Online-Zulassung von Fahrzeugen: Musterbeispiel für gescheiterte Digitalisierung?

In Deutschland ist das Thema Digitalisierung einerseits in aller Munde, andererseits aber oft auch ein trauriger Running-Gag, da staatliche Institutionen immer wieder daran scheitern. Da muss sich aktuell wohl auch die Online-Zulassung von Kfz einreihen. Die sollte eigentlich für schnellere Zulassungsvorgänge sorgen und den Gang zur Behörde sparen. Derzeit hapert es aber noch an unterschiedlichen Stellschrauben.

Wie die Tagesschau berichtet, wurden im Herbst 2023 rund 300.000 Zulassungsvorgänge online gestartet. Im direkten Vergleich mit 20 Mio. Vorgängen im Jahr insgesamt ist das aber überschaubar. Viele Unsicherheiten gibt es wohl auch um die Codes auf den Zulassungsbescheinigungen, die sich mal durch Freirubbeln und mal durch Abziehen einer Folie entwerten lassen. Am Ende gehen viele Bürger dann lieber doch zum Amt, statt einen Fehler zu machen.

Noch seien die Nutzungszahlen von i-Kfz, der digitalen Zulassung, demnach desaströs. Auch Zulassungsdienstleister bemängeln offenbar, dass die digitale Zulassung aktuell kaum eine Arbeitserleichterung sei, da viele Vorgänge, etwa 70 %, am Ende gar nicht automatisiert durchlaufen, sondern wieder händisch bearbeitet werden müssten.

Online-Zulassung teilweise langwieriger als am Schalter

Teilweise sei die Online-Zulassung am Ende langwieriger als der Gang zur Behörde. Denn wer dann einen Fehler macht, z. B. seinen zweiten Vornamen nicht korrekt angibt, muss sich auf einen Schriftwechsel einstellen. Dazu kommt, dass viele Zulassungsstellen gar nicht in der Lage seien i-Kfz zu bearbeiten. Von mehr als 400 Zulassungsstellen sind aktuell wohl nur ca. 100 in der Lage dazu. Die Gründe dafür sind vielfältig: Personalmangel, Arbeitsaufkommen, Krankheit oder IT-Umstellung.

Zudem haben Cyber-Angriffe und Nicht-Erfüllung der Sicherheitsstandards auch schon dafür gesorgt, dass einige Zulassungsstellen über Wochen bzw. Monate nicht arbeitsfähig gewesen sind. Dann wurden zwar Ausnahmegenehmigungen erteilt, die aber für Dienstleister intransparent bleiben. Ob die Sicherheit nun wirklich gewährleistet ist, bleibt fraglich.

Wie so oft, so schiebt man sich im deutschen Bürokratiedschungel gegenseitig den schwarzen Peter zu. Die Städte und Gemeinden argumentieren teilweise, sie seien zu spät über die konkreten Vorgaben informiert worden, das KBA behauptet, die Mindestsicherheitsanforderungen seien bereits im April zur Verfügung gestellt worden und es sei ausreichend Zeit gewesen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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10 Kommentare

  1. Ich glaube, leider verknüpfen viele Politiker und Entscheider „Digitalisierung“ nicht mit „Effizienzsteigerung“, sondern eher mit „wir stellen einfach einen Imac hin und sind dann digital“.

    Es geht also irgendwie nicht darum, Technologie zur Verbesserung zu nutzen, sondern einfach mit der Mode zu gehen und eine Checkbox abzuhaken, sodass sich alle am Ende auf die Schulter klopfen und sagen können „wir sind ja jetzt digital, wir haben moderne PCs hier“. Dass damit Abläufe beschleunigt und entschlackt werden können und MÜSSEN, scheinen nur die wenigsten zu sehen.

    Ich frage mich auch, ob nicht mal versierter IT-ler als Dienstler per Ausschreibungsvertrag oder gar in Festanstellung in der Verwaltung sagt „Leute, das ist dumm hier, was ihr macht, und das wird alle in den Wahnsinn treiben.“

    • Für gute Unternehmen sind die Ausschreibungen nicht hoch genug dotiert um da mitzumachen.

