Nutri-Score: Lebensmittelampel wird weitgehend ignoriert

Prangt auf vielen Produkten: der Nutri-Score, auch als Lebensmittelampel bekannt. Der soll auf einer Skala von A bis E, auch mit entsprechenden farblichen Kennzeichnungen von dunkelgrün bis dunkelrot, den Nährwert von Lebensmittel kennzeichnen. Eine neue Studie der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt allerdings, dass der Nutri-Score für zumindest die meisten Teilnehmer der Untersuchung keine echte Rolle beim Kauf spielt.

Befragt wurden für die Untersuchung 1.704 Menschen aus Deutschland. Durchgeführt hat diese Meinungsumfrage das Institut Forsa – zwischen dem 2. und 26. Mai 2023. Als Erhebungsmethode wurden computergestützte Telefoninterviews (CATI, Dual Frame) anhand eines strukturierten Fragebogens verwendet. Zu beachten ist, dass derlei Umfragen extrem fehleranfällig sind und eher als Momentaufnahmen bzw. Fingerzeig verstanden werden sollten.

Jedenfalls richten sich laut der Untersuchung 59 Prozent der Befragten nicht nach der Lebensmittelampel, wenn sie Nahrungsmittel einkaufen. Die TK erklärt sich das damit, dass die meisten Menschen wohl eher kaufen, was ihren persönlichen Geschmack anspricht. Auch gebe es viele Menschen, welche die Lebensmittelampel mit ihren Hintergründen nicht wirklich interpretieren könnten. Ebenfalls kommt dazu, dass viele Hersteller bzw. Produkte auf den Nutri-Score verzichten.

Immerhin: 38 % der Studienteilnehmer gaben an, sich beim Einkauf durchaus am Nutri-Score zu orientieren. Personen, die wiederum auf die Kennzeichnung achten, bevorzugen tendenziell auch eher gesündere Lebensmittel und kaufen seltener Fleisch. 5 % der Befragten orientieren sich stark am Nutri-Score, 33 % geben an dies immerhin „etwas“ zu tun. Wie schon angemerkt, sind das jedoch sehr fehleranfällige Angaben, da sie sehr interpretationsfähig sind und zudem Antworten aus sozialer Erwünschtheit möglich sind. Auch kann das Erinnerungsvermögen trügen. 2 %  der Befragten haben im Übrigen angegeben, dass die Lebensmittelampel ihnen so gar nichts sage.

Offen bleibt, ob sich Menschen gesünder ernähren, weil sie auf den Nutri-Score achten oder es eher umgekehrt läuft: Menschen, die sich ohnehin gesünder ernähren, schauen auch mal auf den Nutri-Score. Ich vermute beispielsweise eher letzteres.

Wie steht es denn bei euch? Achtet ihr auf die Lebensmittelampel? Ich schaue tatsächlich ab und an mal rauf – primär dann, wenn ich zwischen zwei ähnlichen Produkten stehe. Dann kann der Score zumindest ein Faktor sein, der eine Rolle spielt, auch wenn er nicht alleine den Ausschlag gibt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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71 Kommentare

  1. Bis zu diesem Artikel wusste ich nicht mal, dass es so was gibt.

    Das Zeichen habe ich bereits gesehen, hätte man aber mich gefragt, wo, hätte ich auf den Stromverbrauch bei PC-Monitoren getippt.

    • Hast du dir schon mal gedacht „Ich wiege zu viel/zu wenig! Ich muss was dagegen tun!“? Wenn nicht, brauchst du nicht zu wissen, dass es solche Kennzeichnungen gibt. Ich brauche es eigentlich auch nicht zu wissen, wenn ich Gewicht verliere erhöhe ich einfach mal wieder meine Burger-Pommes-Döner-Quote ein wenig, das hilft immer. 🙂
      Aber wenn ich die rote Ampel sehe beim Einkaufen, denke ich „Oh! Ein Produkt extra für mich gemacht? Wie nett!“ Ich kaufe aber auch, wenn die Ampel grün ist ohne schlechtes Gewissen.

  2. Das problem ist doch nicht, dass der Score per se schlecht ist. Das Problem ist zum einen die Freiwilligkeit, zum anderen die Dehnbarkeit durch die Lebensmittelindustrie. geschickte Lobbyarbeit hat das Ding doch so weit verwässern lassen, dass es gar keinen Sinn mehr macht.
    Ziel war ja auch nicht, Kunden etwas voruzuschreiben, wie das hier schon wieder dargestellt wird. Sondern eben als Tabelle für jeden selbst.

    Macht es verpflichtend, schreibt ins Gesetz wie die Inhaltsstoffe bewertet werden. Fertig.

  3. Die Zahlen sind doch eine echte Erfolgsstory, ganz ohne Witz! 2/3 der Bevölkerung ist Übergewichtig. 99% der Betroffenen sind Übergewichtig, weil sie nicht auf ihre Ernährung achten und sich zu wenig bewegen. Alle wissen das.
    Daran kann keine Kennzeichnung auf Lebensmitteln etwas ändern.
    Aber diejenigen, die mit ihrem Gewicht unzufrieden sind, bekommen die Möglichkeit in die Hand, ihre Ernährung zu verbessern ohne sich groß informieren zu müssen. Wer nicht will, der will eben nicht. Aber diejenigen die wollen, sollten nicht am können scheitern. Und genau dabei hilft die Ampel offensichtlich, wenn nur 2% sie gar nicht kennen. Selbst wenn diese 2% nur Übergewichtige Menschen wären, wäre das in Ordnung. Aber wahrscheinlich sind es eher diejenigen, die noch nie Probleme mit ihrem Körpergewicht hatten.
    Ich muss immer darauf achten, dass ich genug Kalorien zu mir nehme um nicht abzunehmen. Ich freue mich manchmal, wenn die Ampel unerwartet übel aussieht und merke mir, dass ich davon ruhig mehr futtern könnte… 🙂

  4. Gunar Gürgens says:

    Da das Ding sowieso nur beschiss ist, ist es auch gut, wenn das ignoriert wird.

  5. Der Nutriscore ist bei mir ein bevorzugter Indikator. Er macht Sinn beim Vergleich zwischen ähnlichen Produkten. zB. suchte ich letztens für längere Autofahrten fertige Kaffeegetränke. Die meisten haben E, während manche wenige B haben. Warum? Ein Blick in die Zutatenliste zeigt: Verzicht auf Emulgatoren, weniger Zucker, natürliche Zusatzstoffe.

    Der Nutriscore hat seinen Platz bei mir gefunden und er ist eine sinnvolle Ergänzung bei der Produktauswahl. Marken, die keinen Nutriscore haben muss ich mühsam rückseitig vergleichen und fallen tatsächlich durch.

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