OBSBOT Tiny 2 im Test: Webcam mit 4K-Auflösung und intelligenten Funktionen

Webcams sind in vielen Haushalten nicht mehr wegzudenken, aber viele Modelle dümpeln qualitativ vor sich hin. OBSBOT will mit der Tiny 2 einen Konkurrenten zur Insta360 Link auf dem Markt haben. Ob die smarte 4K-Webcam das Zeug dazu hat? Ich hab sie mir für euch genauer angeschaut.

Erster Eindruck und Verarbeitung

Packt ihr das Gerät aus, fällt auf, dass sie etwas klobiger ist als das Modell von Insta360. Die Kamera macht auf jeden Fall einen hochwertigen Eindruck. Die Verarbeitung ist sehr gut – kein Knarzen, kein Wackeln. Das Gehäuse besteht aus mattem Kunststoff, der sich angenehm anfühlt und keine Fingerabdrücke anzieht. Der Standfuß ist stabil und mit einem Magneten ausgestattet, der auf der separaten Basis für Monitore aus Metall haftet und für sicheren Halt sorgt.

Das Highlight ist auch hier der Gimbal-artige „Kopf“ der Kamera. Er bewegt sich geschmeidig und präzise. Ein kleines Detail, das mir gefällt: Die Status-LED ist hier ein Ring, gut sichtbar, aber nicht zu aufdringlich. Wenn ich einen Kritikpunkt äußern müsste, dann vielleicht die Größe. Die Tiny 2 ist für eine Webcam recht wuchtig. Auf meinem schmalen Monitor-Rahmen sieht sie etwas klobig aus. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Lieferumfang und Ausstattung

Im Karton findet ihr neben der Kamera ein USB-C-Kabel, eine Kurzanleitung, eine praktische Tragetasche und eben die genannte Basis aus Metall. Hier mal die technischen Daten im Überblick:

  • 4K-Auflösung bei 30 fps (1080p bei 60 fps möglich)
  • 1/1,5 Zoll CMOS-Sensor mit 50 Megapixeln
  • KI-gestützte Funktionen wie Gesichtserkennung und Auto-Tracking
  • PTZ (Pan-Tilt-Zoom) mit 4-fach digitalem Zoom
  • 2-Achsen-Gimbal
  • Duales Mikrofon-Array mit Geräuschunterdrückung
  • f/1.9 Blende
  • Gesten- und Sprachsteuerung

Bildqualität – Generell gut

Die Bildqualität der Tiny 2 ist generell gut. Der große 1/1,5 Zoll Sensor mit seinen 50 Megapixeln macht sich bezahlt. Die Detailwiedergabe ist ordentlich, Farben wirken natürlich und lebendig. In gut beleuchteten Räumen spielt die Kamera ihre Stärken voll aus.

Auch bei schlechteren Lichtverhältnissen schlägt sich die Tiny 2 wacker. Die f/1.9 Blende hilft dabei, mehr Licht einzufangen. Klar, etwas Bildrauschen ist bei wenig Licht zu sehen, aber es hält sich in Grenzen. Die automatische Belichtungsanpassung reagiert flott und liefert in den meisten Fällen ein ausgewogenes Bild. Ein Punkt, der bei Insta360 besser ist: Der Autofokus ist relativ schnell, bei der Link jedoch einen Tick besser.

Ich habe beim Ausprobieren jedoch ein Verhalten entdeckt, das mich stutzig macht. In 90 Prozent der Calls läuft das alles sehr geschmeidig und die Schärfe ist gut. Dann habe ich jedoch ein paar vereinzelte Meetings dabei gehabt, in denen die Kamera gelegentlich den Autofokus komplett verpasst hat. Dann war das Bild für einige Sekunden unscharf und schwammig. Nach etwas Bedenkzeit wurde das aber automatisch korrigiert.

KI-Funktionen: Kamera hat euch immer im Blick

Die KI-Funktionen der Tiny 2 sind der eigentliche Star der Show. Das Auto-Tracking funktioniert erstaunlich gut. Ob ich am Schreibtisch hin und her rutsche oder durchs Zimmer laufe – die Kamera folgt mir zuverlässig. Die Bewegungen sind dabei sanft und natürlich, nicht ruckartig wie bei manch anderer Webcam. Allerdings habe ich festgestellt, dass das Tracking bei sehr schnellen Bewegungen manchmal etwas hinterherhinkt – aber auch das ist Meckern auf hohem Niveau.

Besonders gut gelungen finde ich die Gestensteuerung. Mit einfachen Handbewegungen kann ich zoomen oder den Fokus anpassen. Das klappt nach etwas Übung richtig gut. Man möchte diese Funktionen nicht mehr missen, ich bin sie eh von der Link gewohnt. Der HDR-Modus gleicht starke Kontraste gut aus, sodass ich auch vor einem hellen Fenster nicht wie ein Schattenriss aussehe.