      Es gibt viele Unternehmen die sich darauf spezialisiert haben an staatlichen Ausschreibungen teilzunehmen um den Staat abzuzocken: Die bieten möglichst niedrige Preise, gewinnen das dann (oft gibt es die Pflicht den günstigsten Anbieter zu nehmen) und ab da wird dann in langen „Konzeptphasen“ das Rad neu erfunden, einzig mit dem Ziel, das Budget aufzubrauchen. Wenn dann das Budget verbraucht ist, wird nachverhandelt, um die „Umsetzungsphase“ zu bezahlen. Schuld an der langen Konzeptphase sind immer die anderen, ist ja klar.
      Und am Ende muss es dann ja auch noch schön saftige Supportverträge geben.

      Aber jeder liebt das: Politiker können zeigen, dass sie was machen und lustige Compliance Häkchen sammeln und Firmen verdienen sich dumm und dusselig da dran.

      Qualität bleibt dabei natürlich auf der Strecke, aber das interessiert ja nur die, die es bezahlen: Die Bürger.

  2. Wer hierzu übrigens ein paar Fakten benötigt: hier sind ein paar, auf lustige Weise aufbereitet: https://www.youtube.com/watch?v=ieCXWyijiqc

  3. Hachja, Behörden und die Digitalisierung. Ich wollte zuletzt nach einem Wohnortwechsel innerhalb meines Kreises unsere KFZ online ummelden. Leider gescheitert: Während man offline nur den Fahrzeugschein benötigt, braucht’s online zusätzlich den Brief. Und den hat die Bank.
    Dass es digital nicht voran geht, ist aber auch kein Wunder. Für entsprechende Experten werden hier Stellen mit TVÖD / TVL 11 ausgeschrieben. Cyber Security Experten sollen dann TVL 13 bekommen. Guter Witz, bei der Konkurrenz durch Wirtschaftsunternehmen in BaWü und den Mietpreisen, die hier aufgerufen werden.

  4. Also ich habe das vor 2 Wochen nach einem Umzug von Hamburg nach Niedersachsen problemlos machen können. Ohne Wechsel des Kennzeichens. Dieser Service hat wirklich erstaunlich einfach funktioniert. Nach 5 Tagen war dann auch der neue Schein per Rückschein Einschreiben bei mir.

    • Selbiges hier: innerhalb der Stadt umgezogen und es war so entspannt wie noch nie. Ja, ich war auch überrascht von der Aufforderung, einen Kleber von der Zulassung zu empfehlen, aber es war idiotensicher beschrieben.

      Andererseits dachte ich mir schon wieso ich so viele Eingabefelder ausfüllen musste, obwohl die Daten mit dem elektronischen Personalausweis auch hätten ausgefüllt werden können.

      So ganz 100% zu Ende gedacht schien es nicht, aber es fühlte sich dennoch nach einem riesigen Fortschritt an!

    • Selbiges hier: innerhalb der Stadt umgezogen und es war so entspannt wie noch nie. Ja, ich war auch überrascht von der Aufforderung, einen Kleber von der Zulassung zu entfernen, aber es war idiotensicher beschrieben.

      Andererseits dachte ich mir schon wieso ich so viele Eingabefelder ausfüllen musste, obwohl die Daten mit dem elektronischen Personalausweis auch hätten ausgefüllt werden können.

      So ganz 100% zu Ende gedacht schien es nicht, aber es fühlte sich dennoch nach einem riesigen Fortschritt an!

  5. Auch hier wäre es einfacher, wenn der Bund es einfach für alle Länder machen würde. Die zahlen ihren Teil dazu und fertig. Die Kleinstaaterei führt zu nichts. Jedes Bundesland muss sich selber was bauen und braucht das entsprechende Personal, was die Kosten insgesamt vervielfacht. Und das für die exakt gleiche Dienstleistung.
    In den Bundesländern versucht man dann am Personal und an der IT-Sicherheit zu sparen.

    • Absolute Zustimmung!
      Hier ist der Föderalismus ein absolutes Hindernis und Kostenfaktor!
      Bei der Digitalisierung von Diensten gehört das EINMAL entwickelt und dann bundesweit genutzt.
      Aber nee, stellen wir halt noch ein paar hundert ein…
      Deshalb kann ich mich digital ummelden wenn ich in Hamburg umziehe, aber wehe ich verlasse den Stadtstaat, dann habe ich verloren.

      • Schön beschrieben. Hamburg kann sich soetwas leisten. Ein kleiner Landkreis in BaWü nicht. Die Entwicklungskosten pro Einwohner sind viel zu hoch.

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