die einigen Werte für die die westlichen Unternehmen stehen sind: Geld und noch mehr Geld. Umwelt. Menschenrechte, Menschen spielen keine Rolle und es wird nur zur Imagepflege auf dem jeweiligen Markt propagiert, um die blauäugigen Konsumenten zufrieden zu stellen.

  2. Grundsätzlich stimme ich dem Artikel zu, aber natürlich auch, weil meine Wertevorstellung dem entspricht.

    Wir erwarten aber ja auf der anderen Seite auch, dass in Deutschland geltendes Recht von ausländischen Konzernen befolgt wird. Sei es die DSGVO oder der Drogenverkauf. Manche Dienste werden dann einfach nicht mehr für uns angeboten. Das finde ich super schade, aber auch nachvollziehbar. So ist es in China ähnlich.

    Außerdem gibt es viel Kritik daran, dass die großen Konzerne sich mit ihrer Macht über die Staaten und Gesetze stellen. Das wird an anderer Stelle heftigst kritisiert.

    Das nur mal, um auch den Blickwinkel zu ändern.
    Ich fände es ebenfalls sehr gut, wenn gerade die Zensur in China reduziert werden würde (auch für Leute ohne VPN). Aber ob solche Fälle jetzt als Aufreger dienen sollten, weiß ich nicht. Da fand ich den Blizzard-Fall schon heftiger und die fehlende Unterstützung von Hongkong.

    Eventuell könnten wir natürlich Druck aufbauen und unsere Werte aufzwingen, wenn wir den Zugang zu manchen Diensten oder Waren komplett verbieten. Aber erstens weiß ich gar nicht ob das etwas bringen würde und zweitens ist das auch nur in bestimmten Fällen unserem Wertesystem entsprechend.

    Am ehesten kann man so etwas schaffen, indem die Bevölkerung in einem solchen Land sich ändert. Also mit VPN andere Quellen konsumiert, in Ausland studiert oder private Freundschaften pflegt. Das findet statt und ich habe Hoffnung, dass sich damit auch langsam etwas ändert.

    • Der Vergleich hinkt. China ist im Gegensatz zu Deutschland kein Rechtsstaat.

      • China ist als souveräner Staat anerkannt. Da es keine Weltregierung gibt, ist das erstmal genauso „richtig“ wie bei uns.

        Ich will gar nicht sagen, dass dort alles gut läuft. Menschenrechte und Rede – /Informationsfreiheit sind ein hohes Gut, für das es sich zu kämpfen lohnt.

        Ich bevorzuge nur den Weg als gutes Vorbild Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Etwas aufzudrängen heißt nicht, dass die anderen das möchten oder damit umgehen können.

        Vielleicht hätte Apple da ein Statement rausgeben können, dass sie da zwar nicht dahinter stehen, aber die lokalen Regelungen befolgen. Ich weiß nicht, ob sie das getan haben.

  3. Dass Apple vor den Chinesen einknickt sollte niemanden wundern. Das sind sie ja bereits, als es darum ging, dass die Chinesen Zugriff auf die iCloud Server haben wollen. Einem Unternehmen wie Apple kann man seine Daten nicht anvertrauen, die öffnen nämlich die Türen, sobald sie Angst haben, Geld zu verlieren.

    Ich bin kein Freund von Google, aber die waren was den chinesischen Markt anging wenigstens konsequent, und sind eben gerade nicht eingeknickt, obwohl sie das sicher viel Geld gekostet hat und noch kostet.

    • Google und konsequent?

      Lol, die versuchen seit Ewigkeiten in den chinesischen Markt zu kommen, aber werden ständig zensiert…

      • Eben. Weil sie sich im Gegensatz zu Apple eben nicht den chinesischen Vorgaben beugen wollen.

        • Nö. Google hat sich jahrelang an Chinesische Gesetze gehalten und Inhalte zensiert. Irgendwann haben sie dann aber Suchanfragen aus Mainland China and die nicht zensierte Version in Hong Kong geleitet. Danach hat es nicht lange gedauert und Google-Dienste wurden von der Great Firewall of China geblockt. Das hat man zum Anlass genommen um sich medienwirksam zu verabschieden. Seitdem versucht man, wieder Fuss zu fassen und schmiert China Honig um’s Maul: https://en.wikipedia.org/wiki/Future_of_Go_Summit

          Aber red dir ruhig weiter ein dass Google der Ritter in weisser Rüstung sei.

          • > Seitdem versucht man, wieder Fuss zu fassen und schmiert China Honig um’s Maul:

            Offenbar nicht so viel wie Apple.

            > Aber red dir ruhig weiter ein dass Google der Ritter in weisser Rüstung sei.

            Was an „Ich bin kein Freund von Google“ ist so schwer zu vertehen?

            Der Punkt ist, im Gegensatz zu Apple gibt Google den Chinesen keinen Zugriff auf die Daten ihrer Nutzer. Aber den typischen Apple-Fanboy stört das ja nicht.

  4. > Für euch sollte das nur ein weiterer Hinweis sein: Unternehmen wie Apple positionieren sich immer als weltoffene Vertreter freier Meinungsäußerung – das gilt aber nur so lange, wie die Umsatzzahlen nicht in Gefahr sind, wie dieses Beispiel eindrucksvoll zeigt.

    Gilt das auch für die Weigerung, dem FBI weitreichenden Zugriff auf Geräte zu gewähren? Und was wäre der Vorschlag, wie man in einer Diktatur wie China Gesetze umgehen kann?

    • Der Unterschied zwischen FBI und der Zentralregierung Chinas ist, dass nur letztere einen kompletten Markt für ein Unternehmen lahmlegen kann.

      Und es geht nicht darum, Diktaturen zu umgehen, sondern angesichts einer diktatorischen Anordnung (aka Pocket Casts muss verboten werden vs. westliches Ideal der freien Meinungsäußerung) eine politische Stellung zu beziehen, die den eigenen Idealen entspricht. Und eben dafür finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen. Wenn man dann das Verbot zu Gunsten weiterer Geschäfte wählt, zeigt man eben damit, dass einem Geld wichtiger als die eigenen Ideale ist.

      • > Der Unterschied zwischen FBI und der Zentralregierung Chinas ist, dass nur letztere einen kompletten Markt für ein Unternehmen lahmlegen kann.

        Das FBI ist ja auch nicht zuständig, sondern die Bundesregierung. Die kann dann zBsp lokalen Firmen untersagen, mit Huawei zusammenzuarbeiten.

  5. Seit Pocket Casts auf das Abo-Modell wechselte und ehemaligen Einmalzahlern gesagt hat „schön, dass ihr gezahlt habt, seht das als Unterstützung in der Vergangenheit und zahlt nun weiter im Abo-Modell“, können die machen was sie wollen. Im Vergleich Gutmenschen vs. „Denen ist Geld am wichtigsten“ sind die Macher von Pocket Casts kein Stück besser als Apple. Im Endeffekt zählt nur die Kohle.

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