Software und Bedienung

Die OBSBOT-Software „OSBOT Center“ ist übersichtlich und intuitiv. Hier lassen sich alle Einstellungen vornehmen – von der Belichtung über die Farbtemperatur bis zu den intelligenten Funktionen. Ein Punkt, der mich anfangs etwas irritiert hat: die Sprachsteuerung. Ja, man kann die Kamera mit Sprachbefehlen steuern. Das funktioniert zwar gut, fühlt sich für mich persönlich aber etwas seltsam an, wenn ich alleine im Büro sitze und mit meiner Webcam rede. Ich nutze diese Funktion daher eher selten – fast nie.

Wer möchte und mehr Steuerungsmöglichkeiten benötigt, kann auf eine dedizierte Fernbedienung zurückgreifen, mit der sich etliches direkt per Hand steuern lässt.

Praxistest: Vom Homeoffice bis zum Streaming

Im Alltag hat mich die Tiny 2 überzeugt. Das Auto-Tracking ist besonders praktisch, wenn man während eines Calls aufstehen und etwas holen muss – die Kamera folgt einfach mit. Wer im Zuhause oder im Büro auch in virtuellen Meetings am Whiteboard präsentiert, kann sich dabei ebenfalls in Szene setzen lassen. Auf Wunsch kann die Kamera nicht nur eurem Körper, sondern auch nur eurer Hand folgen. Wer die Kamera im Meeting benutzt, bei dem mehrere Teilnehmer dabei sind, kann mit dem Gruppen-Modus auch die komplette Gruppe ins Visier nehmen. Der Desktop-Modus sorgt dafür, dass die Kamera das Bild auf euren Schreibtisch lenkt. Die Perspektive wird dabei jedoch nicht automatisch korrigiert. Die aufgenommenen Bilder sind dann teilweise nicht immer besonders klar.

Für Content Creator und Streamer bietet die Tiny 2 ebenfalls etwas. Die 4K-Auflösung und der große Sensor liefern Material, mit dem man gut arbeiten kann. Die PTZ-Funktionen ermöglichen dynamische Einstellungen, ohne dass man die Kamera anfassen muss. Ein Tipp für Streamer: Die Kamera lässt sich problemlos in OBS Studio integrieren.

Die eingebauten Mikrofone der Tiny 2 sind gut. Klar, sie ersetzen kein dediziertes USB-Mikrofon, aber für Videocalls sind sie ausreichend. Die Geräuschunterdrückung funktioniert gut und filtert störende Hintergrundgeräusche effektiv heraus.

Preis und Fazit

Mit einem Preis von aktuell 280 Euro ist die OBSBOT Tiny 2 sicher kein Schnäppchen. Auch für das Gebotene ist das noch ziemlich ordentlich. Man bekommt eine sehr gute Webcam mit cleveren KI-Funktionen, die besonders für Content Creator, Streamer oder Vielnutzer in Videokonferenzen einen echten Mehrwert bietet. Für den Otto Normalverbraucher ist das sicher mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail

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3 Kommentare

  1. Leider gibt es das OBSBOT Center nur für Windows oder macOS.
    Für die Steuerung unter Linux braucht man die Gesten, Fernbedienung oder virtuelle Maschine.
    Als direkter Konkurrent ist gerade die Insta360 Link 2 erschienen.

    • Eine Linux-Version vom OBSBOT Center ist aktuell in Beta-Testing:

      https://old.reddit.com/r/OBSBOT_Official/comments/1e939zw/obsbot_center_linux_beta_test/

      Die Insta 360 Link 2 scheint vom Preis und Sensor her eher mit der ebenfalls neu erschienenen OBSBOT Tiny 2 Lite in Konkurrenz zu treten. Könnte sogar sein, dass beide auf dem gleichen Sony STARVIS IMX678 Sensor basieren. Die Tiny 2 hat hingegen u.a. einen größeren Sensor (1/1,5″ vs 1/2″) mit 50MP statt 8MP.

      Als reine Webcams ohne PTZ stehen sich dann noch die OBSBOT Meet 2 4K und die Insta360 Link 2C gegenüber. Bin selbst hin und her gerissen; Linux-Support wird für mich wohl ausschlaggebend sein.

  2. Wir haben hier eine Tiny und eine Tiny 2 und die Möglichkeiten die man mit 2 PTZ Kameras hat, um Vorträge etwas lebendiger zu gestalten sind schon super.

    Klar das braucht man nicht für den online-Kaffee mit den Kollegen aber wenn man den ganzen Tag „virtuell dozieren“ muss, kann man mit den Teilen super ein paar Abwechslungen einbauen. Eine Skizze auf dem Whitboard oder mal ein Modell auf dem Tisch zeigen etc.

    Natürlich wird sich das irgendwann auch totlaufen, wenn es mehr Leute machen, aber ich habe inzwischen schon so oft stundenlang auf „Steckdosennasen“ schauen müssen, dass ich denke, dieses Invenst können einem die Zuhörer im semiprofessionellen Umfeld wert sein.

    Beide Kameras haben wir seit dem jeweiligen Erscheinen häufig im Einsatz und nie Probleme mit gehabt. Ganz selten verlieren sie mal die gespeicherten Positionen für die Direktanwahl, aber das war es dann auch.

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