Nura NuraTrue Pro: True-Wireless-In-Ears angehört
Der Markt der Kopfhörer bietet interessierten Käufern eine schier unendliche Auswahl an Geräten. Neben den im Mainstream dominierenden Herstellern wie Apple, Sony, Bose und Co. finden sich auch allerlei sehr gute Modelle von nicht so bekannten Herstellern dazwischen. Ich hatte seinerzeit das Overear-Modell von Nura namens Nuraphone im Test und war doch sehr angetan, wenngleich Nura das Modell gänzlich anders konzipierte. Vor kurzem hat der Hersteller mit den NuraTrue Pro ein weiteres True-Wireless-Modell auf den Markt geworfen, das ich Probehören durfte.
In der Box selbst findet ihr das Case, das logischerweise die Kopfhörer beinhaltet, Wings und Tips zum Austauschen, ein wenig Papier und ein Ladekabel. Das Case kommt abgerundet und wenig aufregend daher und besitzt an der Front Lade-LED, die euch den Status der einzelnen Buds und des Cases anzeigen. Ein USB-C-Port findet sich dort außerdem.
Die Buds selbst haben eine große runde Basis und besitzen glänzende Akzente. Die runde Fläche ist obendrein auch die Steuereinheit, mit der ihr bei verschiedenen Touch-Kombinationen verschiedene Aktionen ausführen könnt. Im Inneren der Buds werkelt ein 10-mm-Treiber mit einem Frequenzbereich von 20 Hz – 40.000 Hz. In puncto Technologie generell hat Nura hier nicht gekleckert, sondern geklotzt. Bluetooth 5.3 wird für die Verbindung genutzt und die Audio-Codecs aptX Lossless für besonders gute Qualität, aptX Adaptive, aptX Classic, AAC und SBC werden unterstützt.
Damit sind die NureTrue Pro die ersten Kopfhörer, die den neuen Lossless-Codec unterstützen. Für die Lossless-Übertragung muss man aber auch einen kompatiblen Sender besitzen, das wäre unter anderem ein Asus Zenfone 9, aber da bei mir nichts Passendes herum. Weiterhin benötigt ihr das entsprechende Material zum Anhören, das man beispielsweise bei dem Hi-Fi-Abo von TIDAL findet.
Steckt ihr die Buds ins Ohr, leitet euch eine Stimme durch den Einrichtungsprozess. Zum kompletten Setup ist eine App notwendig. Warum? Wie auch bei anderen Kopfhörer des Herstellers misst man per Test euer Gehör aus und erstellt ein ganz eigenes Hörprofil. Das geht einfach von der Hand und kostet euch initial 5 Minuten Lebenszeit in einem ruhigen Raum. Sobald das erledigt ist, bietet euch die App Hörbeispiele an und ihr könnt zwischen dem Standard-Preset und eurem ganz eigenen Hörprofil hin und her wechseln. Ihr werdet erstaunt sein, was das ausmacht. Der Ton ist deutlich differenzierter und in allen Belangen dem Standard-Profil überlegen.
Die NuraTrue Pro unterstützen Verbindungen zu mehr als einem Gerät gleichzeitig. Somit könnt ihr beispielsweise euren PC, das Tablet und das Handy verbinden und wechselt nahezu nahtlos zwischen diesen Geräten hin und her, je nachdem wo gerade ein Telefonat eingeht oder Ton abgespielt wird. Das ist ziemlich praktisch, können andere Modelle aber auch. Die Kopfhörer schalten auch dynamisch um, sobald ihr nur einen Bud im Ohr habt. Die Akkulaufzeit gibt der Hersteller mit 24 Stunden an, ich bin in meinem Test auf knapp 20 Stunden gekommen. Hier kommt es natürlich ganz auf die Nutzung an und vor allem in welcher Lautstärke ihr hört. Geladen wird wie bereits erwähnt über das Case, das ihr entweder per USB-C oder Qi-Standard mit Strom versorgt.
Die bereits erwähnte Geräuschunterdrückung funktioniert zwar einwandfrei, kann aber nicht mit den AirPods Pro oder Sonys In-Ears mithalten. Sie lässt sich auch nicht an- oder ausschalten. Ein sogenannter Social Mode steht euch auch zur Verfügung, den man auch schon von den AirPods und anderen In-Ears als Transparenzmodus kennt. Auch hier kann man Apple oder auch Sony nicht das Wasser reichen. Der Modus ist aber gut genug, dass man sich mit den Hörern im Ohr dennoch unterhalten kann. Hier ist Apple mit den AirPods Pro für mich nach wie vor die Referenz.
Die Bedienung der NuraTrue Pro geht einfach von der Hand und ist sehr flexibel. Sowohl links als auch rechts befindet sich ein Button, der in seinen Kombinationen frei belegbar ist. Ihr habt die Wahl zwischen einmal tippen, zweimal tippen, dreimal tippen oder doppelt tippen und halten. Jede dieser Optionen kann mit einer Aktion gekoppelt werden. So könnt ihr den Social Mode an/ausschalten, den Sprachassistenten aktivieren, lauter/leiser machen, Musik abspielen/pausieren, vor- oder zurückspringen und vieles mehr. Ihr habt also volle Freiheit bei der Steuerung.
Bevor wir den Klang beleuchten, noch ein paar Worte zum Tragekomfort. Die NuraTrue Pro besitzen keinen Ohrbügel und machen auf den ersten Blick einen relativ klobigen Eindruck. So könnte man annehmen, dass sie nicht besonders gut im Ohr säßen. Das Gegenteil ist bei mir der Fall. Jedes Ohr ist per se einzigartig und nur weil ich hier schreibe, dass die Kopfhörer gut sitzen, muss das bei euch nicht auch der Fall sein.
Es gibt einige Menschen, die überhaupt keine In-Ear-Kopfhörer tragen können, weil die Form des Ohrs es nicht zulässt. Ist das bei euch generell nicht der Fall, dann probiert die Dinger am besten selbst aus. Ihr dreht die Buds ins Ohr ein, sodass der Silikon-Tip sich in den Gehörgang schiebt und der Flügel einen gewissen Halt im Ohr hat. Selbst beim Joggen saßen die Buds bei mir ausgezeichnet. Auch nach längerem Tragen hatte ich keine Probleme. Daumen hoch dafür.
Wie klingen sie denn nun? Wie bereits erwähnt, konnte ich das volle Potenzial bzgl. Lossless-Wiedergabe nicht ausschöpfen. Ich testete aber mit einem iPhone 14 Pro Max, einem Pixel 6 Pro, einem MacBook Pro und über den separat erhältlichen Transmitter an PlayStation 5 und Xbox Series X. Zu erwähnen ist, dass der Hörtest am Anfang gemacht werden muss, um die Einrichtung überhaupt zu überstehen. Ohne ergibt die Nutzung ohnehin keinen Sinn.
Die NuraTrue Pro produzieren auch ohne Lossless-Unterstützung einen sehr detailreichen Klang und besitzen ein relativ balanciertes Klangbild, das dennoch druckvoll daherkommt. Vor allem in tiefen Frequenzbereich erzeugt der 10-mm-Treiber Volumen und über den Immersionsregler kann der geneigte Nutzer mehr Bass herauskitzeln. Ich würde fast sagen, dass die Standardeinstellung schon ein wenig too much Bass ist, aber das ist Geschmackssache. Fernab des Volumens sind die Details dennoch da.
In den Mitten findet man dasselbe Ergebnis vor, Detailreichtum mit sauberer Reproduktion der einzelnen Instrumente und auch bei einer Menge überlagernder Klänge kann der Kopfhörer dennoch glänzen. Die Höhen sind nicht ganz auf dem Niveau der Mitten oder der Bässe, aber dennoch einwandfrei und mit ordentlich Differenzierung. Höhere Lautstärken bringen die Treiber nicht ins Wanken.
Das Fazit ist demnach gut. Technisch packt Nura hier alles rein, was aktuell möglich ist und liefert einen Kopfhörer, der relativ zukunftssicher ist und obendrein gut klingt und gut sitzt. Die Vermessung eures Gehörs ist ein echter Zugewinn und auf einem besseren Niveau als bei der Konkurrenz.
Luft nach oben haben die NuraTrue Pro im Bereich des Social Modes und der Geräuschunterdrückung. Auch der Preis ist ordentlich. Knapp 360 Euro möchte Nura dafür haben. Da bekommt man auch die Top-Modelle der Konkurrenz, die ebenfalls mit einem sehr guten Klang, besserem ANC und Transparenzmodi ausgestattet sind.
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